Eine tiefe Melancholie, gehüllt in den Zauber der Nacht, durchdringt Joseph von Eichendorffs Gedicht "Sehnsucht" und entführt den Leser in eine Welt romantischer Empfindungen. Wer war dieser Dichter, der die deutsche Romantik so maßgeblich prägte und mit seinem Werk die Sehnsucht nach Ferne, Freiheit und der unberührten Natur in Worte fasste? Das Gedicht, formal meisterhaft in Kreuzreimen und einem liedhaften Duktus gehalten, offenbart eine innige Zwiesprache des lyrischen Ichs mit seiner Umgebung. Einsamkeit am Fenster, der Klang eines Posthorns in der Ferne – Bilder, die eine unstillbare Sehnsucht nach dem Unbekannten wecken. Wandernde Gesellen, die in ihrem Gesang die Schönheit und Erhabenheit der Natur preisen, werden zu Symbolen einer unerreichbaren Freiheit. Doch auch dunkle Schatten lauern: Verwilderte Gärten und Marmorbilder, die an eine vergangene Epoche erinnern, zeugen von der Vergänglichkeit und der Abkehr von klassischen Idealen. Die Anspielungen auf die Antike und die Naturverbundenheit verschmelzen zu einer einzigartigen Symbiose, die den Leser in den Bann zieht. Eichendorffs "Sehnsucht" ist mehr als nur ein Gedicht; es ist ein Spiegel der romantischen Seele, eine Reise in die Tiefen der menschlichen Empfindung und ein Zeugnis der unstillbaren Sehnsucht nach dem vollkommenen Glück. Entdecken Sie die verborgenen Botschaften zwischen den Zeilen, die subtilen Korrespondenzen und die tiefe Bedeutung, die in den Bildern von Mondenschein, Sommernacht und Waldesnacht verborgen liegen. Lassen Sie sich von Eichendorffs poetischer Sprache verzaubern und tauchen Sie ein in die Welt der Romantik, wo Sehnsucht und Traum Hand in Hand gehen. Ein Muss für jeden Liebhaber der deutschen Literatur und alle, die sich von der Magie der Romantik gefangen nehmen lassen wollen. Dieses Gedicht ist ein Schlüssel zum Verständnis der Epoche und ein zeitloses Zeugnis der menschlichen Seele, das auch heute noch Leser jeden Alters berührt und inspiriert. Erleben Sie die Kraft der Sehnsucht in diesem Meisterwerk der deutschen Dichtkunst und entdecken Sie die Schönheit, die in der Einfachheit und Tiefe der romantischen Sprache verborgen liegt.
Schreibplan
1. Einführender Überblick
- Informationen zum Autor
- Formulierung der Thematik: Sehnsucht des lyrischen Ichs
2. Formanalyse
- 3 Strophen á 8 Versen; Kreuzreim, wobei Reim des 6. Und 8. Verses aller Strophen identisch
- kein festes Versmaß, aber immer 3 Hebungen, abwechselnd weibliche und männliche Kadenzen
- liedartiger Charakter
3. strukturierte Inhalts- und Sprachanalyse
- Überschriftsanalyse
- Strophe I: lyrisches Ich nachts einsam am Fenster; Erregung von Sehnsucht Wechsel Systole - Diastole; Seelenlandschaft: Einsamkeit; Metapher; Wunsch
- Strophe II: Gesang zweier wandernder Gesellen von der Natur Personifikation der Natur; Pantheismus
- Strophe III: zweiter Teil des Gesangs über verwilderte Natur und Mädchen; Erweckung von Sehnsucht beim lyrischen Ich nach diesen; Bilderhäufung; Anspielung auf Klassik
- Parallelität: 1. Hälfte Strophe I und 2.Hälfte Strophe III è Rahmenbildung
- Ende jeder Strophe auf „-nacht“: Korrespondenz des Begriffs mit Inhalt der Strophe
4. Einordnung in die Epoche
- thematisch und inhaltliche Einordnung: pantheistische Weltanschauung, wiederkehrende Motive
- sprachliche Einordnung: Schlüsselbegriffe: „Mondenschein“, „Sommernacht“, „Waldesnacht“
Der am 10.3.1788 als Sohn eines preußischen Offiziers und Landedelmanns in Oberschlesien geborene Joseph Freiherr von Eichendorff genoß aufgrund seiner adligen Herkunft eine aristokratische-katholische Erziehung durch geistliche Hauslehrer. Nach seinem Gymnasialabschluss im Jahr 1804 studierte er Jura und Philosophie, zunächst in Halle, danach vor allem in Heidelberg. Während seiner Studienzeit kam es zu mehreren Begegnungen mit wichtigen Autoren der Romantik wie Novalis, Arnim oder Brentano. Eichendorff selbst gilt als der bedeutendste Dichter der deutschen Hochromantik, die er jedoch mit seinem „Tagebuch eines Taugenichts“ überwand. Im vorliegenden Gedicht „Sehnsucht“, einem der bedeutendsten Werke dieser literarischen Epoche thematisiert er schon durch die Überschrift erkennbar eines der Hauptthemen dieser Zeit.
Das Gedicht ist formal aus drei Strophen mit je acht Versen aufgebaut, wobei durchgehend ein Kreuzreim vorzufinden ist(abab cdcd). Auffällig hierbei ist, dass der sechste und achte Vers aller Strophen die gleiche Reimendung besitzen, nämlich „-acht“.
Im Gegensatz dazu sind beim Versmaß keine eindeutigen Aussagen machbar, außer dass jeder Vers drei Hebungen besitzt, wobei sich männliche und weibliche Kadenzen abwechseln. Durch dies, im Gegensatz zur vorherigen klassischen Epoche freieren Form erhält dieses Gedicht zudem einen volksliedartigen Charakter.
Schon durch die Überschrift „Sehnsucht“ gibt der Autor dem Leser das Thema des Gedichtes respektive die Gefühle des lyrischen Ichs preis.
Dieses lyrische Ich steht zu Beginn der ersten Strophe allein am offenen Fenster und blickt in die Ferne, vom wo ein Posthorn in der sternenklaren Nacht ertönt. Durch den Wechsel vom engen Zimmer, in dem das lyrische Ich sich befindet(V.2), hin zum Blick in die weite Ferne(V.3), also dem Wechsel von Systole und Diastole, drückt der Autor schon gleich zu Beginn die Sehnsucht des lyrischen Ichs nach Freiheit und Entgrenzung aus. Die Gefangenheit und die Einsamkeit des lyrischen Ichs wird außerdem noch durch die Seelenlandschaft vom „stillen Land“(V.4) unterstrichen. Durch die Metapher vom entbrannten Herz im Leib(vgl. V.5) und dem Wunsch des Mitreisens, welcher in Vers 7 geäußert wird, wird die Sehnsucht des lyrischen Ichs nach Freiheit und Ferne nochmals explizit formuliert. Abgeschlossen wird diese Strophe schließlich mit dem Begriff „Sommernacht“, der einen zentralen Begriff der Romantik darstellt.
Konträr zum eingeengten lyrischen Ich in der ersten Strophe sind die Hauptpersonen hier, „zwei junge Gesellen“(V.9), in der freien Natur unterwegs, welche gleichsam des Thema dieses zweiten Abschnitts und Mittelpunkt des Gesangs der beiden ist. Die zwei wandernden und singenden Gesellen(vgl. V.11) sind hier als Symbol dafür zu sehen, was vom lyrischen Ich noch sehnsüchtig angestrebt wird, nämlich die Freiheit. In den letzten vier Versen dieser Strophe, die den ersten Teil des Gesangs beinhaltet, werden die Wälder, die „so sacht [rauschen]“(V.14) und die Quellen, die sich „von den Klüften/[...] stürzen in die Waldesnacht“(V.15f) personifiziert. Dadurch wird außerdem die romantische Sichtweise der Natur in einem pantheistischen Weltbild verdeutlicht; die Natur ist also hier gleichzusetzen mit dem Selbstverständnis der Romantiker, als das Schöne.
Wie schon von der ersten zur zweiten Strophe, so ist auch zwischen der zweiten und dem Beginn der dritten Strophe ein Gegensatz vorzufinden: Beschreibt der Gesang der Gesellen am Ende der zweiten Strophe noch die Reinheit und Schönheit der Natur, so handelt er hier von „Marmorbildern“(V.17) und Gärten, die „in dämmernden Lauben verwildern“(V.19). Hierbei kann man die Marmorbilder als Anspielung auf die Klassik verstehen, die sich auf die Antike, also auf die Entstehungszeit der ersten Marmorbilder im römischen Reich zurückbezieht. Durch das Bild des Verwilderten(vgl. V.19) wird aber die ablehnende Haltung der Romantiker gegenüber ihren klassischen Vorgängern deutlich; denn verwildert etwas in der Natur, so bedeutet dies, dass es von den Menschen nicht mehr gepflegt wird, wie die Klassik, die zu Entstehungszeit dieses Gedichtes ihren Zenit schon überschritten hatte. Im zweiten Teil der dritten Strophe, ab Vers 20, handelt der Gesang von Mädchen, die „am Fenster lauschen“(V.21). Dieser Teil ist thematisch parallel zum Anfang des Gedichts aufgebaut, wo das lyrische Ich am Fenster steht(vgl.V.2). Auch erklingt hier analog zum Beginn ein Ton eines Musikinstrumentes. Ist es in Vers vier ein Posthorn, so ist es in Vers 22 der Klang der Lauten. Eine weitere Gemeinsamkeit ist die träumerische Stimmung, die einmal durch die goldenen Sterne(vgl.V.1) und hier durch die verschlafen rauschenden Brunnen(vgl.V.23) symbolisiert wird. Es wird also deutlich, dass das vorliegende Gedicht einen Rahmen besitzt und somit ein geschlossenes Ganzes darstellt. Daher wird auch hier Sehnsucht deutlich, nämlich die des lyrischen Ichs nach den Mädchen beziehungsweise nach Liebe allgemein.
Auffällig ist außerdem, dass jede Strophe mit „-nacht“ endet: In den Strophen I+III, in denen beim lyrischen Ich Sehnsucht entflammt ist, verwendet der Autor den Begriff „Sommernacht“; der Sommer ist hier als wärmste Jahreszeit als Symbol für dieses Entflammte zu betrachten. In der zweiten Strophe, in der die Gesellen in der Natur wandern(vgl. V.9-12), verwendet Eichendorff den Begriff „Waldesnacht“(V.16), wobei Wald hier die Freiheit in der Natur symbolisieren soll. Daraus wird ersichtlich, dass der letzte Begriff einer Strophe immer mit dem Inhalt der ihm vorausgehenden Versen korrespondiert.
Thematisch und inhaltlich muss man dieses Gedicht der Epoche der Romantik zuordnen, denn es besitzt sowohl die für diese Epoche typische pantheistische Weltanschauung(vgl. Strophe II) als auch typische, immer wiederkehrende Motive der deutschen Romantik, wie die Sehnsucht, insbesondere nach Freiheit(vgl. Strophe I), das Motiv der Nacht, Sterne und des Traums, was durch die Umgebung, in der sich das lyrische Ich befindet, verdeutlicht wird. Auch sprachlich entspricht das vorliegende Gedicht den epochentypischen Merkmalen, was sowohl an Schlüsselbegriffen wie „Mondenschein“(V.20) oder „Sommernacht“(V.8+24)/ „Waldesnacht“(V.16) als auch an der Bildhaftigkeit und dem Wohllaut der lyrischen Sprache festgemacht werden kann. Insgesamt gesehen ist also zu sagen, dass das Gedicht „Sehnsucht“ von Eichendorff nahezu idealtypisch für die Zeit der deutschen Romantik(1790-1830) ist.
Du hast Dich dem Text sehr gut genähert. Du machst sehr gute Beobachtungen zu den Korrespondenzen im Gedicht, wobei Du auch die wesentlichen Merkmale des Romantischen herausarbeitest. Insgesamt gesehen arbeitest Du sehr nahe am Text. Deine Gliederung ist äußerst informativ gehalten. Auch in sprachlicher und stilistischer Hinsicht ist dein Aufsatz gelungen, Unsicherheiten treten nur vereinzelt auf. Insgesamt sehr gut!
14 Punkte
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Schreibplan für die Analyse des Gedichts "Sehnsucht"?
Der Schreibplan umfasst folgende Punkte: 1. Einführender Überblick (Informationen zum Autor, Formulierung der Thematik: Sehnsucht des lyrischen Ichs), 2. Formanalyse (Strophen, Reimschema, Versmaß, liedartiger Charakter), 3. strukturierte Inhalts- und Sprachanalyse (Überschriftsanalyse, Analyse der Strophen im Hinblick auf Sehnsucht, Natur, Bilderhäufung, Parallelitäten), 4. Einordnung in die Epoche (thematische und inhaltliche sowie sprachliche Einordnung).
Wer war Joseph Freiherr von Eichendorff?
Joseph Freiherr von Eichendorff wurde am 10.3.1788 in Oberschlesien geboren. Er stammte aus einer adligen Familie und erhielt eine aristokratisch-katholische Erziehung. Er studierte Jura und Philosophie und kam während seiner Studienzeit mit bedeutenden Autoren der Romantik in Kontakt. Eichendorff gilt als bedeutender Dichter der deutschen Hochromantik.
Welche formale Struktur hat das Gedicht "Sehnsucht"?
Das Gedicht besteht aus drei Strophen mit je acht Versen. Es weist durchgehend einen Kreuzreim (abab cdcd) auf. Der sechste und achte Vers jeder Strophe enden auf "-acht". Das Versmaß ist nicht eindeutig bestimmbar, aber jeder Vers hat drei Hebungen, wobei sich männliche und weibliche Kadenzen abwechseln.
Welches Thema wird in dem Gedicht "Sehnsucht" behandelt?
Das Gedicht thematisiert, wie der Titel bereits andeutet, die Sehnsucht des lyrischen Ichs nach Freiheit, Entgrenzung und Liebe.
Wie wird die Sehnsucht des lyrischen Ichs in der ersten Strophe dargestellt?
In der ersten Strophe steht das lyrische Ich allein am offenen Fenster und blickt in die Ferne. Der Wechsel vom engen Zimmer zum weiten Blick, die Seelenlandschaft des "stillen Landes", die Metapher vom entbrannten Herzen und der Wunsch des Mitreisens drücken die Sehnsucht des lyrischen Ichs nach Freiheit und Ferne aus.
Welche Rolle spielt die Natur in dem Gedicht?
Die Natur spielt eine zentrale Rolle, insbesondere im Gesang der zwei wandernden Gesellen in der zweiten und dritten Strophe. Die Natur wird personifiziert und als Inbegriff des Schönen dargestellt, was der pantheistischen Weltanschauung der Romantik entspricht. Es gibt aber auch die Beschreibung der verwilderten Natur in der dritten Strophe als Abgrenzung von der Klassik.
Welche epochentypischen Merkmale weist das Gedicht "Sehnsucht" auf?
Das Gedicht weist sowohl thematisch-inhaltlich als auch sprachlich epochentypische Merkmale der Romantik auf. Dazu gehören die pantheistische Weltanschauung, wiederkehrende Motive wie Sehnsucht, Nacht, Sterne und Traum, sowie Schlüsselbegriffe wie "Mondenschein", "Sommernacht" und "Waldesnacht".
Wie wird der Bezug zur Klassik im Gedicht hergestellt und abgegrenzt?
Die "Marmorbilder" in der dritten Strophe können als Anspielung auf die Klassik verstanden werden. Das Bild des "Verwilderten" deutet jedoch auf eine ablehnende Haltung der Romantik gegenüber ihren klassischen Vorgängern hin.
Welche Rahmenbildung gibt es im Gedicht?
Eine Parallelität besteht zwischen der ersten Hälfte der ersten Strophe und der zweiten Hälfte der dritten Strophe. Das lyrische Ich steht jeweils am Fenster und nimmt Klänge aus der Ferne wahr. Dies bildet einen Rahmen und verleiht dem Gedicht Geschlossenheit.
Welche Bedeutung hat das Wort "-nacht" am Ende jeder Strophe?
Das Wort "-nacht" am Ende jeder Strophe korrespondiert mit dem Inhalt der jeweiligen Strophe. "Sommernacht" in den Strophen I und III symbolisiert die entflammte Sehnsucht, während "Waldesnacht" in Strophe II die Freiheit in der Natur symbolisiert.
- Arbeit zitieren
- Ben Schnock (Autor:in), 2001, Eichendorff, Joseph - Sehnsucht (Gedichtinterpretation), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104196