Diese Arbeit behandelt die Westeuropäische Union und die Entwicklungslinien vom Brüsseler Vertrag.
Vor dem Hintergrund des Umbruch von 1989/90 und dem Ende des Kalten Krieges stellt sich die Frage nach dem weiteren Sinn eines kollektiven Beistandspaktes WEU, der 1954/55 aufgrund des Ost-West-Gegensatzes und mit dem Ziel geschlossen wurde, die Partner durch automatischen Beistand zu sichern und die Westintegration der Bundesrepublik zu gewährleisten. Bereits im März 1948 war es vor gleichem politischen Hintergrund zwischen Großbritannien, Frankreich, Belgien, Luxemburg und den Niederlanden zu einem ersten, dem Brüsseler Vertrag gekommen, der 1954 in der WEU aufging.
Bis in die 1980er Jahre war die WEU weitgehend zu einer politischen Mumie verkommen, da große Teile ihrer militärischen Funktionen von der NATO übernommen wurden. Erst die Divergenzen zwischen einzelnen europäischen Staaten und der Reagan-Administration im Zusammenhang mit der Stationierung von Mittelstreckenraketen in Europa, führten Mitte der achtziger Jahre zu einer Reaktivierung des europäischen Verteidigungsbündnisses.
Neue Einschnitte und Zukunftsfragen brachten die Auflösung des Ostblocks und der Umbau der europäischen Staatenwelt von 1989-1991 mit sich, in deren Zusammenhang sich die Rolle der WEU erneut wandelte. Im Vertrag über die Europäische Union von 1992 wurde sie ein integraler Bestandteil. Das neue Ziel, das stufenweise verwirklicht werden soll, heißt heute 'Verteidigungskomponente' der Europäischen Union. Statt ursprünglich beratender Funktion, soll die WEU in Zukunft die verteidigungspolitischen Entscheidungen und Aktionen der EU ausarbeiten. Erste Erfahrungen, die auch Kritik hervorriefen, konnten 1994 mit der Aufstellung einer europäischen Polizeieinheit in Mostar im früheren Jugoslawien gesammelt werden.
1998 gehören der WEU zehn europäische Mitgliedsstaaten, drei assoziierte Mitglieder und weitere zehn assoziierte Partner an, unter denen sich die Staaten des ehemaligen Ostblocks wiederfinden. Von einer möglichen Auflösung ist die WEU heute weit entfernt. Ihre wechselvolle Geschichte und ihre gewandelte Bedeutung sollen im folgenden näher untersucht und analysiert werden.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- A. Gründung und allmählicher Bedeutungsverlust (1948-1981)
- 1. Brüsseler Vertrag und Europäische Verteidigungsgemeinschaft (EVG)
- 2. Gründung der WEU - Rechtsgrundlagen und Funktionen
- 3. Organisationsstruktur der WEU
- 3.1 Ministerrat
- 3.2 Ständiger Rat
- 3.3 Parlamentarische Versammlung
- 4. WEU zwischen Anspruch und Realität - Zwischenbilanz
- B. Von der Reaktivierung der WEU zur 'Verteidigungskomponente' der EU (1984-heute)
- 1. Reaktivierung und Aufwertung der WEU
- 1.1 Der EU-Vertrag vom 7. Februar 1992
- 1.2 Die Petersberg-Erklärung vom 19. Juni 1992
- 2. Zum Verhältnis von WEU, EU und NATO
- 2.1 WEU und EU
- 2.2 WEU als europäischer Pfeiler in der NATO
- 2.3 GASP und WEU
- C. Fazit
- II. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit der Entwicklung der Westeuropäischen Union (WEU) vom Brüsseler Vertrag zur 'Verteidigungskomponente' der Europäischen Union. Sie analysiert die Entstehung und den allmählichen Bedeutungsverlust der WEU bis Anfang der 1980er Jahre und beleuchtet die Reaktivierung und Anpassungsmechanismen im Kontext des Umbruchs von 1989/90 und des Endes des Kalten Krieges. Die Arbeit untersucht die veränderte Rolle der WEU im Verhältnis zur EU und NATO und beleuchtet das Ziel einer europäischen Verteidigungspolitik.
- Die Entstehung und Entwicklung der WEU im Kontext des Kalten Krieges
- Die Reaktivierung der WEU im Zusammenhang mit der Stationierung von Mittelstreckenraketen in Europa
- Die Rolle der WEU im neuen europäischen Sicherheitsgefüge nach 1989/90
- Die Integration der WEU in die Europäische Union
- Die Bedeutung der WEU als 'Verteidigungskomponente' der Europäischen Union
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit der Gründung der WEU im Rahmen des Brüsseler Vertrages von 1948. Sie erläutert die Hintergründe und Ziele des Pakts im Kontext des Ost-West-Konflikts und der Bedrohung durch eine mögliche deutsche Aggression. Die Arbeit analysiert die Entstehung der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft (EVG) als Versuch, die nationalen Streitkräfte Westeuropas zu verschmelzen, und erklärt das Scheitern des Projekts aufgrund des Widerstands der französischen Nationalversammlung.
Im weiteren Verlauf wird die Gründung der WEU als halbherziger Ersatz für die EVG beschrieben. Die Arbeit beleuchtet die Bedeutung der WEU für den Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zur NATO und die damit verbundenen Verpflichtungen. Außerdem wird die Organisationsstruktur der WEU und die Zusammenarbeit mit der NATO näher beleuchtet.
Die Arbeit untersucht die Reaktivierung der WEU im Zusammenhang mit den Divergenzen zwischen europäischen Staaten und der Reagan-Administration in den 1980er Jahren und der Auflösung des Ostblocks. Sie analysiert die veränderte Rolle der WEU im neuen europäischen Sicherheitsgefüge und beleuchtet die Integration der WEU in die Europäische Union durch den EU-Vertrag von 1992. Die Arbeit zeigt die Herausforderungen und Perspektiven der WEU als 'Verteidigungskomponente' der EU auf.
Schlüsselwörter
Westeuropäische Union, WEU, Brüsseler Vertrag, Europäische Verteidigungsgemeinschaft, EVG, NATO, Kalter Krieg, europäische Sicherheitspolitik, Verteidigungskomponente, Europäische Union, EU, GASP, Petersberg-Erklärung.
- Quote paper
- Hartmut Ellrich (Author), 1998, Die Westeuropäische Union. Entwicklungslinien vom Brüsseler Vertrag zur Verteidigungskomponente der Europäischen Union, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1031990