Aufgrund der Tatsache, dass in der Literatur nicht nur überwiegend positives über Robotics Process Automation (RPA) aufgeführt ist, wird die RPA-Thematik kritisch beleuchtet. So legt diese Arbeit eine aktuelle Gegenüberstellung von Chancen und Herausforderungen aus der Literatur dar. Die rein theoretisch gewonnene Erkenntnis wird mit Aussagen eines namhaften Konzerns verglichen, um die teilweise widersprüchlichen theoretischen Ansätze mit praktischem Wissen zu untermauern. Aus der Analyse wurden ökonomische, prozessuale, technische und gesellschaftliche Chancen und Herausforderungen eruiert. Dabei erreichten die gesellschaftlichen und prozessualen Herausforderungen den größten Stellenwert, die sich jedoch mittels geeigneter Gegenmaßnahmen zu Chancen entwickeln können. Demgegenüber stehen die ökonomischen Chancen, die dem Unternehmen den gewünschten Mehrwert liefern.
In einem Zeitalter, in dem technologischer Fortschritt noch nie wichtiger gewesen ist, in dem sich die Wettbewerbssituation zuspitzt und der Kostendruck stetig steigt, nimmt das Bestreben, Prozesse schlanker und effektiver zu gestalten, deutlich zu. Um unter diesen Bedingungen zeitgemäß agieren zu können, interessieren sich Unternehmen für innovative Technologien. So beweist sich Robotics Process Automation (RPA), eine Technologie zur Automatisierung unternehmerischer Prozesse, aktuell als das am stärksten wachsende Segment der Unternehmenssoftware, um den besagten Herausforderungen entgegenzuwirken. Diese lässt bereits Blicke von 83% deutschsprachiger Konzerne und Betriebe auf die Technologie richten. Vor allem, weil der Return on Invest (ROI) als schnell und erheblich ausgewiesen ist.
Inhaltsverzeichnis
I. Tabellenverzeichnis
II. Abkürzungsverzeichnis
1 Einführung
2 RPA in der Literatur
2.1 Definition
2.2 Einsatzgebiete
2.3 Chancen des Einsatzes der RPA Technologie
2.3.1 Ökonomische Chancen
2.3.2 Technische Chancen
2.3.3 Gesellschaftliche Chancen
2.4 Herausforderungen der RPA Technologie
2.4.1 Prozessuale Herausforderungen
2.4.2 Technische Herausforderungen
2.4.3 Gesellschaftliche Herausforderungen
2.5 Zusammenfassung der Literaturrecherche
3 RPA in der Praxis
3.1 Chancen in der Praxis
3.2 Herausforderungen in der Praxis
3.3 Diskussion der Literaturrecherche
4 Resümee und Ausblick
III. Literaturverzeichnis
Abstrakt
In einem Zeitalter in dem technologischer Fortschritt noch nie wichtiger gewesen ist, indem sich die Wettbewerbssituation zuspitzt und der Kostendruck stetig steigt, nimmt das Bestreben Prozesse schlanker und effektiver zu gestalten deutlich zu. Um unter diesen Bedingungen zeitgemäß agieren zu können, interessieren sich Unternehmen an innovativen Technologien. So beweist sich Robotics Process Automation (RPA), eine Technologie zur Automatisierung unternehmerischer Prozesse, aktuell als das am stärksten wachsende Segment der Unternehmenssoftware, um den besagten Herausforderungen entgegenzuwirken. Diese lässt bereits Blicke von 83% deutschsprachiger Konzerne und Betriebe auf die Technologie richten. Vor allem, weil der Return on Invest (ROI) als schnell und erheblich ausgewiesen ist. Aufgrund der Tatsache, dass in der Literatur nicht nur überwiegend positives über RPA aufgeführt ist, wird die RPA Thematik kritisch beleuchtet. So legt diese Arbeit eine aktuelle Gegenüberstellung von Chancen und Herausforderungen aus der Literatur dar. Die rein theoretisch gewonnene Erkenntnis wird mit Aussagen eines namhaften Konzerns verglichen, um die teilweise widersprüchlichen theoretischen Ansätze mit praktischem Wissen zu untermauern. Aus der Analyse wurden ökonomische, prozessuale, technische und gesellschaftliche Chancen und Herausforderungen eruiert. Dabei erreichten die gesellschaftlichen und prozessualen Herausforderungen den größten Stellenwert, die sich jedoch mittels geeigneter Gegenmaßnahmen zu Chancen entwickeln können. Demgegenüber stehen die ökonomischen Chancen die dem Unternehmen den gewünschten Mehrwert liefern.
I. Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Ökonomische, technische und gesellschaftliche Chancen von RPA
Tabelle 2: Prozessuale, technische und gesellschaftliche Herausforderungen von RPA
Tabelle 3: Praxisvergleich der RPA-Chancen
Tabelle 4: Praxisvergleich der RPA-Herausforderungen
II. Abkürzungsverzeichnis
API Application programming interface (= Programmierschnittstelle)
BPM Business Process Management Tool
ERP Enterprise-Resource-Planning
FTE Full time equivalent (= Vollzeitäquivalent)
ges. Gesellschaftlich
IT Informationstechnik
ML Machine Learning
proz. Prozessuale
RPA Robotics Process Automation
techn. Technisch
ökon. Ökonomisch
1 Einführung
In einem Zeitalter in dem technologischer Fortschritt noch nie wichtiger gewesen ist, indem sich die Wettbewerbssituation zuspitzt und der Kostendruck stetig steigt, nimmt das Bestreben Prozesse schlanker und effektiver zu gestalten deutlich zu. Um unter diesen Bedingungen zeitgemäß agieren zu können und den bestehenden Herausforderungen entgegenzuwirken, interessieren sich Unternehmen an voranschreitenden Technologien (Singh, 2018). Wie das Forbes Magazin schreibt, wirkt Robotics Process Automation (RPA) als einer der zentralen Treiber für Prozessautomatisierung im Office Bereich und stellt das am stärksten wachsende Segment der Unternehmenssoftware dar. Dies beweist zunächst das hohe Angebot an RPA Software, aber auch die kontinuierlich steigenden Bewertungen der zugehörigen Unternehmen (Forbes, 2020). Zudem spricht das prognostizierte RPA-Marktvolumen von 2,9 Mrd. $ für das Jahr 2021 für sich (Anagnoste, 2017). Dies hängt mit dem wachsenden Einsatz von RPA in unterschiedlichsten Branchen zusammen. So belegt eine Studie der Information Services Group (ISG), die 248 Unternehmen im deutschsprachigen Raum befragte, dass sich im Jahr 2019 bereits 83% der analysierten Unternehmen mit der RPA-Thematik auseinandergesetzt haben. Diese setzten sich aus Pionieren (37%) und Pilotgängern (63%) zusammen. Zusätzlich wird erwartet, dass der Ausbau in den nächsten Jahren deutlich intensiviert wird (ISG, 2019). Großer Treiber dieses Marktgewinnes sind die von Consultingunternehmen vielermaßen positiv erwähnten Aspekte, die mit RPA einhergehen. Beispielsweise berichtet Deloitte etwa von 90 prozentiger Kostenersparnis, Qualitätssteigerungen oder der 24/7 Verfügbarkeit (Deloitte, 2015). Auch Accenture erwähnt Vorteile wie Präzision, Geschwindigkeitssteigerung oder Punkte der Service Verbesserung (Accenture, 2016).
Infolge des stark wachsenden Segmentes wird analysiert, ob der von den Anbietern und Unternehmensberatern versprochene Mehrwert in Relation zu den damit verbundenen Herausforderungen steht. Die Anzahl der Publikationen und Forschungsarbeiten in diesem Themengebiet häufen sich mittlerweile an. Jedoch fehlt es einigen Unternehmen an Referenzen, mit denen sie sich auf mehrjährige Erfahrung berufen können. Daraus folgend ist es für Strategieabteilungen in Unternehmen und für die Wissenschaft nicht leicht einzuschätzen, welche erfahrbare Chancen und Risiken beim Einsatz von RPA mit einhergehen (Asatiani & Penttinen, 2016). Diese Arbeit, die sich speziell mit den aus der Literatur analysierten Chancen, Vorteilen, Herausforderungen und Hindernissen auseinandersetzt, dient zur Vermeidung von Unsicherheit und zur Aufklärung. Aufgrund der Tatsache, dass die RPA-Technologie in der akademischen Literatur mittlerweile gut verstanden wird, diese jedoch eher spärlich mit praktischem Kontext untermauert wurde, wurde zur Erarbeitung dieses Themas ein qualitativer Ansatz herangezogen. Da sich zusätzlich Chancen und Herausforderungen in der Literatur widersprüchlich darstellen und noch nicht in vollem Umfang auf den praktischen Kontext reflektiert wurde, wird dies als der richtige Ansatz verstanden (Creswell, 2003; Morse, 1991). Für die praktische Untermauerung der theoretisch fundierten Aussagen, wird die Erfahrung eines namhaften börsennotierten Konzerns mit in die Ergebnisse der Arbeit einfließen. Das besagte Unternehmen begann die ersten strategischen Ausrichtungen im RPA-Bereich im Jahr 2016, wobei ein ausgebautes Servicekonzept 2017 eingeführt wurde. Aufgrund der in der Zeit gewonnenen Erfahrung vertraut man auf die in dem Interview gegebenen Aussagen des Service Owners.
Zusammenfassend orientiert man sich in der vorliegenden Arbeit an der Leitfrage - Welche Chancen und Herausforderungen bringt die RPA-Technologie mit sich?
Zur Erfüllung und Präzision dieser Forschungsfrage wurden sich weitere untergeordnete Fragen zunutze gemacht, die während der Literaturarbeit und des Experteninterviews beantwortet wurden.
- Welches Verständnis wird von RPA in der Literatur vermittelt und in welchen Bereichen findet die Technologie ihren Einsatz?
- Welche Chancen und Herausforderungen sind in der Literatur festgehalten?
- Welche Chancen und Herausforderungen sieht ein Unternehmen, welches mehrjährige Erfahrung in der RPA Technologie aufweist?
- Wie bewertet ein Unternehmen mit mehrjähriger RPA Erfahrung die aus der Literatur gewonnenen Chancen und Herausforderungen?
Abschließend ist zu erwähnen, dass es nicht das Ziel ist, einen Leitfaden oder eine Entscheidungsmatrix zur Einführung zu erstellen, sondern eine kritische Gegenüberstellung von Chancen und Herausforderungen zu erarbeitet, um Unternehmen eine objektive Gegenüberstellung entgegenzubringen.
Der Aufbau der vorliegenden Arbeit wird im Weiteren Verlauf dargelegt. Im Kapitel RPA in der Literatur wird eine Literaturanalyse durchgeführt, durch die zunächst der Begriff RPA definiert wird, kurz auf mögliche Einsatzgebiete eingegangen wird und im Anschluss die in der Literatur aufgeführten Chancen und Herausforderungen exzerpiert werden. Die Literatursuche wurde mit den Suchmaschinen Research Gate und der EBSCO-Datenbank durchgeführt. Zur Schärfung der Literatur wurden die Suchstrings „Robotics Process Automation“ und „RPA“ um die Verfeinerungen „Chancen“, „Stärken“, „Herausforderungen“, „Risiken“ und „Schwächen“ ergänzt. Diese wurden auch äquivalent im Englischen verwendet, um die Suchergebnisse zu erweitern. Alle gefundenen Referenzen wurden zunächst einer kritischen Auswahl unterzogen, wobei sich 18 Quellen durchgesetzt haben, auf die sich die Argumentationslinie stützt. Die ausgewählten Quellen wurden im Anschluss nach einem festgelegten Schema analysiert. Somit ergab sich eine Übersicht aus Chancen, Herausforderungen und Abgrenzungen zu anderen Themen.
Im Abschnitt RPA in der Praxis werden die Ergebnisse des qualitativen Interviews mit dem RPA Service-Owner des Konzerns dargestellt, um die Praxissicht in die Forschungsarbeit zu integrieren. Hierbei werden zunächst die aus Unternehmenssicht vorherrschenden Chancen und Herausforderungen erfragt und im zweiten Schritt die aus der Literatur gewonnenen Chancen und Herausforderungen zur Diskussion gebracht. Abschließend wird die Forschung mit einem Resümee und einem Ausblick abgerundet.
2 RPA in der Literatur
Im Verlauf dieses Kapitels wird die aus der Literatur gewonnene Erkenntnis dargestellt. Dazu wird mit einer Definition von RPA begonnen, um ein allgemeines Verständnis der Technologie zu vermitteln. Im Weiteren Verlauf werden die in den Quellen aufgeführten Einsatzgebiete erläutert, wobei das Hauptaugenmerk auf den fortlaufenden Teilen Chancen und Herausforderungen liegt, die ein allgemein gültiges Bild des aktuellen Forschungsstandes wiedergeben.
2.1 Definition
Die RPA Technologie wird in zahlreichen Quellen definiert, jedoch gibt es unter den analysierten Quellen keinen Konsens. Unter RPA wird die Automatisierung von Prozessen einer Person oder einer Abteilung verstanden, wobei die entwickelten Roboter die Tätigkeiten des Mitarbeiters imitieren. Hiermit werden strukturierte, repetitive Aufgaben, die aufgrund regelbasierter Entscheidungen getroffen werden können, vereinfacht und automatisiert. Vorwiegend handelt es sich um Routineaufgaben, wie das Erfassen von Daten aus unterschiedlichen Datenquellen, das Bearbeiten oder Aggregieren der Daten, bis zur Speicherung in unterschiedlichen Zielorten (Brettschneider, 2020; Petersen & Schröder, 2020; Smeets et al., 2019). In einigen Referenzen wird ausgeführt, dass sich der RPA Roboter zur Erledigung dieser Vorgänge die Benutzeroberfläche der zugrundeliegenden Applikationen zunutze macht. Das bedeutet, der Roboter greift nicht auf vordefinierte Systemschnittstellen zum Datenaustausch zu, sondern verwendet wie der Mitarbeiter selbst das angebotene Frontend1, um mit den Systemen durch die graphische Oberfläche zu interagieren (Fernandez & Aman, 2018; Penttinen et al., 2018; Wanner et al., 2019).
Aufgrund der Benutzeroberflächen orientierten RPA Technologie ist die Erstellung eines RPA Roboters gesondert zu betrachten. Eine zentrale Aussage im Bereich des Aufbaus eines RPA-Roboters ist, dass RPA Designer für die erfolgreiche Entwicklung keine Kenntnisse von Programmiersprachen benötigen (Lacity & Willcocks, 2016; Willcocks et al., 2017). Deshalb werden speziell vereinfachte Werkzeuge und Techniken zur Erstellung eines solchen Roboters verwendet. In der ausgewerteten Literatur werden drei verschiedene Varianten angeführt. So können RPA-Roboter mittels Prozessflussdiagrammen, Aufzeichnungen von ausgeführten Prozessen oder auf dem klassischen Weg mittels Softwareskript erstellt werden (Penttinen et al., 2018). Hierbei gibt es RPA-Anbieter, die durch Aufzeichnung des Prozessablaufes direkt auf die dahinterstehenden UI-Element zugreifen können, um somit bei Änderungen am Frontend nach wie vor funktionsfähig zu sein. Andere RPA-Plattformen arbeiten auf der Basis von Screenshots der relevanten Elemente, um diese graphisch zu vergleichen (Holmukhe et al., 2019; Lacity & Willcocks, 2016; Willcocks et al., 2017). Die Erstellung durch Prozessablaufdiagramme funktioniert durch das „Drag and Drop“ Prinzip von angebotenen Aktionen, sowie das Verketten dieser Aktionen in Form eines Zustandsübergangsdiagrammes. Diese Art der Erstellung macht sich somit die Einfachheit der NoCode2 Technologie zunutze (Penttinen et al., 2018). Als letztes Entwicklungswerkzeug bieten Anbieter die Erstellung eines RPA-Roboters mit herkömmlichem Scripting an (Penttinen et al., 2018).
2.2 Einsatzgebiete
Nachdem ein einheitliches Verständnis der RPA Technologie geschaffen wurde, wird nun noch auf die Einsatzgebiete eingegangen. Grundsätzlich ist RPA eine sektoren- und branchenübergreifende Technologie mit Schwerpunkt im Dienstleistungs- und Handelssektor, da diese nicht prozess- oder themengebunden agiert, sondern grundsätzlich hochgradig manuelle Tätigkeiten automatisiert werden (Smeets et al., 2019). Besonders häufig interagieren RPA-Roboter mit ERP Systemen, Datenbanken oder Office Plattformen, wie etwa Tabellenkalkulationsprogramme, E-Mail Programm und vielen mehr (Aguirre & Rodriguez, 2017).
Demzufolge sind die Einsatzgebiete weitreichend, wodurch viele geeignete Unternehmensbereiche identifiziert werden können. So werden Finanz- und Rechnungswesen, Reporting, Logistik, IT, Kundenservice, Controlling und Personal zu den branchenübergreifenden Bereichen zugeordnet, die für den RPA-Einsatz besonders geeignet sind (Ostrowicz, 2018).
Aus den genannten Bereichen kristallisiert sich das Finanz- und Rechnungswesen mit einer Vielzahl von Prozessen als das zentrale Einsatzgebiet heraus. Dies liegt an stark regelbasierten, repetitiven und hochvolumigen Prozessen. Hierbei werden nicht nur die Verarbeitung von Geschäftszahlen, die Erstellung von Forecasts oder anderen Auswertungen betrachtet, sondern auch Prozesse aus dem Bereich der Kreditoren und Debitorenbuchhaltung, wie etwa das Verarbeiten oder Erstellen von Rechnungen (Brettschneider, 2020).
2.3 Chancen des Einsatzes der RPA Technologie
Auf der aufgeführten Definition und den geschilderten Einsatzgebiete aufbauend, werden im Weiteren Verlauf die aus der Literaturanalyse exzerpierten Chancen vorgestellt. Diese wurden in drei Kategorien untergliedert. Die Darstellung der Ergebnisse beginnt mit den ökonomischen Chancen, geht über in die technischen und wird durch die gesellschaftlichen Chancen abgeschlossen. Im Kapitel Zusammenfassung der Literaturrecherche sind alle Chancen als Übersicht in Tabelle 1: Ökonomische, technische und gesellschaftliche Chancen von RPA dargestellt.
2.3.1 Ökonomische Chancen
Kosteneinsparung
Die in der Literatur am häufigsten geschilderte Chance für Unternehmen ist das Einsparungspotential. Wie Scheer verdeutlicht, wird das Potential zum einen durch die Abkündigung von Fremdleistungen (beispielsweise bezogene Services bei externen Dienstleistern), zum anderen durch interne Personaleinsparungen erreicht (August-Wilhelm Scheer, 2017). Dieses Einsparungspotential belegt zusätzlich eine Studie von Deloitte, die die Kosten zwischen einer britischen Onshore Vollzeitstelle (FTE) mit einer Offshore FTE und einem RPA Roboter vergleicht. Der Kostenvergleich hat ergeben, dass eine Offshore Kraft etwa 65% Kostenersparnis bedeutet, dahingegen weist ein Roboter sogar ein Einsparungspotential von bis zu 90% auf. Dieser verursacht demnach nur 10% der Kosten einer vergleichbaren Onshore FTE (Deloitte, 2015). Das Potential lässt sich nicht nur auf Großbritannien beziehen. Ähnliche Einsparungen sind auch in deutschen Unternehmen anzunehmen. So gibt Smeets in seiner Analyse Einsparungen von 20-90% an, wobei sich der Großteil der analysierten Quellen im Bereich von 60% bewegen (Smeets et al., 2019). Unternehmensberater wie Accenture sehen hingegen abhängig vom Lohnniveau ein Einsparungspotential von bis zu 80% (Accenture, 2016; Singh, 2018). Diese Einsparungen lassen sich nicht nur durch die niedrigen laufenden Kosten erklären, sondern sind auch auf die entsprechenden geringen Kosten der Analyse, Planung, Lizensierung, Integration und des Testings zurückzuführen (Alexander et al., 2018). Jene Werte sind allerdings nur mit der direkten Abkündigung eines Services oder Entlassung der zugehörigen FTE erreichbar. Letzteres kann aus vielerlei Hinsicht in der Praxis nicht durchgeführt werden, womit die genannten Werte mit Vorsicht zu betrachtet sind (Smeets et al., 2019).
Qualitätssteigerung
Als Weitere zentrale Chance für Unternehmen konnte die Qualitätssteigerung identifiziert werden. So belegt Deloitte, dass durch den Einsatz von Robotern die Fehlerquote sinkt und dadurch die Qualität von vor allem repetitiven Aufgaben angehoben wird. Denn ein Software Roboter arbeitet deterministische Prozesse, wenn dieser nach der Entwicklung erfolgreich validiert wurde, per se fehlerfrei ab (August-Wilhelm Scheer, 2017; Deloitte, 2015). Dies ist insbesondere bei qualitätsrelevanten Prozessen mit entsprechenden Compliance Vorschriften für softwaregestützte Automatisierung bedeutsam. RPA-Roboter erfüllen zunächst die geforderte Prozesssicherheit und ermöglichen im zweiten Schritt auch die Dokumentation der ausgeführten Prozesse. Demzufolge kann im Fehlerfall nachvollzogen werden, an welcher Stelle im Prozess fehlerhaftes Verhalten vorlag. Dies trägt abschließend nicht nur zur Steigerung der Qualität sondern auch zur Einhaltung und Verbesserung der Compliance bei (Brettschneider, 2020).
Leistungssteigerung
Auch bei der Leistungsbewertung überzeugt die RPA Technologie mit Zeiteinsparung durch schnellere Prozessausführungen im Vergleich zum Mitarbeiter und führt zur Produktivitätssteigerung. So stellt die Technologie in erster Linie einen Wettbewerbsvorteil dar, wenn der Kunde an der Geschwindigkeitssteigerung partizipieren kann, beispielsweise bei automatisierter Schadensregulierung von Versicherungsdienstleistern. Aber auch interne Abnehmer des Prozesses profitieren an den Vorteilen. Denn diese können bei der Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen an der Geschwindigkeitssteigerung teilhaben, wodurch sich folglich interne Bearbeitungszeiten verkürzen und jene Erfolge durch verbesserte Service Level Agreements3 den externen Kunden entgegengebracht werden können (IRPA, 2016; Smeets et al., 2019).
2.3.2 Technische Chancen
Einfache Realisierbarkeit
Die kostengünstige Integration von RPA, wie sie im Abschnitt Ökonomische Chancen geschildert wurde, erklärt Peterson und Schröder mit dem minimal invasiven Ansatz der Technologie. Denn wie in den vorherigen Absätzen erklärt wurde, beruht RPA auf dem „Outside In“- Ansatz, bei dem nicht auf die Schnittstellen (Application Programming Interfaces4 ) der zu automatisierenden Systeme zugegriffen wird, sondern der Prozessablauf mittels der Benutzeroberfläche und dem Verweis auf die graphischen Elemente umgesetzt wird. Peterson und Schröder beziffern die Technologie in ihrem Paper als „Lightweight-IT“, bei der durch die Einfachheit in der Erstellung, wie im Kapitel Definition erläutert wurde, kaum bis keine IT-Spezialisten notwendig sind (Petersen & Schröder, 2020). Dieser Ansatz, der keine Programmierkenntnisse erfordert, ermöglicht somit technischen Laien RPA-Roboter zügig zu planen und zu realisieren, was zur Entlastung der Unternehmens IT beiträgt (August-Wilhelm Scheer, 2017; Smeets et al., 2019).
Skalierbarkeit
Zudem stellt die Skalierbarkeit in den analysierten Referenzen eine wichtige Rolle dar. So führen mehrere Quellen aus, dass durch die Möglichkeit der Skalierbarkeit Spitzenauslastungen abgefangen werden können, um vor allem im Kundenbereich hohes Aufkommen von Anfragen schnell abzuarbeiten und nicht aufstauen zu lassen. Dies wird durch die schnelle und flexible Quantifizierbarkeit eines definierten RPA-Workflows auf mehrerer RPA-Instanzen ermöglicht. (Brettschneider, 2020). Zusätzlich zur flexiblen Skalierbarkeit lässt sich die Arbeitszeit eines RPA Roboters als weiteren Vorteil sehen. Dieser kann im Falle eines zentralen Hostings 24 Stunden am Tag und sieben Tage in der Woche Workflows ausführen, ohne an die Grenzen menschlicher Arbeitsschutzgesetzte zu stoßen (Deloitte, 2015).
Machine Learning & Künstliche Intelligenz
Die nächste erwähnte Chance, die aufgrund der seltenen Nennung und kaum belegter praktischer Anwendung hier als Ausblick aufgeführt wird, ist die Verbindung von RPA mit künstlicher Intelligenz bzw. dem Teilgebiet Machine Learning (ML). Hierdurch soll erreicht werden, dass Roboter bei komplexen Prozessen mittels ML eigenständig Entscheidungen treffen können. Das Schlussfolgern des Roboters wird durch das selbstständige antrainieren von Workflows ermöglicht. (August-Wilhelm Scheer, 2017; Petersen & Schröder, 2020).
[...]
1 Als Frontend bezeichnet man die Präsentationsebene, das heißt den Teil einer Applikation, den der Betrachter in Form einer grafischen Benutzeroberfläche einsehen kann (graphical user interface, kurz GUI) (Interreg, 2018)
2 NoCode beschreibt eine Entwicklungsumgebung für Software, welche es Entwicklern ermöglicht Anwendungssoftware über grafische Benutzeroberflächen und Konfiguration anstelle der herkömmlichen Programmierung zu erstellen (Liao & Guzide, 2020).
3 Vereinbarung zwischen Dienstleistungserbringer und -nachfrager, in welcher Qualität und Zeit eine bestellte Dienstleistung erbracht werden muss (Dr. Siepermann, 2018).
4 Eine (Anwendungs-)Programmierschnittstelle macht Funktionen von Computerhardware und/oder -software für andere Informationssysteme zugänglich (Prof. Dr. Alt, 2020).
- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2021, Chancen und Herausforderungen der Automatisierung unternehmerischer Prozesse mit Robotics Process Automation (RPA), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1038403
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