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Inhaltsverzeichnis
1 VORWORT
2 KOSTENRECHNUNG INNERHALB DES BETRIEBLICHEN RECHNUNGSWESEN
2.1 Aufgaben des Rechnungswesen:
3 EXKURS
3.1 Produktionsfaktor-System von GUTENBERG:
3.1.1 Betrieb und Unternehmung
3.1.2 Wirtschaftlichkeitsprinzip (ökonomisches Prinzip, Sparsamkeitsprinzip)
3.1.3 Wirtschaftlichkeit und Rentabilität
3.2 Teilgebiete des Rechnungswesen
4 GRUNDBEGRIFFE DES RECHNUNGSWESEN
4.1 Strömungsgrößen
4.2 Bestandsgrößen
5 THEORETISCHE GRUNDLAGEN DER KOSTENRECHNUNG
5.1 Die Produktions- und Kostentheorie als Grundlage der Kostenrechnung
5.2 Die Grundprinzipien der Kostenverrechnung
6 KOSTENRECHNUNGSSYSTEME 7
6.1 Istkostenrechnung
6.2 Normalkostenrechnung
6.3 Plankostenrechnung
6.4 Die Voll- bzw. Teilkostenrechnung
7 KOSTENARTENRECHNUNG
7.1 Der Kostenbegriff
7.2 Die Einteilungsmöglichkeiten der Kosten
7.3 Die Erfassung der wichtigsten Kostenarten
7.3.1 Werkstoffkosten
7.3.2 Personalkosten
7.3.3 Dienstleistungskosten
7.3.4 Kalkulatorische Kosten
7.3.4.1 Kalkulatorische Abschreibungen
7.3.4.2 Kalkulatorische Zinsen
7.3.4.3 Kalkulatorischer Unternehmerlohn
7.3.4.4 Kalkulatorische Miete
7.3.4.5 Kalkulatorische Wagnisse
8 KOSTENSTELLENRECHNUNG
8.1 Aufgaben der Kostenstellenrechnung
8.2 Kostenstellen und ihre Einteilung
8.3 Betriebsabrechnungsbogen (BAB)
8.3.1 Aufgaben des BAB und seine Stellung innerhalb der Kostenrechnung
8.3.2 Verteilung der primären Gemeinkosten im BAB
8.3.3 Innerbetriebliche Leistungsverrechnung
8.3.3.1 Problem der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung
8.3.3.2 Verfahren der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung
8.3.4 Bildung von Kalkulationssätzen
9 KOSTENTRÄGERRECHNUNG
9.1 Aufgaben und Grundbegriffe der Kostenträgerrechnung
9.2 Kalkulationsverfahren
9.2.1 Überblick und Systematik
9.2.2 Divisionskalkulationen
9.2.2.1 Ein- und mehrstufige Divisionskalkulationen
9.2.2.2 Ein- und mehrstufige Äquivalenzziffernkalkulationen
9.2.3 Zuschlagskalkulationen
9.2.3.1 Summarische Zuschlagskalkulationen
9.2.3.2 Differenzierende Zuschlagskalkulation
9.2.4 Kuppelkalkulationen
10 ANHANG
1 Vorwort
Diese Zusammenfassung, welche auch als Skript bezeichnet werden kann, habe ich in dem Zeitraum 15.11. bis 23.12.1999 erstellt. Zu dieser Zeit befand ich mich im Rahmen meines dualen Studiums in der Abteilung Controlling / Kostenrechnung der Firma RÄDER-VOGEL. Hiermit möchte ich mich bei dem Controller Dipl.-Kfm. Frank Reumann bedanken. Er hat mir während dieser Zeit das Gebiet der Kostenrechnung ausgezeichnet erklärt und beantwortet auch noch heute meine Fragen.
Ich bin seit dem 01.10.1999 für den Studiengang Diplom-Wirtschaftsingenieurwesen (FH) an der NORDAKADEMIE in Elmshorn immatrikuliert. Den Praxisteil der Ausbildung absolviere ich bei RÄDER-VOGEL in Hamburg-Wilhelmsburg.
2 Kostenrechnung innerhalb des betrieblichen Rechnungswesen
2.1 Aufgaben des Rechnungswesen:
1. Kontrollaufgaben
2. Planungsaufgaben
3. Dokumentationsaufgaben
Unter dem Begriff ,,Betriebliches Rechnungswesen" fasst man sämtliche Verfahren zusammen, die das betriebliche Geschehen zahlenmäßig erfassen und überwachen. Dabei wird jeder Geschäftsvorfall, der eine Mengen- und Wertbewegung zum Inhalt hat, belegmäßig erfasst, weiterverrechnet und ausgewertet. (WÖHE)
3 Exkurs
3.1 Produktionsfaktor-System von GUTENBERG:
- Elementarfaktoren
1. Menschliche Arbeitsleistungen
2. Betriebsmittel
3. Werkstoffe
4. Dienstleistungen
- Dispositiver Faktor
1. Orginärer dispositiver Faktor (= Geschäfts- und Betriebsleitung)
2. Derivative dispositive Faktoren
a. Planung
b. Organisation
Menschliche Arbeitsleistungen: leitende und objektbezogene Arbeit
Betriebsmittel: Grundstücke, Gebäude, Maschinen, etc.
Werkstoffe: Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe
Dienstleistungen: Spedition, Post, Telekommunikation
3.1.1 Betrieb und Unternehmung
1. Betrieb ist die produktionswirtschaftliche (technische) Seite; Unternehmung ist die finanzwirtschaftliche (juristische) Seite
2. Betrieb ist der technisch-produktionswirtschaftliche Teilbereich der Unternehmung
3. GUTENBERG: Jede Unternehmung ist ein Betrieb, aber nicht jeder Betrieb eine Unternehmung. · Ein Unternehmen hat ein marktwirtschaftliches Ziel. Ein Betrieb, der nach Planung der kommunistischen Zentralverwaltungswirtschaft produziert, hat dieses nicht und ist daher kein Unternehmen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3.1.2 Wirtschaftlichkeitsprinzip (ökonomisches Prinzip, Sparsamkeitsprinzip)
1. Handle so, dass mit vorgegebenem Aufwand der maximale Ertrag erzielt wird! · Maximalprinzip
2. Handle so, dass mit minimalem Aufwand ein vorgegebener Ertrag erzielt wird! · Minimalprinzip
3.1.3 Wirtschaftlichkeit und Rentabilität
rentabel: Ein Unternehmen ist rentabel, wenn es einen Gewinn erwirtschaftet.
wirtschaftlich: Ein Unternehmen ist wirtschaftlich, wenn zu geringstmöglichen Stückkosten gefertigt wird.
3.2 Teilgebiete des Rechnungswesen
- (Finanz-) Buchhaltung
- Kostenrechnung
- Kurzfristige Erfolgsrechnung
- Planungsrechnung
- Betriebsstatistik
- Material-, Lohn-, und Gehalts- sowie Anlagenabrechnung
FiBu: Erstellt Jahresbilanz; gegenüber dem Finanzamt schlechte Bilanz · weniger Steuern; gegenüber den Banken, Gesellschaftern bzw. Aktionären gute Bilanz · Geschäftssituation soll ihnen gegenüber besonders ,,rosig" dargestellt werden.
Kostenre.: Sie erfasst die Kosten genau so, wie sie im Unternehmen entstanden sind. Nichts wird beschönigt oder negativ dargestellt. Des weiteren stellt sie Zahlenmaterial für dispositive Zwecke bereit.
Kostenartenre.: Welche Kosten sind angefallen? (z. B. Bohren)
Kostenstellenre.: Wo sind die Kosten angefallen? (z. B. BAZ)
Kostenträgerre.: Wofür sind die Kosten angefallen? (z. B. Rohkern)
Kostenträgerrechnung = Kalkulation
Kostenartenrechnung + Kostenstellenrechnung = Betriebsabrechnung
Kurzfr. Erfolgsre.: Sie differenziert den Erfolg nach Kostenträgern. Bekommt Zahlenmaterial aus der Kostenträgerrechnung und den Ertragskonten der FiBu.
Planungsre.: Sie bereitet unternehmerische Entscheidungen vor; meistens mit den Methoden des Operations Research.
Betriebsstat.: Zusammenstellung und Auswertung von Zahlen, die noch nicht im Rechnungswesen verarbeitet wurden · z. B. Umsatz-, Kosten-, Unfallstatistik, Produktivität, Lagerumschlagshäufigkeit.
Material-, Lohn-, und Gehalts- sowie Anlagenabrechnung:
Sie dienen der mengen- und wertmäßigen Erfassung der wichtigsten Produktionsfaktoren liefern Bestände und Aufwendungen an die FiBu, Kosten an die Kostenrechnung.
Merke:
- Kostenrechnung ist systemindifferent.
- FiBu ist systembezogen.
4 Grundbegriffe des Rechnungswesen
4.1 Strömungsgrößen
Auszahlung: Abgang liquider Mittel (Bargeld und Sichtguthaben) pro Periode
Einzahlung: Zugang liquider Mittel (Bargeld und Sichtguthaben) pro Periode
Ausgabe: Wert aller zugegangenen Güter und Dienstleistungen pro Periode (= Beschaffungswert)
Einnahme: Wert aller veräußerten Leistungen pro Periode (= Erlös, Umsatz)
Aufwand: Wert aller verbrauchten Güter und Dienstleistungen pro Periode (genauer: ..., der aufgrund gesetzlicher Bestimmungen und bewertungsrechtlicher Konventionen in der FiBu verrechnet wird)
Ertrag: Wert aller erbrachten Leistungen pro Periode (genauer: siehe Aufwand)
Kosten: Wert aller verbrauchten Güter und Dienstleistungen pro Periode und zwar für die Erstellung der ,,eigentlichen" (typischen) betrieblichen Leistungen
Betriebsertrag: Wert aller erbrachten Leistungen pro Periode im Rahmen der ,,eigentlichen" (typischen) betrieblichen Tätigkeit
4.2 Bestandsgrößen
Kasse: Bestand an liquiden Mitteln (Bargeld und Sichtguthaben)
Geldvermögen: Kasse (wie vorher) + Forderungen - Verbindlichkeiten
Gesamtvermö.: Geldvermögen (wie vorher) + Sachvermögen (wie in der Bilanz angesetzt)
Betriebsnotwendiges Vermögen:
Gesamtvermögen (kostenrechnerisch bewertet) - nicht-betriebsnotwendiges (,,neutrales") Vermögen
5 Theoretische Grundlagen der Kostenrechnung
5.1 Die Produktions- und Kostentheorie als Grundlage der Kostenrechnung
Aufgabe: Erforschung und modellmäßige Darstellung der funktionalen Beziehungen des Kombinationsprozesses der Produktionsfaktoren.
Produktionstheorie · mengenmäßige Beziehungen des Produktionsprozesses Kostentheorie · wertmäßige Relationen
Produktionsfunktion: funktionale Beziehungen zwischen Einsatzmengen und Ausbringungsmengen
(· auch Ertragsfunktion oder Input-Output-Funktion)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Kostenfunktion: funktionale Beziehungen zwischen Ausbringungsmengen und Gesamtkosten
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
- fixer Verlauf: relative Beschäftigungsänderung führt zu einer relativen (und absoluten) Kostenänderung von Null
- intervallfixer Verlauf: Innerhalb bestimmter Beschäftigungsbereiche verhalten sich die Kosten fix. Beim Überschreiten bestimmter Beschäftigungsgrenzen steigen die Kosten sprunghaft an; bis zum nächsten Intervall fix, aber höher als vorher.
- proportionaler Verlauf: Beschäftigungs-, Ausbringungsänderung · gleiche Änderung der Kostenhöhe
- degressiver Verlauf: Kosten steigen langsamer als die Ausbringung · unterproportional
- progressiver Verlauf: Kosten steigen schneller als die Ausbringung · überproportional
- regressiver Verlauf: Wenn die Beschäftigung / Ausbringung steigt, sinken die Kosten und umgekehrt. Der Verlauf kann linear, unter-, oder überproportional sein.
Merke: Beschäftigung = Ausbringung; nicht personal-politisch zu sehen!!!
variable Kosten: ändern sich bei Ausbringungsschwankungen
fixe Kosten: bleiben bei Ausbringungsschwankungen konstant
- Wenn ein Unternehmen die Produktion stoppt, bleiben die Fixkosten und die variablen Kosten fallen weg.
Durchschnittskosten: Kosten je Produkteinheit · [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]
Grenzkosten: Gesamtkostenzuwachs; mathematisch: Steigung der Gesamtkostenkurve
(1. Ableitung [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten])
substitutionale Produktionsfaktoren: Zur Erstellung gleicher Ausbringung sind sie gegeneinander austauschbar (substituierbar), z. B. menschl. Arbeit gegen Maschinenarbeit oder Werkstoff A gegen Werkstoff B.
limitationale Produktionsfaktoren: Sie können nur in einem ganz bestimmten Verhältnis zueinander kombiniert werden · Verdoppelung der Produktionsmenge = Verdoppelung der Rohstoffmengen; Rohstoff A kann nicht durch Rohstoff B substituiert werden.
Merke: Die Kostenrechnung, insbesondere in der Form der Grenzkostenrechnung, geht heute primär von linearen Kostenverläufen aus.
5.2 Die Grundprinzipien der Kostenverrechnung
1. Verursachungsprinzip
2. Durchschnittsprinzip
3. Tragfähigkeitsprinzip
zu 1) Dem einzelnen Kostenträger werden nur jene Kosten zugerechnet, die dieser verursacht hat.
Beim Verursachungsprinzip werden die Fixkosten nicht auf den Kostenträger verrechnet.
zu 2) Berechnet die Kosten, die im Durchschnitt auf einen bestimmten Kostenträger entfallen.
Verteilen kann man die Durchschnittskosten mittels eines Verteilungsschlüssels (Schlüsselgrößen, Bezugsgrößen).
zu 3) Spezialfall des Durchschnittsprinzips für solche Schlüsselgrößen, die von den Absatzpreisen der Kostenträger abhängig sind.
6 Kostenrechnungssysteme
zeitbezogen:
- Istkostenrechnungssysteme
- Normalkostenrechnungssysteme
- Plankostenrechnungssysteme
sachumfangbezogen:
- Vollkostenrechnungssysteme
- Teilkostenrechnungssysteme
6.1 Istkostenrechnung
In der Istkostenrechnung werden von der Kostenarten- über die Kostenstellen- bis zur Kostenträgerrechnung die tatsächlich angefallenen Kosten der Periode verrechnet. Zufällige Schwankungen wirken sich auf die Rechnungsergebnisse aus.
Eine reine Istkostenrechnung existiert nur theoretisch, da bestimmte Kostenarten mit Durchschnitts- oder Plancharakter verrechnet werden (z. B. kalkulatorische Zinsen; Versicherungsprämien, die jährlich im voraus gezahlt werden).
Vorteil: errechnet die tatsächlichen Kosten
Nachteil: keine Möglichkeit der Kostenkontrolle (keine Sollkosten als Richtwerte), rechnerische Schwerfälligkeit (Kalkulationssätze müssen in jeder Periode neu gebildet werden).
6.2 Normalkostenrechnung
Als Normalkosten bezeichnet man Kosten, die sich als Durchschnitt der Istkosten vergangener Perioden ergeben. Im Gegensatz zu den statischen gibt es auch die aktualisierten Mittelwerte, sie beinhalten zukünftige Lohnerhöhungen oder Verfahrenswechsel im Produktionsablauf.
Aufgrund normalisierter Kalkulationssätze ist keine exakte Nachkalkulation mehr möglich; dafür werden Zufallsschwankungen geglättet und die Abrechnungsarbeit verringert.
6.3 Plankostenrechnung
Kostenvorgaben werden durch technische Berechnungen und Verbrauchsstudien festgelegt. Es also nur mit geplanten Größen kalkuliert: Planpreise, -mengen, -zeiten. Die berechneten Kosten bezeichnet man als Plankosten.
starre Plankostenrechnung
* die Plankosten für die Planausbringung werden festgelegt
* sie werden nicht auf die Istausbringung umgerechnet
* schnelle und einfache Abrechnung, Wirtschaftlichkeitskontrolle ist stark beeinträchtigt
flexible Plankostenrechnung
* die Plankosten werden an die Ausbringungsänderungen angepasst
* Trennung in fixe und variable Kosten erforderlich · Umrechnung der Plankosten von der Plan- auf die Istausbringung
* Plankosten werden durch Umrechnung auf die Istausbringung zu Sollkosten
6.4 Die Voll- bzw. Teilkostenrechnung
Vollkostenrechnung
Sie verrechnet alle angefallenen Kosten auf die Kostenträger · Vollkosten = Teilkosten + Fixkosten.
Sie verrechnet die Fixkosten auf die Leistungen und entspricht nicht dem Verursachungsprinzip.
Teilkostenrechnung (Grenzkostenrechnung)
Sie verrechnet nur die variablen Kosten auf die Kostenträger; die Fixkosten werden separat in die Erfolgsrechnung übernommen.
Sie gestattet eine wirksame Kostenkontrolle und Erfolgsanalyse, des weiteren stellt sie der Planungsrechnung die relevanten (Grenz-) Kosten zur Entwicklung und Lösung der vielfachen Entscheidungsmodelle des Operations Research zur Verfügung.
Die Grenzkostenrechnung kann nicht auf die Vollkosten verzichten und spaltet diese nur in Grenzkosten und fixe Kosten auf.
Die Grenzkostenrechnung ist nur eine Form der Teilkostenrechnung; weitere sind die ,,Stufenweise Fixkostendeckungsrechnung" (siehe Beispiel auf Seite 9) und die ,,Relative Einzelkosten- und Deckungsbeitragsrechnung".
Die heute an eine Kostenrechnung zu stellenden Anforderungen können in zufriedenstellendem Maße nur noch von einer Grenzplankostenrechnung erfüllt werden, wobei die Betonung auf beiden Vorsilben gleichermaßen liegt.
Stufenweise Fixkostendeckungsrechnung · Beispiel anhand der Vulkollan-Abteilung der Firma RÄDER-VOGEL; Zahlen sind fiktiv
Umsatz VULKOLLAN®-Artikel 1000
Grenzkosten VULKOLLAN®-Artikel - 500
Deckungsbeitrag 1 500
Fixkosten Vulkollan-Abteilung - 300
Deckungsbeitrag 2 200 (Gewinn der Abteilung)
7 Kostenartenrechnung
Fragestellung: Welche Kosten sind angefallen?
Am Anfang der Kostenrechnung dient die Kostenartenrechnung der Erfassung und Gliederung aller der im Laufe der jeweiligen Abrechnungsperiode angefallenen Kostenarten. Erfasst durch:
1. Kostenrechnung
2. FiBu
3. Lohn- und Gehaltsabrechnung
4. Materialabrechnung
5. Anlagenabrechnung
7.1 Der Kostenbegriff
Kosten sind der bewertete Verzehr von Produktionsfaktoren und Dienstleistungen (einschl. öffentlicher Abgaben), der zur Erstellung und zum Absatz der betrieblichen Leistungen sowie zur Aufrechterhaltung der Betriebsbereitschaft (Kapazitäten) erforderlich ist · wertmäßige Kostenbegriff.
Der wertmäßige Kostenbegriff ist durch 3 Merkmale gekennzeichnet:
* Es muss ein Güterverzehr vorliegen.
* Der Güterverzehr muss leistungsbezogen sein.
* Der Güterverzehr muss bewertet sein.
weitere Kostenbegriffe:
* pagatorischer Kostenbegriff · nur Auszahlungen mit Leistungserstellung sind Kosten
* realwirtschaftlicher Kostenbegriff · Verbrauch von Realgütern führt zu Kosten
7.2 Die Einteilungsmöglichkeiten der Kosten
Einteilung nach verschiedenen Gliederungskriterien
a) Art der verbrauchten Produktionsfaktoren:
* Personalkosten
* Werkstoffkosten
* Betriebsmittelkosten
* Dienstleistungskosten (incl. öffentlicher Abgaben)
b) Betriebliche Funktionen:
* Beschaffungskosten
* Fertigungskosten
* Vertriebskosten
* Verwaltungskosten
c) Art der Verrechnung:
* Einzelkosten
* Gemeinkosten
Einzelkosten (direkte Kosten) können direkt den einzelnen betrieblichen Leistungen zugerechnet werden. Werden direkt auf die Kostenträger verrechnet, nicht über die Kostenstellen (z. B. Holz in der Möbelindustrie (Einzelmaterialkosten)).
Sondereinzelkosten werden je Auftrag und nicht je Stück erfasst (z. B. Spezialwerkzeuge, Modelle)
Gemeinkosten (indirekte Kosten) sind den einzelnen Kostenträgern nur indirekt zurechenbar. Sie werden in der Regel nicht von einer Produkteinheit allein verursacht. Mittels Schlüsselgrößen verteilt man sie über die einzelnen Kostenstellen (z. B. Gehälter der Geschäfts- und Betriebsleitung, Feuerversicherung für die Produktionsgebäude).
Unechte Gemeinkosten sind zwar den einzelnen Leistungen zurechenbar, aber zur abrechnungstechnischen Vereinfachung behandelt man sie wie Gemeinkosten.
d) Verhalten bei Beschäftigungsschwankungen (Ausbringungsschwankungen)
Merke: Fixkosten sind immer Gemeinkosten, aber Gemeinkosten sind nicht immer Fixkosten.
e) Art der Kostenerfassung
* aufwandgleiche Kosten (machen den Großteil aus; stimmen mit Zahlen der FiBu überein)
* kalkulatorische Kosten (werden für die Zwecke der Kostenrechnung ermittelt)
f) Art der Herkunft der Kostengüter
* primäre Kosten (z. B. Lohnkosten, Kosten für Büromaterial)
* sekundäre Kosten (geldmäßiges Äquivalent des Verbrauchs an innerbetrieblichen Leistungen; z. B. selbsterstellter Strom oder Dampf, Reparaturkosten, die in der eigenen Werkstatt entstanden sind)
g) nach Kostenträgern
* Kosten des Produkt 1
* Kosten des Produkt 2 usw.
Diese Einteilung ist erst nach Durchführung der Kostenträgerrechnung möglich.
Grundsätze der Kostenartenrechnung:
1. Grundsatz der Reinheit Für den Inhalt einer Kostenart darf nur eine Kostengüterart bestimmend sein. Die anfallenden Kosten können so zweifelsfrei zugeordnet werden · ,,saubere Kosten".
Beispiel für ,,unsaubere Kostenarten" (,,Mischkostenarten"): Gleichzeitiges Auftreten von Lohnkosten und Schlossereikosten · Welcher Position sollen die anfallenden Schlosserlöhne zugerechnet werden?
2. Grundsatz der Einheitlichkeit Durch eindeutige und einheitliche Kontierungsvorschriften soll sichergestellt werden, dass die Kontierung der vorliegenden Belege einheitlich und schnell erfolgen kann. Zur einwandfreien Vergleichbarkeit der Ergebnisse der Kostenrechnung müssen die gleichen Kostengüter immer der gleichen Kostenart zugeordnet werden.
Den obigen Grundsatz findet man in der Praxis bei der Ausgestaltung der Kostenartenpläne der Betriebe.
7.3 Die Erfassung der wichtigsten Kostenarten
7.3.1 Werkstoffkosten
Werkstoffkosten sind die mit ihren Preisen bewerteten Verbrauchsmengen an Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen. Zuerst werden die Verbrauchsmengen ermittelt, dann bewertet. In der Materialabrechnung werden die Verbrauchsmengen festgestellt, die Betriebsabrechnung nimmt die Bewertung und Weiterverarbeitung der Kostenwerte vor, und die FiBu liefert das für die Bewertung erforderliche Zahlenmaterial.
Drei Methoden zur Erfassung der Werkstoffverbrauchmengen:
1. Inventurmethode · errechnet den gesamten Verbrauch mittels der Lagerbewegungen:
Verbrauch = Anfangsbestand (AB) + Zugang - Endbestand (EB)
Diese Methode ist in der Regel für die Kostenrechnung wenig geeignet: Den Lagerentnahmen sind keine Kostenstellen zuzuweisen, Bestandsminderung durch Diebstahl und Schwund ist nicht feststellbar, monatliche Inventur bedeutet hohen Arbeitsaufwand.
2. Skontraktionsmethode · Lagerabgänge werden mit Hilfe von Materialentnahmescheinen erfasst:
Verbrauch = Summe der Entnahmemengen lt. Materialentnahmescheinen
Vorteile gegenüber der Inventurmethode: Materialentnahmeschein enthält Kostenstelle und Auftragsnummer, außerordentliche Bestandsminderung (z. B. Diebstahl) sind errechenbar, Inventur muss nur (halb)jährlich oder als permanente Inventur durchgeführt werden.
3. Rückrechnung (retrograde Methode) · Verbrauchsmengen werden - unter Berücksichtigung unvermeidbarer Abfälle bei der Bearbeitung - aus den abgelieferten Stückzahlen der Halb- und Fertigfabrikate abgeleitet.
Verbrauch = produzierte Stückzahlen x Sollverbrauchsmenge pro Stück
Die Analyse des Werkstoffverbrauchs wird genauer, je mehr der drei Methoden kombiniert angewandt werden.
7.3.2 Personalkosten
Alle Kosten, die durch den Produktionsfaktor Arbeit unmittelbar und mittelbar entstehen:
* Löhne
* Gehälter
* gesetzliche Sozialkosten
* freiwillige Sozialkosten
* sonstige Personalkosten
Löhne werden als Akkord- oder Zeitlohn erfasst, man unterscheidet sie in Fertigungs- (unmittelbar) und Hilfslöhne (mittelbar). Die Fertigungslöhne können in den Einzelkosten oder den Gemeinkosten verrechnet werden. Hilfslöhne fließen nur in die Gemeinkosten.
Gehälter sind das Arbeitsentgelt für Angestellte im kaufmännischen und technischen Bereich; auch Vorarbeiter beziehen teilweise Gehälter.
gesetzliche Sozialkosten: Arbeitgeberanteile an der Renten-, Kranken-, Arbeitslosen- und Unfallversicherung. Gewöhnlich auch tariflich vereinbarte Leistungen, z. B. Krankengeldzuschüsse.
freiwillige Sozialkosten: primäre (a) und sekundäre (b) freiwillige Sozialkosten
a) direkte Leistungen an den Arbeitnehmer · zusätzliche Zahlungen a. d. Sozialversicherung, Beihilfen für Fahrt und Verpflegung, zur Ausbildung
b) indirekte Leistungen an den Arbeitnehmer · Sanitätsstation, Werkszeitung, Sportanlage, Kantine, usw.
sonstige Personalkosten entstehen insbesondere beim Personalwechsel durch Inserate-, Vorstellungs-, Umzugs- und Abfindungskosten.
7.3.3 Dienstleistungskosten
Unter Dienstleistungen werden alle Leistungen außenstehender Dienstleistungsunternehmen verstanden: Transport-, Reparatur-, Werbe-, Reise-, Rechtsberatungs-, Prüfungs-, Versicherungs- sowie Forschungs- und Entwicklungsleistungen.
Unter die Dienst- und Fremdleistungskosten fallen auch Mieten und Pachten sowie die Kosten für Wasser, Strom und Gas.
Auch öffentliche Abgaben werden zu den Dienstleistungskosten gerechnet.
7.3.4 Kalkulatorische Kosten
Sie sind Kosten, denen entweder kein Aufwand (Zusatzkosten) oder Aufwand in anderer Höhe (Anderskosten) i. d. FiBu gegenübersteht. Sie müssen i. d. Kostenrechnung verrechnet werden, damit der Werteverzehr an Produktionsfaktoren berücksichtigt wird.
7.3.4.1 Kalkulatorische Abschreibungen
Definition: Die Beträge, die aufgrund einer planmäßigen Rechnung zur Erfassung des Wertverzehrs am Anlagevermögen i. d. Gewinn- und Verlustrechnung als Aufwand und i. d. Kostenrechnung als Kosten angesetzt werden.
Durch kalkulatorische Zinsen wird der verursachungsgerechte Werteverzehr eines mehrperiodig (ab)nutzbaren Betriebsmittel für eine Abrechnungsperiode ermittelt.
Abschreibungsursachen
1. verbrauchsbedingte Ursachen · Abnutzung durch Gebrauch, Katastrophen oder Zeitverschleiß
2. wirtschaftlich bedingte Ursachen · Wertminderung aufgrund des techn. Fortschritts, von Nachfrageverschiebungen, usw.
3. zeitlich (oder: rechtlich) bedingte Ursachen · Ablauf von Schutzrechten, eines Miet- oder Pachtvertrages vor Ablauf der techn. Nutzungsdauer des Betriebsmittels
In der Regel treten mehrere der aufgeführten Ursachen auf; der Werteverzehr muss so gut wie möglich geschätzt werden.
Abschreibungsmethoden
1. lineare Abschreibung
2. degressive Abschreibung
3. progressive Abschreibung
4. variable Abschreibung
zu 1) gleichmäßiger Werteverzehr während der Nutzungsdauer
a = A / n
Einberechnen des Verkaufserlöses nach der Nutzung
a = (A - L) / n
In der praktischen Kostenrechnung werden Liquidationserlöse wegen der schwierigen Abschätzung i. d. Regel vernachlässigt (L = 0).
A Anschaffungskosten des Betriebsmittels
n geschätzte Nutzungsdauer in Jahren
a jährliche Abschreibungsbetrag
L Liquidationserlös = Verkaufserlös
zu 2) im Laufe der Nutzungsdauer nimmt der Werteverzehr ab
arithmetisch-degressive Abschreibung · fällt jedes Jahr um den gleichen Betrag
geometrisch-degressive Abschreibung · fällt von Jahr zu Jahr mit kleiner werdenden Raten
zu 3) im Laufe der Nutzungsdauer steigt der Werteverzehr an
zu 4) Werteverzehr nach wechselnder Inanspruchnahme oder Substanzverminderung des Betriebsmittels
at = (A / LG) x LPt
LG: gesamter Leistungsvorrat LPt: Leistungsentnahme i. d. Periode t
Zahlenbeispiel anhand eines Lkw´s:
geschätzte Gesamtkilometerleistung 200.000 km
Anschaffungskosten 100.000 DM
Kilometer je Abrechnungsperiode 12.350 km
at = (100.000 / 200.000) x 12.350 = 6.175 DM
Man kann die Anschaffungskosten (Anschaffungspreis + Beschaffungsnebenkosten) eines Betriebsmittels abschreiben (nominelle Abschreibung) oder nach dem Prinzip der Substanzerhaltung verfahren (substanzielle Abschreibung).
Die Abschreibungsverrechnung soll gewährleisten, dass man sich nach Ablauf der Nutzungsdauer das Betriebsmittel erneut beschaffen kann. Bei der Wertschätzung müssen Inflation, techn. Fortschritt und Preisentwicklung berücksichtigt werden. Hierfür geben einzelne Verbände Tabellen mit Preisindizes best. Betriebsmittel heraus.
7.3.4.2 Kalkulatorische Zinsen
Zinsen, die in der Kostenrechnung auf das gesamte betriebsnotwendige Kapital verrechnet werden. Die kalkulatorischen Zinsen stehen den Zinsen gegenüber, die man auf dem Finanzmarkt für das eingesetzte Kapital erzielen könnte. Diese Kosten werden i. d. BWL Opportunitätskosten (Kosten der entgangenen Gelegenheit = entgangene Gewinne) genannt.
Methoden der Berechnung von kalkulatorischen Zinsen:
1. Methode der Restwertverzinsung · Zinsen vom kalkulatorischen Restwert am Ende der jeweiligen Abrechnungsperiode werden berechnet.
2. Methode der Durchschnittswertverzinsung · Zinsen vom halben Ausgangswert werden berechnet; kalkulatorischen Zinsen = konstant.
Warum halber Ausgangswert? Er ist im Mittel während der Nutzungsdauer im Betrieb gebunden (bei linearer Abschreibung).
betriebnotwendiges Kapital x Zinssatz = kalkulatorische Zinsen
Man koppelt den Zinssatz a. d. langfristigen Kapitalmarktsatz.
7.3.4.3 Kalkulatorischer Unternehmerlohn
Wird von Einzelunternehmen und Personengesellschaften verrechnet, in Sonderfällen auch von Kapitalgesellschaften. Für die Ermittlung der Höhe des Betrages nimmt man Gehälter von Geschäftsführern in Unternehmen ähnlicher Größe; oder es wird die Seifenformel angewandt:
jährlicher Unternehmerlohn = 18 x Jahresumsatz[0],[5]
7.3.4.4 Kalkulatorische Miete
Sie wird für Privaträume verrechnet, die der Einzelunternehmer oder Personengesellschafter für betriebliche Zwecke zur Verfügung stellt.
7.3.4.5 Kalkulatorische Wagnisse
allgemeines Unternehmerwagnis: Rückschläge i. d. gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Inflation, techn. Fortschritt, plötzliche Nachfrageverschiebung
spezielle Einzelwagnisse: hängen direkt mit der betrieblichen Leistungserstellung zusammen
Die Kostenrechnung berücksichtigt die speziellen Einzelwagnisse als betrieblich verursachten Werteverzehr, so diese nicht durch Fremdversicherungen gedeckt sind.
Hauptgruppen der Einzelwagnisse
* Beständewagnis · Lagerverluste, die durch Schwund, Veralten, Güteminderung auftreten
* Fertigungswagnis · Mehrkosten durch Arbeits- bzw. Konstruktionsfehler, Kosten für Gewährleistungen, außergewöhnliche Schäden an Anlagegütern
* Entwicklungswagnis · Kosten für fehlschlagende Forschungs- und Entwicklungsarbeiten
* Vertriebswagnis · Forderungsausfälle gegenüber Kunden, Währungsverluste
* sonstige Wagnisse · Risiken, die i. d. Eigenart des Betriebes bzw. der Branche liegen
Der Wagnissatz wird mit Zahlen aus der Vergangenheit berechnet.
8 Kostenstellenrechnung
Nachdem die Kosten erfasst und nach Kostenarten gegliedert wurden, müssen sie auf die Betriebsbereiche, in denen sie angefallen sind, verteilt werden. Die Kostenartenrechnung ist also nur eine Vorbereitungsarbeit, keine eigenständige.
8.1 Aufgaben der Kostenstellenrechnung
* Kontrolle der Wirtschaftlichkeit (a. d. Stellen, wo die Kosten entstehen)
* Genauigkeit der Kalkulation erhöhen (Gesamtkosten können nach Kostenstellen differenziert den Kostenträgern zugerechnet werden.)
* Lieferung relevanter Kosten aus einzelnen Betriebsbereichen
8.2 Kostenstellen und ihre Einteilung
Definition: Unter einer Kostenstelle versteht man einen betrieblichen Teilbereich, der kostenrechnerisch selbständig abgerechnet wird.
drei Grundsätze der Einteilung:
1. Kostenstelle muss ein selbständiger Verantwortungsbereich sein, möglichst eine räumliche Einheit
2. genaue Maßgrößen der Kostenverursachung
3. Kostenbelege müssen sich genau und einfach verrechnen lassen
Optimumproblem: Je feiner die Kostenstelleneinteilung, desto genauer die Kostenkontrolle, aber desto aufwendiger die Kontierung der Kostenbelege.
Merke: Wenn die Einteilung für die Kalkulation zu grob ist, ist sie auch für die Kostenkontrolle zu grob.
Berechnen des Kalkulationssatzes:
Kalkulationssatz = Gemeinkosten der Kostenstelle / Bezugsgröße der Kostenstelle (in Std. oder Stck.)
Häufig untergliedert die Kostenstelleneinteilung im Fertigungsbereich bis zur einzelnen Maschine oder zum einzelnen Handarbeitsplatz · exakte Kalkulation. Die Abrechnungsschwierigkeiten umgeht man, indem man mehrere Kostenstellen zu einer Kontierungseinheit zusammenfasst, aber dennoch unterschiedliche Sätze für die Plankosten verwendet.
betriebsindividuelle Faktoren der Kostenstelleneinteilung
* Betriebsgröße
* Branche
* Produktionsprogramm und -verfahren
* organisatorische Gliederung
* angestrebte Kalkulationsgenauigkeit
* angestrebte Kostenkontrollmöglichkeit
Arten von Kostenstellen (Kostenbereichen) nach Funktionen
* Materialstellen · Beschaffung, Annahme, Prüfung, Lagerung von Werkstoffen
* Fertigungsstellen · unmittelbar: Dreherei, usw.; mittelbar: AV, Fertigungssteuerung
* Vertriebsstellen · Lagerung, Verkauf und Versand der Fertigprodukte
* Verwaltungsstellen · Geschäftsführung, Rechnungswesen, Personalabteilung, usw.
* Allg. Kostenstellen · dienen dem gesamten Betrieb; z. B. Sanitätsstation, Kantine
* Forschungs-, Entwicklungs- und Konstruktionsstellen · können sowohl eigener Kostenbereich sein, als auch zu den Allg. Kostenstellen zählen
Arten von Kostenstellen nach der Art der Abrechnung
* Hauptkostenstellen · Kostenstellen, deren Kosten direkt auf die Kostenträger verrechnet werden
* Hilfskostenstellen · Kostenstellen, deren Kosten auf andere Kostenstellen umgelegt werden
Ob eine Haupt- oder Hilfskostenstelle vorliegt, hängt grundsätzlich nicht davon ab, ob diese unmittelbar oder mittelbar a. d. Leistungserstellung mitwirkt, wenngleich es eine gewisse Übereinstimmung zwischen beiden Kriterien gibt.
Die Hilfskostenstellen werden mit Verrechnungssätzen für innerbetr. Leistungen auf die Hauptkostenstellen mit Kalkulationssätzen für die Absatzleistung verteilt.
8.3 Betriebsabrechnungsbogen (BAB)
8.3.1 Aufgaben des BAB und seine Stellung innerhalb der Kostenrechnung
Die Kostenstellenrechnung kann auf dem Wege der kontenmäßigen Verbuchung oder in statistisch-tabellarischer Form (BAB) erfolgen.
Aufgaben des BAB:
* Verteilung der primären Gemeinkosten auf die Kostenstellen nach dem Verursachungsprinzip (Umverteilung der Kosten)
* Durchführung der innerbetr. Leistungsverrechnung
* Bildung von Kalkulationssätzen
* (Kontrolle der Kosten bzw. ihre Vorbereitung)
Beschreibung des BAB:
* Kostenarten zeilenweise, Kostenstellen spaltenweise aufgeführt
* primäre Gemeinkosten aus der Kostenartenrechnung werden i. d. linke Spalte übernommen
* Verteilung der Gemeinkosten auf die Hilfs- und Hauptkostenstellen
* man erhält die Summe der primären Gemeinkosten für jede Kostenstelle
Verrechnung der Kosten von der Kostenarten- über die Kostenstellen- in die Kostenträgerrechnung:
Innerbetriebliche Leistungsverrechnung (ibL):
Umlage der Hilfskosten auf die Hauptkostenstellen; nach der Verteilung hat jede Hauptkostenstelle primäre und sekundäre Gemeinkosten · Summe: gesamte Gemeinkosten.
Kontrolle der Kosten
* In einer Normalkostenrechnung werden die Ist- den Normalkosten gegenübergestellt; die Differenz bezeichnet man als Kostenüber- bzw. Kostenunterdeckung.
* In einer Plankostenrechnung werden die Kosten teils mit dem BAB und teils mit eigenständiger Spezialrechnung kontrolliert. Durch Gegenüberstellung von Ist- und Sollkosten ermittelt man die sogenannten ,,Verbrauchsabweichungen" je Kostenstelle und Kostenart.
8.3.2 Verteilung der primären Gemeinkosten im BAB
* direkte Verteilung · Kosten fallen in genau einer Kostenstelle an und werden dort kontiert; man bezeichnet sie als Kostenstelleneinzelkosten.
* indirekte Verteilung · Kosten fallen in mehreren Kostenstellen an und müssen mit einem Umlage- bzw. Verteilungsschlüssel verrechnet werden; man bezeichnet sie als Kostenstellengemeinkosten.
Die Genauigkeit der Kostenrechnung hängt wesentlich davon ab, mit welcher Richtigkeit die Kostenschlüssel erstellt wurden. Zwischen Schlüsselgrößen und Kostenverbrauch muss Proportionalität herrschen.
Beispiele für Kostenschlüssel
* Wertschlüssel · Gehälter, Herstellkosten, Bestandswerte, Umsatzziffern
* Mengenschlüssel · Maschinenstunden, Anzahl von Arbeitsverrichtungen, Mengen nach Zahl, Gewicht oder Volumen
8.3.3 Innerbetriebliche Leistungsverrechnung
8.3.3.1 Problem der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung
Neben der marktorientierten Leistung erstellt ein Betrieb i. d. Regel auch innerbetriebliche Leistungen (z. B. Erzeugung von Energie, eigene Transport- und Reparaturleistungen, selbsterstellte Modelle, Werkzeuge etc.)
aktivierbare innerbetr. Leistung: mehrjährig nutzbar; werden über die Abschreibungen i. d. Kosten verrechnet
nicht aktivierbare innerbetr. Leistung: werden i. d. Periode ihrer Erstellung verbraucht; müssen sofort auf die empfangende Kostenstelle verrechnet werden
Merke: Jede Kostenstelle muss mit den Kosten für die Leistungen belastet werden, die sie von anderen Kostenstellen empfängt.
Problem der ibL
Hilfskostenstellen tauschen i. d. Regel Leistungen gegeneinander aus (z. B. Stromstelle und Reparaturwerkstatt). Eine Hilfskostenstelle kann erst kalkulieren und abrechnungsmäßig verteilen, wenn sie mit dem sekundären Gemeinkostenbetrag einer anderen Hilfskostenstelle belastet wird. Diese andere Hilfskostenstelle kann ihre Leistungen erst abrechnen, wenn sie die sekundären Gemeinkosten kennt, die ihr belastet werden .
8.3.3.2 Verfahren der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung
1. Gleichungsverfahren
2. Stufenleiterverfahren
3. Anbauverfahren
zu 1) exakteste Methode, ermittelt Verrechnungssätze mit Hilfe eines linearen Gleichungssystems, Variablen sind die gesuchten Verrechnungssätze, Gleichungsanzahl ist die Anzahl der Hilfskostenstellen
Das Gleichungsverfahren ist für die jährliche Ermittlung von Festpreisen gut geeignet. Zur Bewertung der Istverbrauchsmengen an ibL verwendet man i. d. monatlichen Abrechnung die ermittelten Festpreise (Normal- oder Planverrechnungspreise), weil die empfangenden Stellen nur für die Mengen und nicht für die Kosten verantwortlich sind. Exakte Istkosten sind hier irrelevant (Stand: 1987).
Anmerkung: Aufgrund heutiger EDV-Systeme kann die Bewertung der Istverbrauchsmengen an ibL mit dem Gleichungsverfahren durchgeführt werden.
zu 2) Näherungsmethode zur schrittweisen Berechnung d. innerbetr. Verrechnungssätze; bei jeder abzurechnenden Hilfskostenstelle werden die Leistungen, die noch nicht abgerechnet sind, vernachlässigt.
Die Kosten einer Hilfskostenstelle werden entsprechend der Leistungsabgabe auf die anderen Kostenstellen umgelegt. Die Kosten der zweiten Kostenstelle, i. d. nun sekundäre Anteile enthalten sind, werden auf die restlichen Stellen verteilt, usw.
Das Stufenleiterverfahren liefert keine theoretisch exakten Verrechnungssätze. Es erfordert bei manueller Bearbeitung weniger Arbeitsaufwand, dies ist heute jedoch irrelevant (s. o.).
zu 3) Es vernachlässigt den innerbetr. Leistungsaustausch völlig. Die Hilfskostenstellen werden nur über die Hauptkostenstellen abgerechnet.
Das Anbauverfahren ist eine sehr grobe Näherungsmethode, weil es den innerbetrieblichen Leistungsverkehr nicht berücksichtigt. Es entspricht nicht den Grundsätzen der ordentlichen Kostenrechnung.
Die Verrechnungsätze von Hilfskostenstellen, die viele ibL von anderen Hilfskostenstellen empfangen, werden zu niedrig. Dieser Fehler wirkt sich über die Kalkulationssätze der Hauptkostenstellen bis i. d. Selbstkosten der Produkte aus.
8.3.4 Bildung von Kalkulationssätzen
Nach Durchführung der ibL sind alle Gemeinkosten auf die Hauptkostenstellen umgelegt. Folgend werden die Kalkulationssätze gebildet.
* Bindeglied zwischen Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung; Verrechnung der Gemeinkosten auf die Kostenträger
* stellen die Grundlage der Kostenkontrolle dar
* sind entweder schon selbst relevante Kosten oder dienen ihrer Errechnung
Kalkulationssatz der Kostenstelle j = (Gemein-) Kosten d. Stelle j / Bezugsgröße d. Stelle j
Je nach vorliegenden Kosten nennt man die Kalkulationssätze:
* Istkalkulationssätze
* Normalkalkulationssätze
* Plankalkulationssätze
* Vollkalkulationssätze
* Grenzkalkulationssätze
Zur Bildung der Kalkulationssätze muss die richtige Bezugsgröße pro Kostenstelle herausgefunden werden. Häufig gibt es mehrere Bezugsgrößen pro Kostenstelle, z. B. Fertigungs- und Rüstzeit einer Maschine oder Materiallager, deren Kosten vom Gewicht, Volumen oder Wert der lagernden Werkstoffe abhängen können.
Bereiche der Kalkulationssätze
Materialbereich: Materialgemein- und Materialeinzelkosten werden in Abhängigkeit zueinander gestellt; entspricht nicht dem Verursachungsprinzip; Untergliederung in mengen- und wertabhängigen Teil.
Fertigungsbereich: Verursachungsgerechte Beziehungen zwischen Gemeinkosten und Bezugsgrößen sind relativ gut herstellbar; lohnintensive Stellen müssen einen hohen Anteil des Verteilungsschlüssels zugewiesen bekommen, lohnextensive einen geringeren.
Vertriebsbereich: Es wird nach Verkaufsbereichen und Produktgruppen differenziert; z. B. Werbekosten, Lagerkosten, Verpackungs- und Versandkosten, etc.
Verwaltungsbereich: Eine verursachungsgerechte Beziehung zur betrieblichen Produktion ist kaum vorhanden; man verfährt nach dem Durchschnittsprinzip, als Bezugsgröße verwendet man die Herstellkosten (des Umsatzes).
allgemeiner Bereich: innerbetriebliche Verrechnungssätze
9 Kostenträgerrechnung
9.1 Aufgaben und Grundbegriffe der Kostenträgerrechnung
Kostenträger sind die betrieblichen Leistungen, die die verursachten Kosten ,,tragen" müssen. Man unterscheidet hierbei zwischen Absatzleistungen und innerbetrieblichen Leistungen. Die Absatzleistungen lassen sich in auftragsbestimmte und lagerbestimmte Leistungen unterteilen; die ibL in aktivierbare und nicht aktivierbare.
Aufgaben der Kostenträgerrechnung
1. Bewertung der Bestände i. d. Handels- und Steuerbilanz (Herstellkosten)
2. Durchführung der kurzfristigen Erfolgsrechnung (Herstell- oder Selbstkosten)
3. Unterlagen für preispolitische Entscheidungen liefern; ermitteln der Preisuntergrenzen und der gewinnmaximalen Preisstellung (Selbstkosten)
4. Gewinnung von Ausgangsdaten für (nicht marktpreisbezogene) Problemstellungen (Herstell- und / oder Selbstkosten)
Die Kostenträgerzeitrechnung ermittelt die nach Leistungsarten gegliederten, i. d. Abrechnungsperiode insgesamt angefallenen Kosten.
Die Kostenträgerstückrechnung ermittelt die Selbst- bzw. Herstellkosten der betrieblichen Leistungseinheiten; sie ist die Kalkulation.
Vorkalkulation: wird kurzfristig für spezielle Aufträge durchgeführt; Entscheidungsgrundlage für Annahme oder Ablehnung dieser Aufträge
Nachkalkulation: ist die Grundlage für die Erfolgskontrolle im Rahmen der kurzfristigen Erfolgsrechnung; berechnet die Istkosten während einer Abrechnungsperiode
Zwischenkalkulation: erfolgt bei Kostenträgern mit langer Produktionsdauer · Nachkalkulation für Halbfabrikate (z. B. Schwermaschinenbau, Luftfahrtindustrie)
9.2 Kalkulationsverfahren
9.2.1 Überblick und Systematik
Divisionskalkulation: die Gesamtkosten des Betriebes werden durch die hergestellten oder abgesetzten Stückzahlen dividiert; ohne Differenzierung in Gemein- und Einzelkosten
Zuschlagskalkulation: Gemein- und Einzelkosten werden getrennt; Einzelkosten werden direkt auf die Leitungen verrechnet, Gemeinkosten werden mittels der Kalkulationssätze ,,zugeschlagen"
Alle Verfahren können als Ist-, Normal- oder Plankalkulationen jeweils auf Voll- oder Grenzkostenbasis durchgeführt werden.
Kuppelkalkulation: gehört zur Gruppe der Divisionskalkulation; wird bei Kuppelproduktionsprozessen angewendet
9.2.2 Divisionskalkulationen
9.2.2.1 Ein- und mehrstufige Divisionskalkulationen
Man dividiert die Gesamtkosten der Abrechnungsperiode durch die in dieser Periode produzierte Leistungsmenge und erhält die Selbstkosten pro Stück (· einstufige Divisionskalkulation):
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Voraussetzungen:
1. Ein-Produkt-Betrieb (bzw. -Betriebsbereich)
2. keine Lagerbestandsveränderungen an Halbfabrikaten
3. keine Lagerbestandsveränderungen an Fertigfabrikaten
Eine Kostenstellenrechnung ist für einen völlig homogenen Betrieb nicht erforderlich, aber für die Kostenkontrolle zu empfehlen.
Für die Praxis ist diese Kalkulationsart eigentlich irrelevant; ein lagerloses E-Werk wäre ein Beispiel.
Die zweistufige Divisionskalkulation kann man bei Aufhebung der 3. Voraussetzung anwenden:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
KH: gesamten Herstellkosten der Periode
xP: Produktionsmenge der Periode
KV V: gesamten Verwaltungs- und Vertriebskosten der Periode
xA: Absatzmenge pro Periode
Die mehrstufige Divisionskalkulation (Stufenkalkulation) kann man bei Aufhebung der 2. und 3. Voraussetzung anwenden:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
eM: Materialkosten pro Stück (hier incl. Materialgemeinkosten)
xPj: i. d. Kostenstelle j bearbeitete Menge
KFj: Fertigungskosten der Kostenstelle j
Merke: Für alle Formen der Divisionskalkulation ist die Massenproduktion das typische Fertigungsverfahren.
9.2.2.2 Ein- und mehrstufige Äquivalenzziffernkalkulationen
Die einstufige Äzk. kann man bei Aufhebung der obigen 1. Voraussetzung anwenden. Es muss sich um artähnliche Produkte, um Sorten, handeln.
Die Kosten der verschiedenen Produktarten bei der Sortenfertigung stehen aufgrund fertigungstechnischer Ähnlichkeiten in einem best. Verhältnis zueinander.
Die Äquivalenzziffer gibt das Verhältnis der Kosten eines Produktes zu denen des Einheitsproduktes wieder. Das Einheitsprodukt besitzt die Äquivalenzziffer 1.
Durchführung der Kalkulation
* produzierten Mengen der einzelnen Sorten auf die Einheitssorte umrechnen · mit Hilfe der Äquivalenzziffern
* Ermittlung der Kosten pro Einheit der Gesamtkostenmenge
* Einheitskosten x Äquivalenzziffer = Stückkosten der ursprünglichen Sorten (bei der Einheitssorte stimmen Einheitskosten und tatsächliche Stückkosten überein)
Die mehrstufige Äzk. kann man bei Aufhebung aller 3 Voraussetzungen anwenden. Es müssen mehrere Äquivalenzreihen für die verschiedenen Kostenstellen gebildet werden, weil Produktions- und Absatzmengen nicht identisch sind, und die Produktion nicht synchron ist.
Die Formeln der Divisionskalkulation können auf die Äzk. abgewandelt werden. Die Nenner der Quotienten werden durch die ,,Summe der Rechnungseinheiten" (Einheitsmenge) ersetzt.
9.2.3 Zuschlagskalkulationen
Wenn die obigen drei Voraussetzungen nicht gegeben sind, wendet man die Zuschlagskalkulation an. Bei der Zsk. geht man von der Serie, dem Auftrag oder dem einzelnen Stück aus; nicht wie bei der Äzk. von den Gesamtkosten des Betriebes.
Die Zsk. setzt die Trennung in Einzel- und Gemeinkosten voraus. Die Einzelkosten werden den Kostenträgern direkt berechnet, und die Gemeinkosten werden mittels Kalkulationssätzen ,,zugeschlagen" bzw. verrechnet.
9.2.3.1 Summarische Zuschlagskalkulationen
Die gesamten Gemeinkosten werden als ein Zuschlag verrechnet.
Zuschlagsgrundlage (Bezugsgröße)
* Einzelmaterialkosten
* Einzellohnkosten (Fertigungseinzelkosten)
* gesamten Einzelkosten
Kumulative Lohnzuschlagskalkulation
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Im Regelfall wird heute aber die differenzierende Zsk. verwendet, da eine verursachungsgerechte Beziehung zwischen einer Bezugsgröße und allen Teilen der Gemeinkosten i. d. Praxis kaum vorkommt.
9.2.3.2 Differenzierende Zuschlagskalkulation
Die gesamten Gemeinkosten werden nach Kostenstellen differenziert als Zuschlag auf unterschiedliche Bezugsgrößen verrechnet.
Die Formel und das Zahlenbeispiel sollen in dieser Zusammenfassung unerwähnt bleiben.
Ein Beispiel wäre die Bezugsgrößenkalkulation, welche mehrere Zuschlagsätze pro Kostenstelle verwendet. Man verwendet also mehrere Bezugsgrößen für die Gemeinkosten je Kostenstelle.
Unterscheidung der Kalkulationssätze:
* im Materialbereich nach Wert und Menge
* im Vertriebsbereich nach Produktgruppen und Verkaufsbereichen
* im Fertigungsbereich nach Kostenplätzen
Bei intensiver Anwendung führt die Bezugsgrößenkalkulation i. d. Praxis zur Grenz- und zur Plankostenrechnung. Sie ist ein wertvolles Instrument, um optimale dispositive Entscheidungen zu treffen.
9.2.4 Kuppelkalkulationen
Die bisherigen Kalkulationsverfahren gelten für die unverbundene Produktion. Es gibt aber auch Produktionsprozesse, bei denen aus natürlichen oder techn. Gründen zwangsläufig verschiedene Produkte hergestellt werden bzw. anfallen · Kuppelproduktion (verbundene Produktion).
Beispiele für den Kuppelproduktionsprozess:
* Kokerei · Koks, Gas, Teer, Benzol etc.
* Hochofenprozess · Roheisen, Gichtgas, Schlacke
* Raffinerie · Benzine, Öle, Gase
Mittels der Kuppelkalkulation werden die Gesamtkosten des Prozesses auf die einzelnen Kuppelprodukte verteilt. Da sich nicht sagen lässt, welche Produkte welchen Anteil a. d. Gesamtkosten des Kuppelprozesses verursacht haben, ist eine verursachungsgerechte Kalkulation nicht möglich.
Die zwei entwickelten Kuppelkalkulationsmethoden basieren auf der Divisionskalkulation; die Ergebnisse sie mehr oder weniger willkürlich.
1) Restwertmethode
* ein Hauptprodukt mit einem oder mehreren Nebenprodukten
* Gesamtkosten der Kuppelprozesses - (Erlöse der Nebenprodukte - anfallender Weiterverarbeitungskosten) = Restkosten
* Restkosten werden durch die Menge des Hauptproduktes dividiert
Die Selbstkosten des Hauptproduktes errechnet man mit der Zuschlagskalkulation. Die Herstellkosten der Nebenprodukte entsprechen ihren Marktpreisen minus eventuell anfallender Weiterverarbeitungs- und Vertriebskosten sowie eines durchschnittlichen Gewinnanteils.
2) Verteilungsmethode
Sie wird angewendet, wenn man nicht eindeutig in Haupt- und Nebenprodukte unterscheiden kann. Das Verhältnis der Kostenverteilung auf die Kuppelprodukte wird mit einer Äquivalenzziffernreihe wiedergegeben (siehe Äzk.).
Unterschied zwischen den Äquivalenzzifferarten:
* Sortenkalkulation · Maßstäbe der Kostenverursachung
* Kuppelkalkulation · Maßstäbe der Kostentragfähigkeit
Als Äquivalenzziffern verwendet man i. d. Regel die Marktpreise der Produkte, aber auch Heizwerte (cal/kg) oder andere techn. Größen, die die marktmäßige Verwertbarkeit der Kuppelprodukte wiederspiegeln.
Restwertmethode · Durchschnittsprinzip Verteilungsmethode · Tragfähigkeitsprinzip
Bei der Kuppelkalkulation zeigen sich die Grenzen der Kostenrechnung; es liegt keine verursachungsgerechte Kalkulation vor.
Die Herstellkosten der Kuppelprodukte benötigt man für die bilanzielle Bestandsbewertung, sonst wäre die Kuppelkalkulation überflüssig. Für dispositive Zwecke sind ihre Ergebnisse nicht geeignet.
Typische Beziehungen zwischen Fertigungsverfahren und Kalkulationsverfahren
ein- und mehrstufige Äquivalenzzifferkalkulation
Zuschlagskalkulation
10 Anhang
Abkürzungen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
RÄDER-VOGEL - Räder- und Rollenfabrik GmbH & Co.
* Unternehmen i. d. Räder- und Rollenindustrie
* Sitz der Firma in Hamburg-Wilhelmsburg
* einer der weltweit führenden Hersteller von VULKOLLAN®-Rädern und -Rollen
* Groß-, Kleinserien- und Einzelfertigung
* ca. 300 Mitarbeiter
VULKOLLAN®
* hochelastisches, vernetztes Polyurethan-Elastomer der Bayer AG, Leverkusen
Häufig gestellte Fragen
Was ist das betriebliche Rechnungswesen und welche Aufgaben hat es?
Das betriebliche Rechnungswesen umfasst alle Verfahren zur zahlenmäßigen Erfassung und Überwachung des betrieblichen Geschehens. Zu seinen Aufgaben gehören Kontroll-, Planungs- und Dokumentationsaufgaben. Es erfasst jeden Geschäftsvorfall mit Mengen- und Wertbewegungen.
Was sind die Elementarfaktoren im Produktionsfaktor-System von Gutenberg?
Die Elementarfaktoren sind menschliche Arbeitsleistungen, Betriebsmittel, Werkstoffe und Dienstleistungen. Zusätzlich gibt es den dispositiven Faktor, der die Planung und Organisation umfasst.
Was ist der Unterschied zwischen Wirtschaftlichkeit und Rentabilität?
Ein Unternehmen ist rentabel, wenn es einen Gewinn erwirtschaftet. Es ist wirtschaftlich, wenn es zu geringstmöglichen Stückkosten fertigt.
Welche Teilgebiete umfasst das Rechnungswesen?
Das Rechnungswesen umfasst (Finanz-)Buchhaltung, Kostenrechnung, kurzfristige Erfolgsrechnung, Planungsrechnung, Betriebsstatistik sowie Material-, Lohn-, Gehalts- und Anlagenabrechnung.
Was sind Strömungsgrößen im Rechnungswesen?
Strömungsgrößen sind Auszahlung, Einzahlung, Ausgabe, Einnahme, Aufwand, Ertrag, Kosten und Betriebsertrag. Sie beziehen sich auf Werte, die pro Periode erfasst werden.
Was sind Bestandsgrößen im Rechnungswesen?
Bestandsgrößen sind Kasse, Geldvermögen, Gesamtvermögen und betriebsnotwendiges Vermögen. Sie stellen Werte zu einem bestimmten Zeitpunkt dar.
Was ist der Unterschied zwischen fixer und variabler Kosten?
Variable Kosten ändern sich bei Ausbringungsschwankungen, während fixe Kosten konstant bleiben.
Was sind die Grundprinzipien der Kostenverrechnung?
Die Grundprinzipien sind das Verursachungsprinzip (Kosten werden dem Kostenträger zugerechnet, der sie verursacht hat), das Durchschnittsprinzip (Kosten werden durchschnittlich auf Kostenträger verteilt) und das Tragfähigkeitsprinzip (Verteilungsschlüssel ist von den Absatzpreisen abhängig).
Welche Kostenrechnungssysteme gibt es?
Es gibt Istkostenrechnung, Normalkostenrechnung und Plankostenrechnung (zeitbezogen) sowie Vollkostenrechnung und Teilkostenrechnung (sachumfangbezogen).
Was ist der Unterschied zwischen Vollkosten- und Teilkostenrechnung?
Die Vollkostenrechnung verrechnet alle angefallenen Kosten auf die Kostenträger, während die Teilkostenrechnung (Grenzkostenrechnung) nur die variablen Kosten auf die Kostenträger verrechnet und die Fixkosten separat behandelt.
Was ist die Kostenartenrechnung und welche Aufgabe hat sie?
Die Kostenartenrechnung erfasst und gliedert alle in einer Abrechnungsperiode angefallenen Kostenarten. Sie beantwortet die Frage: Welche Kosten sind angefallen?
Welche Arten von Kosten gibt es?
Kosten können nach Art der verbrauchten Produktionsfaktoren (Personal-, Werkstoff-, Betriebsmittel-, Dienstleistungskosten), betrieblichen Funktionen (Beschaffungs-, Fertigungs-, Vertriebs-, Verwaltungskosten), Art der Verrechnung (Einzel-, Gemeinkosten), Verhalten bei Beschäftigungsschwankungen (fixe, variable Kosten), Art der Kostenerfassung (aufwandgleiche, kalkulatorische Kosten), Herkunft der Kostengüter (primäre, sekundäre Kosten) und Kostenträgern unterteilt werden.
Was sind kalkulatorische Kosten?
Kalkulatorische Kosten sind Kosten, denen entweder kein Aufwand (Zusatzkosten) oder Aufwand in anderer Höhe (Anderskosten) in der FiBu gegenübersteht. Beispiele sind kalkulatorische Abschreibungen, Zinsen, Unternehmerlohn, Miete und Wagnisse.
Was ist die Kostenstellenrechnung und welche Aufgaben hat sie?
Die Kostenstellenrechnung verteilt die Kosten auf die Betriebsbereiche (Kostenstellen), in denen sie angefallen sind. Sie dient der Wirtschaftlichkeitskontrolle, der Erhöhung der Kalkulationsgenauigkeit und der Lieferung relevanter Kosten aus einzelnen Betriebsbereichen. Sie beantwortet die Frage: Wo sind die Kosten angefallen?
Was ist ein Betriebsabrechnungsbogen (BAB)?
Der BAB ist ein Instrument der Kostenstellenrechnung, das zur Verteilung der primären Gemeinkosten auf die Kostenstellen, zur Durchführung der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung und zur Bildung von Kalkulationssätzen dient.
Welche Verfahren gibt es für die innerbetriebliche Leistungsverrechnung?
Es gibt das Gleichungsverfahren, das Stufenleiterverfahren und das Anbauverfahren.
Was ist die Kostenträgerrechnung und welche Aufgaben hat sie?
Die Kostenträgerrechnung ermittelt die Kosten der betrieblichen Leistungen (Kostenträger). Sie dient der Bewertung der Bestände in der Bilanz, der Durchführung der kurzfristigen Erfolgsrechnung, der Bereitstellung von Unterlagen für preispolitische Entscheidungen und der Gewinnung von Ausgangsdaten für Problemstellungen. Sie beantwortet die Frage: Wofür sind die Kosten angefallen?
Welche Kalkulationsverfahren gibt es in der Kostenträgerrechnung?
Es gibt Divisionskalkulation, Zuschlagskalkulation und Kuppelkalkulation.
Was ist der Unterschied zwischen Divisions- und Zuschlagskalkulation?
Die Divisionskalkulation dividiert die Gesamtkosten durch die hergestellten Stückzahlen, während die Zuschlagskalkulation Gemein- und Einzelkosten getrennt behandelt und die Gemeinkosten mittels Kalkulationssätzen zuschlägt.
Was ist die Kuppelkalkulation?
Die Kuppelkalkulation wird bei Kuppelproduktionsprozessen angewendet, bei denen zwangsläufig verschiedene Produkte entstehen. Sie verteilt die Gesamtkosten des Prozesses auf die einzelnen Kuppelprodukte.
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- Christian Witte (Author), 2001, Kostenrechnung 1 (Einführung), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/103208