Diese Hausarbeit soll der Frage nachgehen, inwieweit sich die Inhalte, die Form und die Konzeption des "Pinocchio" von der ursprünglichen Ausgabe von Carlo Collodis und der Fassung von Walt Disney unterscheiden.
Zunächst folgt eine Inhaltsangabe zu "Pinocchio" von C. Collodi. Darauf folgend wird der Inhalt von Walt Disneys "Pinocchio" auf die gleiche Weise beschrieben. Die beiden Inhaltsangaben sollen den Lesenden den nötigen Hintergrund für den dritten Teil der Hausarbeit bereitstellen. Abschließend soll der im Titel der Hausarbeit gestellten Frage nachgegangen werden und schließlich der Versuch erfolgen, sie zu beantworten.
Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung
2. „Pinocchio” von C. Collodi
2.1 Inhaltsangabe
3. „Pinocchio” von Walt Disney
3.1 Inhaltsangabe
4. Was bleibt von Collodis „Pinocchio” in der Bearbeitung von Walt Disney?
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Diese Hausarbeit soll der Frage nachgehen, inwieweit sich die Inhalte, die Form und Konzeption des „Pinocchio” von der ursprünglichen Ausgabe Carlo Collodis und der Fassung von Walt Disney unterscheiden.
Zunächst folgt eine Inhaltsangabe zu „Pinocchio” von C. Collodi. Darauf folgend wird der Inhalt von Walt Disneys „Pinocchio auf die gleiche Weise beschrieben. Die beiden Inhaltsangaben sollen dem Leser den nötigen Hintergrund für den dritten Teil der Hausarbeit bereitstellen. Abschließend soll der im Titel der Hausarbeit gestellten Frage nachgegangen werden und schließlich der Versuch erfolgen, sie zu beantworten.
2. „Pinocchio” von C. Collodi
2.1 Inhaltsangabe
Hier soll jedes Kapitel in je einem Abschnitt kurz zusammengefasst werden.
Meister Kirsch, ein Tischler, findet in seiner Werkstatt ein Stück Holz. Doch als er es zu einem Tischbein formen will, beginnt es zu sprechen.
Unterdessen besucht ihn sein Freund Geppetto. Er bekommt dieses „Holzscheit1 ” geschenkt, da Meister Kirsch keine Verwendung dafür hat.
In der Werkstatt denkt sich Geppetto den Namen „Pinocchio” für die Holzpuppe aus und macht sich gleich an die Arbeit. Während er schnitzt wird Pinocchio lebendig und spielt seinem Schöpfer erste Streiche. Pinocchio läuft davon, wird aber von einem Polizisten festgehalten. Der Polizist wiederum lässt Pinocchio frei und führt statt seiner Geppetto ins Gefängnis.
Pinocchio läuft schnell nach Hause zurück. In seinem Zimmer trifft er auf eine Grille, die ihm ins Gewissen redet. Nach einem kurzen Gespräch nimmt Pinocchio einen Hammer und erschlägt die Grille.
Gegen Abend bekommt er erste Gewissensbisse, weil er sich gegen seinen Vater aufgelehnt hat. Er verspürt großen Hunger und beschließt einen Eierkuchen zu backen2. Nach langer Suche findet er schließlich ein Ei. Jedoch, als er es aufschlägt, fliegt ein junges Küken davon, das sich in dem Ei befand.
Von seinem Hunger gequält geht er durch die Straßen auf der Suche nach jemandem, der ihm ein Stückchen Brot geben könnte. Unverrichteter Dinge muss er wieder umkehren. Zuhause schläft er am Ofen ein und verbrennt sich dabei die Füße.
Am nächsten Morgen kommt Geppetto wieder frei. Er bietet Pinocchio sein Frühstück an, nachdem ihm Pinocchio sein Leid klagte. Pinocchio ist jedoch unzufrieden und verschmäht es. Später ist sein Hunger so groß, dass er es mit restlos aufisst.
Geppetto schnitzt seinem Jungen ein Paar neue Füße, aber erst als Pinocchio einen halben Tag für sein Ungehorsam leiden musste. Geppetto möchte Pinocchio in die Schule schicken. Dafür verkauft er seine Jacke und kauft von dem Geld eine Fibel. Geppetto macht für Pinocchio armselige Kleidung, damit er etwas zum Anziehen in der Schule hat.
Mit großen Plänen für seine Zukunft und voller Freude macht sich Pinocchio auf den Weg in die Schule. Unterwegs wird er jedoch von einem großen Marionettentheater abgelenkt. Um den Eintritt bezahlen zu können verkauft er seine Fibel.
Im Theater wird er von den anderen Marionetten freundlich aufgenommen. Der Puppenspieler Feuerfresser unterbricht jedoch die heitere Stimmung mit der Drohung, er wolle Pinocchio verfeuern.
Pinocchio fleht so lange um Gnade, bis ihn der Puppenspieler verschont. Statt dessen soll nun der Harlekin verbrannt werden. Pinocchio wiederum bietet sich als Brennholz an. Dadurch wird der Puppenspieler einsichtig und verschont die beiden.
Vom Puppenspieler erhält Pinocchio fünf Goldstücke, die er seinem Vater bringen möge. Auf dem Nachhauseweg trifft er auf einen Fuchs und eine Katze. Sie überreden ihn, seine Goldstücke auf einem Acker zu vergraben, damit sie sich vermehren.
Nach einer langen Wanderung kehren sie in einem Wirtshaus ein. Der Fuchs und die Katze schlagen sich die Bäuche voll. Pinocchio dagegen isst kaum etwas. Um Mitternacht erfährt er vom Wirt, dass Fuchs und Katze verschwunden sind, ohne für ihr Essen zu bezahlen. Pinocchio begleicht die Rechnung und macht sich auf die Suche. Er trifft auf den Schatten der sprechenden Grille3, die ihm wieder ins Gewissen redet. Doch Pinocchio ignoriert sie.
Später wird er von zwei Räubern, es sind Fuchs und Katze, überfallen und beinahe seiner Goldmünzen beraubt. Pinocchio kann sich aber befreien. Jedoch wird er von den beiden über eine weite Strecke verfolgt.
Gegen Ende der Flucht gelangt er an ein verfallenes Haus, findet dort aber keine Zuflucht. Die Räuber holen ihn ein und hängen Pinocchio an einem Ast einer Eiche auf. Kurz bevor er das Bewusstsein verliert ruft er verzweifelt nach seinem Vater.
Die Fee erscheint und auf ihre Anweisung wird Pinocchio vom Baum herunter geholt. In ihrem Haus lässt sie ihn dann von drei Ärzten (ein Rabe, eine Eule und eine Grille) untersuchen.
Die Ärzte können nicht feststellen, was Pinocchio fehlt. Die Fee erkennt, dass er an einem Fieber leidet und bringt ihm Medizin. Pinocchio will die Medizin nicht nehmen, bis die Fee ihm seinen Tod vor Augen führt. Pinocchio lügt zum ersten Mal bei seinen Ausreden über den Verbleib seiner Goldstücke. Dabei wächst seine Nase immer weiter.
Pinocchio klagt über seine lange Nase. Die Fee hat nach einer Weile Erbarmen und verkürzt die Nase wieder. Pinocchio zieht wieder los und trifft auf den Fuchs und die Katze. Sie führen ihn auf ein Feld bei der Stadt Dummenfang. Er wird von ihnen überredet dort die Münzen einzugraben, damit sie sich vermehren. In diesem Glauben kehrt er in die Stadt zurück.
Er kommt zu der Stelle zurück, an der er das Geld vergraben hat und muss erkennen, dass es geraubt wurde. In der Stadt sucht er Hilfe bei einem Richter, der ihn aber ins Gefängnis wirft. Nach vier Monaten kommt er durch die Gnade des neuen Herrschers und eines Wärters wieder frei.
Auf Pinocchios Marsch zurück zu Geppetto versperrt plötzlich eine große Schlange den Weg. Pinocchio bittet sie vergeblich auf die Seite zu gehen. Nach einer gewissen Zeit gelingt es ihm doch an ihr vorbeizukommen. Abends will Pinocchio ein paar Trauben von einem Weinstock pflücken, um seinen Hunger zu stillen. Doch wie er den Weg verlässt, tritt er in ein Fangeisen und sitzt fest.
In der Nacht sieht der Bauer nach seinen Fallen. Er verdächtigt Pinocchio, er wolle auch seine Hühner stehlen. Zur Strafe wird Pinocchio an die Kette gelegt und muss Wache halten, damit die Marder keine Hühner rauben können. Während Pinocchio schläft, wird er von den Mardern geweckt. Sie bestechen ihn mit einem Teil der Beute, damit er keinen Alarm schlägt. Pinocchio geht zunächst auf den Handel ein, weckt aber dann den Bauern. Dieser nimmt die Marder gefangen und schenkt Pinocchio aus Dankbarkeit die Freiheit. Pinocchio macht sich weiter auf den Heimweg. Beim Häuschen der Fee entdeckt er ihren Grabstein und weint über ihren Tod. Während er trauert, erscheint eine Taube, die ihm von Geppettos verzweifelter Suche nach ihm erzählt. Die Taube bringt ihn ans Ufer zu einer alten Frau. Sie zeigt Pinocchio das kleine Boot Geppettos auf dem großen Meer, bis es schlagartig von einer großen Welle fort gespült wird.
Pinocchio stürzt sich ins Wasser, um seinen Vater zu retten. Am nächsten Morgen erreicht er den Strand einer unbekannten Insel. Ein Delphin weist ihm den Weg in das „Dorf der fleißigen Bienen4 ”. Auf der Suche nach etwas Essbarem trifft er auf die Blaue Fee.
In einem längerem Gespräch mit der Blauen Fee, fragt Pinocchio ungeduldig, wie er denn endlich zu einem richtigen Jungen werden könnte. Die Blaue Fee erklärt ihm, dass er anständig werden müsse. Zu guter Letzt verspricht Pinocchio, er werde alles tun, nur um endlich ein richtiger Junge zu werden. Pinocchio geht schon am nächsten Tag in die Schule. Zunächst wird er gehänselt, kann sich jedoch Respekt verschaffen. Pinocchio muss immer wieder von seinem Lehrer und der Fee zu Fleiß ermahnt werden. Eines Tages erreicht das Dorf die Neuigkeit von einem riesigen Haifisch. Pinocchios Freunde nehmen in mit an den Strand, um den Hai zu beobachten. Sie reden ihm ein, er könnte Geppetto verschlungen haben.
Am Strand erkennt Pinocchio, dass ihm ein Streich gespielt wurde. Vor Wut beginnt er eine Schlägerei, bis plötzlich ein Freund bewusstlos liegen bleibt. Zwei Polizisten, die hinzukommen verhaften Pinocchio. Auf dem Weg ins Gefängnis gelingt ihm die Flucht. Jedoch hetzen die Polizisten ihren Hund Alidoro auf ihn. Pinocchio springt ins Meer. Alidoro springt ebenfalls und muss von Pinocchio vor dem Ertrinken gerettet werden. Pinocchio schwimmt danach wieder weiter, bis er in einer Grotte Unterschlupf findet. Dort gerät er in die Hände eines bösen Fischers, der Pinocchio verspeisen möchte.
In letzter Minute wird er von Alidoro gerettet und von zu einer Hütte getragen. Dort erfährt er, dass sein verletzter Freund wieder gesund ist. Von der alten Frau bekommt er etwas neues zum Anziehen und macht sich auf den Weg zurück nach Hause. Pinocchio erreicht das Dorf und das Haus der Blauen Fee. Eine Schnecke, die Haushälterin der Fee, öffnet nach Stunden die Haustüre, die Pinocchio inzwischen eintreten wollte, aber mit einem Fuß darin stecken blieb. Vor Hunger und Verzweiflung wird er ohnmächtig und kommt erst auf dem Sofa der Blauen Fee wieder zu sich. Pinocchios Ungehorsam wird wieder verziehen. Abermals verspricht er ein braver Junge zu sein. Ein Jahr lang hält er sein Versprechen. Am kommenden Tag sichert die Blaue Fee die Erfüllung von Pinocchios größtem Wunsch zu.
Pinocchio lädt noch am selben Tag seine Freunde zu dem anstehenden Ereignis ein. Darunter ist auch sein bester Freund Kerzendocht. Von ihm erfährt Pinocchio von dem sog. „Land der Spielereien”5. Kerzendocht bringt Pinocchio dazu, nicht zu der Blauen Fee, sondern mit ins „Land der Spielereien” zu gehen. Pinocchio und Kerzendocht werden von einer mit Jungen überfüllten Kutsche abgeholt. Sie erreichen ihr Ziel erst, als der neue Morgen anbricht. Begeistert schauen sich die Kinder in dem Schlaraffenland um. Kaum sind sie von der Kutsche abgestiegen, stürzen sie sich auch schon in das Getümmel. Nach fünf Monaten erwacht Pinocchio eines Tages und stellt fest, dass ihm ein Paar Eselsohren gewachsen sind. Voll Sorge macht sich Pinocchio auf die Suche nach Kerzendocht. Erschrocken müssen beide erkennen, dass sie sich allmählich zu Eseln verwandeln.
Als die beiden Freunde vollständig zu Eseln geworden sind, werden sie verkauft - Kerzendocht an einen Bauern, Pinocchio an einen Zirkusbesitzer. Dort fristet er ein hartes Leben, mit schlechtem Heu und schweren Übungen für seinen Auftritt. Bei einem Kunststück fällt Pinocchio unglücklich, dass er hinkt. Pinocchio ist für den Zirkusdirektor nun wertlos. Darum verkauft er ihn an einen Mann, der eine Trommel aus Pinocchios Haut machen möchte.
Sein Käufer möchte ihn im Meer ertränken. Doch im Meer verwandelt sich Pinocchio wieder in den Holzbuben zurück. Der Mann ist ganz verblüfft. Pinocchio muss ihm seine Geschichte erzählen. In einem unbeachtetem Augenblick gelingt Pinocchio die Flucht ins Meer. Zu seinem Unglück wird er von einem riesigen Haifisch verschlungen.
Im Magen des Haifischs trifft Pinocchio auf einen Thunfisch, mit dem er sich schnell anfreundet. Sie trennen sich jedoch wieder. Während Pinocchio den Magen erkundet begegnet er seinem Vater Geppetto, der dort seit zwei Jahren von den Überresten eines Schiffes lebt. Nachdem Pinocchio die Geschichte über seine Abenteuer erzählt hat, schmieden die beiden ihren Plan zur Flucht. Beim zweiten Versuch gelingt es ihnen durch das Maul des Hais zu schleichen und ins offene Meer zu schwimmen.
Bevor Vater und Sohn das sichere Ufer erreichen, werden sie von ihren Kräften verlassen. Glücklicherweise konnte der Thunfisch ebenfalls fliehen und rettet Pinocchio und Geppetto. Sie können sich zu einem Haus schleppen und finden dort die sprechende Grille wieder, die Pinocchio erschlagen hatte. Von der Grille erfahren sie, dass der Gärtner Giangio Kühe hätte, und er dort Milch bekommen könnte. Pinocchio arbeitet fünf Monate lang hart für den Gärtner und verdient sich so genug Milch, um seinen Vater zu kräftigen. Zusätzlich übt er Lesen und Schreiben, verdient Geld mit dem Flechten von Körben. Von dem gesparten Geld geht Pinocchio in die Stadt, um sich neue Kleidung zu kaufen. Ihm begegnet die Schnecke wieder. Sie erzählt von einer schweren Krankheit der Blauen Fee. Pinocchio gibt sein Geld, damit die Schnecke etwas zu Essen für die Blaue Fee kaufen möge. Er geht zurück zum Haus der Grille und arbeitet bis spät in die Nacht. Im Traum erscheint ihm die Blaue Fee, die ihn in einen richtigen Jungen verwandelt, da er sein Versprechen gehalten hatte. In seinen Taschen findet er sein verliehenes Geld wieder, Geppetto arbeitet in einer neuen Werkstatt. Geppetto erklärt ihm, dass all der Reichtum Pinocchios Verdienst sei, da er sich zum Guten gewandelt habe. Am Ende der Geschichte wird Pinocchio seiner Fehler bewusst, die er als Holzbube begangen hatte.
3. „Pinocchio” von Walt Disney
3.1 Inhaltsangabe
Die Geschichte des Pinocchio wird von Jiminy Grille erzählt. Er befindet sich auf Reisen und sucht nach einem Platz zum Übernachten. Er findet diesen Ort in der Werkstatt des Holzschnitzers Geppetto. Dort begegnet er zum ersten Mal Pinocchio, der als unfertige Marionette auf einem Regal sitzt. Geppetto und seine beiden Haustiere - das Kätzchen Figaro und Goldfisch Cleo - treten auf. Geppetto stellt seine noch namenlose Marionette fertig und gibt ihr schließlich einen Namen: „Pinocchio”. Geppetto macht anschließend die ersten „Gehversuche” mit der Marionette.
Während Geppetto, Figaro und Cleo schlafen, erscheint die Blaue Fee und verwandelt Pinocchio von der leblosen Marionette zum lebendigen Holzbübchen. Dabei verspricht sie ihm, er könne zu einem richtigen Jungen aus Fleisch und Blut werden, wenn er zwischen Recht und Unrecht unterscheiden könne.6 Als der Zauberspruch seine Wirkung zeigt, beginnt Pinocchio mit den ersten Bewegungen und beginnt zu sprechen. Die Blaue Fee wendet sich nun an Jiminy und macht ihn auf seinen Wunsch hin zum Gewissen Pinocchios. Nachdem die Blaue Fee wieder verschwunden ist, tobt Pinocchio in der Werkstatt herum. Geppetto wacht von dem Lärm auf. Er kann zunächst nicht glauben, als er den lebhaften Holzbuben sieht. Nach einem kurzen Augenblick des Erstaunens wird er der Situation bewusst und freut sich endlich einen Jungen, einen eigenen Sohn zu haben.7
Bereits am nächsten Morgen geht Pinocchio in die Schule. Unterwegs trifft er auf ein Gaunerpärchen, den Fuchs Ehrlicher John und seinen Kumpan Kater Gideon. Die beiden halten Pinocchio fest und überreden ihn, ins Theater statt in die Schule zu gehen. Pinocchio folgt ihren Versprechungen von Erfolg und Ruhm. Jiminy, das Gewissen Pinocchios, kommt zu spät und kann in das Geschehen nicht mehr eingreifen. Ehrlicher John und Gideon bringen in schließlich zu Theaterdirektor Stromboli, der sofort den ersten Auftritt mit Pinocchio einstudiert. Der Auftritt wird zu einem vollen Erfolg. Doch anstatt Pinocchio gehen zu lassen, sperrt ihn Stromboli in einen Käfig. Währenddessen macht sich Geppetto auf die Suche nach seinem Jungen.
In der Zwischenzeit erscheint die Blaue Fee bei Pinocchio und stellt ihn zur Rede. Da beginnt er zu lügen und seine Nase wächst bei jeder Unwahrheit ein Stück. Er verspricht schließlich nie wieder zu lügen - seine Nase schrumpft wieder. Die Fee befreit Pinocchio und Jiminy aus dem Käfig und ermöglicht ihnen die Flucht. In der selben Nacht machen Ehrlicher John und Gideon ein Geschäft mit einem Kutscher, der ihnen viel Geld verspricht, wenn sie ihm freche kleine Jungen brächten. Sie treffen in den Straßen auf Pinocchio und überzeugen ihn, dass er sich dringend erholen müsse - auf der Vergnügungsinsel. Die Kutsche lässt nicht lange auf sich warten und nimmt Pinocchio und viele andere junge Buben mit. Pinocchio findet in Lampwick einen Spielgefährten.
Auf der Vergnügungsinsel angekommen, unternehmen die Kinder alles, was ihnen Zuhause nicht erlaubt ist. Als die Nacht hereinbricht, befiehlt der Kutscher alle Tore zu schließen. Jiminy, der ebenfalls auf der Kutsche reiste, macht sich auf die Suche nach Pinocchio. Er findet die beiden Freunde beim Billardspielen. Pinocchio ignoriert ihn jedoch. Nur kurze Zeit später beginnen sich die Buben allmählich in kleine Esel zu verwandeln. Jiminy beobachtet, dass andere Esel auf ein Schiff gebracht werden. Er macht sich Sorgen um Pinocchio und führt ihn von der Insel fort.
Zuhause angekommen finden sie die Werkstatt verlassen vor. Eine Taube bringt ihnen einen Brief von Geppetto mit dem Hinweis auf seinen Verbleib. Pinocchio und Jiminy machen sich auf den Weg zum Meer, um „seinen Vater”8 aus dem Magen des Wals Monstro zu befreien. Geppetto und Figaro warten derzeit sehnsüchtig auf ein Wiedersehen mit Pinocchio. Durch einen Sog werden plötzlich Pinocchio und Jiminy in den Magen gespült. Die Freude über das Wiedersehen ist groß, und die Hoffnung auf Rettung keimt auf.
Geppetto und Pinocchio machen ein großes Feuer aus den Resten eines Schiffes, das der Wal ebenfalls verschlungen hatte. Der Rauch bringt Monstro zum Niesen und öffnet ihnen den Weg in die Freiheit. Dank Pinocchio können sie sich an den sicheren Strand retten.
Geppetto kommt zu sich und sieht den leblosen Pinocchio im Wasser liegen. Trauernd bringt er Pinocchio nach Hause und weint um ihn. Noch während er den Verlust Pinocchios beklagt, erscheint die Blaue Fee zum dritten Mal und macht aus ihm einen richtigen Jungen. Geppetto freut sich überschwänglich und tanzt mit Pinocchio. Jiminy sieht seine Aufgabe erfüllt und verlässt das Geschehen.
4. Was bleibt von Collodis „Pinocchio” in der Bearbeitung von Walt Disney?
Bei der Beantwortung dieser zentralen Frage möchte ich zunächst auf die unterschiedlichen, allgemeinen Merkmale eingehen. Anschließend soll der Blick auf die Details gerichtet werden. Dabei wird jeder Gesichtspunkt in einem eigenen Abschnitt besprochen.
Jedem Leser dürfte schon allein anhand der Länge der Inhaltsangaben ein Rückschluss auf den sich voneinander unterscheidenden Anspruch der beiden Bücher möglich sein. Hält man die beiden Ausgaben in den Händen, so entsteht die Vermutung, dass Disneys Pinocchio (80 Seiten, neun Kapitel) im Gegensatz zu Collodis Pinocchio (254 Seiten, 36 Kapitel) um einiges einfacher ausfallen wird. Bei der Durchsicht erkennt man schnell, dass die ursprüngliche Handlung und damit der Textanteil sehr gestrafft wurde. In Disneys Pinocchio dominieren großformatige Farbbilder, die fast die gesamte Doppelseite einnehmen. Die Geschichte an sich ist auf ein paar Zeilen zusammengekürzt. Beide Eigenschaften, große Farbbilder und wenig Text, sind vielmehr Merkmale eines Bilderbuchs als von einem (Vor-)Lesebuch, das Collodis Pinocchio bekanntlich ist.
Die Überschriften der einzelnen Kapitel sind bei Collodi sehr ausführlich. Am Beispiel der Überschriften der ersten Kapitel soll der Unterschied aufgezeigt werden; Pinocchio von Collodi: „Wie es kam, dass Meister Kirsch, der Tischler, ein Holzscheit fand, das weinte und lachte wie ein Kind.”9 Die Überschriften bei Disneys Pinocchio sind dagegen herkömmlich kurz: „Wie alles begann ...”10.
Die Erzählung verläuft bei Disney vergleichsweise geradlinig und zügig, ohne größere Unterbrechungen. Es fehlt z.B. die Episode, in der Pinocchio am Galgen hängt, welche die gesamte Geschichte in zwei Teile teilt. Daneben ist der Zeitraum, den Pinocchio für seine Verwandlung zu einem echten Jungen braucht, bei Disney viel kürzer. Die drastische Verkürzung entsteht durch das Fehlen von Zeitspannen, in denen „nichts Neues” passiert. Beispiele hierfür sind: die vier Monate im Gefängnis in der Stadt Dummenfang oder der fünfmonatige Aufenthalt Pinocchios auf der Vergnügungsinsel.
Aufgrund der Straffung geht die Spannung, die sich von der Erschaffung Pinocchios bis zu dessen Verwandlung in einen echten Jungen erstreckt, verloren. Collodi versteht es, immer wieder durch „Rückschläge” in Pinocchios Entwicklung auf dieses Ziel hin, die Aufmerksamkeit des Lesers zu binden. Solche Rückschläge wären z.B.: Pinocchios Besuch im Marionettentheater (Kap. 9), die Verführung durch Fuchs und Katze (Kap. 12) oder die Fahrt zur Vergnügungsinsel (Kap. 31).
Im Pinocchio von Collodi dominieren drei Haupterzählfunktionen - Trennung/ Aufbruch, Verfolgung und Schaden. Diese Motive sind in vielen Kapiteln anzutreffen. Dennoch tauchen nicht immer alle drei zusammen auf. Aus Gründen der Übersichtlichkeit möchte ich nicht alle Stellen aufführen, sondern mich auf die ersten Wiederholungen dieses Erzählmusters beschränken.
Bereits im dritten Kapitel ist dieses Muster zu finden. Pinocchio läuft Geppetto davon, dieser versucht ihn wieder einzufangen. Der Schaden entsteht dadurch, dass Geppetto von einem Polizisten ins Gefängnis geworfen wird und damit in Pinocchio Schuldgefühle geweckt werden. Die nächste Szene dieser Art geschieht in Kapitel 9. Pinocchio geht in die Schule (Aufbruch). Unterwegs geht er jedoch in ein Kasperltheater. Der Besitzer möchte ihn als Holzscheit verbrennen, um sein Mittagessen zu kochen (Schaden). In Kapitel 15 kommt wieder das Motiv der Verfolgung in Form der beiden Räuber, Fuchs und Katze. Nach seiner Genesung (Aufbruch) im Hause der Blauen Fee trifft Pinocchio auf seiner Wanderung wieder auf den Fuchs und die Katze. Sie führen Pinocchio auf ein Feld, damit er seine Münzen einpflanzt, um sie zu vermehren. Bei seiner Rückkehr zum Feld sind sie verschwunden (Schaden).
Insgesamt ist die Geschichte bei Disney entschärft im Hinblick auf mehrere Aspekte. Hier soll sich die Aufmerksamkeit lediglich auf zwei zentrale Themen richten, auf die Motive der Gewalt und der Armut. Zum ersten Aspekt: Pinocchio erschlägt die Grille, verbrennt sich die Füße, er hängt am Galgen oder hat im Haus der Blauen Fee den Tod vor Augen. Zum zweiten ist die Armut Geppettos ist nicht zu erkennen. Seine Werkstatt macht einen gepflegten Eindruck. Er und Pinocchio sind ordentlich gekleidet bzw. kann Geppetto zwei Schulbücher für ihn kaufen. Die Abbildung auf Seite 31 bei C. Collodis Pinocchio lässt eine spartanische Ausstattung von Geppettos Haus und Werkstatt vermuten. Zusätzlich werden die ärmlichen Umstände beschrieben. Pinocchio bekommt ein Kleidchen aus Papier, Schuhe aus Baumrinde und ein Käppchen aus Brotkrumen.11 Zu seiner Fibel kommt er nur dadurch, weil Geppetto seine einzige Jacke verkauft.
Die Handlung bei Disney könnte an „jedem Ort der Welt” stattfinden. Die abgebildeten Häuser auf S. 2-3 lassen nicht zweifellos auf ein bestimmtes Land schließen. Bei Collodi dagegen erkennt man deutlich, dass Pinocchios Geschichte in Italien spielen muss (Abb. auf S.139). Die Gebäude sind aufgrund ihres typischen Baustils leicht mit diesem Land in Verbindung zu bringen.
Es dominiert die Fröhlichkeit, besonders durch das Aussehen der Figuren. Pinocchio erinnert mit seiner Kleidung an Mickey Mouse (Handschuhe, schwarze Haare, weinrote Hose). Die Mimik der Personen drückt selten sorgenvolle oder aggressive Gefühle aus. Nur der Kutscher, die Esel und der Wal repräsentieren am deutlichsten unharmonische Stimmungen. Selbst Fuchs und Kater schauen immer freundlich drein, obwohl sie alles andere als rechtschaffene Charaktere sind.
Doch wie sehen die Unterschiede im Besonderen aus?
Beim Vergleich der beiden Lektüren fällt bei Disneys Version zuerst die fehlende märchenhafte Formulierung zu Beginn des ersten Kapitels „Es war einmal...”12 auf. Persönlich halte ich die Formulierung für notwendig, um die Kinder auf eine phantasievolle Geschichte, z.B. ein Märchen, vorzubereiten. Dabei macht es keinen Unterschied, ob die Geschichte vorgelesen, oder vom Kind selbst gelesen wird.
Gleich auf der zweiten Seite von Disneys Pinocchio wird man feststellen, dass sich die Erzählperspektive ändert. „Der kleine Weltenbummler Jiminy Grille wird uns eine wundervolle Geschichte erzählen.” So heißt es auf Seite 2. Erwartet würde nun eine Erzählung aus der Ich-Perspektive. Liest man jedoch weiter, so wird nicht mehr aus der Sicht Jiminys erzählt: „Nachdem Jiminy den ganzen Tag unterwegs war,...”13. Nun erzählt eine unbekannte dritte Person Disney führt eine neue Figur in die Geschichte ein - die sprechende Grille, Jiminy Grille. Sie bekommt im Gegensatz zu Collodi weitere Eigenschaften. Dazu zählt ihre Aufgabe als personifiziertes Gewissen Pinocchios diesen durch die Geschichte zu begleiten. Es kann behauptet werden, dass Pinocchios Person zweigeteilt wird. Darüber hinaus ist Jiminy Grille tolpatschig, eifersüchtig oder unpünktlich. All dies sind Attribute, die Tiere nicht in diesem Ausmaß zugeordnet werden. Sein Aussehen ähnelt dem einer echten Grille kaum, denn er trägt einen Hut, Handschuhe, einen Mantel, einen Schal und besitzt einen Regenschirm.
Wie am Beispiel der Grille schon gezeigt wurde, tragen die Tiere bei Pinocchio menschliche Gesichtszüge: Sie haben eine ausgeprägte Mimik (Freude, Erstaunen, Trauer, Panik, Sorge, Aggression), die Augen von Goldfisch Cleo sind mit Wimpern gezeichnet, etc. Auffallend ist auch, dass alle Figuren, Menschen und Tiere, bis auf den Wal Monstro, im Allgemeinen dem sog. Kindchenschema (hohe Stirn, große Augen, Stupsnase) entsprechen. Damit fehlt es den Charakteren in gewissem Sinn an Individualität.
Die Rolle der Fee ist auf märchentypische Elemente beschränkt. Sie ist lediglich die geheimnisvolle Zauberin, entbunden von ihrer Rolle als Mutter, die sich um ihren Sohn Pinocchio kümmert und ihn erzieht. Die Art und Weise, wie sie gezeichnet ist, ist typisch für den Stil Disneys. Verglichen mit anderen Figuren in Märchenbüchern und -verfilmungen wie z.B. Schneewittchen, sehen sich die Hauptfiguren sehr ähnlich. Unterschiede bestehen oft nur in Haarfarbe und Kleidung. Der Name „Blaue Fee” richtet sich bei Collodi nach der Farbe der Haare, bei Disney nach der Farbe des Kleides.
Von dem ursprünglichen Pinocchio, so wie wir ihn von C. Collodi kennen, scheint in der Fassung Disneys nicht mehr viel zu bleiben. Viele Erzählepisoden fehlen bzw. sind sehr verkürzt dargestellt. Wie bereits erwähnt, geht ein großer Teil der Spannung verloren. Die Schnelligkeit bei Disney kann im weiteren Sinne auf das modernen Fernsehkonsumverhalten übertragen werden. Dort wird oft „gezappt” - Filme und Serien müssen kurzweilig sein. Disneys Pinocchio ist ein Buch zum Anschauen, weniger zum Lesen und kein Buch zum Vorlesen. Der Textanteil ist dafür zu gering (s.o.).
Disneys Pinocchio muss man dennoch zu gute halten, dass eine relativ anspruchsvolle Geschichte auf ein Minimum reduziert wurde. Diesen Schritt könnte man in der Hinsicht verstehen, um wenig fortgeschrittenen Lesern den Zugang zu schwierigeren Inhalten zu ermöglichen. In anderen Worten: Disneys Pinocchio kann als Einstieg, bzw. als Vorbereitung für Collodis Pinocchio sowie andere literarisch anspruchsvollere Kinder- und Jugendbücher angesehen werden.
Literaturverzeichnis
Primärliteratur:
Collodi, Carlo; Ghiuselev, Jassen: Pinocchio, Reinbek 1997 Disney, Walt: Pinocchio, München 1999
Sekundärliteratur:
Skripte und Mitschriften der Veranstaltung
[...]
1 Collodi, S.19
2 ebd., S. 33
3 ebd., S. 77
4 ebd., S. 144
5 ebd., S. 187
6 Disney, S. 13
7 ebd., S. 19
8 ebd., S. 65
9 Collodi, S. 13
10 Disney, S. 2
1111 Collodi, S. 49
1212 ebd., S. 13
13 ebd., S. 4
- Quote paper
- Martin Rommel (Author), 2001, Was bleibt von Collodis Pinocchio in der Bearbeitung von Walt Disney?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104317
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