Die Währungsreform
Die Währungsreform in den drei Westzonen fand am 20./21.06. 1948 statt.
Sie setzte einen Schlusspunkt unter die miserable Kriegswirtschaft des zweiten Weltkrieges und ermöglichte die Öffnung zu einem wirtschaftlichen Neuanfang, sogar zu einem neuen Wirtschaftssystem.
Es lassen sich folgende Punkte betrachten:
1. Was ist eine Währungsreform?
2. Warum musste eine Währungsreform durchgeführt werden?
3. Wie kam die Währungsreform zustande ?
4. Wie reagierte die Sowjetunion auf die Währungsreform?
5. Die Währungsreform als Wegbereiter für ein neues Deutschland?
6. Welche Rolle spielte die Währungsreform bei der Teilung Deutschlands?
1. Was versteht man im allgemeinen unter einer Währungsreform?
Unter einer Währungsreform versteht man die Neuordnung des Geldwesens durch den Gesetzgeber, d.h., eine alte Währung wird gegen eine neue Währung ersetzt. Durchgeführt wird diese, wenn das Geldwesen eines Landes zerstört ist, z.B. durch übermäßige Inflation .
Übermäßige Inflation entsteht meistens durch Kriegswirtschaft, am Ende steht einer riesigen Menge Geld nur ein sehr geringes Warenangebot gegenüber. In der jüngeren deutschen Geschichte gab es nach den beiden Weltkriegen Währungsreformen.
Der Zweck einer Währungsreform ist es, den Geldwert zu stabilisieren.
2. Gründe für die Durchführung der Währungsreform
Nach dem zweiten Weltkrieg war Deutschland wirtschaftlich am Boden. Deshalb war es notwendig, eine neue Strategie zu entwerfen, die Deutschland wieder zu geregelten wirtschaftlichen Verhältnissen kommen lassen sollte. In den ersten Nachkriegsjahren blieben die Waren knapp, dafür gab es etwas anderes im Überfluss: GELD. Dies war das Ergebnis der zurückgestauten Inflation, zu der es während des Krieges gekommen war. Das Dritte Reich hatte nämlich die Aufrüstung und den Krieg mit zusätzlichem Geld, mit dem Druck von Banknoten und durch Kreditschöpfung finanziert. Dadurch was das Geldvolumen von 56,4 Mrd. Reichsmark im Jahre 1938 auf 298 Mrd. Reichsmark im Jahre 1945 gestiegen. So kam es also, dass dem niedrigsten Warenangebot eine weitaus größere Geldmenge gegenüberstand. Die Folge davon waren Preisstopp und Bezugsscheinsystem. Die Verbraucher wichen deshalb auf die Schwarzmärkte aus: das Geld erfüllte nicht mehr seinen Zweck und wurde durch Zigaretten, Butter und andere Sachgüter ersetzt. Man tauschte wieder wie in der Naturalwirtschaft Ware gegen Ware. Eine Währungsreform war dringend erforderlich, eine wichtige Voraussetzung auch für die Neuordnung der Wirtschaft. Der im restlichen Westeuropa bereits durchgeführte Marshallplan sollte auch in den Westzonen Deutschlands durchgeführt werden. Dem standen aber vor allem die desolaten Währungsverhältnisse entgegen. Seit Kriegsende war eine Währungsreform aufgrund der Uneinigkeit des Alliierten Kontrollrat verschleppt worden. Nach dem Scheitern der Viermächte-Regierung bereiten die Westmächte, vor allem die Amerikaner, eine Währungsreform allein in ihren Besatzungszonen vor.
Bis es zur Währungsreform kam, vergingen ein paar Jahre, weil sich die Alliierten nicht einigen konnten. Im März 1948 kündigte die Sowjetunion ihre Mitarbeit im Alliierten Kontollrat endgültig auf.
Die deutschen Wirtschaftsexperten befürworteten die Währungsreform noch aus einem anderen Grund. Bei ihnen wirkte der Mythos der Währungsreform von 1923/24 noch nach, die damals der Hyperinflation ein Ende gesetzt und eine Periode relativer politischer und wirtschaftlicher Stabilität der Weimarer Republik eingeleitet hatte. Also erhofften sie sich den gleichen Effekt.
3. Zustandekommen der Währungsreform 1948
Nach dem Scheitern einer gesamtdeutschen Nachkriegspolitik der alliierten Kriegsmächte USA, Großbritannien, Sowjetunion und Frankreich im Alliierten Kontrollrat im März 1948 führten die Westmächte in den Westzonen Deutschlands eine Währungsreform durch.
01.03. Gründung der Bank deutscher Länder für das vereinigte Gebiet der Westzonen in Frankfurt
19.06. Währungsgesetz der drei westlichen Militärgouverneure wird bekannt gegeben
20./21. 06. Durchführung der Währungsreform: Jeder Bewohner der Westzonen erhielt im Tausch gegen 60
Reichmark 40 DM, ein sogenanntes Kopfgeld, im August nochmals 20 DM. Gehälter, Löhne, Pensionen, Renten, Mieten und Pachtzinsen wurden im Verhältnis 1:1 umgestellt, viele andere Verbindlichkeiten 10:1.
Die Schulden des Reiches wurden für erloschen erklärt, die privaten Schulden im Verhältnis 10:1 herabgesetzt.
Sparguthaben wurden im Verhältnis 100 : 6,5 abgewertet, das bedeutet, dass alle Inhaber von Sparkonten große Verluste erlitten.
Gut gestellt hingegen wurden Besitzer von Sachwerten wie Grund und Boden, Immobilien und Produktionsbetrieben, da diese nicht von der Währungsreform betroffen waren.
Nachteilig war die Währungsreform für die Vertriebenen aus den Ostgebieten, weil sie keine Sachwerte mehr besaßen.
23. 06. Die DM wird in den Westsektoren Berlins als gesetzliches Zahlungsmittel gegen den Widerstand der sowjetischen Kommandantur eingeführt.
4. Reaktion der Sowjetunion
Die Antwort der Sowjetunion auf die Währungsreform in den drei Westzonen kam schnell. Bereits 2 Tage später, am 23.06.1948, wurde in der SBZ ebenfalls eine Währungsreform durchgeführt.
Da neues Geld noch nicht gedruckt worden war, wurden die alten Reichsmarkscheine zunächst mit Coupons beklebt. Die sogenannte „Couponmark“ wurde eingeführt. Jeder Bewohner der SBZ konnte 70 Reichsmark im Verhältnis 1:1 umtauschen, höhere Summen konnten sie im Verhältnis 1:5 umtauschen, bzw. ab 1000 RM im Verhältnis 1:10.
Da die Zwangsbewirtschaftung aber beibehalten wurde, verbesserte sich der Lebensstandard nicht spürbar.
Eine weitere Reaktion auf die Währungsreform war die sogenannte Berlin - Blockade.
5. Die Währungsreform als Wegbereiter für einen neues Deutschland
Die Währungsreform in Deutschland stellte die Weichen für eine neue Wirtschaftsordnung. So entstand in der Bizone die wettbewerbsorientierte Marktwirtschaft und in der sowjetischen Besatzungszone die Zentralverwaltungswirtschaft mit staatlich gelenkten Produktionsplänen, Preisen und Löhnen.
Durch das Gelingen des Marshall-Plans in Deutschland war der Weg für die Soziale Marktwirtschaft geebnet.
6.Welche Rolle spielte die Währungsreform bei der Teilung Deutschlands?
Die Währungsreform legte den Grundstein zur endgültigen Teilung Deutschlands. Nachdem Russland bereits im März 1948 aus dem Alliierten Kontrollrat ausgetreten war, ließ sich absehen, dass das eigentliche Vorhaben, Deutschland als einheitliche Wirtschaftsunion beizubehalten, dauerhaft nicht durchzuführen sein würde. Zu viele gegensätzliche Interessen standen zwischen Russland und den drei westlichen Alliierten. So bildete sich immer deutlicher die Trizone als eine wirtschaftliche Einheit heraus, dies wurde durch die neueingeführte Währung unterstützt. Zwei unterschiedliche Währungen in Deutschland wiesen also offensichtlich darauf hin, dass Deutschland den Weg der Zweiteilung eingeschlagen hatte.
Quellen:
"Deutschland seit 1945" Gerhart Binder;
"Wirtschaftsgeschichte der BRD 1945-1980" Werner Abelshauser "Die Wirtschaft" Schüler Duden
"Geteiltes Deutschland nach 1945" Heinrich Pleticha
Häufig gestellte Fragen
Was ist eine Währungsreform?
Eine Währungsreform ist die Neuordnung des Geldwesens durch den Gesetzgeber, bei der eine alte Währung durch eine neue ersetzt wird. Dies geschieht typischerweise, wenn das Geldwesen eines Landes durch Inflation oder Kriegswirtschaft zerstört ist.
Warum wurde die Währungsreform von 1948 in den Westzonen Deutschlands durchgeführt?
Nach dem Zweiten Weltkrieg war die deutsche Wirtschaft am Boden. Es gab eine große Geldmenge (Reichsmark) im Umlauf, aber nur wenige Waren. Dies führte zu Schwarzmärkten und dem Verlust des Geldwertes. Die Währungsreform sollte die Geldwert stabilisieren und den Weg für eine neue Wirtschaftsordnung ebnen, einschließlich der Einführung des Marshallplans.
Wie kam die Währungsreform in den Westzonen zustande?
Nachdem sich die Alliierten nicht auf eine gemeinsame Währungsreform einigen konnten, führten die Westmächte (USA, Großbritannien, Frankreich) im Juni 1948 eine Währungsreform in ihren Besatzungszonen durch. Die Bank deutscher Länder wurde gegründet, und es wurden Gesetze erlassen, die den Umtausch von Reichsmark in Deutsche Mark (DM) regelten. Bargeld wurde in einem bestimmten Verhältnis getauscht, während Sparguthaben abgewertet wurden. Sachwerte wie Grundstücke und Immobilien blieben von der Reform weitgehend unberührt.
Wie reagierte die Sowjetunion auf die Währungsreform in den Westzonen?
Die Sowjetunion reagierte schnell mit einer eigenen Währungsreform in der SBZ (Sowjetische Besatzungszone) am 23. Juni 1948, nur zwei Tage nach der Reform in den Westzonen. Zunächst wurden Reichsmarkscheine mit Coupons beklebt. Zusätzlich blockierte die Sowjetunion Berlin.
Welche Folgen hatte die Währungsreform für die Teilung Deutschlands?
Die Währungsreform trug maßgeblich zur Teilung Deutschlands bei. Nachdem die Sowjetunion den Alliierten Kontrollrat verlassen hatte, war klar, dass eine einheitliche Wirtschaftspolitik nicht möglich war. Die Einführung unterschiedlicher Währungen in den Westzonen und der SBZ verdeutlichte die wirtschaftliche und politische Spaltung Deutschlands.
Wer profitierte von der Währungsreform, und wer verlor?
Besitzer von Sachwerten wie Grundstücken, Immobilien und Produktionsbetrieben profitierten von der Währungsreform, da diese nicht von der Abwertung betroffen waren. Sparer erlitten hingegen große Verluste, da Sparguthaben stark abgewertet wurden. Vertriebene aus den Ostgebieten, die keine Sachwerte mehr besaßen, waren ebenfalls benachteiligt.
Welche Rolle spielte die Währungsreform für die Entwicklung der Wirtschaftssysteme in Ost- und Westdeutschland?
Die Währungsreform markierte den Beginn unterschiedlicher Wirtschaftssysteme in Ost- und Westdeutschland. In den Westzonen entstand eine wettbewerbsorientierte Marktwirtschaft, während in der SBZ eine Zentralverwaltungswirtschaft mit staatlich gelenkten Produktionsplänen, Preisen und Löhnen eingeführt wurde.
- Citation du texte
- Ansgar Kampmann (Auteur), 2001, Währungsreform von 1948, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104303