Viele Jahre spielten Gruppierungen am extremen rechten Rand des Parteienspektrums in Westeuropa nur eine sehr geringe Rolle. Seit Mitte der achtziger Jahre hat sich die Situation grundlegend geändert: rechtspopulistische Parteien konnten beachtliche Wahlerfolge erzielen, ihren gewachsenen Stimmanteil im großen und ganzen bis heute halten (Betz 1998, 3) und müssen deshalb als ernst zu nehmende Akteure in der politischen Auseinandersetzung betrachtet werden.
In Italien trug der Erfolg der regionalistischen Lega Nord mit dazu bei, dass das Parteiensystem 1994 kollabierte. Zusammen mit dem Medienunternehmer Silvio Berlusconi und dessen Forza Italia schaffte die Lega für kurze Zeit den Sprung in die Regierung. Forza Italia selbst war 1994 zur stärksten Kraft in der italienischen Politik avanciert (Decker 2000, 14). Der Austritt der Lega aus dem Regierungsbündnis ließ das Kabinett Berlusconi schon nach acht Monaten scheitern. Aus den Wahlen 1996 ging das Mitte-Links-Bündnis ′Ulivo′ als Sieger hervor. 2001 gab es in Italien erneut einen Wechsel. Die Allianz aus Forza Italia, Alleanza Nazionale und Lega Nord errang unter Berlusconis Führung 42,6 % der Stimmen.
In Österreich gelang es der Freiheitlichen Partei Österreichs unter der unter der Ägide ihres 1986 gekürten Obmanns Jörg Haider, den Status einer Mittelpartei zu erreichen (Decker 2000, 14). Die FPÖ erreichte 1999 bei den Nationalratswahlen 26,9 % der Stimmen und ging Anfang 2000 mit der ÖVP eine Koalition ein (Lenk 2000, 226).
Die Ursachen für die Wahlerfolge Berlusconis und Haiders sind vielfältig. Neben den erfolgsbiographischen Gemeinsamkeiten fällt auf, dass beide Akteure von Sozialwissenschaftlern häufig unter dem Begriff populistisch oder rechtspopulistisch gefasst werden (Falkenberg 1997, 3). Dies weist auf eine definitorische Komplexität hin. Die vorliegende Arbeit geht den Fragen nach: Wer oder was ist (rechts-) populistisch? Was sind die originären Kriterien und Erfolgsursachen? Und letztlich: Gibt es zwischen Berlusconis und Haiders Populismus Übereinstimmungen? Diese Fragen geben eine kurzen Überblick über den Schwerpunkt dieser Arbeit.
Im ersten Teil werden nach einer einleitenden Begriffsbestimmung und einem kurzen historischen Kontext Kriterien des Populismus inhaltlich aufgefächert. Im zweiten Teil der Arbeit werden exemplarisch die Hauptakteure Berlusconi und Haider (was die Wahlresultate rechtspopulistischer Parteien in Europa betrifft) näher betrachtet [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriff und Kriterien des rechten Populismus
- Begriffliches: (Rechts-) Populismus?
- Historisches: Konjunkturen des Populismus?
- Kriterien des Populismus
- Die Populisten Berlusconi und Haider im Vergleich
- Berlusconis Populismus
- Haiders Populismus
- Vergleichende Zusammenfassung
- Resümee
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit dem Vergleich zweier prominenter Rechtspopulisten, Silvio Berlusconi und Jörg Haider. Sie untersucht den Begriff des (Rechts-)Populismus, analysiert dessen Kriterien und Erfolgsfaktoren und vergleicht die spezifischen Ausprägungen des Populismus bei Berlusconi und Haider. Die Arbeit zielt darauf ab, Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den politischen Strategien und Inhalten der beiden Politiker aufzudecken, um ein tieferes Verständnis für das Phänomen des Rechtspopulismus in Europa zu gewinnen.
- Der Begriff des Populismus und seine historische Entwicklung
- Kriterien und Merkmale des Rechtspopulismus
- Vergleich der politischen Strategien und Inhalte von Berlusconi und Haider
- Die Rolle der Medien und der politischen Systeme in der Verbreitung des Rechtspopulismus
- Die Zukunft des Rechtspopulismus in Europa
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Rechtspopulismus ein und stellt die Forschungsfrage nach den Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen Berlusconis und Haiders Populismus. Sie beleuchtet die steigende Bedeutung rechtspopulistischer Parteien in Europa und die Notwendigkeit, dieses Phänomen genauer zu analysieren.
Das zweite Kapitel widmet sich dem Begriff und den Kriterien des Rechtspopulismus. Es werden unterschiedliche Definitionen des Populismus diskutiert, die historische Entwicklung des Begriffs erläutert und die wichtigsten Merkmale des Rechtspopulismus herausgearbeitet. Dazu gehören die Kritik am Establishment, die Betonung des Volkswillens, die Verwendung von emotionalen Appellen, die Konstruktion von Feindbildern und die Nutzung von Medienstrategien.
Im dritten Kapitel werden die politischen Strategien und Inhalte von Berlusconi und Haider im Detail analysiert. Es werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in ihren Ansätzen, wie z.B. die Nutzung von charismatischer Führung, die Kritik an der politischen Elite, die Betonung nationaler Identität und die Instrumentalisierung von Medien, herausgearbeitet. Das Kapitel beleuchtet auch die jeweiligen politischen Systeme in Italien und Österreich und deren Einfluss auf den Erfolg der beiden Politiker.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Rechtspopulismus, Silvio Berlusconi, Jörg Haider, politische Strategien, Medien, politische Systeme, Italien, Österreich, Nationalismus, Anti-Elitarismus, Feindbilder, Wahlstrategien, Medienstrategien, europäische Politik, Modernisierung, Globalisierung, Gesellschaftliche Veränderungen.
- Quote paper
- Martin Würfel (Author), 2003, Berlusconi und Haider - ein Vergleich zweiser Populisten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/10437
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