Diese Studie will einen Zugangspunkt finden, von dem man zu einem Prinzip gelingen kann, das basierend auf den autoritativen Quellen des Islam eine Lösung für die aktuellen Probleme der ganzen islamischen Gemeinschaft bietet. Die Studie setzt sich mit den Konzepten Gemeinwohl, dem Text und der Spezifizierung bei at-Tufi wissenschaftlich auseinander, um dann zu prüfen, ob dieses Prinzip auf aktuelle Probleme des islamischen Rechts wie die Erbberechtigung der Töchter anzuwenden ist.
Die Erbberechtigung der Töchter im Islam war revolutionär. Doch in einer Zeit, wo sich diese auf den Arbeitsmarkt begibt, am Unterhalt der Familie teilnimmt, ja sogar Familienernährerin wird, ist es ungerecht, ihr trotzdem nur die Hälfte vom Erbteil einer männlichen Person zu erteilen.
Die Praxis der Prophetengefährten weist mehrere Fälle auf, wo sie für Gerechtigkeit unter den Erben von den autoritativen Erbteilstellen im Koran abgewichen sind, was in Frage stellt, ob sie eindeutige endgültige Bedeutung haben. Dienten die Erbteilstellen dementsprechend nur als leitende Beispiele?
Das maslaha-Konzept bei aṭ-Tufi prüft die Rechtsnormen auf Folgen in der Wirklichkeit. Wenn eine Norm aus einem präsumtiven Text abgeleitet wurde und in der Praxis irgendwie zur Schädigung der Menschen führt, darf man hier eher den Nutzen der Menschen verwirklichen und den Schaden abwenden. Ob die Erbteilstellen präsumtiv sind und das maslaha-Konzept zur Anwendung kommt, ist Gegenstand dieser Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
- Danksagung
- 0. Einleitung
- 0.1. Forschungsstand
- 0.2. Fragestellung
- 0.3. Zielsetzung
- 0.4. Methodik und Vorgehensweise
- 0.5. Formalia
- 1. Eine Kurzbiografie von aṭ-Ṭūfī und sein geistiger Werdegang
- 1.1. At-Tufis Leben
- 1.2. At-Ṭūfis Werke
- 2. At-Ṭūfis Konzept von maşlaḥa
- 2.1. Grundlagen des ṭūfischen Konzepts in der Tradition der Methodologie der islamischen Normenlehre (Usul al-Fiqh)
- 2.2. Einführung in das Konzept aṭ-Ṭūfīs
- 2.3. Authentizität des ḥadīt (lā ḍarara wa lā ḍirār)
- 2.4. Auslegung des ḥadīt (lā ḍarara wa lā ḍirār)
- 2.5. Bevorzugung der Berücksichtigung des maşlaḥa-Prinzips
- 2.5.1. Beweisführung
- 2.5.2. Begründung
- 2.5.3. Einschränkung auf die zwischenmenschlichen Handlungen (mu' āmalāt)
- 2.6. Widerlegung des Konsenses als Rechtsquelle
- 2.7. Spezifizierung (taḥṣīṣ)
- 2.7.1. Definition in der Uşūl-Literatur
- 2.7.2. Definition bei at-Ṭūfi
- 2.7.3. Geltungsbereich der Spezifizierung
- 2.7.4. Methode der Spezifizierung
- 2.7.5. Kritik an der Spezifizierung
- 2.8. Der Text (naṣṣ) im Sinne von at-Ṭūfi
- 2.8.1. At-Ṭūfis Verständnis vom Text
- 2.8.2. Der Text in at-Ṭūfīs anderen Werken
- 2.8.3. Welcher Text kann im Widerspruch zum Nutzen stehen?
- 2.9. Kollision von Nutzen
- 2.10. Ṭūfische Widerlegung möglicher Einwände
- 2.11. Rezeption at-Ṭūfis bei den modernen Reformisten
- 3. Die Praxis des Erbrechts und das tūfische Konzept
- 3.1. Einführung
- 3.2. Die Stellung der Frau im islamischen Erbrecht
- 3.3. Versuche, die Praxis des Erbrechts zu hinterfragen
- 3.4. Annäherungen an die Erbberechtigung der Töchter
- 3.4.1. Die Annäherung Šaḥrūrs
- 3.4.2. Die Annäherung Alrahmanys
- 3.4.3. Iğtihād in der Erbteilung
- 3.4.3.1. Der Fall von 'Abdullah ibn Mas'ud
- 3.4.3.2. Der Fall der Umariyyatān
- 3.4.3.3. Das Pflichttestament (al-Wasiyya al-Wāğiba)
- 3.4.3.4.Teilhabe am Vermögensaufbau (Al-Kadd wa al-Si'āiah) im malikitischen Recht
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das maṣlaḥa-Konzept des hanbalitischen Gelehrten Nağm ad-Dīn aṭ-Ṭūfī und dessen Anwendung auf die Erbberechtigung von Töchtern im islamischen Erbrecht. Ziel ist es, aṭ-Ṭūfīs Konzept darzustellen, zu analysieren und kritisch zu beleuchten, sowie dessen Relevanz für aktuelle juristische Fragestellungen im Islam zu erörtern.
- Das maṣlaḥa-Konzept bei aṭ-Ṭūfī und dessen methodologische Einordnung.
- Die Bedeutung des Gemeinwohls (maṣlaḥa) im islamischen Recht.
- Kritik an aṭ-Ṭūfīs Konzept und dessen Rezeption in der modernen islamischen Jurisprudenz.
- Anwendung des maṣlaḥa-Konzepts auf die Erbberechtigung von Töchtern.
- Vergleichende Analyse verschiedener Ansätze zur Reform des islamischen Erbrechts.
Zusammenfassung der Kapitel
0. Einleitung: Die Einleitung beschreibt den aktuellen Forschungsstand zum Thema, formuliert die Forschungsfrage und die Zielsetzung der Arbeit. Es wird die Bedeutung des islamischen Rechts in der heutigen muslimischen Welt hervorgehoben und die Notwendigkeit einer Auseinandersetzung mit aktuellen Problemen im islamischen Recht betont, wobei das maṣlaḥa-Prinzip als Lösungsansatz präsentiert wird. Die Arbeit gliedert sich in einen theoretischen und einen praktischen Teil und skizziert kurz den Inhalt der einzelnen Kapitel.
1. Eine Kurzbiografie von aṭ-Ṭūfī und sein geistiger Werdegang: Dieses Kapitel gibt einen Überblick über das Leben und Wirken von aṭ-Ṭūfī, ein im deutschsprachigen Raum relativ unbekannter Gelehrter. Es werden seine wichtigsten Werke genannt und sein Platz innerhalb der islamischen Rechtswissenschaft beleuchtet, um den Kontext seines maṣlaḥa-Konzepts besser zu verstehen.
2. At-Ṭūfis Konzept von maşlaḥa: Das zentrale Kapitel der Arbeit analysiert detailliert aṭ-Ṭūfīs Verständnis von maṣlaḥa. Es werden die Grundlagen seines Konzepts in der Tradition der Usul al-Fiqh erläutert, seine Auslegung des ḥadīt "lā ḍarara wa lā ḍirār" und seine Argumentation für die Priorisierung des maṣlaḥa-Prinzips untersucht. Das Kapitel geht auch auf die Kritik an aṭ-Ṭūfīs Konzept ein und beleuchtet die Rezeption seiner Ideen bei modernen Reformisten. Die Analyse der Schlüsselbegriffe wie "al-Maṣlaḥa", "an-Naṣṣ" und "at-Taḥṣīṣ" aus seinen anderen Werken liefert zusätzliche Einblicke in sein Denken.
3. Die Praxis des Erbrechts und das tūfische Konzept: Dieses Kapitel untersucht die Stellung der Frau im islamischen Erbrecht und die Versuche, die bestehende Praxis zu hinterfragen. Es werden Ansätze von islamischen Denkern wie Muḥammad Šaḥrūr und Alsayed Alrahmany präsentiert, die eine Neulektüre der koranischen und sunnitischen Texte wagen, um eine gerechtere Erbteilung zu erreichen. Das Kapitel zeigt, wie diese Versuche, die Situation der Frauen im Erbrecht zu verbessern, mit dem ṭūfischen Konzept in Verbindung gebracht werden können.
Schlüsselwörter
Maṣlaḥa, Nağm ad-Dīn aṭ-Ṭūfī, Islamisches Erbrecht, Usul al-Fiqh, Gemeinwohl, Erbberechtigung der Töchter, Rechtsmethodologie, Ijtihad, islamische Rechtsreform, Šaḥrūr, Alrahmany.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse des Maṣlaḥa-Konzepts von aṭ-Ṭūfī und dessen Anwendung auf das islamische Erbrecht
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht das Maṣlaḥa-Konzept des hanbalitischen Gelehrten Nağm ad-Dīn aṭ-Ṭūfī und dessen Anwendung auf die Erbberechtigung von Töchtern im islamischen Erbrecht. Sie analysiert aṭ-Ṭūfīs Konzept, beleuchtet es kritisch und erörtert dessen Relevanz für aktuelle juristische Fragestellungen im Islam.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: aṭ-Ṭūfīs Maṣlaḥa-Konzept und dessen methodologische Einordnung; die Bedeutung des Gemeinwohls (Maṣlaḥa) im islamischen Recht; Kritik an aṭ-Ṭūfīs Konzept und dessen Rezeption in der modernen islamischen Jurisprudenz; Anwendung des Maṣlaḥa-Konzepts auf die Erbberechtigung von Töchtern; und eine vergleichende Analyse verschiedener Ansätze zur Reform des islamischen Erbrechts.
Wer ist aṭ-Ṭūfī und warum ist er relevant?
Nağm ad-Dīn aṭ-Ṭūfī ist ein im deutschsprachigen Raum relativ unbekannter hanbalitischer Gelehrter. Die Arbeit beleuchtet sein Leben und Wirken, um den Kontext seines Maṣlaḥa-Konzepts besser zu verstehen. Seine Ideen sind relevant, weil sie einen Lösungsansatz für aktuelle Probleme im islamischen Recht bieten.
Was ist das Maṣlaḥa-Konzept bei aṭ-Ṭūfī?
Die Arbeit analysiert detailliert aṭ-Ṭūfīs Verständnis von Maṣlaḥa, seine Auslegung des Ḥadīt "lā ḍarara wa lā ḍirār" (es gibt weder Schaden noch Schädigung) und seine Argumentation für die Priorisierung des Maṣlaḥa-Prinzips. Sie untersucht seine Schlüsselbegriffe wie "al-Maṣlaḥa", "an-Naṣṣ" und "at-Taḥṣīṣ" und beleuchtet die Kritik an seinem Konzept sowie dessen Rezeption bei modernen Reformisten.
Wie wird das Maṣlaḥa-Konzept auf das Erbrecht angewendet?
Die Arbeit untersucht die Stellung der Frau im islamischen Erbrecht und Versuche, die bestehende Praxis zu reformieren. Sie präsentiert Ansätze von islamischen Denkern wie Muḥammad Šaḥrūr und Alsayed Alrahmany und zeigt, wie diese Versuche, die Situation der Frauen im Erbrecht zu verbessern, mit dem ṭūfischen Konzept in Verbindung gebracht werden können.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit basiert auf einer detaillierten Analyse von aṭ-Ṭūfīs Werken und berücksichtigt die relevante Literatur zur islamischen Rechtswissenschaft (Usul al-Fiqh), zum islamischen Erbrecht und zur modernen islamischen Rechtsreform. Sie bezieht sich explizit auf die Werke von Šaḥrūr und Alrahmany.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Die Arbeit kommt zu Schlussfolgerungen über die Bedeutung des Maṣlaḥa-Konzepts für die moderne islamische Jurisprudenz und dessen Anwendung auf die Reform des islamischen Erbrechts. Die detaillierten Ergebnisse der Analyse von aṭ-Ṭūfīs Konzept und die vergleichende Betrachtung verschiedener Reformansätze erlauben eine fundierte Bewertung der Möglichkeiten und Grenzen des Maṣlaḥa-Prinzips im modernen Kontext.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Maṣlaḥa, Nağm ad-Dīn aṭ-Ṭūfī, Islamisches Erbrecht, Usul al-Fiqh, Gemeinwohl, Erbberechtigung der Töchter, Rechtsmethodologie, Ijtihad, islamische Rechtsreform, Šaḥrūr, Alrahmany.
- Quote paper
- Mohamed Gad (Author), 2020, Das maslaha-Konzept bei At-Tufi (gest. 716/1316). Versuch der Anwendung auf die Erbberechtigung der Töchter im Islamischen Erbrecht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1031752