Diese Arbeit gibt einen fundierten Überblick über die einzelnen Reformkonzepte der Europäischen Union zur Finanzierung eines nachhaltigen Wachstums. Darüber hinaus werden dem privaten und institutionellen Anleger Möglichkeiten nachhaltiger Geldanlagen aufgezeigt. Eine Betrachtung des gegenwärtigen Marktes gibt zudem einen Einblick über die bisherige Entwicklung der Marktanteile nachhaltiger Geldanlagen in der EU und weltweit und zeigt deren Relevanz für nachhaltige Entwicklungen in der Gegenwart und Zukunft auf. Folgende Forschungsfragen leiten sich daraus für diese Arbeit ab: Gibt es ein ausreichend breites Angebot nachhaltiger Anlageprodukte, auf die die Investoren zugreifen können? Welche Regeln und Anreize sind effektiv, um das Wachstum nachhaltiger Geldanlagen zu fördern? Welche Regulierungsvorschriften sind in Deutschland effektiv und umsetzbar, um die Investitionen in nachhaltige Geldanlagen zu fördern?
Mit der Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens und der UN-Agenda im Jahr 2015 haben sich Regierungen auf der ganzen Welt dazu verpflichtet, einen nachhaltigen Weg einzuschlagen. Um die ehrgeizigen Klimaziele dieser Verpflichtungen zu erreichen, wurden in den letzten Jahren zahlreiche politische Aktivitäten zur Förderung nachhaltiger Geldanlagen auf europäischer Ebene durchgeführt.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Problemstellung und Zielsetzung
1.2 Aufbau und Vorgehen
2 Grundlagen nachhaltiger Geldanlagen
2.1 Nachhaltigkeit als Leitbild wirtschaftlichen Handelns
2.2 Wesentliche Begriffsdefinitionen
2.2.1 Konventionelle Geldanlagen
2.2.2 Nachhaltige Geldanlagen
2.3 Anlageprodukte
2.3.1 Direkte nachhaltige Investments
2.3.2 Indirekte nachhaltige Investments
2.4 Investmentstrategien
2.4.1 Aktiver Ansatz
2.4.2 Passiver Ansatz
3 Marktanalyse
3.1 Bisherige Entwicklung und gegenwärtige Analyse der Marktanteile nachhaltiger Investments in der EU und weltweit
3.2 Investoren und Zielgruppen nachhaltiger Investments
4 Reformkonzepte der Europäischen Union
4.1 CSR-Berichtspflicht
4.2 Regulierungsprojekte
4.2.1 Taxonomie
4.2.2 Offenlegungsverordnung
4.2.3 Nachhaltigkeitslabel für Fonds
4.2.4 Nachhaltigkeitspräferenzen
4.2.5 Benchmarkverordnung
5 Regulierungsvorschriften im Vergleich
5.1 Transparenzpflichten
5.1.1 Rechtslage in Frankreich
5.1.2 Rechtslage in Deutschland
5.2 Nachhaltigkeitslabel für Fonds
5.2.1 Rechtslage in Frankreich
5.2.2 Rechtslage in Deutschland
6 Fazit
Literaturverzeichnis
Internetverzeichnis
Abstract
Mit der Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens und der UN-Agenda im Jahr 2015 haben sich Regierungen auf der ganzen Welt dazu verpflichtet einen nachhaltigen Weg einzuschlagen. Um die ehrgeizigen Klimaziele dieser Verpflichtungen zu erreichen, wurden in den letzten Jahren zahlreiche politische Aktivitäten zur Förderung nachhaltiger Geldanlagen auf europäischer Ebene durchgeführt.
Die vorliegende Arbeit gibt einen fundierten Überblick über die einzelnen Reformkonzepte der Europäischen Union zur Finanzierung eines nachhaltigen Wachstums. Darüber hinaus werden dem privaten und institutionellen Anleger Möglichkeiten nachhaltiger Geldanlagen aufgezeigt. Eine Betrachtung des gegenwärtigen Marktes gibt zudem einen Einblick über die bisherige Entwicklung der Marktanteile nachhaltiger Geldanlagen in der EU und weltweit und zeigt deren Relevanz für nachhaltige Entwicklungen in der Gegenwart und Zukunft auf. Folgende Forschungsfragen leiten sich daraus für diese Arbeit ab: 1. Gibt es ein ausreichend breites Angebot nachhaltiger Anlageprodukte, auf die die Investoren zugreifen können? 2. Welche Regeln und Anreize sind effektiv, um das Wachstum nachhaltiger Geldanlagen zu fördern? 3. Welche Regulierungsvorschriften sind in Deutschland effektiv und umsetzbar, um die Investitionen in nachhaltige Geldanlagen zu fördern?
Aufgrund des stetig steigenden Interesses an nachhaltigen Geldanlagen ist die Zahl und die Vielfalt der am Markt existierenden Anlageprodukte kontinuierlich gestiegen. Diese positive Entwicklung enthält jedoch einerseits die Gefahr des Greenwashings einzelner Unternehmen und andererseits fehlen vergleichbare Kriterien oder Zertifizierungsmaßstäbe für nachhaltige Finanzprodukte. Eine staatlich regulierte Anpassung ist demnach auf mehreren Ebenen notwendig: Es braucht eine europaweit einheitliche und nachvollziehbare Taxonomie des Nachhaltigkeitsbegriffs, wobei die Unternehmen gleichzeitig zur Offenlegung ihrer Nachhaltigkeitsstrategie verpflichtet werden müssen. Weiter sind Nachhaltigkeitslabels zur Kennzeichnung von entsprechenden Finanzprodukten sowie eine klare Definition einer Methodik zur Erstellung nachhaltiger Referenzwerte (Benchmarks) notwendig. Letztlich muss das Thema Nachhaltigkeit auch im Beratungsgespräch mit Privatkunden einen höheren Stellenwert einnehmen.
Die finanziellen Mittel, die für einen nachhaltigen Wandel der gesamten Wirtschaft notwendig sind, können nur durch nachhaltig orientierte Investoren bereitgestellt werden, da diese in der Breite die Finanzmittel der Staaten übersteigen. Der Staat hat damit die Aufgabe, Anreize und Regularien zur Gestaltung dieses Prozesses zu schaffen.
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Die 17 Ziele der UN-Agenda für eine nachhaltige Entwicklung
Abbildung 2: Zeitliche Entwicklung des Begriffs Nachhaltigkeit
Abbildung 3: Vom Magischen Dreieck zum Magischen Viereck
Abbildung 4: Strategien nachhaltigen Investierens
Abbildung 5: Nachhaltige Investmentfonds und Mandate in Deutschland
Abbildung 6: Aufteilung der nachhaltigen Vermögenswerte nach Anlegertypen
Abbildung 7: Entwicklung des Anlagevolumens nach Anlegertypen
Abbildung 8: Die sechs Umweltziele der EU-Taxonomie-Verordnung
Abbildung 9: Timeline der EU-Taxonomie-Verordnung
Abbildung 10: FNG-Siegel 2021
Abbildung 11: Transparenzlogo von Eurosif
Abbildung 12: Zeitachse zur Änderung und Umsetzung der MiFID-II Richtlinie
Abbildung 13: Greenfin-Label
Abbildung 14: ISR-Label
Abbildung 15: Exemplarische Labels für die Umweltziele der EU-Taxonomie
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Ausgewählte Kriterien für eine positive Selektion
Tabelle 2: Wachstum der nachhaltigen Geldanlagen nach Regionen in der lokalen Währung, 2014 bis
Tabelle 3: Verhältnis nachhaltiger Investitionen im Zusammenhang mit gesamt verwalteten Vermögenswerten, 2014 bis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
„Das höchste Ziel des Kapitals ist nicht, Geld zu verdienen, sondern der Einsatz von Geld zur Verbesserung des Lebens.“1 2
Investitionen am Kapitalmarkt und Nachhaltigkeit: Widerspruch, gegenseitige Ergänzung oder willkommenes Feigenblatt? Die Vereinbarkeit von Gewinnorientierung und nachhaltigem Handeln ist umstritten, gerade weil die Intentionen beider Handlungsmaximen so different zu sein scheinen. Ein oft formuliertes (Vor-)Urteil gegenüber Investoren ist, dass diese bei der Wahl ihrer Geldanlagen schlicht nach Rendite, Sicherheit und Liquidität strebten. Einen Blick in die Zukunft wagend kann dies jedoch aufgrund der realen und bedrohlichen Veränderungen in der Welt nicht mehr das alleinige Ziel sein. Soziale Spaltung, Umweltverschmutzung und -zerstörung, Klimawandel und nicht zuletzt die Armut der wachsenden Weltbevölkerung verlangen nach einem Umdenken auf dem Kapitalmarkt.
Insbesondere die immer stärker spürbaren Auswirkungen des Klimawandels führen dazu, dass das Thema Nachhaltigkeit in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewinnt. Der steigende Meeresspiegel, das sich ändernde saisonale Niederschlagsmuster (Dürren, aber auch Starkregen, der zu Hochwasser führt etc.) oder die zunehmenden Hitzeperioden sind nur wenige Beispiele für die Folgen des Klimawandels.
Angestoßen durch die realen klimatischen Veränderungen entwickelt sich das Thema Nachhaltigkeit immer mehr vom Nischen- zum Kernthema für Unternehmen und Investoren. Mit der steigenden gesellschaftlichen Relevanz des Klimawandels geht ein wachsendes Interesse an nachhaltigen Geldanlagen einher.
Das eingangs erwähnte Zitat von Henry Ford verdeutlicht den grundlegend divergenten Denkansatz bezüglich konventioneller und nachhaltiger Geldanlagen. Dies zeigt sich zunehmend auch in dem Investitionsverhalten von Anlegern, die ihr Geld nicht mehr ausschließlich in solche Anlagen investieren, die die höchsten Renditen versprechen. Vielmehr möchten sie ihr Geld sinnvoll anlegen und ihre Wertvorstellungen auch in ihren Anlagen wiederfinden. Auch aufgrund steigender regulatorischer Anforderungen im Hinblick auf eine stärkere Berücksichtigung von Umwelt- und Klimaaspekten, steigt das Interesse der Finanzmarktteilnehmer an Klimainvestitionen weiter an.3
Ein auf politischer Ebene einschneidender Wendepunkt in der internationalen Klimapolitik stellt die Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens und der UNAgenda 2030 für nachhaltige Entwicklung im Jahr 2015 dar. Mit der Unterzeichnung haben sich 195 Regierungen auf der ganzen Welt dazu verpflichtet einen nachhaltigen Weg einzuschlagen. Kernstück der UN-Agenda sind 17 Nachhaltigkeitsentwicklungsziele (Sustainable Development Goals), die von allen Staatsund Regierungschefs gemeinsam beschlossen wurden (siehe Abbildung 1). Bis 2030 sollen diese Ziele eine nachhaltige Entwicklung fördern und damit die weltweiten Lebensverhältnisse aller Menschen verbessern.4
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Die 17 Ziele der UN-Agenda für eine nachhaltige Entwicklung5
Das Pariser Klimaabkommen, das von 195 Ländern unterzeichnet wurde,5 ist der erste rechtsverbindliche Klimaschutzvertrag mit der Intention, den Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur auf deutlich unter 2 °C zu begrenzen. Das Ziel des Pariser Übereinkommens ist es unter anderem „Finanzmittelflüsse in Einklang zu bringen mit einem Weg hin zu einer hinsichtlich der Treibhausgase emissionsarmen und gegenüber Klimaänderungen widerstandsfähigen Entwicklung“6. Hierfür müssen öffentliche und private Investoren zukünftig stärker in die Erreichung der Klimaziele eingebunden werden.
Um die ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen, haben die einzelnen Länder nationale Aktionspläne entwickelt. Die Europäische Union übernimmt hierbei eine globale Führungsrolle. Als Fahrplan veröffentlichte die Kommission im Jahr 2019 den European Green Deal. Dieser zielt darauf ab, Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Wirtschaftsraum der Welt zu machen. Die Treibhausgasemissionen sollen bis zum Jahr 2030 um mindestens 55 % gegenüber 1990 reduziert wer- den.7 Entlang dieses Zieles hat die Kommission seit 2018 eine umfassende politische Agenda für nachhaltige Finanzierungen entwickelt, die einen Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums und die Entwicklung einer erneuerten Strategie für nachhaltige Finanzierungen im Rahmen des Europäischen Green Deals umfasst.8
1.1 Problemstellung und Zielsetzung
Der Stand der momentanen Wirtschaft entspricht nicht den Umweltzielen der EU. Nur wenige Wirtschaftszweige arbeiten mit ihren Treibhausgasemissionen auf einem Netto-Null-Niveau.
Um die im Pariser Klimaschutzübereinkommen festgelegten Klima- und Energieziele und die UN-Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, müssen Investitionen in nachhaltige Geldanlagen gelenkt werden. In Europa und weltweit sind nachhaltige Geldanlagen ein entscheidender Faktor für transformative Verbesserungen in bestehenden Branchen.9
Nach den Berechnungen der Europäischen Kommission benötigt Europa in den nächsten zehn Jahren zusätzlich jährliche Investitionen in Höhe von mindestens 180 Mrd. €, um die Klimaziele des Pariser Übereinkommens zu erreichen.10 Zur Bewältigung dieser Herausforderungen werden öffentliche Mittel allein nicht ausreichen. Um die vorhandene Investitionslücke zu schließen, fokussieren sich die Regulierungsbehörden insbesondere auf institutionelle Investoren, da diese am Markt die größte Bedeutung haben. Zur Steigerung der Popularität nachhaltiger Investments sind jedoch auch die privaten Anleger von Belang. Daher soll mit dem Aktionsplan der EU-Kommission vor allem privates Kapital in nachhaltige Investitionen gelenkt werden.11
Folgende Forschungsfragen leiten sich aus dem Beschriebenen für diese Arbeit ab:
- Gibt es ein ausreichend breites Angebot nachhaltiger Anlageprodukte, auf die die Investoren zugreifen können?
- Welche Regeln und Anreize sind effektiv, um das Wachstum nachhaltiger Geldanlagen zu fördern?
- Welche Regulierungsvorschriften sind in Deutschland effektiv und umsetzbar, um die Investitionen in nachhaltige Geldanlagen zu fördern?
1.2 Aufbau und Vorgehen
Im ersten Teil der Arbeit (Kapitel 2) werden die Grundlagen nachhaltiger Geldanlagen dargelegt, sowie verschiedene Anlageprodukte und -strategien aufgezeigt. Es folgt der zeithistorische Blick auf die Entwicklung nachhaltiger Geldanlagen bis zur gegenwärtigen Situation (Kapitel 3).
Um finanzielle Mittel in nachhaltige Investitionen zu lenken, müssen die Rahmenbedingungen zur Förderung von Nachhaltigkeit noch weiter verbessert werden. Deshalb hat die EU-Kommission zahlreiche ambitionierte Regulierungsprojekte angeschoben. Diese sowie die gegenwärtige Reformvorschrift hinsichtlich der Berichtspflicht bilden den zweiten Sinnabschnitt dieser Arbeit (Kapitel 4).
Die staatlichen Regulierungen im Bereich nachhaltiger Anlagen haben sich in Europa sehr unterschiedlich entwickelt. Zwar verfügt ein gutes Dutzend europäischer Länder über Regulierungsvorschriften, jedoch mit teilweise deutlichen Unterschieden im Geltungsbereich. Diese rechtlichen Unterschiede werden abschließend mit besonderem Blick auf das französische Umwelt- und Finanzmarktrecht sowie auf die Reformansätze in Deutschland betrachtet (Kapitel 5).
2 Grundlagen nachhaltiger Geldanlagen
Um die Notwendigkeit nachhaltigen Wirtschaftens zu verstehen, bedarf es zunächst einer Begriffsbestimmung. Hierbei wird näher auf die Ursprünge des Nachhaltigkeitsbegriffs eingegangen, wodurch der Grundgedanke als ein Kernthema für Unternehmensstrategien betrachtet und von der Verwendung als populärem Modebegriff abgegrenzt wird.12 Im Anschluss erfolgt eine allgemeine Einleitung in das Thema Geldanlagen, wobei insbesondere Differenzen zwischen klassischen und nachhaltigen Geldanlagen dargelegt werden. Abschließend werden die vorhandenen Konzepte und Anlageformen näher betrachtet.
2.1 Nachhaltigkeit als Leitbild wirtschaftlichen Handelns
Das mit dem Konzept der Nachhaltigkeit begründete Leitbild formuliert drei grundlegende Forderungen: a) wirtschaftliches Handeln muss sich innerhalb der zur Verfügung stehenden Naturressourcen bewegen, b) innerhalb der gegenwärtigen Generation muss ein Ausgleich zwischen reichen und armen Ländern herrschen und c) Bedürfnisse zukünftiger Generationen dürfen nicht eingeschränkt werden.13
Ursprünglich stammt das deutsche Leitbild wirtschaftlichen Handelns aus der Forstwirtschaft, in der schon vor 300 Jahren der Oberberghauptmann Carl von Carlowitz eine erfolgreiche Forstwirtschaft mit folgenden Worten beschrieb: „Schlage nur so viel Holz ein, wie der Wald verkraften kann.“ Demnach solle der Wald so bewirtschaftet werden, dass eine fortwährende ertragreiche Bewirtschaftung des Waldes garantiert werden kann.14 Im wirtschaftspolitischen Diskurs tauchte der Begriff der Nachhaltigkeit erst im Jahr 1987 auf, als die World Commission of Environment and Development der Vereinten Nationen15 weltweit den Gedanken der Nachhaltigkeit etablierte: „Sustainable development humanity meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs.“16 Demnach hat eine Gesellschaft die Fähigkeit, ihre Entwicklung so zu gestalten, dass sichergestellt ist, dass sie den Bedürfnissen der Gegenwart entspricht, ohne die Fähigkeit künftiger Generationen zu beeinträchtigen, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil frei zu wählen.17 Nachhaltigkeit verbindet somit die Verantwortung heutiger Generationen mit der Verantwortung für die künftigen Generationen. Das im Brundtland- Report entworfene Leitbild der nachhaltigen Entwicklung wurde im Jahr 1992 auf der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro von 178 Nationen als internationales Leitbild für das 21. Jahrhundert anerkannt. Seither hat sich das Leitbild der Nachhaltigkeit als Zielvorgabe auf internationaler politischer Ebene etabliert.18 Drei Jahre später entwickelten die Vereinten Nationen auf Basis dieses Konzepts aus dem Brundtland-Report das sogenannte Drei-SäulenModell. Aufbauend auf der Ökonomie, der Ökologie und dem Sozialen soll die nachhaltige Entwicklung sowohl auf staatlicher als auch auf betriebswirtschaftlicher Ebene stattfinden. Alle drei Säulen werden dabei als gleichrangig erachtet und führen nur in einem Gesamtkonzept zu einer tatsächlich nachhaltigen Ent- wicklung.19
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Zeitliche Entwicklung des Begriffs Nachhaltigkeit20
Aufgrund des steigenden Umweltbewusstseins und der zunehmenden Sensibilisierung der Gesellschaft für nachhaltige Zusammenhänge, scheint der Begriff „Nachhaltigkeit“ in den letzten Jahren zu einer Modeerscheinung und einem vermeintlichen Leitmotiv unternehmerischen Handelns geworden zu sein. Die vielfach zu beobachtende Integration dieses Begriffs in die zukünftigen Unternehmensziele geht dabei jedoch mit einer Fehldeutung einher, die mit der ursprünglichen Intention des Nachhaltigkeitskonzepts kaum mehr etwas zu tun hat (sog. Greenwashing). Der Missbrauch zugunsten des ökonomischen Erfolges führt partiell zu einem Hype, der von zahlreichen PR-Agenturen medial vermarktet wird.21 Der Nachhaltigkeitsbegriff verkommt in diesem Sinn zu einem Feigenblatt für im ursprünglichen Sinn wenig ökologisch und sozial agierende Unternehmen.
2.2 Wesentliche Begriffsdefinitionen
Mit der Etablierung der Nachhaltigkeit als Leitbild wirtschaftlichen Handelns ändern sich gepaart mit der fortschreitenden Globalisierung die gesellschaftlichen Möglichkeiten, Einfluss auf die Unternehmen zu nehmen. Daher stellt sich die Frage, welche Steuerungsinstrumente für die Gesellschaft zur Verfügung stehen, um die Unternehmen zu einem höheren Beitrag zur Umsetzung nachhaltiger Ziele zu bewegen.22 Gezielte Investitionen in nachhaltige Geldanlagen können hier einen entscheidenden Beitrag leisten, dass Unternehmen ökologisch und sozial verantwortlicher handeln.23 Dabei ist es notwendig, konventionelle und nachhaltige Geldanlagen möglichst trennscharf voneinander abzugrenzen.
2.2.1 Konventionelle Geldanlagen
Konventionelle Geldanlagen sind Investitionen am Kapitalmarkt, die eine Mehrung des eingesetzten Vermögens intendieren. Die Vermögensverwaltung eines konventionellen Investors bewegt sich innerhalb eines Anlagedreiecks, dem in der Literatur betitelten Magischen Dreieck. Die Zielgrößen hierbei sind: Rendite, Sicherheit und Liquidität.24 Die Rendite stellt eine Maßgröße für die Rentabilität einer Geldanlage dar, die den finanziellen Erfolg innerhalb einer bestimmten Zeitperiode misst. Daneben steht die Sicherheit einer Geldanlage, die durch die mit der Anlage verbundenen Risiken eingeschränkt wird. Dazu zählen Nachteile, Verluste oder Schäden, die beispielsweise von den Kursschwankungen an den Märkten oder den Konjunkturzyklen ausgehen. Die Liquidität drückt die Zahlungsfähigkeit aus. Die Zahlungsfähigkeit einer Kapitalanlage hängt davon ab, wie schnell ein bestimmter Teilbetrag einer Investitionssumme wieder zu Bargeld oder Bankguthaben umgewandelt werden kann, ohne aus der Umwandlung Preisabschläge hinnehmen zu müssen.25
Zwischen den drei Kriterien Rendite, Sicherheit und Liquidität liegt ein ständiges Spannungsverhältnis vor, da alle drei konkurrierende Ziele aufweisen. Bevor ein Anleger sein Kapital am Kapitalmarkt anlegt, muss er sich fragen: Wie viel Rendite möchte ich erwirtschaften, wie hoch soll dabei meine Sicherheit sein und wie lange kann ich auf mein Kapital verzichten?26 Möchte ein Anleger beispielsweise eine hohe Rendite erreichen, so ist seine Anlage zwangsläufig mit einem größeren Risiko verbunden.27 Je nach persönlichen Vorlieben, Überzeugungen oder Zielen unterscheiden sich die Anlagekriterien entsprechend in ihrer Gewichtung.
2.2.2 Nachhaltige Geldanlagen
Im Gegensatz zu konventionellen Anlegern konzentrieren sich nachhaltige Geldanleger nicht nur auf die klassischen Anlagekriterien der Rendite, Sicherheit und Liquidität, sondern ziehen auch eine nachhaltige Verantwortung in Form von sozialen, ökologischen und ethischen Kriterien in den Anlageprozess mit ein. Eine allgemein gültige Definition dessen, was unter sozialen, ökologischen und ethischen Auswahlkriterien verstanden werden kann, ist bis dato ein Desiderat. Daher existiert auch kein einheitliches Verständnis für eine „ökologisch einwandfreie Geldanlage“.28
Zur Bestimmung von nachhaltigen Unternehmen werden auch sogenannte ESG- Kriterien genutzt. Die Abkürzung ESG vereint die drei Dimensionen Environment (Umwelt), Social (Soziales), und Governance (Unternehmensführung) miteinander und nehmen damit Bezug auf die nachhaltigkeitsbezogenen Verantwortungsbereiche eines Unternehmens. Unter diesem Aspekt werden nicht-finanzielle Informationen zusammengefasst, die für die Anlageentscheidung nachhaltiger Geldanlagen relevant sind und als Orientierungshilfe für nachhaltigkeitsorientierte Anleger dienen.29 Dabei schließt die Dimension Umwelt (E) Themen wie Umweltverschmutzung oder -gefährdung, Klimarisiken, Energieeffizienz, knappe Naturressourcen und Chancen im Bereich des Umweltschutzes ein. Die Dimension Soziales (S) berücksichtigt arbeitsrechtliche Fragen, Gesundheitsschutz oder gesellschaftliches Engagement. Unter Governance (G) fallen Themen, die im Zusammenhang mit der Führung eines Unternehmens und den Unternehmenswerten stehen, wie beispielsweise die Qualität und Effektivität der Führungs- und Aufsichtsgremien.30
Analog zu diesem Strukturierungsmodell finden sich in der Literatur zahlreiche weitere Begriffe. Socially Responsible Investment (SRI), Sustainable Investment, Ethisches Investment, Ökologische Geldanlage oder Grünes Geld sind nur einige Beispiele, die als Synonym zum Begriff nachhaltige Geldlagen verwendet wer- den.31
Aufgrund der unterschiedlichen Interpretationen, was unter nachhaltigen Geldanlagen verstanden wird, und der Vielzahl an synonym verwendeter Begriffe sah sich im Jahr 2004 die Projektgruppe Ethisch-Ökologisches Rating und das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie veranlasst, mit ihrer „Darmstädter Definition Nachhaltiger Geldanlagen“ Begriffssicherheit zu schaffen.32
„Nachhaltige Geldanlagen tragen zu einer zukunftsfähigen Entwicklung bei. Sie ermöglichen dies durch eine umfassende Analyse der Anlageobjekte. Diese Analyse berücksichtigt wirtschaftliche und soziale Leistungen, Naturverträglichkeit und gesellschaftliche Entwicklun- gen.“33
Folglich wird mit der nachhaltigen Geldanlage die klassische Finanzanalyse um die Analyse der Nachhaltigkeit erweitert. Für die Nachhaltigkeitsanalyse entwickelte die Expertengruppe eine Art Kriterienkatalog auf Basis des Drei-SäulenModells. Gemäß der Darmstädter Definition ist Folgendes zu berücksichtigen:34
In ökonomischer Sicht, dass
- Gewinne auf Basis langfristiger Produktions- und Investitionsstrategien statt in kurzfristiger Gewinnmaximierung erwirtschaftet werden,
- Erträge aus Finanzanlagen in vertretbarer Relation zu Erträgen aus realer Wertschöpfung stehen,
- die Erfüllung elementarer Bedürfnisse (z. B. Wasser) nicht gefährdet wird,
- Gewinne nicht auf Korruption beruhen.
In ökologischer Sicht, dass die Gewinnerzielung im Einklang steht mit
- der Steigerung der Ressourcenproduktivität,
- der Investition in erneuerbare Ressourcen,
- der Wiedergewinnung und Wiederverwendung verbrauchter Stoffe,
- der Funktionsfähigkeit globaler und lokaler Ökosysteme (z. B. Meere).
In sozialer und kultureller Sicht, dass die Gewinnerzielung im Einklang steht mit
- der Entwicklung des Humankapitals: Verantwortung für Arbeitsplätze, Aus- und Weiterbildung, Förderung selbstverantwortlichen Arbeitens, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Respekt vor der Verschiedenheit der Einzelnen,
- der Entwicklung des Sozialkapitals: Schaffung von Erwerbschancen, Ausgewogenheit zwischen den Generationen, diskriminierungsfreier Umgang mit Minderheiten, Funktionsfähigkeit der Regionen, Förderung zivilgesellschaftlichen Handelns,
- der Entwicklung des Kulturkapitals: Respekt vor kultureller Vielfalt unter Wahrung persönlicher Freiheitsrechte und gesellschaftlicher Integrität, Mobilisierung der Potenziale kultureller Vielfalt.
Dieses Anforderungsprofil für nachhaltige Geldanlagen schafft auf staatlicher und betriebswirtschaftlicher Ebene ein Verständnis von Nachhaltigkeit, das schließlich und konkret der Identifizierung nachhaltiger Geldanlagen dient.35
Um eine weitere Abgrenzung zwischen konventionellen und nachhaltigen Geldanlagen zu schaffen, kann das Zielsystem einer Investition herangezogen werden. Das oben beschriebene Magische Dreieck (Rendite, Sicherheit und Liquidität) transformiert sich bei einer nachhaltigen Geldanlage. Durch die Integration von sozialen, ökologischen und ethischen Kriterien entsteht das sogenannte Magische Viereck.36
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Vom Magischen Dreieck zum Magischen Viereck37
Unter Berücksichtigung nachhaltiger Konzepte und der Ergänzung der nachhaltigen Verantwortbarkeit möchten Kapitalanleger Einfluss darauf nehmen, wie ihr investiertes Geld verwendet wird. Um eine bewusste Steuerung der Mittelverwendung zu erreichen, werden soziale, ökologische und ethische Kriterien in die Finanzanalyse integriert und berücksichtigt. Analog zu konventionellen Geldanlagen strebt der nachhaltige Anleger ebenfalls nach Rendite, Sicherheit und Liqui- dität.37 38 Das Spannungsverhältnis innerhalb der einzelnen Ziele bleibt bestehen, weswegen sich deren Gewichtung nach persönlichen Vorlieben, Überzeugungen oder Zielen unterscheidet. Demnach ist eine Investition mit hohen Renditen, hoher Sicherheit und unmittelbarer Liquidität mit der bewussten Wahrnehmung von ökologischer und sozialer Verantwortung nicht zu vereinbaren.
Verantwortungsbewusste und nachhaltige Anleger müssen sich die Frage stellen, wohin ihr Geld fließt und welche Unternehmen oder Projekte finanziert und unterstützt werden sollen. Dabei bleibt das Ziel, wirtschaftliche Prozesse nachhaltiger Entwicklungen zu fördern und zu steuern, immanent.39
2.3 Anlageprodukte
Analog zu konventionellen Geldanlagen muss sich auch der nachhaltig orientierte Anleger im Vorfeld einer Anlageentscheidung im Klaren über seine aktuelle Lebenssituation, seine Einkommensverhältnisse, die Zukunftsplanung und steuerliche Situation sein.40 Hinzu kommt die notwendige Reflektion über persönliche Werte, die der Anleger in seiner Geldanlage wiederfinden möchte.
Unabhängig von den individuellen Zielen und Gründen einer Investition können nachhaltige Anleger grundsätzlich auf alle Anlageprodukte zurückgreifen, die auch für eine konventionelle Geldanlage geeignet sind.41 Aufgrund des stetig steigenden Interesses an nachhaltigen Geldanlagen ist die Zahl und die Vielfalt der am Markt existierenden Anlageprodukte kontinuierlich gestiegen (siehe Kapitel 3.1). Nachhaltige Anleger können daher aus einer umfangreichen Produktpalette wählen und weitestgehend uneingeschränkt ihre sozialen, ökologischen und ethischen Ziele verfolgen.42
In Bezug auf die Klassifizierung nachhaltiger Produkte kann grundsätzlich zwischen direkten und indirekten Investments unterschieden werden.
2.3.1 Direkte nachhaltige Investments
Bei einem direkten Investment fällt der Anleger selbst die Anlageentscheidung und investiert direkt in das entsprechende Unternehmen bzw. Projekt. So weiß der Anleger genau, wohin das Geld fließt, und bleibt unabhängig von einem Management oder bestimmten Anlagekonzepten. Durch die finanzielle Beteiligung an einem Projekt oder einem Unternehmen übt der Anleger aktiv Einfluss auf die Geschäftspolitik aus. Ein Risiko besteht hierbei allerdings in dem hohen Verlustrisiko. Scheitert das finanzierte Projekt bzw. geht das Unternehmen insolvent, verliert der Anleger sein investiertes Geld. Verwaltungsgebühren oder Gewinnbeteiligungen für Manager sind hier jedoch nicht zu entrichten.43 Um erfolgreich in direkte Investments investieren zu können, benötigt der Anleger ein fundiertes Wissen über die verschiedenen Anlageprodukte. Aus diesem Grund bevorzugen eher institutionelle Anleger Direktinvestments. Privatanlegern fehlt es meist an Erfahrung und dem nötigen Know-how, weswegen sie den Anlageprozess eher Experten übergeben.44 Direkte nachhaltige Investments werden folgendermaßen kategorisiert: Aktien, Anleihen, geschlossene Fonds und Immobilien.
Nachhaltige Aktien
Aktien sind Wertpapiere, mit denen sich ein Anleger ein Teilhaberecht an einem Unternehmen verbrieft. Dabei erwirbt ein Aktionär bestimmte Anteile am Grundkapital, wodurch er bei einer Gewinnausschüttung einen Anspruch auf Dividende hat. Neben den erhofften Dividendenausschüttungen ist das Hauptmotiv für eine Investition in eine Aktie das Stimmrecht, das der Anleger auf der Hauptversammlung geltend machen kann.45
Eine nachhaltige Geldanlage in Aktien wird an der Börse nicht separat gehandelt und unterscheidet sich grundsätzlich auch nicht von einer konventionellen Aktienanlage. Sowohl bei einer konventionellen als auch bei einer nachhaltigen Aktienanlage sind geeignete Asset-Allokationen, die Titelselektion und der richtige Zeitpunkt für einen Kauf und Verkauf entscheidend. Insbesondere bei der Titelselektion nachhaltiger Aktienanlagen sollte ein Unternehmen nach ökonomischen und sozialen Aspekten und Zielen beurteilt werden.46 Dabei können die Unternehmen schablonenartig folgendermaßen kategorisiert werden:47
Umwelttechnik-Unternehmen
Umwelttechnik-Unternehmen sind Umwelttechnologieproduzenten oder Unternehmen aus dem Ver- und Entsorgungsbereich, die einen Beitrag zur umweltgerechten und ressourcenschonenden Zukunft leisten.48 Beispielhaft ist hier die ALBA Group, die zu den führenden Recycling- und Umweltdienstleistern weltweit zählt. Das Unternehmen organisiert die Sammlung und die Wiederverwendung ausgedienter Rohstoffe, die gesichert einem zweiten Nutzungszyklus zugeführt werden. Die Aktie von ALBA ist in den vergangenen Jahren stets im grünen Bereich und brachte in den letzten zwölf Monaten ein Plus von 11,4 %.49
Ökologische Pioniere
Diese Unternehmen entwickeln die für bestehende Produktionsprozesse und -verfahren umweltfreundliche Alternativen. Hierzu zählen auch Unternehmen, deren Herstellungsprozess bereits eine geringe bis keine Umweltbelastung verursacht. Beispiel: Energieerzeugung aus regenerativen Energien oder Herstellung von Wind-, Solar- oder Biomasseanlagen.50
Ökologische Leader
Als ökologische Leader werden Unternehmen bezeichnet, die die Pionier-Phase durchlaufen haben und sich am Markt bereits seit einigen Jahren etablieren konnten. Hier werden entsprechend nur die umweltfreundlichsten Unternehmen einer Branche fokussiert.51 Ein Unternehmen dieser Kategorie ist das dänische Unternehmen Vestas Wind Systems, das mithilfe von Windkraftanlagen einen entscheidenden Teil zu nachhaltigen Energielösungen beiträgt. Die Aktie weist eine 1-Jahres-Performance von + 88,46 % auf.52
Soziale Vorreiter
Ein besonderes Engagement für soziale Standards ist kennzeichnend für Unternehmen dieser Kategorie. Exemplarisch geht es hier um soziale Programme für Mitarbeiter oder ein besonderes soziales Engagement in der Gesellschaft.53 Die Kosmetikmarke L'occitane en Provence ist in diesem Bereich beispielhaft: So wird die sogenannte Sheabutter, die für die Weiterproduktion von Kosmetikprodukten benötigt wird, von einer Frauenkooperative in Burkina Faso54 hergestellt. Auch in der weiteren Lieferkette werden die Rechte der Arbeiterinnen geachtet (100 % Fair Trade), wodurch neben der lokalen Wirtschaft auch die wirtschaftliche Emanzipation von Frauen in Burkina Faso gefördert wird.55
Für die Titelselektion ist ein umfangreicher Research-Prozess (systematische Sammlung, Aufarbeitung, Analyse und Interpretation von Unternehmensinforma- tionen) notwendig. Um beispielsweise ein Produktionsunternehmen ökologisch beurteilen zu können, müssen die Faktoren Energie- und Materialverbrauch sowie die Integration von Umweltstandards in den Produktionsprozessen berücksichtigt und analysiert werden. Hierfür sind detaillierte Unternehmensinformationen, wie z. B. Nachhaltigkeitsberichte der Unternehmen, heranzuziehen, um ressourcenschonende, ökologische und soziale Unternehmen hinter den Wertpapieren ausfindig zu machen. Da keine klare Definition bzw. kein eindeutiges Kriterium, das eine Aktie als nachhaltig definiert, existiert, können Nachhaltigkeitsratings und Nachhaltigkeitsindizes hilfreich sein.56
Nachhaltige Anleihen
Weitere vielfältige Möglichkeiten für eine nachhaltige Geldanlage bieten Anleihen. Im Gegensatz zu Aktien sind Anleihen (fest-)verzinsliche Wertpapiere, die neben dem Recht auf Zinsen auch das Recht auf eine Rückzahlung zum Nennwert am Laufzeitende verbriefen. Während Aktien zudem Anteils- und Mitgliedschaftsrechte beurkunden, dienen Anleihen Unternehmen oder Institutionen zur Fremdkapitalbeschaffung. Durch die Bereitstellung von Fremdkapital erhofft sich der Emittent (Herausgeber eines Wertpapiers) zusätzliche Liquidität, die für die Finanzierung seiner Investitionen genutzt werden kann. Der Investor erhält für das zur Verfügung gestellte Geld, in Form von Fremdkapital, eine Verzinsung. Wie hoch die Zinsen sind, hängt von der Bonität des Emittenten ab, also von der Fähigkeit seine aufgenommenen Schulden zurückzubezahlen.57 Als Maßstab für die Bonitätsbeurteilung einer Anleihe können Ratingagenturen wie Standard & Poor's, Moody's und Fitch herangezogen werden. Nach dem System amerikanischer Schulnoten werden hier Schuldner, unter Berücksichtigung des Kredit- und Länderrisikos, entsprechend ihrer Bonität eingestuft. Da es hier jedoch nur um die reine Beurteilung der Kreditwürdigkeit geht, müssen nachhaltige Investoren zusätzlich entsprechende Ratings berücksichtigen, die die Nachhaltigkeit eines Unternehmens oder Staates beurteilen.58
Emittenten können öffentliche Schuldner (Staaten), Kreditinstitute (Banken) oder Industrieunternehmen sein.59 So kann bei nachhaltigen Anleihen grundsätzlich zwischen Unternehmensanleihen und Staatsanleihen differenziert werden.
Das grundsätzliche Vorgehen bei der Auswahl nachhaltiger Unternehmen unterscheidet sich dabei nicht von jenem bei der Auswahl der Unternehmen für eine Aktienanlage. Ein nachhaltiger Investor berücksichtigt schlicht nur solche Unternehmen, die sowohl soziale, ökologische und ethische Standards erfüllen.60 Ein Beispiel für eine nachhaltige Unternehmensanleihe ist die RE14 Multi Asset- Anleihe der Reconcept Gruppe. Die Anleihe wirbt mit einem Emissionsvolumen von bis zu 10 Mio. €, einer relativ kurzen Laufzeit von 4 Jahren und einem jährlichen Festzins von 4,5 %. Das Anleihekapital wird für den Bau und Betrieb von Anlagen erneuerbarer Energien genutzt und zudem in Projekte aus den Bereichen Wind-, Wasser- und/oder Solarkraft bzw. weiterer grüner EnergieTechnologien gesteckt. Schwerpunkte liegen hier in Photovoltaikanlagen und der Windkraft, die in Zukunft den größten Teil des grünen Stroms liefern soll. Die Reconcept Gruppe verbindet seit 1998 Zukunftsenergien mit Investoren und zählt daher zu den Pionieren im Bereich grüner Geldanlagen. Das Recht auf Zinsen und Rückzahlung hängt von der Entwicklung des Unternehmens ab, was letztlich auch zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen kann.61
Um eine Staatsanleihe als nachhaltig einordnen zu können, bedarf es eines Blicks auf die Umwelt- und Sozialfaktoren in Form einer umfangreichen Länderanalyse. Dabei können Indikatoren wie z. B. Umweltpolitik, Energieverbrauch oder der Umgang mit Menschenrechten herangezogen werden.62 Die weltweit erste grüne Anleihe hat im Jahr 2007 die Europäische Investitionsbank (EIB) mit der Klimaschutzanleihe platziert. Die Erlöse nutzt die EIB zur Förderung von Projekten aus den Bereichen erneuerbarer Energien und Energieeffizienz. Hierfür sind bis heute 860 Mrd. $ emittiert worden, weswegen die EIB auch heute noch zu den Pionieren für nachhaltige Anleihen zählt.63 Deutschland hat erst im September 2020 seine erste grüne Staatsanleihe aufgelegt. Mit dem Kapital will die Bundesrepublik bereits bestehende ökologische Projekte in den Bereichen Ver- kehr, internationale Entwicklungszusammenarbeit, Forschung und Entwicklung, Energie und Industrie sowie Land- und Forstwirtschaft fördern. Die Anleihe wirbt mit einem Emissionsvolumen von 4 Mrd. € und einer Laufzeit von 10 Jahren. Obwohl die Anleihe für Anleger aufgrund der null Prozent Verzinsung dieser Anlage keinen finanziellen Vorteil bringt, war die Nachfrage enorm. Folglich sind Anleger auch ohne Rendite bereit, in das Versprechen grüner Staatsausgaben zu investieren.64 Im europäischen Vergleich kommt Deutschland mit seiner Staatsanleihe allerdings spät. Länder wie Frankreich, Dänemark, Polen und Belgien geben grüne Zinspapiere schon seit einiger Zeit aus. So legte Polen bereits im Jahr 2016 die erste grüne Staatsanleihe auf, dicht gefolgt von Frankreich, das im Jahr 2017 nachzog.65
Nachhaltige geschlossene Fonds
Eine weitere Möglichkeit für eine nachhaltige Geldanlage bieten geschlossene Fonds, die synonym als unternehmerische Beteiligungen betitelt werden. Im Gegensatz zu Investmentfonds (siehe Kapitel 2.3.3) kann die Beteiligung an einem geschlossenen Fonds nur während eines bestimmten Zeitraums erfolgen. Sobald die Zeichnungsfrist abgelaufen ist, wird der Fonds geschlossen, sodass keine Anteile mehr gekauft oder verkauft werden können.66 Geschlossene Fonds werden meist in der Rechtsform einer GmbH & Co. KG aufgelegt. Dadurch können die Vorteile einer Personengesellschaft (insbesondere gesellschafts- und steuerrechtliche Aspekte) mit der einer Kapitalgesellschaft (Haftungsbeschränkung) verbunden werden.67
Ziel eines nachhaltigen geschlossenen Fonds ist die Finanzierung nachhaltiger Investitionsprojekte. Hierfür beteiligt sich der private Anleger auf der Grundlage eines von einem Initiator definierten Projekts und wird dadurch Miteigentümer einer Gesellschaft. Folglich eröffnen sich für den Anleger auch die entsprechenden Vorteile und Chancen, die allerdings auch die unternehmerischen Risiken einer Beteiligung mit sich führen. Während konventionelle geschlossene Fonds in unterschiedlichen Produkttypen angeboten werden, wie Immobilienfonds, Schiffsbeteiligungen und Private Equity Fonds, konzentrieren sich nachhaltige Beteiligungen eher auf den Bereich der alternativen Energieerzeugung.68 Folgende fünf Bereiche stehen hier im Fokus:69
- Onshore-Windenergie: Windkraftanlagen an Land
- Offshore-Windenergie: Windenergieparks auf dem Meer
- Photovoltaikanlagen: Umwandlung der Sonnenenergie in Elektrizität
- Solarthermieanlagen: Umwandlung der Sonnenenergie in Wärme
- Stromerzeugung aus Biomasse
- Wasserkraft
Um eine weltweite Energiewende von fossilen Brennstoffen zu einer nachhaltigen Energieversorgung zu erreichen, sind finanzielle Investitionen unabdingbar. Nachhaltige geschlossene Fonds tragen zu dieser Finanzierung bei und helfen den Anteil erneuerbarer Energie zu erhöhen und dadurch die Klima- und Energieziele der Europäischen Union zu erreichen. Ziel der EU ist es, den Anteil erneuerbarer Energien wie Windenergie, Photovoltaik, Biomasse und Wasserkraft am Bruttoendenergieverbrauch, der im Jahr 2020 bei 20 % liegt, bis 2030 auf mindestens 32 % zu heben.70
Die Windenergie zählt hierzulande zu den Vorreitern erneuerbarer Energien. In Deutschland ist die Installation von Onshore-Windanlagen aufgrund gesetzlicher Vorgaben (Umweltschutz, Abstandsregelung zu Siedlungen) jedoch bereits weitestgehend ausgeschöpft, weshalb sich der Fokus deutlich zugunsten von Windenergieparks in der Nord- oder Ostsee verschiebt. Um für die Investoren Planungssicherheit zu schaffen, hat das deutsche Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) im Jahr 2014 eine Reform erlassen, die die Steuerung des Ausbaus bis 2030 bestimmt. Neben der Planungssicherheit für Investoren gibt diese Reform auch Sicherheit für die Industrialisierung der Offshore-Windenergie.71
Auch die Energie der Sonne ist ein wichtiger Faktor für den Ausbau erneuerbarer Energien. Dabei kann die Sonnenenergie sowohl im Bereich der Photovoltaik als auch im Bereich der Solarthermie genutzt werden. Während bei einer solarther- mischen Anlage Wasser mittels der Sonnenenergie erhitzt wird, wird bei Photovoltaikanlagen aus Sonnenenergie elektrischer Strom erzeugt.72 Hinsichtlich ihrer Grundstruktur unterscheiden sich Solar- und Windfonds nicht voneinander. Aufgrund der hohen Kosten von Photovoltaikanlagen werden weltweit staatliche Förderprogramme angeboten. So erhält der Betreiber einer Photovoltaikanlage in Deutschland beispielsweise eine garantierte Einspeisevergütung, die fest im EEG festgelegt ist.73
Sowohl bei Windkraftanlagenfonds als auch bei Solarfonds ist die Beteiligungsdauer meist langfristig und wird häufig auf 20 Jahre festgelegt. Obwohl die anfänglichen Ausschüttungen oftmals gering ausfallen, können Anleger eine jährliche Rendite zwischen 6 % und 7 % erreichen.74
Ein Beispiel für einen geschlossenen Nachhaltigkeitsfonds ist der Ökorenta Erneuerbare Energien 11, der sowohl in Wind- als auch in Solarparks investiert. Durch eine breite Streuung in unterschiedliche Energieerzeugungsformen an Standorten weltweit wird eine optimale Risikostreuung erzielt. Investoren bekommen die Möglichkeit, die Chancen an verschiedenen Standorten bestmöglich zu nutzen und Risiken mit der Streuung über mehrere Regionen zu senken. Die geplante Laufzeit der Beteiligung beträgt 9 Jahre, wobei die Mindestbeteiligung bei 10.000 € liegt. Die Prognose für die Gesamtauszahlung liegt bei 141 % vor Steuern inkl. der Rückführung des eingesetzten Kapitals.75
Nachhaltige geschlossene Fonds generieren ihre Einnahmen durch den Verkauf der erneuerbaren Energien. Nach Abzug der Kosten (z. B. für Instandhaltung und Betrieb der Anlagen) wird der Gewinn per Ausschüttung an die Anleger weitergeben. Die Vergütung für den erzeugten Strom wird in Deutschland durch das EEG gefördert, weswegen die Einnahmesicherheit für produzierten Strom gegeben ist. Allerdings sind auch hier keine regelmäßigen Auszahlungen garantiert. Bei einer Investition in einen nachhaltigen geschlossenen Fonds muss beispielsweise eine schwankende Energienachfrage durch konjunkturelle Einflüsse oder schlechte Wetterbedingungen für Wind- und Solaranlagen berücksichtigt werden.76
Nachhaltige Immobilien
Von zunehmender Bedeutung sind Geldanlagen in Immobilien, da diese sich durch ihre hohe Wertbeständigkeit auszeichnen.77 Da Gebäude ca. 40 % des weltweiten CO2 emittieren, muss dieser Sektor seiner hohen Verantwortung bei der Abschwächung des klimatischen Wandels gerecht werden. Hinzu kommt, dass Immobilien auch im Bereich des Ressourcenverbrauchs wenig umweltschonend sind: ca. 30-40 % des globalen Ressourcen- und Energieverbrauchs geht in den Bereich der Immobilienbrache.78 Um einen positiven Beitrag für die Umwelt und den Klimawandel leisten zu können, müssen die Treibhausgasemissionen im Gebäudesektor bis 2030 im Vergleich zu 1990 um ca. 67 % sinken. Bisher konnten mithilfe von energieeffizienten Neubauten die Treibhausgasemissionen im Gebäudesektor von 210 Mio. Tonnen im Jahr 1990 auf 120 Mio. Tonnen (57,14 %) im Jahr 2018 gesenkt werden.79
Durch neuartige Gebäudetechniken und innovative Energieinfrastrukturen kann der Bau und Umbau vorangetrieben werden. Eine immer wichtigere Rolle spielt dabei die Energieerzeugung direkt am Verbrauchsort (z. B. durch Blockheizkraftwerke oder Photovoltaikanlagen).80 Ein nachhaltiges Gebäude soll nicht nur selbst Wärme und Strom produzieren, sondern dabei auch energieeffizient arbeiten. Dafür können regenerative Energien und Technologien genutzt werden, die ein Gebäude energieeffizienter und nachhaltiger werden lassen und so einen positiven Beitrag zur Verringerung der CO2-Emmissionen leisten.81
Um eine Immobilie als eindeutig nachhaltig definieren zu können, wurden verschiedene Zertifizierungssysteme entwickelt, die ökologische, ökonomische und soziale Kriterien für Gebäude formulieren und anhand derer Gebäude bewertet werden. Folgende drei Zertifizierungsverfahren haben sich etabliert:
- Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB)
- Building Research Establishment Environmental Assessment Method (BREEAM)
- Leadership in Environmental & Energy Design (LEED)
Anhand fester Nachhaltigkeitskriterien wie Wassereffizienz, Ressourcenverbrauch, Innovationen/Design, Nutzerkomfort und Energieeffizienz werden Punkte vergeben, die je nach Zertifizierungssystem unterschiedlich gewichtet werden. Je nach Höhe der erreichten Punktzahl wird so der Nachhaltigkeitswert einer Immobilie bestimmt. Für potenzielle Investoren sind solche Zertifizierungssysteme eine große Hilfe, um das Kriterium der Nachhaltigkeit bei der Immobilienauswahl berücksichtigen zu können.82
Bei einer nachhaltigen Geldanlage im Immobilienbereich kann grundsätzlich zwischen den Beteiligungsformen „direkte“ und „indirekte“ Immobilienanlage unterschieden werden. Während bei einer direkten Anlage der Investor unmittelbar Eigentümer einer Immobilie wird, kauft der Anleger bei einer indirekten Anlage gewisse Anteile einer Gesellschaft, die besonders auf die Entwicklung oder den Bau nachhaltiger Immobilien achtet.83
Für indirekte Immobilienanlagen bieten sich offene sowie geschlossene nachhaltige Immobilienfonds an. Offene Immobilienfonds unterliegen keiner Begrenzung hinsichtlich des Fondsvermögens, der Anzahl der Anleger oder der Laufzeit. So können immer wieder neue Anteilsscheine ausgegeben werden, mit denen neue Anteilsinhaber akquiriert und neue Bauprojekte in den Fonds aufgenommen und finanziert werden können.84
Ein Beispiel für einen offenen Immobilienfonds ist der KCD-Catella Nachhaltigkeit IMMOBILIEN Deutschland der Catella Real Estate AG. Der Fonds investiert ausschließlich in ökonomische, ökologische und sozial genutzte Immobilien, die auf ihre Nachhaltigkeitsaspekte geprüft und durch ein Nachhaltigkeitskomitee bewertet werden. Die Transaktionskriterien werden unter einem christlich fundierten Werte-Gerüst bestimmt. Auch deshalb investiert die KCD speziell in soziale Einrichtungen, wie z. B. Kindergärten und Pflegeheime.85
Bei geschlossenen nachhaltigen Immobilienfonds ist der Kreis der Anleger begrenzt und das Investitionsvolumen sowie die Laufzeit vorab fest definiert. Wie sich die Werte von Immobilienfonds entwickeln, ist abhängig von den Miet- und Zinseinnahmen sowie den Wertsteigerungen bzw. -minderungen der Immobi- lien.86
2.3.2 Indirekte nachhaltige Investments
Bei indirekten Investments fällt der Anleger seine Anlageentscheidung mithilfe eines externen Managements. Dabei muss der Anleger auf das Management und deren Anlagekonzepte vertrauen. Neben der Beurteilung der Leistungsfähigkeit des Managements müssen zusätzlich die zugrundeliegende Entscheidungskriterien, inklusive des Nachhaltigkeitskriteriums, geprüft werden. Für erfolgreiche indirekte Investments benötigt der Anleger kein fundiertes Wissen über die verschiedenen Anlageprodukte. Daher bietet sich diese Anlageform insbesondere für Privatanleger an, denen es häufig am nötigen Know-how fehlt. Diese können damit den kompletten Anlageprozess an Experten übergeben.87
Zu den wichtigsten Formen einer indirekten nachhaltigen Anlage zählen: Bankeinlagen, Investmentfonds und Zertifikate.
Nachhaltige Bankeinlagen
Die am häufigsten genutzte Form der Geldanlage ist die Bankeinlage. Diese beschreibt Guthaben, die auf dem Bankkonto jederzeit zur Verfügung stehen. Zu Bankeinlagen zählen Sichteinlagen (= Girokonto, Tagesgeldkonten) und festverzinsliche Sparprodukte (Sparbücher, Sparkonten, Festgeldanlagen). Über Sichteinlagen können Anleger ihre täglichen Bankgeschäfte abwickeln. Dabei wird das Guthaben auf dem Girokonto in der Regel nicht verzinst. Auf einem Tagesgeldkonto können Anleger hingegen ihr Geld mit einer geringen Verzinsung zwischenparken und nach Einzahlung auf ein Referenzkonto (meist ein Girokonto) jederzeit darüber verfügen. Für Sparprodukte wird von den Kreditinstituten beispielsweise ein Sparbuch ausgegeben, in dem das Guthaben verzinst angelegt wird und als Spareinlage dient.88
Wie bei anderen nachhaltigen Geldanlagen, steht auch bei nachhaltigen Bankeinlagen die Mittelverwendung im Vordergrund. Da Banken nicht dazu verpflichtet sind, die Verwendung der Kundeneinlagen zu veröffentlichen, ist es für Anle- ger meist schwer, einen Überblick über die Mittelverwendung ihrer Einlagen zu bekommen. Diesen Missstand beheben nachhaltig agierende Banken, indem sie gegensätzlich zu konventionellen Banken ausschließlich Einlagen verwenden, die der Finanzierung nachhaltiger Projekte dienen. Außerdem gewähren sie den Anlegern Einblicke in ihre Kredit- und Refinanzierungsstruktur.89
Es ist zu beobachten, dass immer mehr Banken bei der strategischen Ausrichtung ihrer Investitionen Kriterien der Nachhaltigkeit in ihr Kerngeschäft integrieren. Beispielhaft in diesem Segment ist die erste ethisch-ökologische Bank in Europa, die deutsche Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken (GLS Bank). Neben den Anlagekriterien Sicherheit, Liquidität und Rendite ist den GLS Kunden besonders die ökologische und soziale Mittelverwendung wichtig. Gemäß ihren eigenen Transparenzrichtlinien veröffentlicht die GLS Bank für jeden Kunden die jeweils vergebenen Kredite und Investments. Dafür erhalten die Kunden dreimal jährlich eine Auflistung, in der die Kreditnehmer, Ort, Verwendungszweck und Betrag benannt werden. Zusätzlich können Anleger bereits bei der Kontoeröffnung entscheiden, welche zukunftsfähige Branche mit ihrem Geld durch die Ausgabe von Krediten gefördert werden soll. Dadurch können gezielt sozialökologische Unternehmen oder Projekte unterstützt werden. Das angelegte Geld fließt dabei ausschließlich in zukunftsweisende Geschäftsfelder wie Solarenergie, ökologische Landwirtschaft oder umweltverträgliche Mobilität.90
Aufgrund einer garantierten Einlagensicherung bis zu 100.000 € je Institut bieten nachhaltige Bankeinlagen besonders für sicherheitsorientierte Anleger eine adäquate Anlagemöglichkeit, um einen positiven Einfluss auf die Umwelt zu erzielen. Zudem liegen keine Voraussetzungen über einen Mindestanlagebetrag oder Mindestlaufzeit vor, sodass auch kurzfristige Anlagen möglich sind.91
Nachhaltige Investmentfonds
Bei einem Investmentfond wird das Fondsvermögen in unterschiedliche Anlagebereiche wie z. B. Aktien, Anleihen, Immobilien oder Beteiligungen investiert. Hierfür sammelt eine Kapitalgesellschaft Geld von verschiedenen Anlegern und vereint dies in ein sog. Sondervermögen.92 Dabei übernimmt ein Fondsmanager die Verwaltung des Vermögens. Um das Risiko bei einem Investmentfonds zu minimieren, wird das Sondervermögen auf mehrere Anlageobjekte aufgeteilt. Dadurch wird dem Anleger bereits mit einem geringen Anlagebetrag ein diversifiziertes Portfolio mit breiter Streuung ermöglicht. Die Streuung kann über verschiedene Einzeltitel, Märkte (z. B. Länder) oder über unterschiedliche Anlagenbereiche (z. B. Mischfonds aus Anleihen und Aktien) erfolgen.93
Bei der Auswahl der Anlageobjekte werden ökologische und soziale Kriterien berücksichtigt. Für die Titelselektion ist ein umfangreiches Nachhaltigkeitsresearch notwendig, das entweder von den Fondsgesellschaften selbst, durch hauseigene Ratingagenturen oder durch spezielle externe Ratingagenturen erfolgt. Vor der Anlage in einen Investmentfonds sollte sich ein Anleger daher immer über die bisher gesammelten Erfahrungen eines Fondsmanagers informieren und auf die erzielten Track-Recorde94 achten.95
Anleger können aus einer Vielzahl von unterschiedlichen Investmentfonds bzw. Variationen wählen, wobei sich folgende drei Anlageschwerpunkte etabliert ha- ben:96
Umwelttechnologiefonds
Umwelttechnologiefonds investieren in Unternehmen, deren Wertefokus ausschließlich auf Nachhaltigkeitsthemen, wie Klimaschutz oder erneuerbare Energien, ausgerichtet ist. So sind nur jene Wirtschaftszweige relevant, die zum Schutz der Umwelt beitragen und der Ressourcenverknappung entgegenwirken. Beispiele: Hersteller von Wasserfiltrationsanlagen oder Offshore-Energie- gewinnungsanlagen.
Ökologische Fonds
Ökologische Fonds investieren dagegen ausschließlich in Aktien ökologischer Leader (siehe Kapitel 2.3.1), die anhand von festen ökologischen Kriterien ausgewählt werden. So kann beispielsweise der Energieverbrauch im Verhältnis zum Unternehmensumsatz als Kriterium dienen.
[...]
1 Aufgrund der dynamischen Entwicklung innerhalb des Finanzmarktsektors und den stetig neu erscheinenden Veröffentlichungen zu dieser Thematik, möchte ich darauf hinweisen, dass aktuelle Geschehnisse, die nach dem 31.12.2020 publik werden, hinsichtlich des Fertigstellungsprozesses dieser Arbeit unbeachtet bleiben werden.
2 Ford (o. J.), o. S.
3 Vgl. Jorberg (2014), S. 305; Dialogforum “Wirtschaft macht Klimaschutz” (2020), S. 27.
4 Vgl. Europäische Kommission (2018), S. 1.
5 Vereinte Nationen (2021), o. S.
6 BVerfG (2021), S. 8.
7 Vgl. Europäische Union (2021), o. S.
8 Vgl. Europäische Union a (2019), S. 1; Europäische Union b (2020), o. S.
9 Vgl. TEG (2020), S. 7.
10 Vgl. Eurosif (2018), S. 6.
11 Vgl. Europäische Union a (2019), S. 1; Europäische Union b (2020), o. S.
12 Vgl. Schön, Ebert (2014), S. 6.
13 Vgl. Werner (2009), S. 29.
14 Vgl. Schön, Ebert (2014), S. 7.
15 Die damalige Kommission stand unter Vorsitz der Politikerin Gro Harlem Brundtland, weswegen das Konzept im Folgenden als „Bundland-Report“ bezeichnet wird.
16 UN (1987), o. S.
17 Vgl. Schön, Ebert (2014), S. 6.
18 Vgl. Bmz (o. J), o. S.
19 Vgl. Upgang (2009), S. 61.
20 In Anlehnung an: Schäfer, Lindenmayer (2005), S. 12.
21 Vgl. Gabriel (2007), S. 28.
22 Vgl. Werner (2009), S. 30.
23 Vgl. ebenda, S. 37.
24 Vgl. Balz (1999), S. 26.
25 Vgl. Lindmayer, Dietz (2020), S. 3 ff.
26 Vgl. Deml et al. (1996), S. 13 ff.
27 Vgl. Pinner (2003), S. 28; Faust, Scholz (2014), S. 295.
28 Vgl. Werner (2009), S. 44 f.
29 Vgl. Bassen, Zöllner (2014), S. 97; Pinner a (2014), S. 22.
30 Vgl. Ulshöfer, Bonnet (2009), S. 236 f.; Haberstock (o. J.), o. S.
31 Vgl. Werner (2009), S. 29.
32 Vgl. Faust, Scholz (2014), S. 132.
33 Hoffmann, Scherhorn, Busch (2004), S. 6.
34 ebenda, S. 6 f.
35 Vgl. Faust, Scholz (2014), S. 134.
36 Vgl. Pinner (2003), S. 57.
37 In Anlehnung an: Pinner (2003), S. 58.
38 Vgl. Faust, Scholz (2014), S. 135.
39 Vgl. Schäfer (2014), S. 131.
40 Vgl. Werner (2009), S. 36.
41 Vgl. Gerth (2008), S. 82.
42 Vgl. Faust, Scholz (2014), S. 140.
43 Vgl. Gerth (2008), S. 82; Werner (2009), S. 71; Faust, Scholz (2014), S. 141.
44 Vgl. Werner (2009), S. 73.
45 Vgl. Peterreins (2008), S. 91.
46 Vgl. Faust, Scholz (2014), S. 142 f.
47 In der Literatur finden sich unterschiedliche Klassifizierungen, die sich sowohl in der Anzahl als auch in der Begriffsbezeichnung unterscheiden. Insgesamt prägen sich jedoch die oben aufgeführten Kategorien aus.
48 Vgl. Werner (2009), S. 133.
49 Vgl. ALBA Group (2020), o. S.; onvista (2020), o. S.
50 Vgl. Faust, Scholz (2014), S. 143; Werner (2009), S. 133.
51 Vgl. Werner (2009), S. 133.
52 Vgl. Vestas (2020), o. S.; onvista a (2020), o. S.
53 Vgl. Schäfer (2014), S. 188.
54 Westafrikanischer Staat.
55 Vgl. L'occitane en Provence (2020), o. J.
56 Vgl. Grundmann, Rathner (2011), S. 301; Faust, Scholz (2014), S. 143.
57 Vgl. Gabriel (2007), S. 100; Lindmayer, Dietz (2020), S. 169 ff.
58 Vgl. Lindmayer, Dietz (2020), S. 172.
59 Vgl. Upgang (2009), S. 81.
60 Vgl. Faust, Scholz (2014), S. 143.
61 Vgl. Grünes Geld (2020), o. S.
62 Vgl. Faust, Scholz (2014), S. 143.
63 Vgl. EIB (2020), o. S.
64 Vgl. tagesschau.de (2020), o. S.
65 Vgl. Blume (2020), o. S.
66 Vgl. Grütering (2001), S. 291; Faust, Scholz (2014), S. 143.
67 Vgl. Faust, Scholz (2014), S. 143.
68 Vgl. Peterreins (2008), S. 128 f.; Kellermann (2009), 131.
69 Vgl. Fondsbörse Deutschland (o. J.), o. S.
70 Vgl. eurostat (2020), S.1.
71 Vgl. BMWi (2020), o. S.
72 Vgl. Werner (2009), S. 107.
73 Vgl. BMWi a (2020), o. S.
74 Vgl. Werner (2009), S. 107.
75 Vgl. Ökorenta (2020), S. 5.
76 Vgl. Werner (2009), S. 105; Fondsbörse Deutschland (o. J.), o. S.
77 Vgl. Walter (2009), S. 99.
78 Vgl. Schäfer, Gromer (2014), S. 430.
79 Vgl. Bundespresseamt (2020), o. S.
80 Vgl. B.A.U.M. e.V., Accenture GmbH (2013), S. 96.
81 Vgl. Baumann (2017), o. S.
82 Vgl. Strunk (2017) S. 77; Schäfer, Gromer (2014), S. 436.
83 Vgl. Schäfer, Gromer (2014), S. 437.
84 Vgl. ebenda, S. 438.
85 Vgl. Catella (2020), o. S.
86 Vgl. Schäfer, Gromer (2014), S. 438 f.; Upgang (2009), S. 182 f.
87 Vgl. Faust, Scholz (2014), S. 144.
88 Vgl. Upgang (2009), S. 74; Sauren (2015), S.81 f.
89 Vgl. Faust, Scholz (2014), S. 144.
90 Vgl. GLS Bank (2019), S. 13; Jorberg (2014), S. 307 ff.
91 Vgl. Jorberg (2014), S. 307.
92 Vgl. Werner (2009), S. 111.
93 Vgl. Hanak; Jost (2002), S. 26 ff.
94 Der Track-Record bezeichnet die Performance eines Fonds bzw. eines Fondsmanagers.
95 Vgl. Upgang (2009), S. 124 f.
96 Vgl. Gerth (2008), S. 99 ff.
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