Klasse 11b des Johannes-Scharrer-Gymnasiums Nürnberg Deutsch
THEMA: Lenz wollte mit seinen Komödien ein „Gemälde der menschlichen Gesellschaft” liefern. Arbeite am Beispiel von „Die Soldaten” heraus, welche „Farben” er den verschiedenen Ständen gegeben hat, und schließe daraus auf Lenz’ sozialpolitische Haltung.
Lenz’ Tragikkomödie „Die Soldaten” (1776) ist ein Werk, dass in tiefer Verbundenheit zu seiner Biographie geschrieben wurde. Obwohl das Motiv das Drama zu schreiben, hauptsächlich darin liegt seine Kritik an der Gesellschaft im Sinne des Sturm und Drang zu verkörpern, so ist doch in „Die Soldaten” zu jeder Zeit die Widerspiegelung seines Schicksals zu erkennen. Trotzdem ist J.M.R. Lenz einer der wichtigsten Vertreter der Epoche des Sturm und Drang, deren Intention und Bedeutung ich als Einleitung verwenden möchte, um im Weiteren auf die Erörterung des Themas zurückzukommen.
Der Sturm und Drang ist die Auflehnung der jungen Generation gegen die verstandesbetonte Aufklärung. Die gesamte Epoche, die sich von zirka 1765 bis 1785 erstreckt und auch gern als Geniezeit bezeichnet wird, hat ihren Namen von einem 1776 erschienenen Drama von Friedrich Maximilian Klinger. Um 1770 geht eine große Unruhe durch die europäische Studentenschaft, die sich auch in der Literatur bemerkbar macht und sich gegen die kühle, strikte und verstandesgemäße Aufklärung richtet. Außerdem richten sich literarische wie politische Strömungen gegen jede Art der Bevormundung oder Unterdrückung. Jeder Mensch soll sich frei entfalten können und nicht durch irdische oder geistige Fesseln eingeengt sein.
Der Begriff Freiheit bricht in die Reihen der jungen Menschen, die sich darauf hin selbst als Original- oder Kraftgenie bezeichnen. Jean-Jacques Rousseau prägt den Satz "Zurück zur Natur!", eine Aufforderung, der die Stürmer und Dränger gerne nachkommen. Sie entwickeln eine schwärmerische Liebe zur Natürlichkeit. Rousseau geht jedoch weiter. In einer preisgekrönten Schrift über die Wirkung der Wissenschaften und der Künste behauptet er, dass diese den Menschen nicht besser, sondern schlechter gemacht haben. "Alles ist gut, wie es aus den Händen des Schöpfers kommt; alles entartet unter den Händen des Menschen."
[(2) S.83). Rousseau macht die Wissenschaft und Künste für die sozialen und politischen Probleme der Zeit verantwortlich, prangert die so genannte Zivilisation an und fordert zu einem Rückschritt und Zurückschritt zur Natur auf, in der der Mensch anfänglich glücklich gewesen ist.
Die Natürlichkeit soll sich auch in anderen Bereichen durchsetzen, so strebt der Sturm und Drang eine natürliche Gesellschaftsordnung an, in der der Mensch nicht nach seiner Geburt beurteilt wird. Der Adel wird des Machtmissbrauchs angeklagt und (nur auf der Bühne) vor Gericht gestellt und verurteilt. Hier werden die Fehler und Unzulänglichkeiten, die Vergehen und Verbrechen aufgezeigt, angeprangert und angeklagt, anders als in früheren Epochen, in denen die bessere Welt skizziert, aber kein Angriff auf die bestehende unternommen wurde. Der Mensch, der in seiner Vergänglichkeit nur ein Gleichnis, ein Symbol des Göttlichen ist, hat die Aufgabe einen Gedanken der Schöpfung zu verwirklichen, um diese weiterzuführen und dazu beizutragen. "Dies geschieht am besten dadurch, aß er sich an die Aufgaben, die ihm aus dem bestimmten Kreis seines Lebens zuwachsen, hingibt und sie in fortschreitender Entwicklung und Läuterung der persönlichen Begabung zu lösen sucht." [(3) S.143]. Jeder Mensch hat also die Kraft und Macht, anders ausgedrückt das Genie, die Welt zu verändern, zu formen, zu gestalten und sollte sich nicht durch Gesetze, Sitten oder Gebräuche daran hindern lassen.
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in dem Text über Lenz' "Die Soldaten"?
Der Text ist eine Analyse von Johann Michael Reinhold Lenz' Tragikomödie "Die Soldaten" (1776). Er untersucht, wie Lenz in dem Stück die verschiedenen Stände der Gesellschaft darstellt und welche sozialpolitische Haltung daraus abgeleitet werden kann.
Was ist der historische Kontext des Stücks "Die Soldaten"?
Das Stück entstand im Kontext des Sturm und Drang, einer Epoche, die sich gegen die rationalistische Aufklärung auflehnte und die freie Entfaltung des Individuums forderte. Der Sturm und Drang betonte die Bedeutung der Natur und kritisierte gesellschaftliche Konventionen und Machtmissbrauch.
Welche Stände werden in "Die Soldaten" dargestellt und durch welche Figuren werden sie repräsentiert?
Der Text nennt das Bürgertum (Familie Wesener, Stolzius und seine Mutter), den Adel und das Militär (Desportes, Mary, Graf von Spannheim, Pirzel, Haudy, Rammler, Gräfin de la Roche und ihr Sohn, Madame Bischof und ihre Cousine) sowie religiöse Figuren (Feldprediger Eisenhardt, Jude Aaron). Die Zuordnung ist nicht immer eindeutig, da sich Adel und Militär oft überschneiden.
Wie wird das Bürgertum in "Die Soldaten" dargestellt?
Das Bürgertum wird durch die Familie des Galanteriehändlers Wesener und Stolzius repräsentiert. Wesener wird als besorgtes Familienoberhaupt dargestellt, dem der Ruf seiner Familie wichtig ist. Stolzius ist der Verlobte von Marie.
Wie wird der Adel und das Militär in "Die Soldaten" dargestellt?
Der Adel und das Militär werden durch Offiziere wie Desportes, Mary und Graf von Spannheim repräsentiert. Desportes zeigt Interesse an Marie, Mary gibt an, sie heiraten zu wollen, und der Graf von Spannheim tritt am Ende des Stücks als Reformer auf. Auch Figuren wie die Gräfin de la Roche werden dem Adel zugeordnet.
Welche Rolle spielt Rammler in "Die Soldaten"?
Rammler wird als das "schwarze Schaf" des Dramas bezeichnet. Er verkörpert einen zynischen Intriganten, der sich seines Standes voll bewusst ist.
Welche Bedeutung hat der Feldprediger Eisenhardt in "Die Soldaten"?
Der Feldprediger Eisenhardt wird als eine Art Opposition im Kreise der Militärs dargestellt. Er stellt eine religiöse Perspektive dar.
Welche Rolle spielt der Jude Aaron in "Die Soldaten"?
Der Jude Aaron wird in einer Opferrolle dargestellt. Dies spiegelt möglicherweise die gesellschaftliche Situation von Juden zu der Zeit wider.
Was ist die zentrale Frage, die der Text beantworten will?
Der Text zielt darauf ab, anhand der Darstellung der verschiedenen Stände in "Die Soldaten" auf Lenz' sozialpolitische Haltung zu schließen.
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- Tolga Kök (Author), 2000, Lenz, J.M.R. - Die Soldaten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/103222