In einem Strudel aus Macht, Intrigen und persönlichem Ehrgeiz entfaltet sich ein fesselndes Drama um zwei Königinnen, deren Schicksale unauflöslich miteinander verbunden sind. Maria Stuart und Elisabeth von England, Rivalinnen in Thronansprüchen und in der Liebe, stehen vor der alles entscheidenden Frage: Wie weit sind sie bereit zu gehen, um ihre Macht zu sichern und ihr Erbe zu bewahren? Schillers Meisterwerk entwirft ein Psychogramm zweier außergewöhnlicher Frauen, deren Handlungen von Pflicht, Neigung, Schuld und Verantwortung getrieben werden. Die Analyse enthüllt die tragischen Konsequenzen politischer Entscheidungen und die zerstörerische Kraft persönlicher Leidenschaften im Kontext des elisabethanischen Englands. Die moralphilosophische Betrachtung beleuchtet die inneren Konflikte der Protagonistinnen, die zwischen Staatsräson und ihrem eigenen Gewissen hin- und hergerissen sind. Elisabeth, die kluge und berechnende Herrscherin, kämpft mit der Bürde ihrer Krone und der Angst vor dem Verlust ihrer Autorität. Maria, die charismatische Gefangene, sehnt sich nach Freiheit und Gerechtigkeit, während sie gleichzeitig in ein Netz aus Verschwörungen und Verrat verstrickt ist. Das Zusammentreffen der beiden Königinnen kulminiert in einer explosiven Konfrontation, die die verborgenen Wunden und ungelösten Konflikte ihrer Vergangenheit offenbart. Intrigen am Hof, politische Ränkespiele und religiöse Spannungen bilden den Hintergrund für ein packendes Kammerspiel um Leben und Tod. Die Frage der Legitimität, die Bedeutung von Ehre und die Konsequenzen von Machtmissbrauch werden aufgeworfen und bis zum bitteren Ende durchgespielt. Tauchen Sie ein in eine Welt, in der die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen und die Entscheidungen Einzelner das Schicksal ganzer Nationen beeinflussen. Erleben Sie die Tragödie zweier Königinnen, deren Kampf um die Krone zu einem Kampf um ihre Seelen wird. Erforschen Sie die zeitlosen Themen von Gerechtigkeit, Vergebung und der menschlichen Natur im Spiegel eines historischen Dramas, das bis heute nichts von seiner Brisanz verloren hat.
MORALPHILOSOPHISCHE BETRACHTUNG VON SCHILLERS „MARIA STUART“
Eine zentrale Rolle in diesem Stück spielen vor allem die Zusammenhänge respektive Unterschiede von Pflicht und Neigung, von Charakter- und Schicksalstragik, auch von Schuld und Verantwortung. Tragik hat etwas mit Schuld zu tun, wen Schuld trifft, wird mitunter auch von Tragik getroffen oder v.v., da (in kantischen Worten) die Pflicht zu Gunsten der Neigung unterlassen wurde, (wirkliche) Schuld aber trifft nur den, der Verantwortung hat.
Die beiden Hauptfiguren, die Königinnen Maria und Elisabeth, tragen sehr viel Verantwortung (die eine sogar für der andern Leben), haben also grosse Pflichten, um so schädlicher und verheerender sind ihre Neigungen. Ihres Standes wegen hat Schiller diese beiden Frauen für sein Stück ausgewählt, er kann so sein Gedankengut besser postulieren (Ständeklausel: The higher one climbs, the lower he falls).
Zu Beginn des Stücks, im ersten Akt, tritt eine sehr selbstbewusste, weise, eben (innerlich) majestätische und verantwortungsvolle M. auf, trotz ihrer nicht beneidenswerten, demütigenden Situation. Sie ist selbstsicher, schliesslich will sie immer noch auf den Thron (v.a. wegen Familientradition) oder sich zumindest königliche Ehren zuteil kommen lassen, zeigt ihren im kantischen Sinne guten Willen [= nichts Einzelnes, Äusseres, Materielles, Persönliches, sondern Gewissen („Diese Flitter machen/ Die Königin nicht aus. Man kann uns niedrig/ Behandeln, nicht erniedrigen.“) ] und Verstand, ihre Neigung, die sie für ihre Pflicht hält, kategorischer Imperativ schimmert durch. M. ist sich ihrer Schuld und Verantwortung bewusst, weiss aber auch, dass Elisabeth die Verantwortung über sie selbst hat, daher Schicksalstragik; sie scheint zu wissen, dass es für einen Konflikt immer zwei Seiten braucht.
Im zweiten Akt tritt Elisabeth ins Geschehen. Pompös und (äusserlich) majestätisch tritt sie samt Gefolge auf. Französische (! da I/1 Kennedy zu Paulet: „Es sind französische Schriften.“ „Desto schlimmer! /Die Sprache redet Englands Feind.“) Gesandte bitten um Vermählung ihres Kronprinzen mit E. die sie weder befürwortet noch negiert. Später Diskussion um M., in der die Grafen geteilter Meinung sind, E. selber unentschieden (II/3„Mylords, ich hab nun eure Meinungen/ Gehört, und sag euch Dank für euren Eifer [...] will ich Eure Gründe prüfen,/ Und wählen was das Bessere mir dünkt.“) Offensichtlich, dass These und Antithese ständig im Wechseln, jedoch keine Synthese. Diese Unentschlossenheit mag mit E.s Position zusammen hängen. Immer wieder schimmert durch, dass E. sich ihrer Charaktertragik bewusst ist. So sagt sie zum Beispiel: ( II/2) „Die Könige sind nur Sklaven ihres Standes,/ Dem eigenen Herzen dürfen sie nicht folgen“, oder sie erkennt geradezu vorbildlich: (II/5) „ Was man scheint,/ Hat jedermann zum Richter, was man ist, hat keinen.“ Diese Aussagen deuten auch auf ihren eigenen guten Willen (im kant. Sinne) hin, auf ihre Fähigkeit, zwischen Neigung und Pflicht zu unterscheiden. Doch mit ihrem Plan, sich auf illegitimen Weg der M. zu entledigen, gibt sie auch preis, dass sie sich in ihrer Position unwohl fühlt, was Leben gefährdet, kein kategorischer Imperativ. Schuld da Verantwortung zu gross.
Leicester und Mortimer beraten eine allfällige Rettung der Maria. Mortimer hat den starken Willen (bes. wegen Trieb, Aussicht auf Ehre, Liebe) durch seiner Jugend Übermut und Lust, M. auf schnellstem, mutigstem Weg zu retten. Erkenntnis durch Sinnlichkeit. Leicester hingegen will sehr bedacht, sorgfältig vorgehen, denn er hat Erfahrung, Weisheit, eben Alter. Erkenntnis durch Verstand. Wille Guter Wille. Leicester hat Einfluss auf die Monarchin von England Treffen der königl. Halbschwestern versprochen.
Das Stück erreicht im dritten Akt mit dem Treffen der beiden Königinnen den Höhepunkt. Elisabeth tritt sehr hochmütig, ignorant und stolz auf, wirkt arrogant, Maria fasst sich zu Beginn des Treffens, unterdrückt den Trieb in ihr,([III/4]: „Ich will mich auch noch diesem unterwerfen./ Fahr hin, ohnmächt’ger Stolz der Seele!/ Ich will vergessen, wer ich bin[...]“ ) gar unterwürfig, allerdings verliert sie Ruhe und Geduld, als E. nicht so rasch und einfach auf ihren Wunsch eingeht. M.s Wille schaltet den eigenen guten Willen aus. Es folgt ein sich langsam steigender Ausbruch ihrer Wut, während dem sie E. als illegitimen Bastarden beschimpft. Die „schönste Frau dieser Zeit“ handelt ungeschickt, unbedacht, menschlich. Tragisch ist ihr Verhalten insofern, dass E. ihr dadurch schlecht gesinnt sein wird in einem Moment, in dem M. Kopf faktisch fällt. Zunehmend verungüstigt wird E. Gesinnung wegen einem auf sie gerichteten, misslungenem Attentat.
Eine aufgebrachte Elisabeth zu Beginn des vierten Aktes. Vermutet wird, dass M. das Attentat angeordnet hat. E. ist in der Zwickmühle, Burleigh fordert M.s Kopf, ihre Vernunft nicht, schliesslich unterschreibt sie. Schiller hebt hervor, dass E. nicht mit klarem, nüchternen Kopf abwägt, sondern sich verleiten lässt durch B. und das eben geschehene. Auch wenn sie in einem Soloauftritt ihren unglücklichen Job anprangert, (IV/10: „O Sklaverei des Volksdiensts![...] O der ist noch nicht König, der der Welt/ Gefallen muss!“) und sich über die Ungerechtigkeit in der Welt auslässt, so strömt ihr Monolog je länger desto deftiger zur These, das Böse in England komme von Maria. (VI/10: „Ein Bastard bin ich dir? - Unglückliche!/ Ich bin es nur, solange du lebst und atmest. [...] Sobald dem Briten keine Wahl mehr bleibt/ Bin ich im echten Ehebett geboren.“) Nach der Unterzeichnung des destruktiven Papiers will E. nichts mehr zu tun haben damit, ja sie erschrickt gar über ihre eigenen Unterschrift, legt es in die Hände des am schnellsten gefundenen Lords Davison. Offensichtlich ist sie sich der Konsequenzen ihrer Unterschrift nicht bewusst: (IV/11) „Ein Blatt Papier entscheidet/ Noch nicht, ein Name tötet nicht.“ Darauf Davison: „Dein Name Königin, unter dieser Schrift/ Entscheidet alles, tötet, ist ein Strahl/ Des Donners, der geflügelt trifft.“ Es ist zu spät, um E. zur Vernunft zu bringen. Trotzreaktionen, Launen ausgesetzt sein von (höchster staatl. Stufe) hat eben verheerende Folgen. E. kann nicht mit Verantwortung umgehen, deshalb Schuld wegen Verantwortung.
Vor dem Fall des Vorhangs, im fünften Akt, fällt M.s Kopf. Im letzten Akt tritt sie sehr religiös, mit Kreuz, und gottvertrauend auf. Sie geht als Königin in den Tod, in die Freiheit, wie sie selbst betont (V/6 „Warum weint ihr? Freuen solltet/ Ihr euch mit mir, dass meiner Leiden Ziel/ Nun endlich naht, dass[...] die frohe Seele sich/ Auf Engelsflügeln schwingt zur ew’gen Freiheit.“). Bei der Gelegenheit, ihrem alten Freund Melvil zu beichten, beschwichtigt M.: (V/7) „Ich habe alle Fürsten aufgeboten/ Mich aus unwürd’gen Banden zu befrein,/ Doch nie hab ich durch Vorsatz oder Tat/ Das Leben meiner Feindin angetastet!“. = Wollte ein 2. Mal nicht schuldig werden durch ihre Verantwortung und ihre Machtlust, hat also gelernt, = klug, gut im kant. Sinne; ihre Pflicht geht der Neigung vor, sie akzeptiert ihr trag. Schicksal ( Charakter), unglücklich, schlecht.
Schlecht schneidet Elisabeth ab. Bevor sie von der Hinrichtung erfährt, hört sie von Falschaussagen schottischer Schreiber der M., die das Todesurteil im Wesentlichen stützen. Will Hinrichtung vertagen, zu spät. E. sieht Wirkung ihrer Macht, unkluge Anwendung von Verantwortung nach Kant, deshalb (mit)schuldig (braucht ja immer 2); Pflicht zu Gunsten der Neigung vernachlässigt. Trag. Charakter, da ihre Reaktion nachvollziehbar, eventuell verständlich, menschlich königl. deswegen schlimm, katastrophal, inakzeptabel. Tragisch! E. = ‚Gefangene ihrer selbst‘
Häufig gestellte Fragen
Was ist die Hauptthematik von Schillers „Maria Stuart“?
Das Stück behandelt vor allem die Beziehungen und Unterschiede zwischen Pflicht und Neigung, Charakter- und Schicksalstragik sowie Schuld und Verantwortung. Tragik wird in Verbindung mit Schuld gesehen, wobei die Frage aufgeworfen wird, wer Schuld trägt und inwieweit Tragik damit verbunden ist, insbesondere wenn Pflichten zugunsten von Neigungen vernachlässigt werden. Es wird betont, dass Schuld nur denjenigen trifft, der auch Verantwortung trägt.
Welche Rollen spielen Maria und Elisabeth in Bezug auf Verantwortung?
Maria und Elisabeth tragen als Königinnen große Verantwortung, was ihre Neigungen umso schädlicher macht. Schiller wählte diese Figuren, um seine philosophischen Gedankengänge besser zu veranschaulichen. Maria zeigt zu Beginn des Stücks Selbstbewusstsein und Verantwortungsbewusstsein, obwohl sie sich in einer demütigenden Situation befindet. Elisabeth hingegen ist von Anfang an mit ihrer Charaktertragik konfrontiert.
Wie wird Marias Charakter im ersten Akt dargestellt?
Maria wird als selbstbewusst, weise und innerlich majestätisch dargestellt, trotz ihrer schwierigen Lage. Sie strebt weiterhin nach dem Thron, zumindest wegen der Familientradition, und zeigt einen guten Willen im kantischen Sinne. Sie ist sich ihrer Schuld und Verantwortung bewusst, erkennt aber auch Elisabeths Verantwortung für sie.
Wie tritt Elisabeth im zweiten Akt auf und welche inneren Konflikte werden deutlich?
Elisabeth tritt pompös und äußerlich majestätisch auf. Sie ist unentschlossen in Bezug auf die Heirat und die Behandlung Marias, was ihre innere Zerrissenheit widerspiegelt. Sie ist sich ihrer Charaktertragik bewusst und erkennt die Diskrepanz zwischen Schein und Sein. Ihr Plan, Maria auf illegitime Weise zu beseitigen, zeigt jedoch, dass sie sich in ihrer Position unwohl fühlt.
Welche Rolle spielen Leicester und Mortimer im Stück?
Leicester und Mortimer beraten über eine mögliche Rettung Marias. Mortimer wird durch seine Jugend und Leidenschaft angetrieben, während Leicester aufgrund seiner Erfahrung und Weisheit vorsichtiger vorgeht. Leicester hat Einfluss auf Elisabeth und verspricht ein Treffen der Königinnen.
Was geschieht beim Treffen der Königinnen im dritten Akt?
Das Treffen der Königinnen stellt den Höhepunkt des Stücks dar. Elisabeth tritt hochmütig auf, während Maria zunächst versucht, ihre Triebe zu unterdrücken. Als Elisabeth nicht auf ihre Wünsche eingeht, verliert Maria die Beherrschung und beschimpft Elisabeth. Dieses ungeschickte Verhalten führt dazu, dass Elisabeth ihr schlecht gesinnt ist.
Wie wird Elisabeths Verhalten im vierten Akt dargestellt?
Elisabeth ist aufgebracht und vermutet, dass Maria das Attentat angeordnet hat. Sie befindet sich in einer Zwickmühle, unterschreibt aber schließlich das Todesurteil Marias, beeinflusst von Burleigh und den jüngsten Ereignissen. Sie zeigt sich jedoch von ihrer eigenen Unterschrift erschrocken und versucht, die Verantwortung abzugeben. Es wird deutlich, dass sie nicht mit ihrer Verantwortung umgehen kann.
Wie verläuft Marias Tod im fünften Akt?
Maria tritt im letzten Akt sehr religiös und gottvertrauend auf. Sie geht als Königin in den Tod und betont ihre Freiheit. Sie beichtet ihrem Freund Melvil und beteuert, dass sie nie versucht habe, Elisabeth zu töten. Sie hat gelernt, ihre Pflicht über ihre Neigung zu stellen und akzeptiert ihr tragisches Schicksal.
Wie wird Elisabeth am Ende des Stücks dargestellt?
Elisabeth schneidet schlecht ab. Sie erfährt von Falschaussagen, die das Todesurteil Marias stützen. Sie will die Hinrichtung vertagen, aber es ist zu spät. Sie erkennt die Auswirkungen ihrer Macht und wird für ihren unklugen Umgang mit Verantwortung kritisiert. Sie wird als "Gefangene ihrer selbst" dargestellt.
Welche weiteren tragischen Entwicklungen gibt es am Ende des Stücks?
Shrewsbury, ein langjähriger Berater Elisabeths, geht in Pension, und Leicester, ihr Vertrauter, flieht nach Frankreich. England wird weiterhin Probleme mit der katholischen Kirche und Frankreich haben.
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- Gallus Ineichen (Author), 2001, Schiller, Friedrich - Maria Stuart - Moralphilosophie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104925