Nach 13jähriger Wanderzeit durch die Provinzen Frankreichs kehrt Molière im Jahre 1658 mit seiner Schauspieltruppe in die Hauptstadt Paris zurück. Er und die Gruppe haben während ihrer Abwesenheit derart an schauspielerischer Erfahrung gewonnen, dass es ihnen bald gelingt die Gunst des jungen Ludwig XIV. zu erlangen. Der Sonnenkönig lässt sich lieber von Molières Farcen als von den Dramen Corneilles unterhalten. (vgl. Köhler 1983, 12f)
In Frankreich gibt es zu dieser Zeit noch keine entwickelte Komödienkultur, noch nichts Normgebendes1. Die frühen Stücke Molières ahmen Züge verschiedener Komödientraditionen, u.a. der Farce und der italienischen Commedia dell’arte nach und sind zunächst nur als „petit divertissement ... als heitere Dreingabe“ (Köhler 1983, 13) im Anschluss an eine Tragödie gedacht.
Für seine 1659 uraufgeführten Précieuses ridicules entnimmt der Dichter die Thematik erstmals der Gegenwartsgesellschaft und landet einen großen Erfolg. Der Weg zur Charakterkomödie ist geebnet: die Ecole des femmes (1662) gilt als die erste grande comédie (vgl. Köhler 1983, 28). Doch mit dem Triumph melden sich Neider und Feinde zu Wort, denen gegenüber sich Molière mit den Einaktern La Critique de l’Ecole des femmes (1663) und L’Impromptu de Versailles (1663) rechtfertigt. Sein Tartuffe wird sogar so heftig kritisiert, dass er ihn zweimal ändern muss, bis endlich die dritte Fassung (1669) akzeptiert wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zur Entstehung der ersten beiden großen Komödien: L'Ecole des femmes und Le Tartuffe
- Molières Situation im 17. Jahrhundert
- Gesellschaftskritik in der Ecole des femmes und im Tartuffe
- Les querelles
- Die Komödie vor Molière
- Molières Komödienpoetik
- Quellen der Intentionen Molières
- La Critique de l'école des femmes
- L'Impromptu de Versailles
- Placets au roi
- Préface du Tartuffe
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Molières Schaffen zur Zeit seines Durchbruchs mit den Stücken "L'Ecole des femmes" und "Le Tartuffe". Im Fokus steht die Analyse seiner Intentionen, seiner Zielgruppen und seines Verständnisses von Komödie vor dem Hintergrund der heftigen Kritik, die er zu dieser Zeit erfuhr.
- Molières Position in der französischen Gesellschaft des 17. Jahrhunderts
- Die Gesellschaftskritik in "L'Ecole des femmes" und "Le Tartuffe"
- Die Auseinandersetzungen ("querelles") um Molières Stücke
- Molières Komödienpoetik im Kontext der aristotelischen Poetik
- Die Entwicklung von Molières Werk und seine Reaktion auf Kritik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beschreibt Molières Rückkehr nach Paris und seinen Aufstieg zum Erfolg beim jungen König Ludwig XIV. Das zweite Kapitel analysiert die Entstehung von "L'Ecole des femmes" und "Le Tartuffe", beleuchtet Molières gesellschaftliche Situation und seine scharfe Gesellschaftskritik in beiden Stücken. Die "querelles", die diese Stücke auslösten, werden ebenfalls diskutiert. Das dritte Kapitel befasst sich mit der Komödientradition vor Molière und dem Einfluss der aristotelischen Poetik.
Schlüsselwörter
Molière, Komödie, Gesellschaftskritik, "L'Ecole des femmes", "Le Tartuffe", "querelles", Aristotelische Poetik, Heuchelei, klassisches Frankreich, Ludwig XIV.
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- Katharina Kreiser (Author), 2001, Molières Komödienpoetik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104768