Diese Arbeit entwirft entlang der Ansätze von Genette für die literarische Erzähltheorie und derer von Gaudreault für das Kino eine Typologie, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der narratologischen Struktur der beiden Kunstformen feststellt. Dabei wird versucht, die Besonderheit der Erzählstimme im Kino festzustellen. Ziel ist es, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der narratologischen Struktur in der Literatur und in der Kinematographie hinsichtlich der Verwendung der Erzählstimme zu untersuchen.
Viele Filme lassen uns eine Stimme hören, die Stimme eines Erzählers, der kommt, um sich zu erinnern, zusammenzufassen, zu kommentieren, zu widersprechen, die Geschichte anzukündigen und sogar die Gedanken einer Figur zu enthüllen. Die mit dem Einsatz dieser Stimme verfolgten Ziele sind zahlreich. Die komparatistischen Disziplinen, wie sie zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts konzipiert wurden, ermöglichen es, die Werke verschiedener Autoren und die darin sich manifestierten erzählerischen Strategien miteinander in Beziehung zu setzen. In den letzten Jahrzehnten hat sich diese Disziplin jedoch für breitere Vergleiche geöffnet und kann nun verschiedene Kunstformen näher an die Literatur heranführen.
Diese Öffnung der vergleichenden Disziplinen beispielsweise für die Malerei, die Fotografie oder das Kino bedeutet nicht, dass das Interesse am literarischen Text verloren geht; im Gegenteil, der Umweg über eine andere Kunstform ist manchmal notwendig und kann das Forschungsfeld der Literaturwissenschaft erneuern, indem neue Fragen aufgeworfen werden.
Insbesondere ist dies etwa in der amerikanischen Literatur des zwanzigsten Jahrhunderts zu beobachten, die oft mit den Filmpraktiken ihrer Zeitgenossen verglichen wird: Die großen amerikanischen Romanciers wurden mit den Filmemachern und Regisseuren ihrer Zeit verglichen. Darüber hinaus interessierten sich unter anderem Steinbeck, Dos Passos oder Hemingway für das Kino als Erzählkunst und einige ihrer Texte wurden auf die Leinwand gebracht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemdarstellung und Eingrenzung
- Forschungsfrage
- Methodischer Zugang und Aufbau der Arbeit
- Einführung in wesentliche Begriffe literarischer Erzähltheorie
- Entwicklung der Narratologie als wissenschaftliche Disziplin
- Wesentliche Aspekte der aktuellen Forschung
- Das Narrativ an der Grenze der Wissenschaften
- Interaktionen zwischen den Wissenschaften
- Die Erzählung in der Kinematographie
- Merkmale bei Gerard Genette
- Die doppelte Erzählstruktur im Kino
- Erzählende Stimmen im Kino
- Stimmen "in", "off", "over"
- Extradiegetische, intradiegetische, juxtadiegetische Stimmen
- Erzählerin und Erzähler
- Entwicklung des Filmerzählens und Geschichte der Erforschung des Filmerzählens
- Entwicklung der Filmerzählung
- Technische Strategien des Erzählens
- Erzählweisen in der Filmgeschichte
- Der Schnitt als narratives Mittel
- Zeit und Raum im Kino
- Narrative Funktionen des Tons
- Film als Zeichensystem
- Der Akt des audiovisuellen Erzählens
- Filmerzählung - Film-Erzähler
- Unzuverlässigkeit der Filmerzählung
- Das Zusammenspiel von audiovisueller und verbaler Narration
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit befasst sich mit dem Vergleich narrativer Dynamiken in Film und Literatur. Die Arbeit zielt darauf ab, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Erzählweise beider Medien aufzuzeigen und die spezifischen Merkmale der narrativen Konstruktion in Film und Literatur zu analysieren.
- Die Entwicklung und Geschichte der narratologischen Forschung in Film und Literatur
- Wesentliche Konzepte und Begriffe der narrativen Theorie
- Die Rolle des Erzählers und der Erzählperspektive in Film und Literatur
- Die Bedeutung des Schnitts und der Montage für die Konstruktion von narrativen Strukturen im Film
- Das Zusammenspiel von audiovisuellen und verbalen Elementen in der Filmerzählung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein, indem sie die Relevanz eines vergleichenden Ansatzes zwischen Film und Literatur in Bezug auf narrative Strategien beleuchtet. Dabei wird die Frage aufgeworfen, wie die Erzählung im Kino funktioniert und wer im Film eigentlich erzählt. Die Einleitung dient der Kontextualisierung des Themas und stellt die Forschungsfrage sowie den methodischen Zugang der Arbeit dar.
Das zweite Kapitel widmet sich einer Einführung in die wichtigsten Begriffe und Konzepte der literarischen Erzähltheorie. Es werden die Entwicklung der Narratologie als wissenschaftliche Disziplin und ihre zentralen Aspekte beleuchtet, wobei die Interaktionen zwischen den Wissenschaften im Fokus stehen.
Kapitel drei befasst sich mit der Erzählung in der Kinematographie. Es werden die Merkmale der Filmerzählung nach Gerard Genette erläutert sowie die doppelte Erzählstruktur des Kinos analysiert. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Analyse der erzählenden Stimmen im Kino und ihren verschiedenen Funktionen.
Das vierte Kapitel widmet sich der Entwicklung des Filmerzählens und der Geschichte seiner Erforschung. Es werden sowohl technische Strategien des Erzählens als auch verschiedene Erzählweisen in der Filmgeschichte untersucht.
Schlüsselwörter
Narratologie, Filmanalyse, Literaturwissenschaft, Erzähltheorie, Filmsprache, Erzählstrukturen, Erzählperspektive, Monstration, Narration, Schnitt, Montage, Audiovisuelle Medien, Kinematographie
- Quote paper
- D.M. Gonikman (Author), 2020, Narrative Dynamiken in Film und Literatur. Erzählung in der Kinematographie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1032534