Dieser Essay wird sich damit auseinandergesetzt, wie bimodal-bilingualer Unterricht umgesetzt werden kann. Dazu wird sich nur auf die Unterrichtskommunikation konzentriert, da es nicht möglich ist, alle Bereiche in der Kürze abzubilden. Inklusion ist ein Konzept, welches sehr häufig in der Erziehungswissenschaft und im sonderpädagogischen Kontext thematisiert und untersucht wird. Es bestehen zahlreiche Definitionen, doch bisher ist keine widerspruchsfrei. Grob gesagt werden kann jedoch, dass mit Inklusion das gemeinsame Unterrichten von Schülerinnen und Schülern mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf oder Behinderungen gemeint ist.
Michael Grosche nennt mehrere Definitionen, doch im Folgenden wird sich auf diese Definition gestützt: „Inklusion sei der Prozess der zunehmenden Teilhabe von allen Lernenden und die Reduzierung von Exklusion in Bezug auf Unterricht, Kultur und Gesellschaft“. Das Forschungsreferat hat sich mit der Frage beschäftigt, welche Voraussetzungen gegeben sein müssen, damit bimodal-bilingualer Unterricht möglich ist. Bilingualismus liegt vor, wenn in den ersten Lebensjahren zwei Sprachen gleichzeitig erworben werden. Dies kann durch Eltern aber auch in Institutionen wie der Schule geschehen. „Wenn bei einer Zweisprachigkeit eine der Sprachen eine Gebärdensprache und die andere eine Lautsprache (in gesprochener und/oder geschriebener Form) ist, handelt es sich um einen bimodalen Bilingualismus“.
Inhalt
1 Einleitung
2 Die bimodal-bilinguale Schule
2.1 Unterrichtskommunikation
2.2 Sprach- und Fachunterricht
3 Fazit
Literatur
1 Einleitung
Inklusion ist ein Konzept, welches sehr haufig in der Erziehungswissenschaft und im son- derpadagogischen Kontext thematisiert und untersucht wird. Es bestehen zahlreiche Defi- nitionen, doch bisher ist keine widerspruchsfrei (vgl. Grosche 2015: 20). Grob gesagt wer- den kann jedoch, dass mit Inklusion das gemeinsame Unterrichten von Schulerinnen und Schulern mit und ohne sonderpadagogischen Forderbedarf oder Behinderungen gemeint ist (vgl. ebd.: 22). Michael Grosche nennt mehrere Definitionen, doch im Folgenden wird sich auf diese Definition gestutzt: „Inklusion sei der Prozess der zunehmenden Teilhabe von allen Lernenden und die Reduzierung von Exklusion in Bezug auf Unterricht, Kultur und Ge- sellschaft“ (ebd.: 20). Das Forschungsreferat hat sich mit der Frage beschaftigt, welche Vo- raussetzungen gegeben sein mussen, damit bimodal-bilingualer Unterricht moglich ist. Bi- lingualismus liegt vor, wenn in den ersten Lebensjahren zwei Sprachen gleichzeitig erwor- ben werden (vgl. Ahrenholz 2017). Dies kann durch Eltern aber auch in Institutionen wie der Schule geschehen. „Wenn bei einer Zweisprachigkeit eine der Sprachen eine Gebarden- sprache und die andere eine Lautsprache (in gesprochener und/oder geschriebener Form) ist, handelt es sich um einen bimodalen Bilingualismus“ (Audeoud u.a. 2016: 4). Im Folgen- den wird sich damit auseinandergesetzt, wie bimodal-bilingualer Unterricht umgesetzt wer- den kann. Dazu wird sich nur auf die Unterrichtskommunikation konzentriert, da es nicht moglich ist, alle Bereiche in der Kurze abzubilden.
2 Die bimodal-bilinguale Schule
Zunachst kann sich gefragt werden, warum es uberhaupt einen bimodal-bilingualen Unter- richt geben soll. Ein wesentlicher Vorteil besteht darin, dass sich gehorlose Kinder nicht in einer kleinen Gruppe abschotten und dass horenden Kindern die Verunsicherung im Um- gang mit Gehorlosen genommen wird. AuBerdem entwickeln horende Kinder ihre Mimik und Gestik weiter. So profitieren beide Seiten und haben die Moglichkeit, miteinander zu lernen und zu kommunizieren (vgl. ebd.: 7).
Das best-practice Beispiel ist die Gemeinschaftsschule am roten Berg in Erfurt. Sie entstand durch eine Elterninitiative und da taten sich am Anfang sehr viele Fragen auf. Es musste unter anderem geklart werden, ob es Dolmetscher geben soll und schnell war klar, dass es keine Einzelinklusion werden soll. Aus dieser Elterninitiative entstand dann ein Konzept des bilingualen Unterrichts, welches an einer Gemeinschaftsschule umgesetzt wurde. Ziel war es, dass alien eine aktive Teilhabe am schulischen Leben ermoglicht wird und dass die Ge- bardensprache und die Lautsprache gleich wertgeschatzt werden (vgl. ebd.). Die 8. Klasse der Schule am roten Berg besteht aus acht horbehinderten Schuler - unter ihnen zwei Codas (Children of deaf adults) - und 12 horenden Kindern.
2.1 Unterrichtskommunikation
Ein wesentlicher Punkt, welcher geklart werden muss, lautet, wie die Unterrichtskommuni- kation ablauft. Es muss jedem/jeder Schuler/Schulerin zu jedem Zeitpunkt des Unterrichts moglich sein, das Unterrichtsgesprach zu verstehen. Damit dies moglich ist, muss der Un- terricht genau geplant sein. Team-Teaching ist eine Variante, mit der die Unterrichtskom- munikation funktionieren kann (vgl. ebd.: 18). Dies wird zum Beispiel durch Hennies & Hen- nies (2017) und Becker (2014) ebenfalls als eine der erfolgreichsten Varianten bestatigt. Dabei sind immer zwei Lehrer/innen in der Klasse anwesend und eine Lehrkraft kommuni- ziert in Lautsprache und die andere in Gebardensprache. Team-Teaching umfasst jedoch noch mehr als nur die Kommunikation. Es sind beide Lehrer/innen immer fur den Unterricht verantwortlich und mussen somit den Unterricht auch gemeinsam planen und fungieren auch beide als Ansprechpartner/innen fur die Schuler/innen. Dadurch steigen die Ressour- cen und es ist nicht nur ein enormer organisatorischer Aufwand, sondern auch ein finanzi- elles Problem (vgl. Audeoud u.a. 2016: 37). Dies erschwert eventuell die Umsetzung eines bimodal-bilingualen Unterrichts. Im Gegensatz dazu sieht ein zweisprachiger Unterricht vor, dass eine Lehrkraft nur als Dolmetscher fungiert. Obwohl Team-Teaching am Anfang mehr Zeit kostet, bietet es auch positive Vorteile, wie beispielsweise, dass den Kindern ein sprach- liches Vorbild geboten wird (vgl. Krausneker 2016: o.S.). Die Regelschullehrkraft sollte Grundkenntnisse in DGS (Deutsche Gebardensprache) vorweisen, um mit der gehorlosen Lehrkraft oder dem/der Gehorlosenpadagogen/in zu kommunizieren (vgl. ebd.). Zu aller- letzt ist noch wichtig, zu betonen, dass die gehorlose Lehrkraft kein/e ausgebildeter Dol- metscher/in ist. Aus diesem Grund ist es manchmal vorteilhaft, Dolmetscher/innen zur Ver- fugung zu haben, wenn beispielsweise ein komplexes Thema behandelt wird (vgl. ebd.).
2.2 Sprach- und Fachunterricht
Im Folgenden wird sich auf die Besonderheiten im Sprach- und im Fachunterricht kon- zentriert. Die Bi-bi-Toolbox von Audeoud und weiteren Autoren/innen zeigt relevante As- pekte des Sprach- und Fachunterrichts auf. Jede/r Schuler/in hat unterschiedliche Zugange und entwickelt unterschiedliche Kompetenzen in der Verwendung der Sprachen (vgl. Aude- oud u.a. 2016: 21). Es muss darauf geachtet werden, welche Sprachen der Schuler/innen Erst- und Zweitsprachen sind. Darauf aufbauend sollte der zweisprachige Sprachunterricht immer mit den jeweiligen zweisprachigen Unterrichtsmaterialien und mit Team-Teaching stattfinden. Des Weiteren gibt es die Moglichkeit, in einer Stunde die Sprachen zu wechseln (vgl. ebd.). Doch die Lehrkraft sollte darauf achten, dass der Unterricht immer ganzheitlich gestaltet ist und dass alltagliche Interaktionserfahrungen in beiden Sprachen moglich sind. Des Weiteren stellen sich methodisch-didaktische Fragen bei der Umsetzung. Es sollte eine Balance zwischen Hor- bzw. Sprechforderung und der Schriftsprachforderung gefunden werden. Eine auditiv-verbalde Methode mit Gebarden verbinden ware beispielsweise eine Moglichkeit. Im Fachunterricht sollten immer beide Sprachen benutzt werden. Durch das Erstellen von sprachgemischten Gruppen ist es erdenklich, die Strukturen beider Sprachen zu vergleichen. Jedoch entstehen bei sprachgemischten Gruppen auch Probleme, denn wenn Schuler/innen teilweise sehr unterschiedliche Niveaus in der Sprache aufweisen, ist es besser, wenn diese zunachst in homogenen Lerngruppen unterrichtet werden. AuBer- dem kann die Lehrkraft auch einzelne Schuler/innen alleine fordern, wenn diese nicht uber eine altersgemaBe Erstsprachkompetenz verfugen (vgl. ebd.: 22). Ein ganz wichtiges Krite- rium fur einen gelungenen bilingualen-bimodalen Unterricht ist noch, dass Zweisprachig- keit wertgeschatzt wird und dass sie als Chance angesehen wird. Die Wertschatzung wird noch verstarkt, wenn fur beide Sprachen Noten vergeben werden (vgl. ebd.: 23).
Der Fachunterricht steht vor ahnlichen Herausforderungen mit der Ausnahme, dass nicht jede Stunde des Fachunterrichts bilingual gestaltet sein muss, doch es sollte trotzdem auf Ausgeglichenheit beider Sprachen geachtet werden (vgl. ebd.: 24). Nun stellt sich die Frage, was uberhaupt mit Zweisprachigkeit gemeint ist. Es gibt verschiedene Moglichkeiten: Deutsch mit LBG (Lautsprachbegleitendes Gebarden) oder Deutsch mit einer Gebarden- sprache. Jedoch sollte das Unterrichtsmaterial immer zweisprachig gestaltet sein. So konn- ten beispielsweise Domino-Karten nicht nur mit Lautschrift/Schriftsprache abgebildet sein, sondern auch mit einer Gebare (vgl. Krausneker 2016a: 2).
Zusammenfassend kann noch festgehalten werden, dass die Interaktion zwischen horenden und horbehinderten Schuler/innen gefordert werden muss, damit diese sich untereinander verstandigen konnen (vgl. Audeoud u.a. 2016: 39). Dafur ist es erforderlich, dass horende Schuler/innen das Fach Gebardensprache unterrichtet bekommen. Allgemein sollte an der ganzen Schule eine Sensibilisierung fur das Leben mit einer Horbehinderung stattfinden. Dies kann nicht nur durch das Erlernen der Sprache geschehen, sondern auch durch die Vermittlung von Wissen uber das alltagliche Leben eines horbehinderten Menschen (vgl. ebd.: 41).
3 Fazit
Es wurde nun aufgezeigt, auf welche Besonderheiten die Lehrkrafte bzw. die Schule bei der Unterrichtskommunikation achten mussen. Auf der einen Seite ist die inklusive Schule eine schone Vorstellung, doch es mangelt noch zu sehr an finanziellen Ressourcen. Fur die Um- setzung fehlen nicht nur Regelschullehrkrafte, sondern auch gehorlose Lehrer/innen bzw. Gehorlosenpadagogen/innen. Obwohl es funktionieren kann - wie die Schule am roten Berg zeigt - gibt es auch noch viele andere Aspekte, die zunachst reformiert werden muss- ten. Die Kooperation zwischen so verschiedenen Professionen erfordert viel Aufmerksam- keit. Die interdisziplinare Zusammenarbeit funktioniert nur, wenn ganz klar ist, wer welche Aufgaben ubernimmt (zum Beispiel beim Team-Teaching muss immer abgesprochen wer- den, wer unterrichtet, wer assistiert und was in dieser Stunde gemacht wird). Das erfordert eine hohe soziale Kompetenz und viel Geduld. Auch, wenn am Ende alle davon profitieren, hangt der Erfolg der inklusiven Schule auch von politischen Entscheidungen ab. Denn das jeweilige Bundesland musste die Ressourcen erstmal bewilligen. Des Weiteren muss die Schule neu ausgestattet werden mit bilingualen Materialien oder die Lehrkrafte mussten diese selbst erstellen, was im Schulalltag vermutlich nicht moglich ist. Auch ware ein Beamer, eine Kamera und ein Laptop erforderlich, um gebardensprachliche Texte der Schu- ler/innen zu filmen, anzuschauen und zu reflektieren (vgl. ebd.: 29).
Zusammenfassend kann also konstatiert werden, dass der bimodal-bilinguale Unterricht durchaus moglich ist und er viele Vorteile und Chancen mit sich bringt, doch leider fehlen zur jetzigen Zeit noch die finanziellen Mittel, um den Anspruchen gerecht zu werden. Doch es ist durchaus zu empfehlen, sich mit dem Thema tiefergehend zu beschaftigen, damit die Integration von (nicht nur hor-)behinderten Menschen in unsere Gesellschaft weiter voran- kommt.
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- Quote paper
- Emma Hinz (Author), 2019, Schule inklusiv bimodal-bilingual gestalten. Ein Essay, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1035645
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