Was formt unser Denken, unsere Überzeugungen, unser tiefstes Verständnis der Welt? Diese Frage, im Zentrum der Entwicklungspsychologie, erkundet die vorliegende Arbeit anhand von Jean Piagets bahnbrechender Theorie der Strukturgenese. Sie dringt tief in die Mechanismen ein, die dem Aufbau von Wissen zugrunde liegen, und enthüllt, wie Kinder – und letztlich auch Erwachsene – ihre kognitiven Strukturen entwickeln. Die Reise beginnt mit den fundamentalen Bausteinen des Denkens: Schemata, Strukturen und Inhalte. Wie formen diese Elemente unsere Wahrnehmung und Interaktion mit der Umwelt? Der Leser wird in die dynamischen Prozesse der Assimilation und Akkommodation eingeführt, die erklären, wie neue Informationen in bestehende Denkmuster integriert und diese gleichzeitig transformiert werden. Das Konzept der Äquilibration, das Streben nach kognitivem Gleichgewicht, erweist sich als treibende Kraft hinter der Wissensentwicklung. Doch was bedeutet Wissen im Kontext dieser Theorie? Die Arbeit definiert Wissen als ein System von kognitiven Repräsentationen der Umwelt, das sich durch die Strukturgenese stetig weiterentwickelt. Sie beleuchtet, wie Erfahrungen, Vorstellungen und Begriffe zu komplexen geistigen Fähigkeiten und Handlungskompetenzen heranreifen. Tauchen Sie ein in die faszinierende Welt der Strukturgenese und entdecken Sie, wie Piagets Theorie unser Verständnis von Lernen, Entwicklung und der menschlichen Erkenntnis revolutioniert hat. Diese Abhandlung bietet nicht nur eine umfassende Einführung in Piagets Schlüsselkonzepte, sondern auch eine tiefgreifende Analyse ihrer Bedeutung für die Ontogenese des Wissens. Sie ist eine unverzichtbare Lektüre für Studierende der Psychologie, Pädagogik und alle, die sich für die Geheimnisse der menschlichen Erkenntnis interessieren. Ergründen Sie die Fundamente des Denkens und entschlüsseln Sie die Mechanismen, die uns zu dem machen, was wir sind: wissende und lernende Wesen. Eine Reise von den ersten kindlichen Erfahrungen bis hin zur komplexen Welt der Erwachsenenintelligenz erwartet Sie. Lassen Sie sich von Piagets genialen Einsichten inspirieren und erweitern Sie Ihren Horizont über die Entstehung von Wissen.
Gliederung:
1. Einleitung
2. Begriffsklärung
3. Piagets Theorie der Strukturgenese
3.1. Schemata - Strukturen - Inhalte
3.1.1. Schemata
3.1.2. Strukturen
3.2. Assimilation - Akkommodation - Kreisreaktion
3.3. Äquilibration
3.4. Interiorisierung
4. Ontogenese des Wissens
4.1. Strukturen als kognitive Repräsentation der Umwelt
4.2. Prozeß der Wissensgenese auf Grundlage der Strukturgenes
4.3. Einordnung des strukturgenetischen Wissens
5. Quellenverzeichnis
1. Einleitung
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Ontogenese des Wissens auf der Grundlage der Theorie der Strukturgenese von Piaget. Piaget lebte von 1896 bis 1980 und war nicht nur ein berühmter schweizer Psychologe, sondern auch einer der führenden Entwicklungstheoretiker seiner Zeit. Besondere Verdienste hatte er bei der Erforschung des Verhaltens von Kindern.
Im Folgenden soll nun der Frage nachgegangen werden, was Wissen im Sinne der Strukturgenese ist und nach welchen Regeln es sich entwickelt. Zunächst wird auf die Strukturgenese selbst eingegangen, um dann mit ihr die Ontogenese des Wissens zu erläutern. Dabei geht es stets um die Entwicklung des Wissen eines Individuums.
2. Begriffsklärung
Zu Beginn sollen zunächst die Begriffe Ontogenese, Entwicklung und Wissen kurz im Hinblick auf Entwicklungstheorien definiert und in Bezug zum Thema gestetzt werden.
Die Ontogenese ist nach Definition die Entwicklung des Individuums von der Eizelle bis zu seinem geschlechtsreifen Zustand (vgl. Duden "Fremdwörterbuch"). Als ein zentrales Forschungsobjekt von psychologischen Entwicklungstheorien geht es dabei um die Frage, wie aus befruchteten Eizellen erwachsene Persönlichkeiten mit bestimmten Fähigkeiten, Einstellungen, Verhaltensweisen usw. entstehen und in welcher Weise und nach welchen Gesetzen die heranwachsenden Personen sich in der Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt ständig weiter verändern. (vgl. Seiler S.99) Ontogenese ist also die Entwicklung des Menschen, seiner Fähigkeiten, Einstellungen, Verhaltensweisen und Erfahrungen von der Geburt bis zum Alter eines Teenagers.
Der Begriff der Entwicklung bezeichnet im engeren Sinne einen kontinuierlichen Prozeß von Veränderung. Im Rahmen der psychologischen Entwicklungstheorien geht es dabei um den Aufbau, die Erweiterung und Umgestaltung vor allem geistiger Fähigkeiten und Handlungskompetenzen, möglicherweise aber auch um deren Verminderung und Umschichtung. Kurz: es geht um die Veränderung der gesamten menschlichen Persönlichkeit. (vgl. Seiler S.99)
"Wissen ist der Inbegriff von (in erster Linie rationalen) Kenntnissen. Man katagorisiert Wissen nach seinen jeweiligen Funktionen. Es gibt unter anderem
Leistungswissen, das der äußeren Daseinsgestaltung dient und Bildungswissen, das die Persönlichkeit formt und den geistigen Horizont erweitert. ..." (Brockhaus S. 411) Man könnte Wissen einfacher als eine Sammlung von Informationen, Erfahrungen, Vorstellungen und Begriffen definieren.
Die ontogenetische Entwicklung des Wissens ist also ein kontinuierlicher Prozeß von Veränderung eines Menschen im Kindesalter bezüglich seiner Erfahrungen, Vorstellungen und Begriffen und den daraus resultierenden geistigen Fähigkeiten und Handlungskompetenzen.
3. Piagets Theorie der Strukturgenese
3.1. Schemata - Strukturen - Inhalte
3.1.1. Schemata
Einer der grundlegendsten Begriffe Piagets ist der des Schemas. Schemata sind im Allgemeinen Aktivitäten oder auch Handlungsmuster, mit denen man auf eine typische Weise, eine bestimmte Klasse von Umweltgegebenheiten handhabt. Diese Umweltgegebenheiten bezeichnet Piaget als Inhalte. Schemata sind für Piaget die Grundelemente (menschlichen) Verhaltens. Ein gutes Beispiel ist das Wurf-Schema, also das Handlungsmuster etwas zu werfen. Es ist eine einfache und teilweise typische Weise, mit einem Gegenstand umzugehen. Solche Gegenstände können dabei sehr verschieden sein, müssen aber der Klasse der werfbaren Gegenstände angehören. Das trifft beispielsweise auf Tennisbälle, Steine oder Blumenvasen zu. (vgl. Flammer 120) Anfaßbare Gegenstände sind dabei aber als nur eine Form von Umweltgegebenheiten zu sehen. Viel öfter ist die Rede von nicht greifbaren Dingen oder Situationen.
3.1.2. Strukturen
Mit einzelnen Schemata kann ein Individuum jedoch außer wirre Aktivität nicht viel zustande bringen. Erst durch eine organisierte Verbindungen von Schemata wird ein befriedigender Austausch mit der Umwelt möglich, gerade auch bei komplexeren Zusammenhängen (Situationen, Gegenständen). Piaget spricht dabei von sogenannten Strukturen. Ein Beispiel für eine Struktur ist die Koordination der Schemata 'zuhören', 'fragen', 'mitteilen', 'antworten', 'nachdenken', die eine Konversation ermöglicht. (vgl. Flammer S.118/119) Strukturen sind also Systeme bestehend aus diversen Handlungsschemata als Elemente und den Beziehung
zwischen diesen. Sie selbst stehen ebenfalls in Wechselwirkung miteinander, verbinden sich zu noch komplexeren Systemen und verändern sich ständig. (vgl. Seiler S.105) Sie sind die organisierte Verbindungen von Schemata, welche wiederum nach Piaget die Grundelemente des Verhaltens sind. Aus diesem Grund sind sie die Grundlage komplexeren menschlichen Verhaltens und ihre Entwicklung ist die Entwicklung eben dessen. Oder: Die strukturgenetische Sicht auf das menschliche Verhalten setzt es mit den Schemata und ihrer Koordination, den Strukturen, gleich. Diese treiben durch ihre Aktivität den Entwicklungsprozeß voran und sind gleichzeitig Ursprung, Träger und Ergebnis dieser Entwicklung. (vgl. Seiler S.109)
3.2. Assimilation - Akkommodation - Kreisreaktion
Die generelle Funktion des Verhaltens und somit der Schemata und Strukturen, ist die gegenseitige Anpassung (Piaget sagt: Adaptation) zwischen Organismus und Welt. Diese Adaptation wird durch zwei komplementären Mechanismen, der Assimilation und der Akkommodation, getragen.
"Assimilation bedeutet die subjektgeleitete Angleichung der Umweltgegeben- heiten an die Handlungsmöglichkeiten [(Schemata)] des Subjektes." (Flammer S.117) Ein Beispiel ist, wenn ein Kleinkind ein Wurzelstück als Stuhl verwendet:
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Fokus dieser Arbeit über die Ontogenese des Wissens basierend auf Piagets Theorie der Strukturgenese?
Diese Arbeit untersucht, was Wissen im Sinne der Strukturgenese ist und nach welchen Regeln es sich entwickelt, wobei der Schwerpunkt auf der Entwicklung des Wissens eines Individuums liegt.
Wie werden die Begriffe Ontogenese, Entwicklung und Wissen in dieser Arbeit definiert?
Ontogenese: Die Entwicklung des Individuums von der Eizelle bis zur Geschlechtsreife. Im Kontext psychologischer Entwicklungstheorien, wie sich Persönlichkeiten mit Fähigkeiten, Einstellungen und Verhaltensweisen entwickeln und verändern.
Entwicklung: Ein kontinuierlicher Prozess der Veränderung, insbesondere der Aufbau, die Erweiterung und Umgestaltung geistiger Fähigkeiten und Handlungskompetenzen.
Wissen: Eine Sammlung von Informationen, Erfahrungen, Vorstellungen und Begriffen. Es wird oft nach Funktionen kategorisiert, z.B. Leistungswissen und Bildungswissen.
Was sind Schemata nach Piaget?
Schemata sind Aktivitäten oder Handlungsmuster, mit denen man auf typische Weise eine bestimmte Klasse von Umweltgegebenheiten (Inhalte) handhabt. Sie sind die Grundelemente menschlichen Verhaltens, wie z.B. das Wurf-Schema.
Was sind Strukturen nach Piaget und wie hängen sie mit Schemata zusammen?
Strukturen sind organisierte Verbindungen von Schemata, die einen befriedigenden Austausch mit der Umwelt ermöglichen. Ein Beispiel ist die Koordination der Schemata 'zuhören', 'fragen', 'mitteilen', 'antworten', 'nachdenken', die eine Konversation ermöglicht. Sie sind die Grundlage komplexeren menschlichen Verhaltens.
Was bedeuten Assimilation und Akkommodation im Kontext von Piagets Theorie?
Assimilation: Die Angleichung der Umweltgegebenheiten an die Handlungsmöglichkeiten (Schemata) des Subjekts.
Akkommodation: Wird im Text noch nicht erläutert.
Was ist die generelle Funktion von Schemata und Strukturen?
Die generelle Funktion von Schemata und Strukturen ist die gegenseitige Anpassung (Adaptation) zwischen Organismus und Welt, getragen durch Assimilation und Akkommodation.
- Quote paper
- Thomas Fourier (Author), 2001, Die ontogenetische Entwicklung des Wissens (Piaget), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104408