Bertolt Brecht (1898–1956) reflektierte prozesshaft in seinen radiotheoretischen Schriften von 1927–1932 über das neue Medium Radio und seine Verwendung. Anfangs ist er sich über den Zweck und die Verwendung des Rundfunks unklar: 1927 schreibt er von einem „etwas”, was für das Radio erfunden werden müsse. Diese Unklarheit beseitigt er bereits im gleichen Jahr und in den Folgejahren in seinen Radioästhetik-Schriften, die aus seiner opportunistisch-experimentellen Praxis mit dem Medium als (vor allem dramatischer) Künstler resultieren. Zu betonen ist, dass Brecht eine der ersten Radiotheorien entwickelt, diese jedoch weder als geschlossen noch als vollständig angesehen werden darf.
Inhaltsverzeichnis
- Radio eine vorsintflutliche Erfindung?
- Vorschläge für den Intendanten des Rundfunks
- Über Verwertungen
- Erklärungen zum, Ozeanflug'
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Bertolt Brechts Radiotheorie (1927-1932) beleuchtet die Entstehung und Verwendung des neuen Mediums Radio. Brechts Schriften zeichnen sich durch seine pragmatische Herangehensweise und die Entwicklung einer frühen Radioästhetik aus. Die Texte reflektieren die gesellschaftlichen und politischen Veränderungen der Weimarer Republik und die Rolle des Rundfunks in diesem Kontext.
- Kritik am unkritischen und manipulativen Charakter des Rundfunks in den frühen Jahren.
- Forderung nach einer demokratischen und fortschrittlichen Nutzung des Radios.
- Entwicklung einer eigenen Radioästhetik im Kontext des epischen Theaters.
- Untersuchung der Möglichkeiten und Grenzen des Radios als Medium der Kunst und Kommunikation.
- Der Einfluss der politischen und ökonomischen Verhältnisse auf die Gestaltung des Rundfunks.
Zusammenfassung der Kapitel
Radio eine vorsintflutliche Erfindung?
Brecht zeigt sich in seiner ersten Schrift zum Radio skeptisch gegenüber dem Medium. Er stellt fest, dass der technische Fortschritt der sozialen und politischen Entwicklung voraus ist und die Rundfunkprogramme den vorhandenen Kulturinstitutionen nachahmen. Brecht kritisiert den kommerziellen und militärischen Fokus des Radios und sieht die Verwendung des Mediums zur Manipulation der Massen durch die bürgerliche Klasse.
Vorschläge für den Intendanten des Rundfunks
Brecht fordert in dieser Schrift die Demokratisierung des Radios und die Nutzung des Mediums zur produktiven Auseinandersetzung mit aktuellen Ereignissen. Er schlägt Sendeformate wie Live-Interviews und Disputationen von Spezialisten vor, um ein Forum für eine demokratische Öffentlichkeit zu schaffen. Brecht kritisiert die Produktionsbedingungen des Rundfunks und appelliert zur Hinwendung zum Künstler und der Produktion von Werken, die speziell für das Radio konzipiert sind.
Über Verwertungen
Brecht befasst sich in diesem Fragment mit der Verwendung von Kunst und Radio und deren gemeinsames Ziel: die Erziehung der Masse. Er betont die Notwendigkeit, die Merkmale des Mediums durch Kunst zu erweitern und die Akustik des Radios für eine vielschichtige Wahrnehmung zu nutzen.
Schlüsselwörter
Radio, Rundfunk, Medienkritik, Radioästhetik, episches Theater, Weimarer Republik, Manipulation, Demokratie, Kunst, Kommunikation, politische Ökonomie, Hörspiel, Ozeanflug, Verfremdung, Didaktik.
- Quote paper
- Alexandra Priesterath (Author), 2021, Essay zu Bertolt Brechts Radiotheorie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1032864