Inhaltsverzeichnis
I. VORWORT
II. DIE BASKISCHE SPRACHE
A. DIE GESCHICHTE DER BASKIS CHEN SPRACHE
B. DAS HEUTIGE VERBREITUNGSGEBIET DES BASKISCHEN
C. DIE BASKISCHEN DIALEKTE
III. DIE KATALANISCHE SPRACHE
A. DIE GESCHICHTE DER KATALANISCHEN SPRACHE
B. DAS HEUTIGE VERBREITUNGSGEBIET DES KATALANISCHEN
C. DIE KATALANISCHEN DIALEKTE
IV. SPRACHPOLITIK IM BASKENLAND
A. DIE RECHTLICHEN GRUNDLAGEN DER „SPRACHNORMALISIERUNG“
B. DAS BASKISCHE IN DER VERWALTUNG
C. DAS BASKISCHE IM ERZIEHUNGSSYSTEM
D. DIE BASKISCHE SPRACHE IN DEN MEDIEN
V. SPRACHPOLITIK IN KATALONIEN
A. DIE RECHTLICHEN GRUNDLAGEN DER „SPRACHNORMALISIERUNG“
B. DAS KATALANISCHE IN DER VERWALTUNG
C. DAS KATALANISCHE IM ERZIEHUNGSSYSTEM
D. DIE KATALANISCHE SPRACHE IN DEN MEDIEN
VI. VERGLEICH DER SPRACHPOLITIK IM BASKENLAND UND
IN KATALONIEN UND DEREN VORRAUSSETZUNGEN
VII SCHLUSSBEMERKUNGEN
VIII BIBLIOGRAPHIE:
Bücher:
Internet:
ANHANG
I. Vorwort
Seit dem Untergang des Regimes General Francisco Francos in der Mitte der 70er Jahre wird im Baskenland und in Katalonien eine Politik der „Sprachnormalisierung“ betrieben. Der Anteil der Sprecher der beiden Sprachen in der Bevölkerung soll durch gezielte Programme im Bereich des Erziehungswesens und der Kulturpolitik erhöht werden.
Interessant ist die Rolle der Sprachpolitik und Sprachpflege im Baskenland und in Katalonien deshalb, weil die Sprachen seit dem Mittelalter immer wieder mit Verboten belegt wurden und unter den beiden Diktaturen im 20. Jahrhundert unter starker Repression zu leiden hatten. Dies führte zumindest im Baskenland zu einem starken Rückgang der Anzahl derer, die des Baskischen mächtig sind. Welche entscheidende Rolle die Sprache im Selbstverständnis der baskischen Ethnie spielt, zeigt das folgende Zitat:
El dia el que la lengua vasca deja de ser lengua hablada el pueblo vasco habrá muerto.1
Für die Identität der Katalanen gilt ähnliches. Die zentrale Rolle der Sprache für die Identität der Basken und Katalanen spiegelt sich in der Sprachpolitik der Regierungen der beiden Autonomen Gemeinschaften wieder. Im folgenden soll untersucht werden, welche Erfolge dabei erzielt wurden und inwiefern sich die Bemühungen der beiden Regierungen in der Sprachpflege und Sprachpolitik auf die Sprecherzahlen auswirken.
Dabei wird in einem ersten Schritt kurz auf die Geschichte und Entwicklung der beiden Sprachen eingegangen und sowohl das Verbreitungsgebiet als auch die verschiedenen Dialekte vorgestellt. Daraufhin werden die Sprachpolitik und die Sprachpflege im Baskenland und in Katalonien in den Bereichen Verwaltung, Schulwesen und Medien untersucht und die Erfolge diese Politik unter die Lupe genommen.
Anschließend werden die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der sprachlichen Situation im Baskenland und in Katalonien aufgezeigt werden. Zuletzt stellt sich dann noch eine Frage: Welche Zukunft haben Euskara und Catalan noch als regionale Sprachen in der heutigen, von der Globalisierung geprägten Welt?
II. Die baskische Sprache
A. Die Geschichte der baskischen Sprache
Das Baskische wird von verschiedenen Autoren als älteste ansässige Sprache Westeuropas bezeichnet. Die baskische Kultur ist eine vorindogermanische Hirtenkultur, die Wurzeln der Basken sind bis heute nicht eindeutig geklärt. Schuchardt nahm aufgrund von sprachlichen Ähnlichkeiten zu hamitischen Sprachen Nordafrikas an, die Iberer seien das sprachliche Zwischenglied zwischen den Hamiten und Basken2, eine Theorie, die sich nicht halten konnte. Ebenso wenig konnte eine vermutete Verwandtschaft zu kaukasischen Sprachen bewiesen werden, obwohl auch hier Ähnlichkeiten vorhanden sind. Ursprünglich siedelten die Basken weiter südöstlich, wovon baskische Ortsnamen südlich des Ebro zeugen. Heute geht man davon aus, dass das Baskische möglicherweise eine neolithische Sprache ist, worauf zum Beispiel die Wortbildungen von Axt und Messer („ haizkora “ und „ haiztoa “ ) hindeuten, die aus dem Word „ haitz “ gebildet werden3, was soviel wie Stein oder Felsen heißt. Einige Vermutungen gehen dahin, dass die Basken direkte Abkommen des Cro-Magnon Menschen sind, was durch genetische und körperliche Differenzen zu Franzosen und Spaniern versucht wird zu untermauern, die meisten Experten halten dies allerdings für wenig wahrscheinlich. Bis heute ist die Herkunft des Baskischen ungeklärt4.
Seit zweieinhalb Jahrtausenden hat sich das Baskische mit fremdsprachlichen Einflüssen auseinanderzusetzen. Der Indogermanisierung Spaniens ab 500 v.Chr. hatten sich die Basken noch erwehren können, wie auch der Romanisierung ab dem 1.Jh. n.Chr. Gegen Ende des Altertums war das Gebiet, in dem Baskisch gesprochen wurde, größer als heutzutage. Es erstreckte sich vom Ebro bis nach Aquitanien und im Osten weit in die Pyrenäen hinein, dann wurden die Basken jedoch nach Kämpfen mit verschiedenen Völkern, vor allem mit den Westgoten, in ihr heutiges Siedlungsgebiet gedrängt5. In der Neuzeit wurde der Einfluss des Kastilischen immer größer und das baskische Sprachgebiet schrumpfte beträchtlich. Heutzutage wird Baskisch nur noch von circa 25-27% der Einwohner der baskischen Provinzen gesprochen.
Die ersten schriftlichen Zeugnisse des Baskischen finden sich in den Emilianischen Glossen, als Anmerkungen zu einem lateinischen Manuskript von 950 n.Chr., in dem sich neben ersten baskischen Belegen auch die ersten schriftlichen Zeugnisse des kastilischen Spanisch finden. Ab diesem Zeitpunkt finden sich immer wieder, wenn auch eher spärlich Briefe, Glossen, Gedichte und Lieder auf Baskisch. Als erstes Buch wurde 1545 in Frankreich eine Sammlung von Gedichten publiziert mit dem Titel Linguae Vasconum Primitiae. Seitdem wurden kontinuierlich Publikationen auf Baskisch herausgegeben, wenn man von der Zeit der beiden Diktaturen absieht6. Eine erste Blüte hatte die baskische Literatur im 17.Jhd. mit religiösen Texten in der Provinz Labourd. Zu dieser Zeit zeigte sich schon der unglaubliche Sprachstolz der Basken, die in Publikationen Euskara als die älteste und reinste Sprache Europas priesen. Allerdings taten sie dies auf Spanisch, wie auch der Großteil der Basken auf Spanisch schrieb7.
Mit dem aufkeimenden Nationalismus Ende des 19. Jahrhunderts beschäftigte man sich wieder intensiver mit der baskischen Sprache. 1879 fand im Zuge der baskischen Renaissance die ersten itz-jostaldiak 8 statt . Anders als bei den katalanischen Jocs Floral handelte es sich hier um literarische Wettbewerbe, die von folklorischem Gesang, Tänzen, Sport und Spielen begleitet wurden9. 1918 wurde dann die Euskaltzaindia - die Akademie der baskischen Sprache - gegründet und mit der Pflege der Sprache betraut. Rasche Erfolge stellten sich allerdings nicht ein, da einerseits die Sprachlandschaft im Baskenland zu stark zersplittert war, andererseits die Repression der baskischen Kultur seit der Diktatur der 20er Jahre eine erfolgreiche Sprachpolitik unmöglich machte10. Es wurde verboten, Baskisch in der Öffentlichkeit zu sprechen und die Sprache wurde aus dem Erziehungswesen verbannt11. Erst gegen Ende der 60er Jahre lockerten sich die Restriktionen und seit dem Autonomiestatut von 1979 sind Baskisch und Spanisch gleichberechtigte Amtssprachen in der Autonomen Gemeinschaft des Baskenlandes.
B. Das heutige Verbreitungsgebiet des Baskischen
Das heutige Verbreitungsgebiet des Baskischen erstreckt sich von den Westausläufern der Pyrenäen ca. 160 Kilometer ostwärts. Von Norden von Biarritz erstreckt es sich nach Süden bis nördlich von Pamplona. Damit wird Baskisch in den drei französischen Provinzen Labourd, Basse-Navarre und Soule gesprochen, die einen Teil des französischen Departements Pyr é n é es-Atlantique bilden. In Spanien wird Baskisch in Vizcaya, Guipozkoa, im Norden Navarras und in Teilen Alavas gesprochen. Die nördliche Sprachgrenze ist seit Jahrhunderten weitgehend stabil geblieben, im Süden hat das Baskische über die Zeit ständig an Boden gegenüber dem Spanischen verloren, im Osten gegenüber dem Katalanischen.
C. Die Baskischen Dialekte
Eines der größten Probleme der baskischen Sprache ist die Zersplitterung der Sprachlandschaft. Die in den sieben baskischen Provinzen Spaniens und Frankreichs hauptsächlich gesprochenen Dialekte Biskaisch, Gispuskoanisch, Laburdisch und Suletinisch, sowie Hoch- und Niedernavarrisch12 untergliedern sich noch einmal in mindestens 25 Subdialekte. Dabei treten sowohl von Dorf zu Dorf, als auch generationsabhängig Unterschiede auf13. Seit dem Autonomiestatut gab es Bestrebungen, eine einheitliche Schriftsprache zu schaffen, was sich als äußerst schwierig erwies, da man sich nicht einigen konnte, welche Elemente aus welchen den unterschiedlichen Dialekte einfließen sollten. Bis zum heutigen Zeitpunkt hat sich das Einheitsbaskisch „ batua “ - dessen Schaffungsprozess erst Mitte der 70er Jahre des 20.Jahrhunderts begann - noch nicht vollständig durchsetzen können.
III. Die katalanische Sprache
A. Die Geschichte der katalanischen Sprache
Das heute katalanischsprachige Gebiet war ursprünglich von iberischen Stämmen besiedelt. Die für den Handel günstige Lage nutzten die Phönizier dazu, erste Siedlungen zu gründen. Ihnen folgten die Griechen, die ebenfalls an der Mittelmeerküste siedelten. Der gegen Kathargo gewonnene dritte Punische Krieg brachte im dritten Jahrhundert vor Christus den Römern die Vorherrschaft über das Mittelmeer, woraufhin die Latinisierung des späteren Kataloniens einsetzte. Die katalanische Sprache entwickelte sich durch die Weiterentwicklung des Vulgärlateins, nachdem die Einheitlichkeit der Sprache spätestens nach Ende des Weströmischen Reiches im Fünften Jahrhundert nicht mehr gewährleistet war. Das Katalanische zählt damit zur Gruppe der romanischen Sprachen. Ob das Katalanische aber zu den galloromanischen oder zu den iberoromanischen Sprachen zu zählen ist, ist in der Literatur umstritten14.
Seit dem 8.Jahrhundert bildet Katalonien auch eine politische Einheit. Schon im 10.Jahrhundert gibt es erste Anzeichen einer primitiven katalanischen Sprache , die ersten schriftlichen Belege tauchen im 12. Jahrhundert auf, mit dem Forum Juridicum, einer Übersetzung eines westgotischen Rechtskodex, und den Homilies d`Organya, einem auf Katalanisch abgefasstem Predigttext15. Ab 1137 gehörte das katalanische Gebiet durch Heirat dem Königtum Aragon an. Während der Reconquista konnten die Katalanen ihren Einfluss auf einen großen Teil des Mittelmeerraumes ausdehnen und Katalanisch wurde zur Schrift- und Amtssprache16 der vereinigten Reiche.
Literarisch erlebte das Katalanische vom 13. bis 15. Jahrhundert seine größte Blüte. Zu erwähnen sind dabei vor allem Ramon Lull, der einer der ersten europäischen Intellektuellen war, der die einheimische Sprache benutzte, und die vier großen Chroniken von 1274 bis 1386. Wichtig für die katalanische Literatur war auch der Dichter Ausiás March, der in seinen Gedichten als erstes auf Elemente der provenzalischen Dichtung verzichtete und einen eigenständigen katalanischen Stil entwickelte17.
Danach setzte jedoch der Niedergang der katalanischen Sprache ein. Nach der Vereinigung der Kronen von Aragon und Kastilien setzte sich das Kastilische 1469 als Amtsprache durch. Der katalanische Adel kastilianisierte sich, Epidemien und Kriege auf katalanischem Boden führten zu einer weiteren Schwächung der Sprache, die aber Umgangssprache blieb. Anfang des 18. Jahrhunderts setzte mit dem Dekret „ De la Nova Planta “ des Bourbonen Philipp des V. die Zentralisierung Spaniens ein. Katalonien verlor den Autonomiestatus und das Katalanische wurde erst als offizielle, wenig später als Unterrichtssprache verboten18.
Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts begann jedoch die Renaixen ç a, die Wiedergeburt der Bedeutung des Katalanischen. Sie brachte die Wiederkehr der Jocs Floral und eine erneute literarische Blüte, die brillante katalanische Werke im Stile des Modernismus und Noucentismus hervorbrachte19.
In den folgenden Jahren sind die Gründung des Institut d ´ Estudis Catalans 1907 und im Zusammenhang damit die Publikationen der Normes Ortogr à fiques 1913, des Diccionari Ortogr à fic 1917 und der Gram à tica Catalana 1918 hervorzuheben. Diese Publikationen, die im wesentlichen auf Pompeu Fabra zurückgehen, trugen dazu bei, die katalanische Schriftsprache zu reformieren und verbindliche Normen zu setzen. Fabra konnte dabei in einem günstigen politischen Klima wirken, da Katalonien während der Mancomunitat de Catalunya (1914-1925) kulturelle und erziehungspolitische Selbstverwaltungsrechte bekam20.
Während der II. Republik wurde das Katalanische wieder zur offiziellen Sprache, nach Ende des Bürgerkriegs 1939 wurde es allerdings wieder verboten, Katalonien verlor die gerade gewonnene Autonomie schon wieder. Nach Jahrzehnten der kulturellen Unterdrückung regte sich zu Beginn der 60er Jahre der Protest gegen das Franco-Regime in der Nova Can ç o Catalana 21. Nach dem Tod Francos 1975 und den Autonomiestatuten von 1979 erlangte Katalonien wieder die Selbstbestimmung in Hinblick auf Sprachpolitik und Erziehungswesen. Das Katalan wurde wieder offizielle Amtssprache Kataloniens neben dem Spanischen.
B. Das heutige Verbreitungsgebiet des Katalanischen
Das heutige Verbreitungsgebiet der katalanischen Sprache umfasst die vier Provinzen Kataloniens, einen großen Teil Valencias, einen Teil des französischen Departements Pyr é nn é es- Orientales, Gebiete im Osten Aragón, die Balearen sowie Andorra, wo Katalan Amtssprache ist. Außerdem wird Katalan in Alguer auf Sardinien und in den umliegenden Dörfern gesprochen22. Damit ist das Gebiet auf dem hauptsächlich Katalan gesprochen wird ca. 60.000 km² groß23.
C. Die Katalanischen Dialekte
Die katalanischen Dialekte lassen sich in zwei große Gruppen unterteilen, die ostkatalanischen Dialekte (catal á oriental) und die westkatalanischen Dialekte (catal á occidental). Die Erstgenannten untergliedern sich weiter in das nordkatalanische Rossellonesisch, den nordkatalanischen Übergangsdialekt, das Zentralkatalanische, dem mit über 60% der Sprecher bedeutendsten Dialekt, das Balearische und Alguerische, wobei wieder Varianten des Zentralkatalanischen und Balearischen existieren. Das Westkatalanische untergliedert sich in das nördliche Westkatalanisch, das die Varianten Pallaresisch, Tortosinisch, und Ribagorçansisch aufweist, sowie das Valenzianische, das sich in Nord- und Südvalenzianisch, sowie das „ apitxat “ untergliedert24. Zwar erheben manche dieser Dialekte, wie das Valenzianische, den Anspruch, eine eigenständige Sprache zu sein, was sich aber aufgrund der gemeinsamen Wurzeln und der nur geringen Unterschiede kaum rechtfertigen läßt25. Lüdtke schreibt dazu: „ Die Unterschiede gehen in keinem Fall so weit, daß sie die Verständigung wirklich erschweren,... 26 “
IV. Sprachpolitik im Baskenland
A. Die rechtlichen Grundlagen der „ Sprachnormalisierung “
Die Verfassung von 1978 regelt den Status der auf spanischem Territorium gesprochenen Sprachen. Im Artikel 3 heißt es dazu:
El castellano es la lengua oficial del Estado. Todos los españoles tienen el deber de conocerla y el derecho de usarla. Los demás lenguas españolas serán también oficiales en las respectivas Comunidades Autónomas, de acuerdo con sus Estatutos. La riqueza de las distintas modalidades linguísticas de España es un patrimonion cultural que será objetivo de especial respeto y protección 27 .
Der weitere Status der Sprachen ist in den Autonomiestatuten geregelt. Die Autonomiestatuten sind institutionelle Grundnormen, deren Ratifizierung mittels Organgesetzen erfolgt.
In Artikel 6 der Ley Org á nica 3/1979 heißt es28:
1. El euskera, lengua propia del Pueblo Vasco, tendrá como el castellano, carácter de lengua oficial en Euskadi, y todos sus habitantes tienen el derecho a conocer y usar ambas lenguas.
2. Las instituciones comunes de la Comunidad Autónoma, teniendo en cuenta la diversidad sociolingüística del País Vasco, garantizarán el uso de ambas lenguas, regulando su carácter oficial, y arbitrarán y regularán las medidas y medios necesarios para asegurar su conocimiento.
3. Nadie podrá ser discriminado por razón de la lengua.
B. Das Baskische in der Verwaltung
Nach der Einführung des Baskischen als offizieller Sprache dauerte es noch bis 1989, bis Programme zur Stärkung des Baskischen als Verwaltungssprache aufgelegt wurden. Ziel war es, zu garantieren, dass in der Verwaltung anteilig so viele bilinguale Sprecher wie in der baskischen Gesellschaft anzutreffen sind. In allen Bereichen der Verwaltung wurden Sprachkurse in den Arbeitstag integriert oder schichtweise Angestellte für die Sprachkurse freigestellt. Für die erste Planungsperiode des Programms von 1990 - 1995 wurde knapp 9.000 Angestellten (ca. 34% der baskischen Angestellten im Öffentlichen Dienst) ein obligatorischer Plan zum Erlernen der Sprache vorgelegt, der von fast 90 % der Angestellten erfüllt wurde. Die folgende Planungsperiode läuft bis 2002 und hat zum Ziel, dass 70 % der Angestellten im Öffentlichen Dienst sowohl Spanisch als auch Baskisch mündlich wie schriftlich beherrschen29. Unterstützt werden die Bemühungen im Verwaltungswesen durch UZEI, eine Institution, die sich mit den Bereichen Terminologie und Lexikographie beschäftigt und die alte und teilweise mit recht einfachen Begriffen arbeitende baskische Sprache modernisiert. Es werden neue technische, juristische und verwaltungstechnische Begriffe entwickelt, die den Anforderungen einer sich rapide verändernden Welt genügen. Außerdem wurde als Hilfsinstrument für die Angestellten des Öffentlichen Dienstes die Datenbank Euskalterm geschaffen, in der sich die Angestellten bei Fragen zur sich entwickelnden Verwaltungssprache nachschlagen können.
C. Das Baskische im Erziehungssystem
Eine wesentliche Rolle im baskischen Erziehungswesen spielen die sogenannten Ikastolak, die baskischen Sprachschulen. Entstanden waren sie schon 1920 und hatten bis 1937 einen starken Einfluss auf das Erziehungswesen im Baskenland.
Unter der Herrschaft Francos wurden sie verboten und erst Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre wurden vereinzelt wieder Ikastolak zugelassen. Anfangs konzentrierten sich die Ikastolak auf die Vermittlung des Baskischen an Erwachsene, später entwickelten sie sich zu einem Alternativangebot für die Regelschule. Inzwischen kann man an einigen Ikastolak einen regulären Hochschulabschluss erwerben. Nachdem die Schülerzahlen in den 60ern und 70ern stark zuge nommen hatten, wurden die Ikastolak nach der Transici ó n zur wichtigen Stützen baskischer Sprachpolitik30. Nach dem Statut von Guernica gewann die baskische Sprache aber auch in der Regelschule an Bedeutung.
1982 wurden im Gesetz Nr. 10, - auch Ley B á sica de Normalizaci ó n del Uso del Euskera genannt - vier Schulmodelle benannt, die auch noch heute ihre Gültigkeit haben.
Modell X: Es wird ausschließ lich auf Spanisch gelehrt
Modell A: Baskisch ist Unterrichtsfach
Modell B: 50 % des Unterrichts wird auf Baskisch gehalten, der Rest auf Spanisch
Modell D: Der Unterricht findet auf Baskisch statt mit Spanisch als Unterrichtsfach
Die folgende Tabelle zeigt die Entwicklung der prozentualen Verteilung der verschiedenen Schulformen in den letzten Jahren:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: http://www.euskadi.net/euskara_hps/polgaz.pdf vom 17.01.2001
Die Sprachpolitik der Regierung der Autonomen Gemeinschaft des Baskenlandes scheint erfolgreich zu sein, was die Etablierung des Ba skischen als Unterrichtssprache angeht. Besonders interessant ist jedoch, dass die Entwicklung nicht hin zu einer wirklichen Bilingualität im Erziehungssystem zu führen scheint, sondern das Modell D begünstigt, bei dem das Spanische nur als Unterrichtsfach vermittelt wird.
Im Bereich der Universitätsbildung wurden verschiedene Modelle für Universitätsabschlüsse geschaffen, aus denen die Studenten ihren Abschluss wählen können. Bei Modell A wird der komplette Studieninhalt auf Baskisch vermittelt. Modell B1 vermittelt den Stoff der Hauptfächer im ersten und zweiten Studienjahr auf Baskisch, während bei Modell B2 der Unterricht im ersten Jahr komplett auf Baskisch stattfindet und in den darauffolgenden Jahren nur die Hauptfächer auf Baskisch angeboten werden. Bei Modell C findet der Unterricht nur im ersten Jahr komplett auf Baskisch statt, danach auf Spanisch, Modell D vermittelt schließlich nur die Hauptfächer im ersten Jahr auf Baskisch31.
Die vermehrten Anstrengungen im schulischen und universitären Sektor brachten auch die Notwendigkeit einer besseren Ausbildung der Lehrer und einer besseren Ausstattung der Schulen und Universitäten mit sich. Zu diesem Zweck wurden im Rahmen des IRALE Programm großflächig Lehrer durch Baskischsprachkurse weitergebildet. Außerdem wurden Lehrmaterialien entwickelt, in gedruckter Form, wie auch audio-visuelles Material und Lernsoftware32.
Insgesamt lässt sich feststellen, dass die baskische Regionalregierung in den letzten Jahren ihre personellen, finanziellen und organisationellen Bemühungen um die baskische Sprache vor allem im Bildungswesen beträchtlich verstärkt hat. Der Erfolg dieser Politik hat die baskische Regierung veranlasst, für die laufende Planungsperiode den Schwerpunkt ihrer Politik wieder mehr in Richtung Erwachsenenbildung zu verlagern, um das Baskische wieder als Alltagssprache in den Familien zu etablieren, nachdem - Angaben der Euskaltzaindia zufolge - die Jugend in ihrem Freundeskreis zum großen Teil wieder Baskisch spricht33.
D. Die baskische Sprache in den Medien
Im Jahr 1938 waren die baskischsprachigen wie auch die zweisprachigen Medien - zu dieser Zeit ausschließlich Zeitungen - wie La Voz de Navarra, El Dia, Euzkadi Argia, Ekin, von Franco verboten worden und die vielfältige Presselandschaft zerstört34. Bis Anfang der 80er Jahre lag die Presselandschaft im Baskenland vollständig brach, so schwankte der Marktanteil der baskischsprachigen Zeitungen zwischen 0 und 4 %, und 1980 sendete das spanische Fernsehen wöchentlich 18 Minuten auf Baskisch gegenüber 5400 Minuten auf Spanisch35.
Nach dem Autonomiestatut von Guernica begann - mit Hilfe finanzieller Unterstützung der PNV-Regierung - der Wiederaufbau der baskischen Medien. So wurde 1982 mit Radio Televisi ó n Vasca der erste Fernsehsender gegründet, der im gesamten Baskenland sendet. Die baskische Regierung subventioniert des Weiteren Presseerzeugnisse, sofern sie einen Selbstfinanzierungsanteil von mindestens 30 % aufweisen können36. Trotz der intensiven Unterstützung durch die Regierung hat sich die ursprüngliche Vielfalt im Bereich der baskischsprachigen Druckerzeugnisse jedoch noch nicht wieder eingestellt. Selbst die den radikalen Nationalisten nahestehende Zeitung Egin verfasst nur einen Teil der Artikel auf Baskisch, da mit der spanischen Sprache immer noch eine breitere Leserschaft erreicht werden kann37.
Die 1990 gegründete Zeitung Euskaldunon Egunkaria ist weiterhin die einzige Tageszeitung, die vollständig auf Baskisch geschrieben ist. Mit einer täglichen Auflage von 12.000 Exemplaren erreicht sie auch nur einen Bruchteil der Bevölkerung. Ein weiteres vollständig baskischsprachiges Medium ist die wöchentlich erscheinende Zeitschrift Argia mit einer Auflage von 10.000 Exemplaren. Daneben existieren noch Zeitschriften für Jugendliche - mit Auflagen zwischen 2.500 und 8.000 Exemplaren - und Magazine, die sich mit Spezialthemen wie Literatur, Wissenschaft, Religion oder Wirtschaft beschäftigen, deren Auflage aber 1.500 Exemplare nicht übersteigt. Zusätzlich werden von vierzig Gemeinden lokale Zeitungen finanziert und kostenlos verteilt, um die baskische Sprache zu fördern38.
Im Bereich des Radios und des Fernsehens hat sich in den letzten Jahren einiges getan, vor allem die baskischsprachigen Radiostationen haben in den letzten Jahren einen stetigen Hörerzuwachs zu verzeichnen, die aktuelle Zahl liegt bei ca. 330.000 Hörern täglich, verteilt auf die drei großen Radiostationen Radio Irratia (gegründet 1982), Radio Euskadi, das über Satellit mit einem halbstündigen Programm täglich in der ganzen Welt zu emp fangen ist, sowie dem 1990 gegründeten Jugendsender Euskadi Gaztea. Einen kleineren Anteil der Hörerschaft stellen die zahlreichen Lokalsender wie Radio Vitoria. Neben dem bereits erwähnten Fernsehsender Radio Televisi ó n Vasca (Baskisch: Euskal Irratia Telebista) wurde mit dem Canal Vasco ein Fernsehsender für die Basken in Nord- und Südamerika gegründet, der auf Spanisch mit baskischen Untertiteln sendet39.
Insgesamt ist der gesamte Medienbereich trotz der Fortschritte der letzten Jahre noch im Aufbau begr iffen und muss immer noch von der Regierung der Comunidad Autonoma mit beträchtlichen Mitteln subventioniert werden. Die steigenden Sprecherzahlen lassen aber vermuten, dass der Markt für baskischsprachige Medien weiterhin stark wachsen wird.
V. Sprachpolitik in Katalonien
A. Die rechtlichen Grundlagen der „ Sprachnormalisierung “
Wie auch im Baskenland, ist der Status der katalanischen Sprache im Autonomiestatut festgeschrieben. Artikel 3 des Autonomiestatutes erklärt Katalanisch zur Landessprache Kataloniens. Als Amtssprachen sind Spanisch und Katalanisch in Katalonien gleichberechtigt. In Artikel 3 II ist der Auftrag zur Wahrung der Kooffizialität der beiden Sprachen festgelegt. Die Marschroute für die Sprachpolitik der Generalitat ist in Artikel 3 III festgelegt. Dort sind als Ziele die Sicherung der Kenntnisse beider Sprachen und ihre Gleichstellung im alltäglichem und offiziellem Gebrauch festgeschrieben40.
B. Das Katalanische in der Verwaltung
Die katalanische Regierung schuf schon 1983 die Direcci ó General de Pol í tica Lingu í stica, eine spezielle Verwaltungsbehörde, die für die Umsetzung der Gesetzgebung im Bereich der Sprachpolitik sorgen sollte. Diese Direktion wurde mit umfangreichen finanziellen Mitteln ausgestattet und 1989 nochmals vergrößert41. Seit dem Llei de normalitzacio lingu í stica vom 18.04.1983 ist Katalanisch die spezifische Sprache der Regierung und Verwaltung Kataloniens und katalanische Verwaltungsbeamte müssen sowohl Spanisch als auch Katalanisch beherrschen42. Gesetze und Urkunden sind zweisprachig auszustellen, um rechtskräftig zu werden. Um den Gebrauch des Katalanischen besonders in der Verwaltung weiter zu fördern, wurde das TERMCAT Centre de Terminologia gegründet. Dieses Institut ist für den Sektor der Verwaltungs- und Fachsprachen des Katalanischen zuständig. Anfang der 80er Jahre war es Aufgabe des Institutes eine verwaltungstechnisch taugliche Sprache zu entwickeln. Zu diesem Zweck wurde die Zeitung Llengua i administri ó herausgegeben. TERMCAT obliegt auch die Evaluierung und Vermittlung eines geeignetem Wortschatz für Justiz und Verwaltung, sowie die Schulung des Verwaltungspersonals im Bereich katalanischsprachiger Software43.
Besonders rasche Fortschritte beim Umstieg auf das Katalanische gab es in der katholischen Kirche sowohl in der Liturgie als auch in der Verwaltung, sowie bei der universitären Ausbildung. Der Prozeß der normalitzaci ó verlief in der Armee- und Polizeiverwaltung besonders schleppend, das größte “Stiefkind“ des Katalanisierungsprozesses ist allerdings immer noch die Justiz. Deswegen wurde im neuen Gesetz zur Sprachpolitik, dem Llei de Pol í tica Lingu í stica dem Gebrauch des Katalanischen in der Justiz ein besonderes Augenmerk gewidmet. Insgesamt hat sich das Katalanische als hauptsächliche Amtssprache weitgehend durchgesetzt.
C. Das Katalanische im Erziehungssystem
Zu Beginn des Franco-Regimes fast vollständig aus dem Erziehungswesen verbannt, wurden ab 1970 wieder vereinzelt Unterrichtsstunden auf Katalanisch gegeben. 1978 kehrte das Katalanische durch königliches Dekret als Pflichtfach in alle Stufen des Bildungssystems zurück44. Alle Schulen wurden verpflichtet, den Schülern spätestens ab dem 10.Lebensjahr ein Minimum von zwei Fächern in Katalanisch zu unterrichten. Die Wiederaufnahme des Unterrichts wurde von Fortbildungskursen für Lehrer begleitet. Zudem wurden neue Methoden und Konzepte entwickelt, Kindern mit spanischsprachigem Hintergrund die katalanische Sprache zu vermitteln, bei gleichzeitiger Pflege der Muttersprache. Inzwischen besuchen 42 % der Schüler Schulen, auf denen sie in beiden Sprachen unterrichtet werden. Der Trend geht dahin Kastilisch nur im Zweitsprachenunterricht zu benutzen. Interessanterweise benutzen gerade Immigrantenkinder hauptsächlich Katalanisch, um ihre Katalanität zu beweisen, Radatz beric htet, dass der Sohn einer andalusischen Einwandererfamilie Katalanisch mit stark mallorquinischem Einschlag spricht und damit seine Schulkameraden aus Mallorca imitiert45. Auch setzen sich in den Schulen gerade die nichtkalanischsprechenden Eltern dafür ein, den kompletten Unterricht auf Katalanisch abzuhalten, um ihren Kindern bessere Berufschance zu geben als sie selber hatten46.
Die spanische Gesetzgebung räumt dem Bildungsministerium in Madrid einen recht weitgehenden Einfluß auf die Bildungspolitik in den Autonomen Regionen ein. Die katalanische Regierung stellt jedoch beständig im Haushalt, neben Personal- und Sachmitteln, auch umfangreiche finanzielle Mittel für die Förderung des Katalanischen an Schulen und Universitäten bereit. So förderte die Generalitat 1990 Katalanischkurse in 27 Ländern, in Deutschland an 25 Universitäten, unter anderem auch an der Universität Passau47. In insgesamt 110 Ländern kann man Katalanisch lernen48.
Die Verbreitung des Katalanischen als Unterrichtssprache hat ähnlich wie im Baskenland in den letzten Jahren stark zugenommen, teilweise wird Spanisch als Sprache, in der unterrichtet wird, völlig verdrängt und nur noch als Unterrichtsfach gelehrt.
D. Die katalanische Sprache in den Medien
Schon vor der Francozeit gab es in Katalonien ein reiche Presselandschaft mit 25 verschiedenen Zeitungen in katalanischer Sprache. So wurde dann auch im Vergleich zum Baskenland in Katalonien schon sehr frühzeitig, während des Prozesses der Transici ó n 1976 mit AVUI die erste katalanischsprachige Zeitung der Post-Franco-Ära gegründet49. Andere Tageszeitungen folgten; im Jahr 1997 erreichten die drei größten katalanischen Tageszeitungen AVUI (Auflage 40.000) , Diari de Barcelona und Punt Diari zusammen einen Marktanteil von über 25 %. Daneben gibt es noch weitere kleinere Zeitungen, die komplett katalanischsprachig sind, sowie eine Vielzahl von Zeitungen, die teilweise die katalanische Sprache verwenden. Am 28.10.1997 gab mit El Peri ó dico erstmals eine ursprünglich spanischsprachige Zeitschrift auf eigene Faust und ohne Unterstützung der Regierung eine katalanischsprachige Ausgabe heraus. Seitdem werden an einem Werktag durchschnittlich jeweils 100.000 Exemplare in kastilischer und katalanischer Sprache verkauft50. Damit hat sich die Presselandschaft beträchtlich verändert und möglicherweise wird es weitere Nachahmer geben.
Daneben existieren verschiedene religiöse (Catalunya Christiana), pädagogische (Escola catalana) und wissenschaftliche Zeitschriften (L ´ Aven ç) mit relativ kleinen Auflagezahlen. Die Lokalpresse ist dagegen zu über 90 % von katalanischen Zeitungen dominiert51.
Im Hörfunksektor dominieren eindeutig die spanischsprachigen Sender. Catalunya Radio steht zwar an zweiter oder dritter Stelle in der Hörergunst ( verschiedene Quellen geben darüber unterschiedliche Auskunft), die Hörerzahl der großen spanischen Ketten wie Ser, Radio 1 ( gehört zu Radio Nacional de Espa ñ a) und Antena 3 übersteigen die der beiden größten katalanischsprachigen Sender (Catalunya Radio, RAC 105) aber um das Siebenfache52. Die lokalen Radiosender wiederum senden fast ausschließlich in katalanischer Sprache. Insgesamt haben sich die Hörerzahlen sehr positiv entwickelt, auch wenn ähnliche Erfolge wie die des katalanischen Fernsehens (noch?) nicht erreicht werden konnten.
Seit 1983 hat Katalonien einen eigenen Fernsehsender, TV3, dessen Programm vollständig auf Katalan ausgestrahlt wird. Mit dessen Einführung verschoben sich die Zuschauerzahlen vor allem zu Lasten von TVE2, dem zweiten gesamtspanischen Sender. Während TVE1 in der Zuschauergunst mit Abstand vorn blieb, hat TV3 inzwischen höhere Zuschauerzahlen als TVE2. Im Jahr 1990 veränderte sich durch zwei Ereignisse die Fersehlandschaft: Zum einen wurde mit Canal 33 ein zweiter rein katalanischsprachiger Sender ins Leben gerufen, zum anderen erweiterte sich das Senderangebot durch die Privatkanäle Antena 3, Tele 5 und Canal Plus, die ausschließlich auf Spanisch senden53. Mit TV2 Catalunya wurde 1995 ein weiterer Fernsehkanal gegründet, so dass im Moment der Anteil der katalanischen Sender an der Zuschauerquote über 40 % beträgt. Durch die Einspeisung weiterer Kanäle in das Kabel- und Satellitennetz kann sich dies jedoch sehr kurzfristig ändern.
Die Entwicklung im Mediensektor insgesamt ist aus Sicht der katalanischen Regierung sehr positiv zu beurteilen, generell verlief die Verbreitung der katalanischen Sprache in der Medienlandschaft sehr rasch und mit Ausnahme des Hörfunkwesens haben die katalanischen Medien sich eine sehr gute Position im Markt sichern können.
VI. Vergleich der Sprachpolitik im Baskenland und in Katalonien und deren Vorraussetzungen
Die Sprachpolitik im Baskenland und in Katalonien konnte in den letzten Jahren einiges an Erfolgen vermelden. Zu beachten dabei ist allerdings die unterschiedliche Ausgangslage der beiden Comunidades Aut ó nomas. Die Katalanen hatten unter Franco zwar auch unter Repression zu leiden, dadurch dass sich aber die gesamte katalanische Gesellschaft einen gemäßigten Nationalismus vertrat und nicht wie im Falle des Baskenlandes zu den Waffen griff, nahmen die Repressalien nicht die extremen Ausmaße an, wie dies im Baskenland der Fall war54. Dadurch wurden die strengen Verbote des Gebrauchs der katalanischen Sprache nicht so strikt überwacht wie im Baskenland. Zudem fiel die Franco Ära im Falle Kataloniens in eine Zeit, in der die katalanische Sprache eine bedeutende Wiederbelebung erfahren hatte und institutionell und durch die verbindliche Festlegung von Grammatik und Orthographie gefestigt war55.
Das Baskische hatte neben der Repression nach dem Bürgerkrieg vor allem mit der starken dialektalen Zersplitterung und der fehlenden verbindlichen Festlegung der Grammatik zu kämpfen56. Außerdem war das Bewusstsein für die Sprache als bestimmendes Merkmal der Kultur weniger ausgeprägt, da die entscheidende Figur des baskischen Nationalismus Sabino Arana i Goiri, obwohl ursprünglich Philologe, doch die baskische Nation eher über den Rassebegriff als über die Sprache definierte. Dass Sabino Arana den baskischen Nationalismus prägte, nachdem er bei seinen Studien in Barcelona den Geist der Renaixen ç a selbst miterlebte, zeigt, dass der Katalanismus gegenüber dem baskischen Nationalismus in einem fortgeschrittenerem Entwicklungsstadium war57.
Auch nach der Franco-Ära lässt sich feststellen, dass die Situation der katalanischen Sprache wesentlich besser ist als die der Baskischen. Innerspanische Immigranten nach Katalonien legten und legen wesentlich mehr Wert auf den Erwerb der katalanischen Sprache als dies im Baskenland mit dem Baskischen der Fall ist. Dies hängt zum einen damit zusammen, dass Katalanisch als romanische Sprache für Spanier sehr leicht erlernbar ist, während der Erwerb der baskischen Sprache Baskisch als nicht indogermanische Sprache relativ schwierig zu bewerkstelligen ist58. Zum anderen genießt die katalanische Sprache einen sehr hohen sozialen Stellenwert und stellt eine unabdingbare Vorraussetzung für sozialen Aufstieg dar, während bis in die 90er Jahre hinein der regelmäßige Gebrauch des Euskara den Sprecher eher als Angehörigen der unteren Mittelschicht oder der Unterschicht auswies59.
Eine der aktuell für das Baskenland wichtigen Aufgaben der Sprachpolitik ist die endgültige Ausarbeitung des Einheitsbaskisch batua und vor allem dessen Durchsetzung im Schriftgebrauch des Alltags, während in Katalonien der Normierungsprozess seit den 30er Jahren abgeschlossen ist.
Im Bereich der Verwaltung verlief die Entwicklung hin zu einer Zweisprachigkeit der Verwaltung in Katalonien wie im Baskenland sehr positiv, wobei im Falle des Baskenlandes erst ca. 30 % der Angestellten im Öffentlichen Dienst Baskisch sprechen. In Katalonien hingegen ist die Zweisprachigkeit in der Verwaltung , mit Ausnahme der Bereiche der Justiz und der Armeeverwaltung weitgehend gegeben und mit der Aktivität von TERMCAT unterliegt der Gebrauch der Sprache einer ständigen Evaluierung auf allen Ebenen der Verwaltung60.
Was die Sprachpolitik im Erziehungswesen angeht, so stellt sich in Katalonien gerade im Hinblick auf die Globalisierung inzwischen die Frage, inwieweit die Katalanisierung der Schulen und Universitäten gehen und welchen Stellenwert dem Spanischen beigemessen werden soll. Im Baskenland ist diese Frage momentan noch nicht so akut, die Entwicklung zeigt aber, dass sie auch hier in den nächsten Jahren wichtiger werden wird.
Der oben erwähnte Fall der katalanischen Ausgabe der spanischsprachigen Zeitung El Peri ó dico zeigt, dass im Mediensektor der Markt für katalanischsprachige Produkte mit der weiteren Verbreitung der Sprachkenntnisse des Katalanischen wächst und inzwischen eine gewisse Eigendynamik entwickelt. Die Notwendigkeit einer umfassenden Subventionierung durch den Staat wird dadurch in den nächsten Jahren möglicherweise nicht mehr gegeben sein. Anders hingegen sieht es auf dem baskischen Medienmarkt aus, auf dem die massive Unterstützung der Medien durch Subventionen auch in den nächsten Jahren noch notwendig sein wird, da in absehbarer Zeit immer noch weniger als die Hälfte der Bevölkerung des Baskenlands des Baskischen nicht oder sehr gebrochen mächtig sein werden.
VII.Schlussbemerkungen
Die Sprachpolitik des Baskenlandes und Kataloniens steht an einem Scheideweg: Wollen die Regierungen, dass Baskisch und Katalanisch in Zukunft das Alltagsleben und vor allem das Geschäftsleben dominieren oder wird eine Politik gewollt, die zukünftige Generationen bewusst bilingual erzieht. In beiden Regionen zeigen sich vor allem im Erziehungswesen Tendenzen zugunsten der Dominanz der Regional- sprachen, in Katalonien noch ausgeprägter als im Baskenland. So ist es inzwischen in Teilen Barcelonas sogar schwierig Jugendliche zu finden, die das Spanische gut beherrschen61.
Ob dieser Trend mit der zunehmenden Globalisierung der Märkte anhalten wird oder in Zukunft vielleicht ein Umdenken im Erziehungswesen stattfinden wird, ist schwer zu beurteilen. Letzteres scheint in näherer Zukunft jedoch besonders im Baskenland wenig wahrscheinlich, wo die Verbreitung des Baskischen noch nicht so weit fortgeschritten ist.
VIII. Bibliographie:
Bücher:
- Badia, Joan / Grifoll, Jordi: Llengua catalana, Barcelona 1983.
- Bähr, Gerhard: Baskisch und Iberisch, Bayonne 1948.
- Berkenbusch, Gabriele: Sprachpolitik und Sprachbewusstsein in Barcelona am Anfang dieses Jahrhunderts, Frankfurt/Main 1988.
- Berschin, Helmut, u.a.: Die spanische Sprache, München 1987.
- Bouda, Karl: Land, Kultur, Sprache und Literatur der Basken, Erlangen 1949.
- Caro Baroja, Julio: El laberinto vasco, San Sebastian 1985.
- Conversi, Daniele: The Basques, Catalans and Spain. Alternative routes to nationalist mobilisation, Reno 1996.
- Del Mazo Unamuno, Mariano: Nuestras Lenguas - Castellano, Catalan, Gallego, Euskera, Madrid 1988.
- Entwistle, William J.: The Spanisch Language. Together with Portuguese, Catalan and Basque, London 1936.
- Generalidad de Catalunya (Hg.) : Die katalanische Sprache in der Gegenwart, Barcelona 1992.
- Generalidad de Catalunya (Hg.) : La campanya per la normalitzaci ó lingu í stica en Catalunya, Barcelona 1983.
- Gergen, Thomas: Sprachengesetzgebung in Katalonien, Tübingen 2000.
- Haase, Martin: Sprachkontakt und Sprachwandel im Baskenland. Die Einflüsse des Gaskognischen und Französischen auf das Baskische, Hamburg 1992.
- Hualde, José Ignacio: Catalan. Descriptive Grammar, London 1992.
- Kailuweit, Rolf: Vom eigenen Sprechen. Eine Geschichte der spanisch-katalanischen Diglossie in Katalonien 1769 - 1859, Frankfurt/Main 1997
- Lang, Josef: Das Baskische Labyrinth. Unterdrückung und Widerstand in Euskadi, Frankfurt/Main 1988.
- Lleal, Coloma: La formaci ó n de las lenguas romances peninsulares, Barcelona 1990.
- Lopez Mendizabal, Isaac: La Lengua Vasca. Gramatica Conversaci ó n Diccionario, San Sebastian 1943.
- Lüdtke, Jens: Katalanisch - eine einführende Sprachbeschreibung, München 1984.
- Osman, Yasmin: Isolation des Terrors im Baskenland, Passau 1999.
- Rolssenn, Brigitte: Das Euskara - Baskischer Überlebenskampf einer kleinen Sprache und Kultur, Frankfurt/Main 1985.
- Waldmann, Peter: Militanter Nationalismus im Baskenland, Frankfurt/ Main 1990.
Internet:
http://www.teleport.com/~napoleon/basque/index.html vom 23.09.2000
http://freespeech.org/ehj/html/mowstr.html vom 23.09.2000
http://students.washington.edu/buber/Basque/Euskara/lang.lt.html vom 23.09.2000
http://www.euskadi.net/euskara_araubidea/legcas.pdf vom 18.01.2001
http://www.euskadi.net/euskara_hps/polgaz.pdf vom 17.01.2001
http://www.euskadi.net/euskara/ing.htm vom 17.01.2001
http://www.euskadi.net/euskara_hps/polin.pdf vom 17.01.2001
Anhang
KARTE I.: DIE BASKISCHEN DIALEKTE UND IHRE VERBREITUNGSGEBIETE
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Martin Haase: Sprachkontakt und Sprachwandel im Baskenland, Hamburg 1992, S.187
KARTE II. DAS KATALANISCHE SPRACHGEBIET
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Lüdtke, Jens: Katalanisch - eine einführende Sprachbeschreibung, München 1984, S. 18
KARTE III. DIE KATALANISCHEN DIALEKTE
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Lleal, Coloma: La formación de las lenguas romances penisulares, Barcelona 1990, S. 355
[...]
1 Osman, Yasmin: Isolation des Terrors im Baskenland, Passau 1999: S.37
2 Zitiert nach Bähr, Gerhard: Baskisch und Iberisch, Bayonne 1948, S.13
3 http://www.teleport.com/~napoleon/basque/index.html vom 23.09.2000
4 Siehe http://freespeech.org/ehj/html/mowstr.html vom 23.09.2000 Dort findet sich ein Aufsatz des deutschen Lingusitikprofessors Manfred Ostrowski, der Baskisch mit anderen Sprachen vergleicht und eine große Auswahl an weiterführender Literatur aufführt.
5 Bähr 1948: S.31ff.
6 http://students.washington.edu/buber/Basque/Euskara/lang.lt.html vom 23.09.2000
7 Berschin, Helmut, u.a.: Die spanische Sprache, München 1987, S.
8 Blumenspiele
9 Conversi, Daniele: The Basques, the Catalans and Spain. Alternative routes to nacionalist mobilisation, Reno 1996, S.51.
10 Conversi 1996: S.70ff.
11 Lang, Helmut: Das baskische Labyrinth. Unterdrückung und Widerstand in Euskadi, Frankfurt 1988, S.70ff.
12 Zur Verbreitung dieser Dialekt siehe Karte I. im Anhang
13 Entwistle, William J.: The Spanish Language. Together with Portuguese, Catalan and B asque, London 1936, S.15
14 Del Mazo Unamuno, Mariano: Nuestras Lenguas - Castellano, Catalan, Gallego, Euskera, Madrid 1988, S.63
15 Generalidad de Catalunya (Hg.): Die katalanische Sprache in der Gegenwart, Barcelona 1992, S.11
16 Berkenbusch, Gabriele: Sprachpolitik und Sprachbewuß tsein in Barcelona am Anfang dieses Jahrhunderts, Frankfurt/Main 1988, S.10ff.
17 Eine ausführlichere Schilderung der Literatur findet sich bei Generalidad de Catalunya 1992: S.11ff.
18 Berschin, Helmut u.a.: Die Spanische Sprache, München 1987: S.48ff.
19 Zu diesen beiden sich gegenüberstehenden Richtungen siehe Berkenbusch 1988: S.
20 Berschin 1987: S. 50ff.
21 Del Mazo Unamuno, Mariano 1988: S.65f.
22 Del Mazo Unamuno 1988: S.68f.
23 Eine Karte des Verbreitungsgebietes findet sich auch im Anhang
24 Für einen detaillierten Überblick über die Dialekte und ihre Verbreitung, siehe Anhang
25 Del Mazo Unamuno 1988: S.67f.
26 Lüdtke, Jens: Katalanisch - eine einführende Sprachbeschreibung, München 1984, S.115
27 Del Mazo Unamuno 1988: S.3
28 http://www.euskadi.net/euskara_araubidea/legcas.pdf vom 10.01.2001
29 http://www.euskadi.net/euskara_hps/polin.pdf vom 17.01.2001
30 Weitergehende Informationen zur Entwicklung der Ikastolas finden sich bei Rolssenn, Brigitte: Das Euskara - Überlebenskampf einer kleinen Sprache und Kultur, Frankfurt/Main 1985, S.330f. 11
31 http://www.euskadi.net/euskara/ing.htm vom 16.12.2000
32 http://www.euskadi.net/euskara_hps/polin.pdf vom 17.01.2001.
33 http://www.euskadi.net/euskara_hps/polin.pdf vom 17.01.2001.
34 Lang 1988: S. 72.
35 Lang 1988: S.344.
36 http://www.euskadi.net/euskara_hps/polgaz.pdf vom 17.01. 2001.
37 Lang 1988: S. 345.
38 http://www.euskadi.net/euskara/ing.htm vom 16.12.2000.
39 http://www.euskadi.net/euskara_hps/polgaz.pdf vom 17.01. 2001.
40 Gergen, Thomas: Sprachengesetzgebung in Katalonien. Die Debatte um die „ Llei de Pol í tica Lingu í stica “ vom 7.Januar 1998, Tübingen 2000, S.26ff.
41 Gergen 2000: S.29.
42 Generalidad de Catalunya 1992: S.19.
43 Gergen 2000: S.30f.
44 « El catala, com a llengua propia de Catalunya, ho é s tamb é de l ’ ensayament en tots nivells educatius » Llei de normalitzacio linguística Art. 14.I
45 Zitiert nach Gergen 2000: S.40.
46 Gergen 2000: S.41
47 Generalidad de Catalunya 1992: S.31f.
48 Ebenda.
49 Generalidad de Catalunya 1992: S.38f.
50 Gergen 2000: S.32.
51 Generalidad de Catalunya 1992: S.38f.
52 Gergen 2000: S.45.
53 Generalidad de Catalunya 1992: S.40f.
54 Conversi 1996: S.112ff.
55 Berschin 1987: S. 50ff.
56 Waldmann, Peter: Militanter Nationalismus im Baskenland, Frankfurt/ Main 1990: S.40ff.
57 Conversi 1996: S. 52ff.
58 Waldmann 1990: S.41.
59 Waldmann 1990: S.40,42.
60 Gergen 2000: S. 30f.
61 informeller Erfahrungsbericht einer in Barcelona studierenden Kulturwirtin.
- Arbeit zitieren
- Moritz Reid (Autor:in), 2001, Sprachpolitik im Baskenland und in Katalonien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104046
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