Was geschah wirklich in den Salons des 19. Jahrhunderts, als die Romantik die Musik eroberte? Diese Epoche, weit mehr als nur süßliche Melodien und sentimentale Poesie, war ein Aufbruch, eine Revolution der Gefühle, die sich in Klängen manifestierte. Tauchen Sie ein in eine Welt, in der Künstler wie Schubert, Schumann und Brahms die bürgerliche Stube in einenTempel der Kunst verwandelten, in dem die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit verschwammen. Entdecken Sie, wie die Romantik, geboren aus dem Geist des Aufbegehrens gegen die industrielle Revolution, eine neue Ära der musikalischen Individualität einläutete. Von den sehnsuchtsvollen Wanderliedern Schuberts bis zu den ergreifenden Klavierstücken Chopins – diese Zeit war geprägt von einer tiefen Auseinandersetzung mit den menschlichen Emotionen, von der Suche nach dem Unerfüllbaren und der Verherrlichung der Natur. Erfahren Sie mehr über die Bedeutung der Liedzyklen, die intimen Schubertiaden und die Rolle der Frau in der Musikwelt, die durch Clara Schumann eine neue Stimme erhielt. Analysen berühmter Werke wie "Die Winterreise", "Der Tod und das Mädchen" und die "Sapphische Ode" offenbaren die tiefe Symbolik und die musikalischen Gestaltungsmittel, mit denen die Komponisten ihre innersten Gefühle zum Ausdruck brachten. Eine Reise durch die Romantik ist eine Reise zu den Wurzeln unserer modernen Musikkultur, ein tiefes Verständnis für die Sehnsucht, die in jeder Note mitschwingt, und die unstillbare Suche nach Freiheit und Ausdruck. Begleiten Sie uns auf dieser Erkundungstour und entdecken Sie die verborgenen Schätze einer Epoche, die bis heute nachhallt und die das Musizieren zu einem leidenschaftlichen Bekenntnis machte. Das Buch enthüllt die tiefe Bedeutung der Romantik und die unvergesslichen Melodien, die bis heute unsere Herzen berühren und die Musikgeschichte für immer geprägt haben.
Romantik
- zwischen dem Ausgang des 18. Jahrhunderts und 1900
- höchst individuelle musikalische Stilrichtungen entstanden während dieser Epoche
- Zeit großer Kontraste in Komposition und Theorie
- fasst das Leben und die Kunst auf eine ganz andere Weise auf als die Klassik
- drängt zu einer subjektiven Freiheit
- zuerst literarische Epoche in der Literatur, danach Musik
- Art der unterbewussten Auflehnung gefühlsbetonter, schöpferischer Persönlichkeiten gegen die anbrechende industrielle Revolution mit ihrer Mechanisierung der Arbeit (bedrohte angeblich die Menschenwürde)
- Die Künstler kehrten sich von der Gegenwart ab und suchten ihre Anregung in Sagen entlegener Gegenden und Zeiten, Naturbetrachtungen, Verherrlichung der Ruhe und des idyllischen Lebens auf dem Land, Schönheit geheimnisvoller Wälder mit plätschernden Bächen
- Der romantische Dichter oder Künstler ist mit seiner Umwelt stets unzufrieden und hat immer eine Sehnsucht nach dem Unerfüllbaren ⇨ Einigeln in eigene Wünsche und Träumereien von unwirklichen Dingen
- Aber auch gefesselt von nationalen Ideen und den dazu im Widerspruch stehenden Gefühlen internationaler Brüderlichkeit
- Sehnsucht nach politischer und sozialer Freiheit
- Individualität des Menschen wird wichtig
- Der romantische Komponist nahm sich und die Kunst sehr ernst ⇨ die Musik bildete keine Unterhaltung, sondern den leidenschaftlichen Ausdruck der persönlichen Gedanken und Gefühle
- Starkes Anwachsen des privaten Musizierens, Hausmusik ⇨ Spielen eines Instrumentes sollte Kultiviertheit anzeigen
- Durch das allgemeine Bedürfnis nach musikalischer Ausbildung wurden in Europa und den USA zahlreiche Konservatorien errichtet
- Zum ersten Mal auch Frauen als Berufsmusiker: Clara Schumann
- 1820 bis 1910
- romantisch hatte zuerst eine negative Bedeutung (fantastisch, unwirklich)
- Zentren der Romantik in Deutschland waren Jena, Berlin und Heidelberg
- In der Literatur machten sich Clemens von Brentano („Des Knaben Wunderhorn“), Joseph Eichendorff („Aus dem Leben eines Taugenichts“) und Kleist („Der zerbrochene Krug“) einen Namen
- Zudem wurde sich auf die eigene Geschichte (Ritter- und Kaisertum) zurück besonnen und es entstanden Volksmärchen und Liedersammlungen (Gebrüder Grimm und Herder „Stimmen der Völker in Liedern“
- in der Musik wirkten Schubert, Schumann, Brahms, Chopin und Dvorák
- die Romantik wendet sich von allem Eindeutigen, Vernünftigen und Endgültigen ab
- sie sucht das Dunkle, Aufgewühlte und Chaotische aber auch das Dämonische
- hat eine Vorliebe für Nacht, Traum und Illusion
- in allen Werken wird Heimweh, Fernweh, Sehnsucht nach dem Unendlichen und sogar Todessehnsucht ausgedrückt
- Entstehung von Kammer-, Haus- und Programmusik im erstarkten Bürgertum
- Verschmelzung der Künste (zum Beispiel Mousorksi „Bilder einer Ausstellung“)
Begleitete Sololieder
1.) Strophenlied: Alle Strophen haben die gleiche Melodie und den gleichen Rhythmus.
2.) Variiertes Strophenlied: Mindestens eine Strophe unterscheidet sich in Melodie und Rhythmus von den anderen.
3.) Durchkomponiertes Lied: Jede einzelne Strophe hat eine andere Melodie und einen anderen Rhythmus.
Klavierlieder
In vielen Liedern Schuberts und der Romantik im Allgemeinen ist der immer suchende Wanderer ein Thema. Zu Haus verspürt er Fernweh, in der Fremde Heimweh. (⇒ Sehnsucht)
Die Liederzyklen von Franz Schubert
Erster Liederzyklus: „Die Winterreise“ (1827) beinhaltet Reiseschilderungen und zugleich den Abschied Zweiter Liederzyklus: „Die schöne Müllerin“ (1832) wurde nach Gedichten von Wilhelm Müller verfasst und enthält meist Liebeslieder
Insgesamt enthalten beide Liederzyklen 660 Lieder, die durch ihren Umfang und ihre Aussagekraft den musikalischen Höhepunkt in der Geschichte des deutschen Liedes darstellen.
Franz Schubert
Schuberts Freundeskreis
Schubert war ein freischaffender Künstler aus kleinbürgerlichen Verhältnissen. Er war schüchtern, zaghaft und kein guter Klavierspieler vor Publikum.
Schubertiaden: Gesellige Abende des Freundeskreises um Schubert, in denen gegessen, getanzt, geliebt, getrunken wurde. Zudem unterhielt man sich über Kunst, stellte sie vor und brachte sie sich näher. Eine Rolle spielten Literatur, Malerei, Architektur, Tanz, Schauspielerei und Musik.
Franz Schubert: Lieder aus „Die schöne Müllerin“ (Erster Liederzyklus)
Betrachtungen und Analysen
Durch SCHUBERTS Liedschaffen, das 660 Kompositionen umfasst, tritt das Lied plötzlich in das Zentrum der Kunstmusik. Für HAYDN, MOZART und BEETHOVEN war das Lied eine Randerscheinung. Bei SCHUBERT steht es im Mittelpunkt seines gesamten Schaffens. Er holt es aus der biedermeierlichen Umgebung herauf auf die Ebene hoher Kunstmusik.
Das Volkslied wird zum Kunstlied.
Das Moment des Wanderns in den Liedern Schuberts „Das Wandern“ und „Gute Nacht“
Schubert eröffnet die beiden einzigen von ihm vertonten Liederzyklen „Die schöne Müllerin“ (1823) und „Die Winterreise“ mit Liedern, die von ihrer Bewegung her das Gehen beschreiben: „Das Wandern“ und „Gute Nacht“
„Das Wandern“
Erster bis vierter Takt
- Wechsel von forte zu piano
- Sforzato (plötzliche Betonung)
- Stakkato
- 16tel Noten, 2/4 Takt
- Dreiklangsbewegungen auf und ab
Die musikalische Struktur kann jedoch nicht vom harmonischen Satz allein abgeleitet werden.
Die rechte Spielhand fügt den in Sechzehntelnoten aufgelösten Akkorden der Tonika und Dominante Doppelgriffe hinzu.
Fünfter bis achter Takt
- Dreiklangsbewegungen auf und ab
- 16tel Noten, 2/4 Takt
„Der Wanderer an den Mond“ (Opus 80)
1.) Text
Ruheloses Umherziehen des Wanderers, der keine Heimat hat im Vergleich mit dem weichen ruhigen Mond, der überall zu Hause ist.
2.) Vergleich
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3.) Gliederung
- zwei große Abschnitte (dazwischen Harmonie- bzw. Tonartwechsel ab Takt 31 von d-Moll zu G-Dur)
- Vor-, Zwischen- und Nachspiel
4.) Musikalische Gestaltungsmittel
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
„Der Tod und das Mädchen“ (Opus 7, Nummer 3)
- der Tod kommt schleichend, langsam und leise ist aber nicht aufhaltbar (keine Pausen im Vorspiel und der Marschrhythmus im 4/4 Takt)
1.) Prinzip von Rede und Gegenrede (⇨ neu) Matthias Claudius lässt zuerst das Mädchen beginnen, bei Schubert dagegen spricht zuerst der Tod durch die Musik. Die Ankündigung des Todes steht im Gegensatz zum bewegten Gesang des Mädchens (⇨ Symbol des Lebens).
2.) Form
AB mit Vor- und Nachspiel im feierlichen Trauermarsch (langsam und ruhig)
Vorspiel:
- geprägt vom dunklen Klangraum (Moll), der immer um die Tonika kreist
- Oktavsprung
Nachspiel:
- heller Klangraum (Dur), der das Dunkel des Todes in Verklärung des Ewigen [Lichtes] umdeutet
3.) Musikalische Gestaltung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
- Johannes Brahms: Die Sapphische Ode [Opus 94)
- weite Melodiebögen der Singstimme (bis über drei Takte)
- die Singstimme wird teilweise vom Klavier direkt mitgespielt
- acht Mal Taktartwechsel zeigt Unsicherheit in Bezug auf die Gefühle an und verhindert Gleichförmigkeit (4/4 ⇨3 /2)
- Betonungs- und Dehnungsakzente
- Harmonie in Moll deutet auf textliche Antithese hin (zum Beispiel „doch“)
- Klavierbegleitung
- Die rechte Hand wird synkopisch geführt (Synkope = Rhythmusverschiebung)
Sappho: altgriechische Dichterin von der Insel Lesbos
Johannes Brahms: 1833 bis 1897
- einer der bedeutendsten deutschen Komponisten
Häufig gestellte Fragen
Was ist die Romantik in der Musik?
Die Romantik in der Musik war eine Epoche zwischen dem ausgehenden 18. Jahrhundert und 1900, die durch höchst individuelle musikalische Stilrichtungen, große Kontraste in Komposition und Theorie, und eine subjektive Freiheit gekennzeichnet war. Sie war eine gefühlsbetonte Auflehnung gegen die industrielle Revolution und suchte Anregung in Sagen, Naturbetrachtungen, und der Verherrlichung des ländlichen Lebens. Künstler waren oft unzufrieden mit ihrer Umwelt und sehnten sich nach dem Unerfüllbaren.
Wann war die Romantik in der Musik?
Die Romantik in der Musik dauerte von etwa 1820 bis 1910.
Welche Merkmale hat die Romantik in der Musik?
Die Romantik wendet sich vom Eindeutigen, Vernünftigen und Endgültigen ab und sucht das Dunkle, Aufgewühlte, Chaotische und Dämonische. Sie hat eine Vorliebe für Nacht, Traum und Illusion. Heimweh, Fernweh, Sehnsucht nach dem Unendlichen und Todessehnsucht werden oft ausgedrückt. Es kam zur Entstehung von Kammer-, Haus- und Programmmusik, und zur Verschmelzung der Künste.
Was sind die verschiedenen Arten von begleiteten Sololiedern?
Es gibt drei Hauptarten von begleiteten Sololiedern: das Strophenlied (alle Strophen haben die gleiche Melodie und den gleichen Rhythmus), das variierte Strophenlied (mindestens eine Strophe unterscheidet sich in Melodie und Rhythmus), und das durchkomponierte Lied (jede Strophe hat eine andere Melodie und einen anderen Rhythmus).
Was ist das Thema der Klavierlieder in der Romantik?
In vielen Liedern Schuberts und der Romantik im Allgemeinen ist der suchende Wanderer ein häufiges Thema, der zu Hause Fernweh und in der Fremde Heimweh verspürt, was die Sehnsucht symbolisiert.
Was sind Franz Schuberts bekannteste Liederzyklen?
Franz Schuberts bekannteste Liederzyklen sind "Die Winterreise" (1827) und "Die schöne Müllerin" (1832). "Die Winterreise" beinhaltet Reiseschilderungen und Abschied, während "Die schöne Müllerin" Liebeslieder enthält.
Was waren Schubertiaden?
Schubertiaden waren gesellige Abende im Freundeskreis um Schubert, bei denen gegessen, getanzt, geliebt, getrunken, und sich über Kunst unterhalten wurde. Literatur, Malerei, Architektur, Tanz, Schauspielerei und Musik spielten eine wichtige Rolle.
Wie hat Schubert das Lied verändert?
Durch Schuberts Liedschaffen rückte das Lied in das Zentrum der Kunstmusik. Für Haydn, Mozart und Beethoven war das Lied eine Randerscheinung, während es bei Schubert im Mittelpunkt seines Schaffens stand. Er erhob es aus der biedermeierlichen Umgebung auf die Ebene hoher Kunstmusik, wodurch das Volkslied zum Kunstlied wurde.
Was sind musikalische Merkmale von Schuberts "Das Wandern"?
"Das Wandern" zeichnet sich durch Wechsel von forte zu piano, Sforzato, Stakkato, 16tel Noten im 2/4 Takt, und Dreiklangsbewegungen auf und ab aus. Die rechte Spielhand fügt den in Sechzehntelnoten aufgelösten Akkorden der Tonika und Dominante Doppelgriffe hinzu.
Was ist das Thema in Schuberts "Der Wanderer an den Mond"?
Das Lied thematisiert das ruhelose Umherziehen des Wanderers, der keine Heimat hat, im Vergleich zum ruhigen Mond, der überall zu Hause ist.
Wie ist Schuberts "Der Tod und das Mädchen" aufgebaut?
"Der Tod und das Mädchen" basiert auf dem Prinzip von Rede und Gegenrede, wobei der Tod durch die Musik spricht. Das Lied hat eine AB-Form mit Vor- und Nachspiel im feierlichen Trauermarsch. Das Vorspiel ist geprägt vom dunklen Klangraum (Moll), während das Nachspiel einen helleren Klangraum (Dur) aufweist, der das Dunkel des Todes in Verklärung des Ewigen umdeutet.
Was sind musikalische Merkmale von Johannes Brahms' "Sapphische Ode"?
Die "Sapphische Ode" von Johannes Brahms zeichnet sich durch weite Melodiebögen der Singstimme, die teilweise vom Klavier mitgespielt wird, acht Mal Taktartwechsel, Betonungs- und Dehnungsakzente, Harmonie in Moll (die auf textliche Antithese hinweist), und eine synkopische Klavierbegleitung aus.
- Quote paper
- Sheileena Adams (Author), 2001, Die Epoche der Romantik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/103492