In der vorliegenden Arbeit soll eingangs der Begriff der Fallgeschichte erläutert werden, um danach auf Büchners Übertragung des historischen auf den literarischen Fall, in welchem er wiederum einen medizinischen Fall installiert, einzugehen. Der historische Woyzeck, als Objekt des Gutachtens, wird durch Büchner als Proband des Experiments in ein Objekt des Doktors transformiert. Die literarische Verarbeitung konzentriert sich weniger auf die forensische Psychiatrie der Gutachten, sondern auf bestimmte Situationen und die darin inhärenten Machtverhältnisse, die Einblicke in Woyzecks Psyche erlauben. Somit wird der Mord an seiner Frau nicht an den Anfang der Betrachtung gestellt, sondern an das Ende, als großes, sich zuspitzendes und unausweichliches Finale.
Anschließend soll die Entmenschlichung Woyzecks unter zwei Gesichtspunkten beleuchtet werden. Zum einen wird die Objektivierung im Hinblick auf die Sprache des Doktors dargestellt und zum anderen werden der Experiment-Charakter und die Behandlung Woyzecks durch den Doktor thematisiert, die Woyzeck vom Subjekt zum Objekt, vom Individuum zum „casus“ werden lassen.
Georg Büchner konstruiert in „Woyzeck“ um die gleichnamige, titelgebende Figur soziale und ökonomische Machtkonstellationen, die den einfachen Soldaten zum Spielball seiner Gegenüber, insbesondere des Doktors werden lassen. Nachfolgend soll die Entmenschlichung des „casus“ Woyzeck durch das Erbsen-Experiment des Doktors dargestellt werden. Die Darstellung erfolgt anhand der Besprechung der zentralen Doktor-Szenen „Woyzeck. Der Doctor“, welche in der Lese- und Bühnenfassung vorzufinden ist, und „Der Hof des Prossors“, welche aus dem Quartblatt H3 rekonstruiert wurde. Es finden sich zudem Parallelen in der Szene „Buden. Lichter. Volk“, die besprochen werden sollen, und weitere Schlüsselstellen in der Szene „Hauptmann. Doctor“.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Literarische Fallgeschichte und „interessanter casus“
- Entmenschlichung durch den Doktor
- Objektivierung in der Sprache des Doktors
- Experiment-Charakter und Behandlung Woyzecks
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Entmenschlichung des Protagonisten Woyzeck in Georg Büchners Drama „Woyzeck“ durch die medizinischen Experimente des Doktors. Dabei wird der Fokus auf die Rolle der Fallgeschichte als literarisches und wissenschaftliches Konzept gelegt.
- Die Transformation des historischen Falls Woyzeck in eine literarische Fallgeschichte.
- Die Objektivierung des Probanden Woyzeck durch den Doktor.
- Die sprachliche Darstellung der Entmenschlichung.
- Die ethische Dimension der medizinischen Experimente.
- Die Beziehung zwischen individueller Erfahrung und gesellschaftlichen Normen.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt den Kontext des Dramas „Woyzeck“ dar und beschreibt die zentrale These der Arbeit: die Entmenschlichung Woyzecks durch die Experimente des Doktors.
Literarische Fallgeschichte und „interessanter casus“
Dieser Abschnitt erklärt den Begriff der Fallgeschichte und untersucht, wie Georg Büchner den historischen Fall Woyzeck in eine literarische Fallgeschichte transformiert. Dabei wird der Fokus auf die Umwandlung des historischen Woyzeck in ein Objekt des Experiments des Doktors gelegt.
Entmenschlichung durch den Doktor
Dieser Abschnitt betrachtet die Entmenschlichung Woyzecks durch die Handlungen und Sprache des Doktors. Die Objektivierung Woyzecks im Kontext des Experiments wird analysiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit der Entmenschlichung, Fallgeschichte, literarische Fallgeschichte, medizinisches Experiment, Objektivierung, Sprache, Machtverhältnisse, Georg Büchner, „Woyzeck“, und dem „casus“ Woyzeck.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2020, Der „casus“ Woyzeck. Entmenschlichung durch das Experiment, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1043160