Die Malerei in der protestantischen
Niederlande im 17.Jh
A. Geschichtliche Hintergründe
- Konflikte zwischen Spaniern und Niederlande
- Aus diesem Grund trennen sich die holländischen Staaten von den spanischen Niederlanden.
⇨ Es entstehen zwei verschiedene
Kunstrichtungen:
-die holländische Kunst, die zum Modernismus neigt
- die flämische Kunst, die zum Konservativen neigt.
B. Wichtige Merkmale
- auf Grund ihres Glaubens, dem größtenteils calvinistischen Protestantismus, lehnten die Holländer - im Gegensatz zu den in Flandern lebenden Katholiken- die Schmückung ihrer Kirche mit Gemälden ab. Im übrigen Europa waren religiöse Gemälde zu dieser Zeit durchaus beliebt. Trotzdem wählte Rembrandt des öfteren biblische Szenen als Motiv für seine Gemälde. Das tat er aber wohl nur aus Interesse am Inhalt und nicht zum Zweck der Glorifizierung.
- es herrschte eine besonders innige Liebe zur Heimat und zu ihrer Landschaft ( Dünen, Häfen, Meer, kleine Dörfer, Kanäle, ).
>> Landschaftsmalerei. Diese Liebe rührt vermutlich daher, dass sie nur wenig zuvor unter großem Blutvergießen und unter großen Verlusten diese ihre Heimat „freigerungen“ hatten.
- da die Holländer überzeugte Republikaner waren, lehnten sie auch jeglichen höfischen Prunk und jegliche Glorifizierung ab. Ihre Darstellung waren meistens sehr naturalistisch und ohne Beschönigung.
- Auftraggeber für Gemälde waren in Holland größtenteils reiche Bürger ( das Bürgertum war die staatstragende Schicht). Nur wenige Gemälde wurden von öffentlicher Hand in Auftrag gegeben (z.B. von Rathäusern,...).
- Die Darstellungen waren objektiv, nüchtern und ohne den im Barock sonst so beliebten Pathos.
- Personen wurden individuell dargestellt, d.h. ohne Verschönerung.
- Die holländische Malerei neigt zum Modernismus.
C. Die häufigsten Bildgattungen
(1) Das Portrait
Bei den Bürgern der Republik waren Portraits sehr gefragt. Die beiden im Rest Europas im 17.Jh beliebtesten Portraitarten, das ganzfigurige Bild und das Reiterbildnis, waren in der holländischen Kunst nur selten vertreten. Stattdessen malte man Portraits, die familiäre Zusammengehörigkeit1 oder eheliche Harmonie2 zum Ausdruck brachten. Stark verbreitet waren auch offizielle Portraits3, die zum Gedenken an die Erfüllung bürgerlicher Pflichten in Auftrag gegeben wurden. Die holländischen Städte hatten zu ihrer Sicherheit und Verteidigung ihre eigenen Bürgerwehren aufgestellt. Es war üblich, dass die Mitglieder dieser Kompanien in Erinnerung an ihre Dienstzeit Gruppenbildnisse in Auftrag gaben.
(2) Stadtbilder4, Landschaften5, Seestücke6
Diese bezeugen vor allem die innige Liebe der Holländer zu ihrer Heimat. Obwohl sie im Ansehen nicht so hoch standen wie Historienbilder oder Portraits waren sie doch sehr beliebt. Sie strebten nicht eine detailgerteue Wiedergabe der Realität an, sondern hatten eine tiefere Bedeutungsebene. Stürme und Schiffe in Seenot erinnerten an die Wechselhaftigkeit des Schicksals. Eine ruhige oder aufgewühlte See waren Metapher für eine erfüllte oder versagte Liebe.
(3) Die Genremalerei bzw. das Sittenbild
Hierbei werden Szenen des häuslichen Alltags dargestellt. Besonders auffallend ist, dass die holländische Malerei enorm Reich an Symbolen ist. Nichts wird dem Zufall überlassen und jedes noch so kleine Detail hat seine Bedeutung.
So zum Beispiel in Vermeers Frau beim Lesen eines Briefes7 Aus der zeitgenössischen Literatur weiß man, dass die Liebe oft mit der Musik in Verbindung gebracht wurde. Demnach handelt es sich bei dem Brief in den Händen der jungen Frau um einen Liebesbrief. Das Seestück im Hintergrund symbolisiert das Spiel des Zufalls, dem die Liebe unterliegt. Das Sittenbild hatte aber auch noch eine andere Funktion: Es stellte Menschen dar, die so waren, wie sie es nicht sein sollten und hat somit einen starken moralisierenden Anklang8.
(4) Das Stillleben
Vor allem Blumenstücke9 waren äußerst beliebt.
D. Die wichtigsten Vertreter
Rembrandt Harmensz van Rijn (1606- 1669)10
Rembrandt war zweifellos der bedeutendste Maler der holländischen Schule. Er wurde in Leiden geboren, verbrachte aber den größten Teil seines Lebens in Amsterdam. Hier unter den reichen Bürgern fanden seine Fähigkeiten als Portraitmaler großen Anklang. In den zahlreichen Selbstportraits, die er anfertigte, fand Rembrandt Gelegenheit sich intensiv im Umgang mit dem Kontrast von Licht und Schatten, mit der Mimik, sowie mit einer Vielzahl von Posen und Kostümen zu üben. Seine neuen Ideen verwirklichte er nicht nur in Einzel- und Gruppenbildnissen, sondern auch in religiösen und mythologischen Gemälden. Rembrandts Kompositionen fehlte die in der Malerei seiner Zeit allgemein übliche distanzierte Förmlichkeit. Für ihn spielte der individuelle Charakter der Figuren eine übergeordnete Rolle.
In seinen späten Jahren erfuhr der Stil seiner Gemälde, Radierungen und Zeichnungen eine Veränderung. Die Dramatik seiner Kreuzabnahme weicht der sonst eher verhaltenen Stimmung seiner Bilder. Die Ursache für diesen Wandel wird wohl der Tod seiner Frau Saskia und dreier seiner vier Kindern sein. Außerdem wurde er zunehmend von finanziellen Problemen bedrängt, die schließlich zum Konkurs führten. Rembrandts religiöse Werke spiegeln seinen frommen Protestantismus wider. Im Gegensatz zu Rubens- seinem katholischen Zeitgenossen in Flandern- vermied er die Darstellung religiöser Inbrunst und konzentrierte sich darauf, die Tiefe menschlicher Empfindungen durch malerische Mittel- die insbesondere die Ausdruckskraft des Lichtes und des Kontrastes von Hell und Dunkel einschließen- zum Ausdruck zu bringen.
Eines seiner wohl bekanntesten Gemälde ist die Nachtwache11 . Es stellt die Compagnie des Hauptmanns Cocq dar und war ursprünglich als ein „ Jahrgangsfoto“ gedacht. Dabei durchbrach Rembrandt die üblich Sitte und malte eine Szene anstatt einer Compagnie in „Reih und Glied“. Einige Personen treten hierbei gezwungenermaßen in den Hintergrund, was denjenigen natürlich nicht recht war. Das Gemälde wurde abgelehnt.
Jan Vermeer van Delft ( 1632- 1675)12
Vermeer gilt neben Rembrandt als einer der bedeutendsten holländischen Maler, doch seine Lebensgeschichte liegt fast völlig im Dunkeln. Soweit bekannt, verbrachte er das ganze Leben in seiner Heimatstadt Delft, wo er sich offenbar auch als Kunsthändler betätigte und eine Schenke führte, um seine Familie zu ernähren- Vermeer hatte elf Kinder.
Die Malerei war für ihn offenbar eher eine Nebenbeschäftigung: Es existieren lediglich etwa 35 Werke, die sich zweifelsfrei Vermeer zuschreiben lassen. In ihnen offenbaren sich der eigenwillige Stil des Künstlers und die ihm eigene, unverwechselbare Malweise. Die bekanntesten Bilder zeigen Interieurs mit nur wenigen Figuren, die einer häuslichen Tätigkeit nachgehen. Seine Farben, stets frisch und kühl, reflektieren glitzernd das Licht und erzeugen eine Atmosphäre ruhiger, harmonischer Heiterkeit13. Besonders auffallend ist seine Liebe zu Stoffen. In beinahe jedem Bild findet sich ein Vorhang, eine Tischdecke oder ein Teppich, die Vermeer in ihrem Faltenwurf sehr plastisch darstellte14. Interessant ist außerdem, dass ihm Hintergrund seiner Gemälde auch oft Gemälde anderer Künstler an der Wand hängen, die den entscheidenden Hinweis zum Verständnis der wahren Situation liefern.
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1 Siehe Anhang; Van Ostade: Familienportrait
2 Siehe Anhang; Frans Hals: Isaac Massa und Beatrix van der Laen
3 Siehe Anhang; Frans Hals: Die Offiziere und Unteroffiziere der St. Adrians Schützengilde in Haarlem
4 Siehe Anhang; Vermeer: Ansicht von Delft
5 Siehe Anhang; Ruisdael: Blick auf einen Fluss
6 Siehe Anhang; Goyen: Flussmündung
7 Siehe Anhang;
8 Siehe Anhang; Vermeer: Schlafendes Mädchen bzw. Vermeer: Bei der Kupplerin
8 Siehe Anhang; Van Beyeren: Vase mit Blumen
8 Siehe Anhang; Rembrandt: Selbstbildnis als Maler
9 Siehe Anhang; Van Beyeren: Vase mit Blumen
10 Siehe Anhang; Rembrandt: Selbstbildnis als Maler
11 Siehe Anhang; Rembrandt: Die Compagnie des Hauptmannes Cocq
12 Siehe Anhang; Johannes Meyssens: Vermeer
13 Siehe Anhang; Vermeer: Die Spitzenklöpplerin
14 Siehe Anhang; Vermeer: Die Malkunst
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