Diese Seminararbeit befasst sich mit dem vorherrschenden Thema des Kinderwunsches bei Menschen mit geistiger Behinderung. Durch Erfahrung in einer Beratungsstelle für junge Familien fiel auf, dass für Menschen mit geistiger Behinderung der Zugang zur selbstbestimmten Familienplanung verwehrt wird. Das Bild über Menschen mit Behinderungen ist mit Bildern der Hilflosigkeit, Defiziten und Schädigungen verbunden. Sie werden bis in die jetzige Praxis der Sozialpädagogik häufig als „Behinderte“ wahrgenommen und selten über ihr Geschlecht definiert.
Es kann nicht abgestritten werden, dass vor allem Frauen mit (geistigen) Behinderungen das Muttersein per se abgesprochen wird. „Behinderte Mütter entsprechen nicht dem gesellschaftlichen Mutterbild. Von Müttern wird erwartet, dass sie Hilfe geben, nicht dass sie Hilfe brauchen.“ So herrscht allgemeine Unsicherheit über das Thema und den Umgang mit dem Kinderwunsch von Menschen mit geistiger Behinderung und es wird somit oftmals tabuisiert.
Diese Seminararbeit befasst sich im ersten Schritt mit der Definition von geistiger Behinderung und Kinderwunsch, um über einen zweiten Schritt vorherrschende Herausforderungen für Menschen mit geistiger Behinderung bezüglich ihrer selbstbestimmten Familienplanung darzustellen. Über eine rechtliche Einordnung mithilfe des Grundgesetzes und der UN-Behindertenrechtskonvention soll herausgearbeitet werden, wie die Soziale Arbeit in diesem vermeintlichen Widerspruch zwischen Selbstbestimmung und Fürsorgepflicht Menschen mit geistiger Behinderung im Kinderwunsch professionell begleiten kann.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Anlass
- 2. Begriffliche Einordnung
- 2.1 Geistige Behinderung von einer defizitären Definition hin zum bio-psycho-sozialen Ansatz
- 2.2 Definition Kinderwunsch
- 3. Kinderwunsch im Kontext der Heilpädagogik - aktuelle Herausforderungen für betroffene Frauen und Männer mit Kinderwunsch
- 3.1 Gesellschaftlicher Umgang mit dem Kinderwunsch
- 3.2 Familiärer Umgang mit dem Kinderwunsch - „Ja, sie fühlt sich wohl mit Kindern, und wir können uns damit quälen“
- 3.3 Umgang mit dem Kinderwunsch im professionellen Kontext der Sozialen Arbeit
- 4. Das Recht auf Familie? Rechtliche Einordnung
- 4.1 Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland
- 4.2 UN-Behindertenrechtskonvention
- 5. Fazit: Soziale Arbeit im Spannungsfeld zwischen Selbstbestimmung und Fürsorgepflicht?
- 7. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit dem Thema des Kinderwunsches bei Menschen mit geistiger Behinderung. Sie untersucht die Herausforderungen für diese Menschen bei der Verwirklichung ihrer selbstbestimmten Familienplanung im Kontext der Sozialen Arbeit.
- Definition von geistiger Behinderung und Kinderwunsch
- Herausforderungen für Menschen mit geistiger Behinderung bezüglich ihrer selbstbestimmten Familienplanung
- Rechtliche Rahmenbedingungen des Kinderwunsches von Menschen mit geistiger Behinderung im Kontext des Grundgesetzes und der UN-Behindertenrechtskonvention
- Spannungsfeld zwischen Selbstbestimmung und Fürsorgepflicht in der Sozialen Arbeit im Hinblick auf den Kinderwunsch von Menschen mit geistiger Behinderung
- Professionelle Begleitung von Menschen mit geistiger Behinderung im Kinderwunsch durch die Soziale Arbeit
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel erläutert den Anlass der Seminararbeit, der in persönlichen Erfahrungen in einer Beratungsstelle für junge Familien liegt. Es wird deutlich, dass Menschen mit geistiger Behinderung oft den Zugang zur selbstbestimmten Familienplanung verwehrt wird.
Kapitel 2 befasst sich mit der Begrifflichen Einordnung von geistiger Behinderung und Kinderwunsch. Es zeichnet die Entwicklung der Definition von geistiger Behinderung von einem defizitären Verständnis hin zu einem bio-psycho-sozialen Ansatz nach. Der Kinderwunsch wird als ein menschliches Bedürfnis definiert, das unabhängig von einer geistigen Behinderung besteht.
Kapitel 3 beleuchtet die Herausforderungen, denen Menschen mit geistiger Behinderung im Zusammenhang mit ihrem Kinderwunsch begegnen. Es werden der gesellschaftliche, der familiäre und der professionelle Umgang mit dem Kinderwunsch von Menschen mit geistiger Behinderung betrachtet.
Kapitel 4 geht auf die rechtliche Einordnung des Themas ein und analysiert die relevanten Artikel des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland und der UN-Behindertenrechtskonvention.
Schlüsselwörter
Die Seminararbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen geistige Behinderung, Kinderwunsch, Selbstbestimmung, Fürsorgepflicht, Familienplanung, Soziale Arbeit, Inklusion, Recht auf Familie, Grundgesetz, UN-Behindertenrechtskonvention.
- Quote paper
- Mona Fischer (Author), 2021, Kinderwunsch von Frauen mit geistiger Behinderung. Soziale Arbeit im Spannungsfeld zwischen Selbstbestimmung und Fürsorgepflicht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1042633