Bolivien
Fläche: 1 098 581 km2
Einwohner: 7,524 Mio.
Hauptstadt: Sucre
Regierungssitz: La Paz
Amtssprachen: Spanisch, Quechua, Aymara Nationalfeiertag: 6.8.
Währung: 1 Boliviano Bs.= 100 Centavos (c.)
Zeitzone: MEZ - 5 Std.
Bolivien, Republik in Südamerika, die im Norden und Osten an Brasilien, im Süden an Paraguay und Argentinien und im Westen an Chile und Peru grenzt. Bolivien ist neben Paraguay der einzige Binnenstaat Südamerikas. Das fünftgrößte Land Südamerikas (nach Brasilien, Argentinien, Peru und Kolumbien) erstreckt sich von Norden nach Süden über eine Länge von 1 530 Kilometern, von Osten nach Westen ist es 1 450 Kilometer lang. Die Fläche beträgt 1 098 581 Quadratkilometer. Die verfassungsmäßige Hauptstadt ist Sucre, der Regierungssitz liegt in La Paz.
Land
Bolivien ist ein Andenland, das Hochgebirge erstreckt sich von Norden nach Süden im westlichen Teil des Landes. Im Westen, an der Grenze zu Chile, liegt die Westkordillere (Cordillera Occidental), im Nordosten die Ostkordillere (Cordillera Real), das Kernstück der Anden. Beide umgrenzen das Bolivianische Hochland. In der Cordillera Real erreichen die Anden mit dem Illimani (6 882 Meter) und dem Illampu (6 550 Meter) ihre größten Höhen.
Physische Geographie
Bolivien setzt sich aus drei unterschiedlichen Regionen zusammen: dem Bolivianischen Hochland, den Yungas, einer stark bewaldeten Region des östlichen Bolivianischen Berglandes, sowie dem im Osten gelegenen Tiefland (Llanos). Der bolivianische Teil des auf 3 600 bis 4 000 Metern gelegenen Altiplano ist etwa 800 Kilometer lang und 130 Kilometer breit und liegt zwischen der Cordillera Occidental und der Cordillera Real. Im Norden, in dem ein Großteil der Bevölkerung und Industrie des Landes angesiedelt ist, befindet sich der Titicacasee,, der höchste schiffbare See der Welt und größter See Südamerikas. Der südliche Teil des Hochplateaus ist trocken und unfruchtbar. An der Ostabdachung der Anden entfalten sich die tiefen Täler der Yungas.
Im Nordosten Boliviens erstrecken sich Ausläufer des Amazonas-Tieflands mit feuchtheißen Regenwäldern. In einem Großteil dieser Region bilden sich während der Regenzeit (Dezember, Januar und Februar) Sümpfe. Große Gebiete fruchtbarer Weiden liegen jedoch über der Hochwasserlinie. Im Südosten befinden sich, durch das Bergland von Chiquitos (1 070 Meter) getrennt, die trockenheißen Ebenen des Gran Chaco.
Flüsse und Seen
Die Täler und Ebenen im Norden und Nordosten des Landes werden durch den Rio Beni und seinen wichtigsten Nebenfluss, den Madre de Diós, sowie den Rio Guaporé, Grenzfluss zu Brasilien, und den Rio Mamoré entwässert. Der Rio Pilcomayo, der wichtigste Fluss im Südosten Boliviens, fließt durch die Chaco-Ebene in den Paraguay und mündet in den Río de la Plata. Der Rio Desaguadero, ein Ausfluss des Titicacasees, fließt im Südosten in den Poopósee.
Klima
Obwohl Bolivien in den Tropen liegt, bedingen die großen Höhenunterschiede des Landes ein unterschiedliches Klima. In den höher gelegenen Regionen ist das Klima kalt und trocken, im Altiplano und Tiefland herrscht ein feuchtheißes bis trockenes Klima. Die Durchschnittstemperaturen liegen zwischen 8,3 °C im Altiplano und 26,1 °C in den am höchsten gelegenen Tälern.
Flora und Fauna
Aufgrund der verschiedenen Höhenstufen kommen in Bolivien nahezu alle Vegetationszonen vor. Das baumlose, zentrale Hochbecken wird von Ichugräsern und Zwergsträuchern bewachsen. Gummibäume sowie über 2 000 Hartholzarten sind in den tropischen Wäldern im Osten des Landes zu finden. Das Lama, das hauptsächlich im Altiplano beheimatet ist, dient als Lasttier und Lieferant für Milch, Fleisch und Wolle. Alpakas, Vikunjas und Guanakos leben ebenfalls in der Hochebene. Affen, Pumas, Jaguare, Gürteltiere sowie eine Vielzahl von Reptilien-, Vogel- und Insektenarten sind hauptsächlich in den tropischen Regenwäldern beheimatet. In den Savannen leben Nandus, giftige Schlangen und Termiten. Der Kondor, größter flugfähiger Landvogel, ist in den Anden und dem Hochland zu Hause.
Bevölkerung
Bolivien hat etwa 7,2 Millionen Einwohner. Die Bevölkerungsdichte zählt mit sieben Einwohnern pro Quadratkilometer zu den niedrigsten Südamerikas. Die Lebenserwartung liegt für Männer bei 62 Jahren und für Frauen bei 67 Jahren. Etwa 55 Prozent der Bevölkerung zählen zu den Ketschua und Aimará, etwa 30 Prozent sind Mestizen. Die übrigen Bewohner des Landes sind Weiße und Nachkommen der altspanischen Kolonisten. Etwa die Hälfte der Bevölkerung lebt in ländlichen Gebieten.
Sprache und Religion
Spanisch, Ketschua und Aimará sind die offiziellen Landessprachen. Über 90 Prozent der Bolivianer gehören der katholischen Kirche an.
Wichtige Städte
La Paz ist mit 1,2 Millionen Einwohnern die größte Stadt des Landes. Weitere bedeutende Städte sind Santa Cruz (700 000 Einwohner), wichtiges Handelszentrum; Cochabamba (410 000 Einwohner), das in einem fruchtbaren Anbaugebiet liegt, Oruro (180 000 Einwohner) und Potosí (120 000 Einwohner), die beide in einem Gebiet mit großem Erzvorkommen liegen.
Ich selbst hatte mit 11 Jahren die Möglichkeit nach B. zu reisen um Spendengelder für ein Waisenhaus in Santa Cruz zu überbringen. Diese wurden dort dringend benötigt, da in B. ein ganz starkes Gefälle sozialer Art besteht.
Soziales
Das Gesundheitswesen Boliviens ist nur schwach entwickelt. Die Säuglingssterblichkeit des Landes ist eine der höchsten Südamerikas. Malaria, Ruhr und Tuberkulose sind weit verbreitet und stellen ein Problem für die Gesundheit der Bevölkerung dar. Die medizinische Versorgung ist besonders in ländlichen Gebieten unzureichend. Bolivien bietet ein umfassendes Sozialversicherungssystem, das jedoch weniger als die Hälfte der Bevölkerung erfasst.
Aus diesem Grund hat ein Zahnarzt ein Jahr nach meiner Reise nach B. eine nicht mehr benötigten Zahnarztstuhl nach B. gespendet und ist selbst für vier Wochen unentgeltlich in Santa Cruz tätig gewesen, um den dortigen Zahnarzt einzuarbeiten.
Mich beeindruckte besonders Lydia Wiedermann. Seit über dreißig Jahren lebt die deutsche Frau in Santa Cruz de la Sierra und kümmerte sich zunächst als SOS Kinderdorfhelferin um Waisen und Straßenkinder.
1991 gründete sie gemeinsam mit anderen Helfern das durch Spenden finanzierte Kinderheim „Mano Amiga“. Lydia selbst nutzt ihre ganze Rente für dieses Kinderheim, ein Waisenhaus.
Saalfeld übernahm die Patenschaft über diese Initiative. Alljährlich zu verschiedenen Zeiten fahren Mitglieder des in Saalfeld gegründeten Vereins nach Bolivien und überbringen neue Spendengelder.
Bildung und Kultur
Zwischen dem 6. und 14. Lebensjahr besteht eine Schulpflicht, die von 40 Prozent der Schulpflichtigen wahrgenommen wird. Die Analphabetenrate liegt bei 35 Prozent.
An den Hochschulen sind etwa 100 000 Studenten eingeschrieben. Die überwiegende Mehrheit der Schulen befindet sich in Städten, die Landbevölkerung erhält eine geringe oder keine Schulbildung.
Universitäten gibt es in Sucre und La Paz, Cochabamba, Llallagua, Oruro, Potosí, Santa Cruz. Tarija und Trinidad verfügen über Fachschulen. Die St.-Francis-Xavier-Universität (1624 gegründet) in Sucre ist eine der ältesten Universitäten Amerikas. Die Universität von San Andrés (1830) in La Paz ist mit 37 000 Studenten die größte Universität Boliviens. Die Spanisch sprechende Bevölkerung, die größtenteils europäischen Ursprungs ist, verfügt über eine höhere Bildung und ist wirtschaftlich besser gestellt als die einheimischen Ketschua und Aimará.
Auf meiner Reise besuchten wir auch die Schule in Samaipata. Wir konnten es kaum glauben, dass es in dieser Schule nur ein Schulbuch je Klasse gab. Von einem Teil unserer Spendengelder wurden neue Bücher angeschafft.
Kunst und Musik
Die Kleidung, Sprache, Architektur und Lebensweise der einheimischen Bevölkerung hält an den Traditionen ihrer vorkolonialen Vorfahren fest, die sich jedoch teilweise mit spanischen Bräuchen vermischt hat. Die Kleidung ist bunt und den Anforderungen des Lebens in großen Höhen angepasst. Feiertage und religiöse Feste werden mit Tänzen und Feiern begangen.
Verwaltung und Politik
Bolivien ist nach der 1947 verfassten und mehrfach geänderten Verfassung eine Präsidialrepublik.
Politik
Nach der Wahl vom 6. Juni 1993 sind die Nationalistische Revolutionsbewegung (MNR) und die Patriotische Übereinstimmung (AP) die stärksten Parteien Boliviens.
Verteidigung
Es besteht ein allgemeiner Wehrdienst, doch wird in der Praxis nur ein kleiner Prozentsatz der registrierten Wehrpflichtigen einberufen. Die Streitkräfte haben eine Stärke von 33 500 Mann.
Wirtschaft
Bolivien gehört trotz seines Reichtums an Bodenschätzen zu den am wenigsten entwickelten Ländern Südamerikas. Obwohl die größten Bergbauunternehmen in den fünfziger Jahren verstaatlicht wurden, hat die bolivianische Regierung die Entwicklung der privaten Industrie und Investitionen ausländischen Kapitals aktiv gefördert.
Wirtschaft, Verkehr:
Die wichtigsten landwirtschaftlichen Gebiete liegen um den Titicacasee und in den Talbecken des Ostbolivianischen Berglandes. Angebaut werden Kartoffeln, Mais, Bohnen, Obst, Kakao, Kaffee und Bananen. Nach Schätzungen nimmt der illegale Anbau von Kokasträuchern rd. 70% der Nutzfläche ein. Im Hochland werden Schafe, Rinder, Schweine, Lamas und Alpakas gehalten. Reiche Bodenschätze; bedeudenter Zinnbergbau, Erdöl und Erdgas werden im Tiefland gefördert. Neben Erdölraffinerien gibt es Nahrungsmittel-, Textil-, Holz-, Papier- und chem. Industrie. Das Schienennetz ist 3.642 km lang und verbindet B. mit den chilenische Häfen Arica und Antofagasta sowie von Sucre aus mit dem argentinischem Eisenbahnnetz. Die Länge des Straßennetzes beträgt 41.000 km. Internat. ¡ sind La Paz und Santa Cruz
Währung und Bankwesen
Die Landeswährung ist der Boliviano (= 100 Centavos). Die Banco Central de Bolivia ist die alleinige Notenbank des Landes schiffbar.
Gewerkschaften
Fast alle Arbeitnehmer, die nicht in landwirtschaftlichen Betrieben arbeiten, sind in den Gewerkschaften des COB (Central Obrera Boliviana: Bolivianische Arbeiterzentrale), dem zentralen Gewerkschaftsbund, organisiert. Nach der Revolution von 1952 wurde eine Gewerkschaft der Bauern gegründet.
Geschichte:
Zw. 200 v. Chr. und 600 n. Chr. entstand im südl. Titicacabecken Tiahuanaco, Zentrum eines größeren Reiches, das nach 800 zersplitterte. Ab etwa 1460 unterwarfen die Inkas das bolivian. Hochland. 1533 zogen die ersten Spanier zum Titicacasee. In der Kolonialzeit war B., damals Oberperu gen., meist eng mit Peru verbunden. Am 6. 8. 1825 erklärte Oberperu seine Unabhängigkeit; es erhielt nach S. Bolívar den Namen Bolivien. Die 1836 nach der Eroberung von Peru verkündete bolivianisch- peruanische Union bestand nur bis 1839. B. verlor im Pazif. Krieg gegen Chile (1879-83) das umstrittene Gebiet Atacama, nach dem Krieg 1902/03 gegen Brasilien das Acre-Gebiet im NO, nach dem Chacokrieg (1932-35) den größten Teil des Gran Chaco 1938 an Paraguay. 1952 übernahm die Nat. Revolutionsbewegung unter V. Paz Estenssoro mithilfe der Minenarbeiter die Macht, 1964 die Armee unter General R. Barrientos Ortuño. Mithilfe der USA gelang die Unterdrückung eines Partisanenkrieges einer von E. ›Che‹ Guevara geführten Guerillagruppe. Seit 1970/71 kam es zu zahlr. Putschen, in deren Verlauf die Militärs die Macht oft nur für kurze Zeit an sich reißen konnten. Die im Sommer 1979 abgehaltenen Präsidentschaftswahlen brachten keinen Sieger. Die Wahlen vom Juni 1980 gewann die Unión Democrática Popular (UDP) unter H. Siles Zuazo, der jedoch erst nach erneuter Militärherrschaft L. García Meza, C.Torrelio Villa und Präsidentschaftswahlen im Okt. 1982 die Regierung übernehmen konnte. Bei seinen Versuchen, das hoch verschuldete und durch soziale Krisen bedrängte Land zu stabilisieren, scheiterte Siles Zuazo vor allem an der erstarkten und radikaler gewordenen Gewerkschaftsbewegung Central Obrera Boliviana (COB). Die Präsidentschaftswahlen von 1985 entschied V. Paz Estenssoro als Kandidat des MNR für sich. Bei den Wahlen 1989 konnte sich kein Kandidat durchsetzen, daher bestimmte der Kongress im Aug. 1989 J. Paz Zamora zum neuen Präsidenten. Diesem folgte im Aug. 1993 in einem demokrat. Machtwechsel G.Sánchez de Lozada und 1997 H.Banzer. Durch die Überlassung von Nutzungsrechten an der peruanischen Hafenstadt Ilo mit Freihandelszone für zunächst 50)Jahre und der Verpachtung eines 5km langen Küstenstreifens erhielt B. 1993 erstmals seit 1879 wieder Zugang zum Pazifik.
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- Ulli Lukas (Author), 2001, Geologische Fakten, Kultur und Ökonomie des Landes Bolivien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104741
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