Eine Nation im Aufruhr, eine Welt im Konflikt: Der Boxeraufstand von 1900/1901 katapultierte China ins Zentrum eines globalen Machtspiels und offenbarte die fragile Balance zwischen Tradition und Moderne. Tauchen Sie ein in eine Zeit, in der sich das Kaiserreich China gegen die aggressive Expansion westlicher Mächte zur Wehr setzte, ein Kampf, der von tiefgreifendem Nationalismus, religiösem Fanatismus und dem verzweifelten Versuch geprägt war, die eigene Identität zu bewahren. Diese packende Analyse beleuchtet die komplexen Ursachen des Aufstandes, von der zunehmenden wirtschaftlichen und politischen Einflussnahme europäischer Nationen bis hin zur wachsenden Fremdenfeindlichkeit innerhalb der chinesischen Bevölkerung. Erforschen Sie die Rolle der Geheimbünde, insbesondere der "Boxer" selbst, deren mystische Praktiken und unerschütterlicher Glaube an ihre Unverwundbarkeit sie zu einer unberechenbaren Kraft machten. Verfolgen Sie den blutigen Verlauf des Konflikts, von den ersten Angriffen auf christliche Missionare und chinesische Konvertiten bis zur dramatischen Belagerung des Gesandtschaftsviertels in Peking und der anschließenden Intervention einer internationalen Allianz. Entdecken Sie die politischen Intrigen am Kaiserhof, die ambivalente Haltung der Kaiserinwitwe Cixi und die verheerenden Folgen für das chinesische Volk. Der Boxeraufstand ist mehr als nur ein historisches Ereignis; er ist ein Spiegelbild der Globalisierung, des Kolonialismus und des unaufhaltsamen Strebens nach nationaler Souveränität, ein Wendepunkt, der Chinas Weg ins 20. Jahrhundert nachhaltig prägte und bis heute nachwirkt. Erfahren Sie, wie dieser Konflikt die Welt veränderte und Chinas Rolle in der Weltordnung neu definierte. Eine fesselnde Reise in eine Epoche des Umbruchs, der Gewalt und des Widerstands, die das Schicksal einer ganzen Nation bestimmte. Keywords: Boxeraufstand, China, Kolonialismus, Imperialismus, Nationalismus, Kaiserreich China, Cixi, Yihetuan, Fremdenfeindlichkeit, Gesandtschaftsviertel, Peking, internationale Intervention, Geschichte Chinas, chinesische Geschichte, Konflikt, Aufstand, Geheimbünde, Missionare, politische Intrigen, Globalisierung.
Inhalt:
1. Einleitung
2. Der Boxeraufstand
2.1 Vorgeschichte
2.2 Die Anfänge und der weitere Verlauf
2.3 Wie reagierte die Regierung?
2.4 China gegen den Rest der Welt
2.5 Friedensvertrag
3. Rückführung zur Fragestellung
4. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
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China ist das Land mit der längsten bekannten Kulturgeschichte der Welt. Durch seine Lage, umgeben von Wüsten und hohen Gebirgen war es lange unberührt von äusseren Einflüssen. So stellte China erst 126 v.Chr. fest, dass es auch noch andere Kulturen ausser ihrer eigenen gab.
Es bezeichnete sich von jeher als "das Reich der Mitte", suchte keinen Handels-/Kontakt zu anderen Nationen, führte von sich aus keine Kriege, war jedoch stets von Übergriffen anderer Nationen bedroht. Zur Zeit des Boxeraufstandes befand sich China unter Fremdherrschaft der Mandschurei.
2. Der Boxeraufstand
2.1 Vorgeschichte
Der Nationalismus war in China bis ins 19. Jahrhundert hinein eine fast unbekannte Erscheinungsform. Selbst unter Fremdherrschaften hat er sich nie herausgebildet.
In der 90er Jahren des 19. Jahrhunderts begann der moderne chinesische Nationalismus nun Gestalt anzunehmen. Der Kern war die Erkenntnis, dass China nur ein Nationalstaat unter vielen war. Ausschlaggebend dafür war das Interesse der Weltgroßmächte Großbritannien, Frankreich, den USA, Russland, Japan und dem deutschen Reich an Handelsbeziehungen mit China, da sie dort einen großen Markt für ihre billigen Industriewaren sahen. Nach der Weigerung Chinas diese Handelsbeziehungen aufzubauen, führten Großbritannien und Frankreich zwei Kriege, von 1834 bis 1840 und von 1858 bis 1860, nach denen sie wirtschaftliche und politische Vorrechte sowie einen Sonderstatus für christliche Missionen erlangten. Russland, die USA, Japan und das deutsche Reich folgten ihrem Beispiel. Durch die nun erlaubte Einfuhr von billigen Industriewaren, ging das Gewerbe in den hauptsächlich ländlichen Gebieten zu Grunde.
Teile der chinesischen Bevölkerung sahen diese Ausländer als Bedrohung an und fürchteten um ihre traditionelle Lebensweise.
2.2 Die Anfänge und der weitere Verlauf
Aus Protest gegen die Abhängigkeit Chinas von den Kolonialmächten löste ein fremdenfeindlicher Geheimbund im Norden Chinas den sogenannten Boxeraufstand aus.
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Im Mai 1898 wurde erstmals in einem offiziellen Dokument die Existenz einer Geheimgesellschaft erwähnt, die das Ziel hatte alle "fremden Teufel" zu töten oder sie aus dem Land zu jagen. Charakteristisch für seine Mitglieder war ein tief verwurzelter Hass gegenüber allem Nichtchinesischen.
In Europa wurde die Bewegung unter dem Namen "Boxer"
China, Boxeraufstand 1900/01
- Gruppe bewaffneter Boxer.- Foto, um 1900.
bekannt, was auf die Ausübung einer Kampfsportart der meist jugendlichen Anhänger zurück zuschließen ist. Ihre
Eigenbezeichnung lautete jedoch Yihetuan, was übersetzt "Milizen bzw. Faustkämpfer für Gerechtigkeit und Eintracht" bedeutet. Anfangs lag ihr Schwerpunkt zwischen Schantung (Shandong) und Tschili (Qili), sie breitete sich jedoch schnell über ganz Nordchina aus.
Die gewaltsamen Aktionen der Boxer richteten sich zuerst gegen chinesische Christen; über 1000 wurden auf bestialische Weise ermordet, ihre Häuser geplündert und anschließend angesteckt. Am 31.12.1899 wurde der erste Missionar getötet.
2.3 Wie reagierte die Regierung?
Die Qing-Dynastie führte gegen die Boxer keine einheitliche Politik. Ob die Übergriffe geduldet oder unterdrückt wurden hin ganz von den Beamten vor Ort ab.
Die westlichen Diplomaten in Beijing unterschätzten die Gefahr, die von der Bewegung ausging. Erst als im Mai 1900 die Bahnlinie zwischen Beijing und der Küste zerstört, fünf europäische Ingenieure ermordet und erste Yihetuan-Kämpfer in Beijing auftauchten, erkannten sie die Bedrohung. Es war jedoch zu spät.
Ende Mai begann die Belagerung des Gesandtschaftsviertels durch Boxer und Teile der chinesischen Armee. Das diese daran teilnahm, ist durch den immer größer gewordenen Einfluss der Boxer am Hofe und die zugesicherte Unterstützung durch die Kaiserinwitwe Ts'e-hi (Cixi) zu erklären.
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Ein Boxerplakat ruft zur Tötung der Europäer auf
2.4. China gegen den Rest der Welt
Zur Befreiung der Gesandten wurde am 10. Juni eine internationale Streitmacht von 2129 Soldaten von Taku in Richtung Beijing geschickt. Diese Aktion schlug jedoch fehl, da die Boxer heftigeren Widerstand leisteten als erwartet. Die Kämpfe wurden mit "größter Erbitterung" geführt. Ein deutscher Offizier legte später in seinem Tagebuch folgende Aufzeichnung nieder: "alle Chinesen, die aufrecht stehen blieben, wurden getötet, und auch die Verwundeten nicht geschont". Doch Aufgrund der hohen Verluste auf Seiten der internationalen Armee rief man 40 km vor Beijing zum Rückzug. Dieses war ein großer Erfolg für die Boxer, denn der letzte Sieg über ausländische Armeen lag schon sehr lange zurück. Beflügelt durch den Triumph erklärte die Kaiserinwitwe am 21.06.1900 England, Frankreich, Österreich, Italien, dem deutschen Reich, Holland, Belgien, den USA und Japan gleichzeitig den Krieg.
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Kaiser Wilhelm II. bei der Verabschiedung der deutschen Soldaten in Bremerhaven
Mittlerweile war der Konflikt im Gesandtschaftsviertel eskaliert. Am 11. Juni wurde der Kanzler der japanischen Botschaft ermordet und neun Tage später, am 20. Juni der deutsche Gesandte Klemens von Kettler auf dem Weg zum chinesischen Außenministerium. Aufgrund dieses Mordes entsandte der deutsche Kaiser Wilhelm II. sofort eine "Strafexpedition" nach China. Zwischen dem 27.07.1900 und dem 04.08.1900 verließen 10 Dampfer mit ca. 11000 Freiwilligen Bremerhaven. Im September folgten noch weitere 8000. Die Soldaten wurden vom Kaiser persönlich aufgefordert "Rache zu üben", "kein Pardon zu geben", damit
"niemals wieder ein Chinese es wagt, etwa einen Deutschen auch nur scheel anzusehen".
Nicht nur das deutsche Reich, sondern auch andere Nationen sendeten ihre Truppen nach China. So befanden sich Ende Juli fast 25000 Mann auf chinesischem Boden. Anfang August wurde eine neuer Versuch gestartet Beijing zu erobern. Am 14. August gelang es dann endlich amerikanischen, britischen, japanischen und russischen Truppen die 55tägige Belagerung des Gesandtschaftsviertels aufzuheben. Was nun folgte versuchte General von
Waldersee in seinem Tagebuch festzuhalten: "Seit dem 30jährigen Kriege und den Raubzügen der Franzosen zur Zeit Ludwigs XIV. in Deutschland ist ähnliches an Verwüstung noch nicht Vorgekommen.": Die internationale Armee zerstörte und plünderte tagelang.
Nach der Einnahme Beijings kehrte Cixi, die ins Landesinnere nach Xi'an geflohen war, zurück, verurteilte nun die Boxer-Aktionen, die sie zuvor tatkräftig unterstützt hatte und entsendete Beamten mit dem Auftrag Friedensverhandlungen einzuleiten.
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Deutsche Marinesolda-
ten verwüsten als Vergeltung das Außen- ministerium.
Farbdruck. Aus: Le Petit Journal, Supp-
lement Illustre,
11.Jg. Paris, 22.7.1900
Berlin, Slg. Archiv f. Kunst
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Boxeraufstand und wann fand er statt?
Der Boxeraufstand war ein fremdenfeindlicher Aufstand in China, ausgelöst durch einen Geheimbund im Norden Chinas. Er fand um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert statt, insbesondere um das Jahr 1900.
Was waren die Ursachen des Boxeraufstands?
Die Hauptursachen waren der wachsende Einfluss ausländischer Mächte in China, die erzwungenen Handelsbeziehungen, der Verlust traditioneller Lebensweisen durch die Einfuhr billiger Industriewaren und die damit verbundene Verarmung der ländlichen Bevölkerung, sowie die Sonderrechte für christliche Missionen.
Wer waren die Boxer?
Die Boxer waren Mitglieder eines fremdenfeindlichen Geheimbundes, der sich Yihetuan nannte, was übersetzt "Milizen bzw. Faustkämpfer für Gerechtigkeit und Eintracht" bedeutet. Sie praktizierten Kampfsportarten und hatten das Ziel, alle "fremden Teufel" zu töten oder aus dem Land zu vertreiben.
Wie reagierte die chinesische Regierung auf den Boxeraufstand?
Die Qing-Dynastie führte keine einheitliche Politik gegenüber den Boxern. Die Reaktion hing von den lokalen Beamten ab, wobei einige die Übergriffe duldeten oder sogar unterstützten, während andere sie unterdrückten. Später unterstützte die Kaiserinwitwe Cixi die Boxer.
Welche Rolle spielten die ausländischen Mächte bei der Niederschlagung des Boxeraufstands?
Die ausländischen Mächte, darunter Großbritannien, Frankreich, die USA, Russland, Japan und das Deutsche Reich, entsandten Truppen nach China, um ihre Bürger und Interessen zu schützen. Sie bildeten eine internationale Streitmacht, die das Gesandtschaftsviertel in Beijing befreite und den Aufstand niederschlug.
Was war das Ergebnis des Boxeraufstands?
Der Boxeraufstand endete mit der Niederlage der Boxer und der chinesischen Regierung. China wurde gezwungen, einen Friedensvertrag zu unterzeichnen, der hohe Reparationszahlungen und weitere Zugeständnisse an die ausländischen Mächte beinhaltete.
Welche Rolle spielte Kaiser Wilhelm II. im Boxeraufstand?
Kaiser Wilhelm II. entsandte eine "Strafexpedition" nach China und forderte seine Soldaten auf, "Rache zu üben" und "kein Pardon zu geben". Seine Rhetorik trug zur Eskalation des Konflikts und zu den Grausamkeiten bei, die von den internationalen Truppen begangen wurden.
Was geschah mit der Kaiserinwitwe Cixi nach dem Boxeraufstand?
Nach der Einnahme Beijings durch die internationalen Truppen floh Cixi ins Landesinnere nach Xi'an. Nach ihrer Rückkehr verurteilte sie die Boxer-Aktionen und entsandte Beamten mit dem Auftrag, Friedensverhandlungen einzuleiten.
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- Gisela Bruckwilder (Author), 2001, Der Boxeraufstand: Eine Revolte der "Ewig-Gestrigen"?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/103170