Das Wesen der Hausmaus (Mus musculus domesticus)
1.) Herkunft
Das Ursprungsgebiet der Hausmaus liegt in den Steppenlandschaften Asiens.
Heute findet man Mäuse, als Kulturfolger des Menschen, auf der ganzen Welt verbreitet.
2.) Aussehen
Die Hausmaus ist 10 bis 15 cm lang und grau bis schwärzlich, unterseits heller gefärbt. Ihr Schwanz ist meist etwas länger als der Körper.
Die Hausmaus ist neben dem Menschen das zahlreichste Säugetier auf der Welt. Sie gehört zur Familie der Nagetiere. Durch die enorm widerstandsfähigen, vorgelagerten Schneidezähne sind sie in der Lage, alle natürlichen Bestandteile zu zernagen, um Nahrung, Schlupfwinkel und Nistmaterial zu gewinnen. Aufgrund des ständigen Nachwachsens dieser Zähne sind Mäuse geradezu gezwungen, ständig, also auch ohne fressen zu wollen, Material zu benagen, um ihre Nagezähne abzuschleifen. Werden im Laborversuch Mäuse an der Ausübung dieses Triebes gehindert, wachsen die Schneidezähne immer weiter, so dass die Tiere nicht mehr in der Lage sind, Nahrung aufzunehmen. Somit besitzt das Nagen sowohl für Mäuse als auch für alle anderen Nagetiere, eine überlebenswichtige Bedeutung und ist durch einen Trieb gesichert.
Auf der Härteskala liegt die Härte von Nagetierzähnen bei 9,6 (Diamant besitzt den Härtegrad 10). Somit sind Mäuse in der Lage, fast alle Gegenstände, sowohl Beton als auch Bleche, vorausgesetzt sie finden eine Ansatzstelle, zu zernagen.
3.) Orientierung
Hausmäuse sind kurzsichtig und farbenblind, können jedoch einen Wechsel der Lichtstärke sehr gut feststellen, d.h. ihr Sehsinn ist sehr gut an die Bedürfnisse ihrer Dämmerungs- bzw. Nachtaktivität angepasst. Eine besondere Rolle für die Orientierung in der Dunkelheit spielt das Orientierungsgefühl und der Tastsinn, wobei der Tastsinn in den Schnurrbarthaaren und speziellen Tasthaaren am Körper lokalisiert ist. Er vermittelt bei Kontakt mit Gegenständen dem Tier das Gefühl sich gesichert zu bewegen. Aus diesem Grund bewegen sich Mäuse innerhalb von Gebäuden vorwiegend entlang von Wänden oder anderen, der Orientierung dienenden Oberflächen. Weiterhin sind Geruch- und Hörsinn hervorragend ausgebildet und spielen vor allem für die Früherkennung von Gefahren entscheidende Rollen.
4.) Entwicklung
Ihre weite Verbreitung verdankt die Hausmaus vor allem ihrem Fortpflanzungsvermögen. Eine Maus wird innerhalb von 42 Tagen geschlechtsreif. Ein Weibchen wirft nach einer 19 - 21 tägigen Trächtigkeit rund 6 Junge, wobei in der Regel 5 bis 8 Würfe pro Jahr stattfinden. Somit kann ein Mäusepärchen, vorausgesetzt alle Jungen und deren Nachkommen überleben, innerhalb eines Jahres bis zu 2.000 Tiere zeugen. Die Lebenserwartung von Mäusen liegt bei maximal 1,5 Jahren, ist in der Regel aber meist kürzer. Im Gegensatz zu den Ratten leben Hausmäuse in kleineren Familienverbänden, wobei ein Männchen mehrere Weibchen in seinem Revier hat. Zur Kennzeichnung ihres Reviers geben die Männchen ständig Urintröpfchen als Geruchsmarken ab. Wird die Population des Familienverbandes zu groß, werden die herangewachsenen Jungtiere verbissen und müssen sich einen neuen Lebensbereich suchen. Die Größe eines Familienverbandes wird durch das Nahrungsangebot bestimmt.
5.) Ernährung
Die Nahrung der Hausmaus besteht aus allen möglichen Abfällen, Produkten pflanzlicher und tierischer Herkunft sowie aus Insekten. Hausmäuse leben in Mitteleuropa fast ausschließlich in unmittelbarer Nähe des Menschen. Sie bewohnen Bauernhöfe, Supermärkte, Wohnhäuser und Lebensmittelbetriebe jeglicher Art. Sobald in einem Gebäude Unterschlupf- und Ernährungsmöglichkeiten vorhanden sind, ist es potentiell für Hausmäuse geeignet. Eine Wasserquelle ist keine Grundvoraussetzung für die Existenz einer Mäusepopulation, da der normale Wassergehalt menschlicher Nahrungsmittel für Mäuse ausreicht, ebenso wenig werden sie als ehemalige Steppenbewohner durch Trockenheit beeinflusst.
6.) Lebensraum
Das Bemühen der Mäuse ist es, ihren Unterschlupf einerseits so nahe wie möglich an die Nahrungsquelle heranzulegen und andererseits dabei möglichst ungestört zu sein. Der Aktionsradius beträgt normalerweise 10 m und wird nur größer, wenn in der Nähe ihrer Nahrungsquelle keine Unterschlupfmöglichkeit vorhanden oder dieser bereits durch andere Mäuse besetzt ist. Als Nistmaterial dienen alle heu- oder papierartigen Substanzen, die mit Wolle bzw. Körperhaaren ausgekleidet werden. In Gebäuden oder Betrieben werden Mäuse entweder über Warenlieferungen eingeschleppt oder sie wandern aktiv von benachbarten, befallenen Gebäuden oder Bereichen zu.
7.) Versuchstierhaltung
Mäuse und Ratten sind heute die am häufigsten verwendeten Versuchstiere (80- 90 % des Gesamtverbrauchs). Sie sind, da sie in der Natur keine Einzelgänger sind, stets in Gruppen zu halten. Die Gruppengröße hängt von der Käfiggröße ab. Dabei ist auch auf die Käfigauswahl zu achten sollten die Gitterstäbe weiter als 9 mm voneinander entfernt sein, können Mäuse entweichen.
Für die Gruppenzusammensetzung bei den einzelnen Tierarten gilt:
Weibliche Tiere sind in der Regel gut verträglich.
Männchengruppen müssen gleich nach dem Absetzten gebildet werden und selbst dann kann es bei gewissen Stämmen ab dem Alter von 10 - 12 Wochen zu Beißereien kommen, welche oft mit dem Tode des Verlierers enden. Erwachsene Männchen, besonders Zuchttiere, dürfen niemals zusammengesetzt werden. Nagerkäfige sind in der Regel einmal pro Woche zu reinigen. Häufigeres Reinigen oder Auswechseln der Käfige ist nicht zu empfehlen, da dabei die Duftmarkierungen in der Einstreu entfernt werden, was zu großer Unruhe und Instabilität in der Gruppe führen kann. Bei empfindlichen Inzuchtstämmen mit frischem Wurf kann es von Vorteil sein, das Käfigwechseln zu unterlassen, damit die Elterntiere nicht gestört werden und evtl. die Neugeborenen auffressen.
Ideale Raumtemperatur für die Nagerhaltung ist 19 - 23 C. Für Zuchttiere und die Haltung von Nackt-Mutanten kann die Temperatur nach Bedarf erhöht werden. Die Luftfeuchtigkeit sollte zwischen 50 und 60 % liegen.
Mäuse werden mit zwei Fingern an der Schwanzwurzel hochgehoben. Die Schwanzhaut der Maus ist sehr fein und kann leicht abreißen. Es ist deshalb wichtig, dass die Tiere niemals an der Schwanzspitze gefasst werden. Die Tiere sind möglichst bald auf eine feste Unterlage (Käfigdeckel, Tisch, Hand) abzusetzen. Mäuse sind außerhalb des Käfigs immer sichernd an der Schwanzwurzel zu halten. In Ausnahmefällen können Mäuse auch mit einer großen Pinzette an der Schwanzwurzel oder dem Nackenfell hochgehoben werden (Isolator). Die Pinzettenspitzen müssen mit Gummi umwickelt sein. Bei dieser Methode gewöhnen sich die Tiere aber viel weniger an den Menschen und bleiben immer scheu.
Für gewisse Prozeduren müssen Mäuse im Zwangsgriff fixiert werden. Das Tier wird an der Schwanzwurzel auf einer griffigen Unterlage (Käfigdeckel) leicht gestreckt. Mit Daumen und Zeigefinger der anderen Hand wird das Nackenfell der Maus gefasst. Die restlichen Finger fixieren die Rückenhaut und der kleine Finger der Schwanz.
8.) Befallsspuren der Hausmaus
Zur Ermittlung ob und in welcher Stärke ein Mäusebefall vorliegt ist eine gründliche Inspektion notwendig.
Selbst bei schwerem Befall sieht man nur sehr selten lebende Tiere. Deshalb wird während einer Inspektion vorwiegend nach Anzeichen und Spuren gesucht, die auf die Anwesenheit der Tiere schließen lassen. Wenn am Tage lebende Tiere gesehen werden, deutet das auf zu wenig Nahrung, Störung ihrer Nistplätze oder sehr starken Befall hin. Speziell bei Mäusen ist die Anzahl von Nestern innerhalb von Gebäuden nahezu unbegrenzt. Jede ungestörte Ecke genügt ihnen als Nistplatz. Da Mäuse gute Kletterer sind, können Nester überall in einem Raum angelegt werden. Innerhalb von Gebäuden benutzen Mäuse häufig die selben Laufwege. Dabei kommt ihr Fell immer wieder mit den begangenen Flächen in Berührung, wobei sie Körperfett an diesen Oberflächen hinterlassen. Dieses Körperfett bildet zusammen mit Schmutz- und Staubpartikeln sogenannten Schmierspuren. Diese Spuren führen nicht selten zu den Futter- bzw. Nistplätzen der Tiere. Hausmäuse produzieren etwa 80 Kotpillen am Tag. Diese Kotpillen sind relativ klein (ca. 3 -8 mm) und spindelförmig. Da aber die Kotpillen recht klein sind, trocknen sie in warmen Bereichen sehr schnell aus und werden hart. Somit ist es aufgrund der Kotspuren allein nicht möglich, Rückschlüsse über das Alter dieser Befallsspuren zu ziehen. Eines der Hauptmerkmale aller Nager ist der Nagetrieb. Mit ihren Zähnen sind Mäuse in der Lage nahezu alle Materialien zu benagen. Dabei hinterlassen die Schneidezähne Nagespuren in Form von zwei parallelen, leicht vertieften Rillen, die etwa 1 - 2 mm auseinander liegen.
9.) Schäden
Die durch Hausmäuse angerichteten Schäden beschränken sich nicht nur auf das Verzehren von Nahrungs- oder Futtermitteln. Durch die ständigen Kot- und Urinabsonderungen vernichten sie weitaus größere Mengen von Vorräten. Wegen des Nagetriebes beschädigen sie auch alle möglichen Materialien, u.a. auch elektrische Kabel. Dadurch können Brände oder- durch Kurzschluss- Maschinenausfälle hervorgerufen werden, die nicht selten mit enormen wirtschaftlichen Schäden verbunden sind.
10.) Mäuse als Krankheitsüberträger
Mäuse werden von einer Vielzahl von Krankheitserregern befallen, die auch auf den Menschen übertragbar sind. Vor allem über die Exkremente werden Keime verbreitet. Da Mäuse nahezu ständig Urin und Kot absondern, verunreinigen sie auf diesem Wege die Bedarfsgegenstände auf oder mit denen Nahrungsmittel zubereitet werden oder die Nahrungsmittel selbst, die vom Menschen als Vorräte gelagert werden. Die wichtigsten Krankheiten, die übertragen werden sind:
- Typhus und Paratyphus
- Salmonellose
- Weil´sche Gelbsucht (Leptospirose)
Die aufgeführten Krankheiten nehmen meist einen ernsten Verlauf. Aus diesem Grund gehören Mäuse innerhalb des menschlichen Umfeldes zu den wichtigsten Hygieneschädlingen. In diesen Bereichen ist darum die Anwesenheit von Mäusen kein akzeptabler Zustand, was der Gesetzgeber u.a. im Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetz und in der Bundeshygieneverordnung und den Hygieneverordnungen der Länder berücksichtigt hat.
11.) Wichtige Arten von Mäusen
Die weiße Maus:
Hierbei handelt es sich um Albinos, mit allen typischen Merkmalen (Rote Augen, schneeweißes Fell). Dieses Aussehen (Albinismus genannt) beruht auf einer Sprunghaften, nicht berechenbaren Veränderung in den Chromosomen, den Trägern der Erbanlagen (Mutation). Ihnen fehlen sämtliche Farbpigmente, so das sie weiß erscheinen. Die Augen sind rot, da auch die Augen keine Farbpigmente aufweisen, und so die feinen Blutäderchen durch die Augen durchscheinen.
Die Farbmaus:
Ebenfalls durch Mutationen entstanden. Anfangs kannte man nur die schwarze Maus und die graue Maus mit weißem Bauch. Die anderen Arten wurden erst in neuerer Zeit bekannt, da erst die Mendel´schen Gesetze eine gezielte Zucht zuließen. Heutzutage sind viele verschiedene Farben herausgezüchtet worden (z.B.: zimtfarben, rehfarben, milchkaffeefarben, schokoladenfarben, marderfarben, zobelfarben, cremefarben, silberrehfarben, braun, blaugrau, gelb; außerdem gescheckt in vielen Farben).
Die Tanzmaus:
Tanzmäuse sind meistens schwarzweiß gescheckte Mäuse. Es sind Mäuse mit Zwergwuchs. Sie bleiben in ihrer Entwicklung schon im Nest zurück, und sind deutlich von ihren gesunden Geschwistern zu unterscheiden. Im Alter von 2 Wochen werden sie taub, denn sie haben starke Innenohrschäden, die auf Gehirndefekte zurückzuführen sind. Tanzmäuse sind sehr schwache Tiere. Sie können weder springen noch klettern. Je nach Grad der Schädigung sind sie zeitweise nicht in der Lage geradeaus zu laufen, sie laufen langsam bis ganz schnell im Kreis und schütteln dann unkontrolliert den Kopf (das sogenannte tanzen). Würde man 2 Tanzmäuse paaren, sind die Jungen nicht lebensfähig. Um Tanzmäuse zu züchten muss man eine Maus mit Tanzanlagen und eine gesunde Maus paaren. Aus dieser Paarung gehen ca. 50% Tanzmäuse hervor, von denen aber längst nicht alle überleben. Sie sterben frühzeitig oder werden tot geboren. Wer als Tierhalter weiß, dass es sich bei Tanzmäusen um Tiere mit Gehirnschädigungen handelt, wird kaum Freude an ihrem "Tanzen" haben und dann auch auf ihre Haltung verzichten.
- Quote paper
- Mandy Viehrig (Author), 2001, Das Wesen der Hausmaus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104681