Was treibt einen jungen Menschen dazu, rote Linien auf die Haut zu ritzen und am Abgrund des Lebens zu stehen? Brigitte Blobels Roman „Rote Linien“ wirft einen schonungslosen Blick auf die seelische Zerrissenheit der Jugendlichen Kitty, einst Musterschülerin, nun gefangen in einem Netz aus Leistungsdruck, familiärer Kälte und sozialer Isolation. Als Kitty sich immer weiter zurückzieht, die Schule verweigert und in selbstverletzendem Verhalten flüchtet, scheinen ihre Hilferufe ungehört zu verhallen. Einzig Sven, ein aufmerksamer Freund, erkennt die verzweifelte Lage und versucht, ihr beizustehen, doch auch er stößt bald an seine Grenzen. Der Roman thematisiert auf eindringliche Weise die Tabuisierung von Suizidalität und psychischen Erkrankungen im Jugendalter und zeigt die Ohnmacht und Hilflosigkeit, die sowohl Betroffene als auch ihr Umfeld empfinden. Blobel scheut sich nicht, die düsteren Abgründe der Depression und Selbstverletzung darzustellen, ohne dabei in Kitsch oder Oberflächlichkeit zu verfallen. Vielmehr gelingt es ihr, ein authentisches und bewegendes Porträt einer jungen Frau zu zeichnen, die um ihr Leben kämpft. „Rote Linien“ ist ein aufrüttelnder Appell, genauer hinzusehen, Signale ernst zu nehmen und offen über psychische Probleme zu sprechen. Es ist ein Buch, das Mut macht, die eigene Angst vor dem Tod zu überwinden und Betroffenen mit Empathie und Verständnis zu begegnen. Es ist eine Geschichte über Freundschaft, Hoffnung und den langen Weg zurück ins Leben, eine wertvolle Lektüre für Jugendliche, Eltern, Lehrer und alle, die sich für das Thema Suizidprävention interessieren. Kann Sven Kitty retten, bevor es zu spät ist? Wird Kitty einen Weg aus der Dunkelheit finden und ihre roten Linien in ein Zeichen der Hoffnung verwandeln? Eine Geschichte über Verzweiflung und Neuanfang, die den Leser nicht unberührt lässt und zum Nachdenken anregt. Ein Muss für alle, die sich mit den Themen Jugend, Suizid, Depression und Selbstverletzung auseinandersetzen möchten.
Buchvorstellung: „Rote Linien“ von Brigitte Blobel
„Die Oberärztin verschwindet. Jetzt ist Kitty allein mit dem Professor. Er lächelt immer noch. Er macht eine Schleife aus dem Rest der Mullbinde. „So“, sagt er, „das wär’s für dieses Mal. Wie oft hast du das schon gemacht?“ „Was?“, fragt Kitty. „Versucht dir das Leben zu nehmen.“ „Ich weiß nicht“, murmelt Kitty. „Das glaub ich dir nicht“, sagt der Professor, „das wissen sie immer alle ganz genau. Also wie oft?“ „Dreimal“, flüstert Kitty.
„Oh“, erschrocken presst die Schwester ihre Hand gegen den Mund. Der Professor wirft ihr einen vorwurfsvollen Blick zu und sie verschwindet lautlos aus dem Krankenzimmer.
„Dreimal?“, wiederholt der Professor sanft. Kitty nickt. Sie wendet den Kopf ab. Tränen laufen über ihr Gesicht. Auf einmal ist es ihr, als würde eine Welle von Selbstmitleid sie einfach wegschwemmen, wie Strandgut, das man am Ufer zurückläßt. Sie fühlt sich hilflos, ein Bündel Haut und Knochen, so sinnlos ihr Leben, so traurig und ohne Hoffnung. Sie fährt verlegen mit der Hand über die Augen. Aber der Professor drückt ihren Arm sanft herunter. „Tränen sind gut“, sagt er leise, „Tränen müssen sein. Weine es nur heraus, Kitty. Das ist gut.“Kitty muss daran denken, wie sie das erste Mal versucht hat sich umzubringen. Wie sie auf der Brücke gestanden ist über den Eisenbahngleisen. Eine Eisenbrücke. Es war Winter gewesen und das Eisen so kalt, dass sie Angst hatte, ihre Finger würden am Geländer festfrieren.“
Darf man sich das Leben nehmen?
Das ist nicht nur eine moralische oder ethische Frage. Man sollte vor allem darüber nachdenken, was einen Menschen dazu veranlasst darüber nachzudenken oder es sogar erfolgreich oder erfolglos zu versuchen?
Was veranlasst einen jungen Menschen dazu, einen Menschen in unserem Alter?
Einige Menschen denken häufiger über diese Fragen nach, andere weniger oft. Aber viele, wenn man nicht sogar sagen kann alle haben sich diese Fragen schon einmal gestellt oder sind in anderer Form mit diesem Thema, das in unserer Gesellschaft viel zu taburisiert ist, in Berührung gekommen. Aber was wissen wir eigentlich über Suizid und dergleichen? Aber was geht wirklich in so einen Menschen vor, der daran denkt sich das Leben zu nehmen oder es sogar versucht hat. Wir alle denken mal mehr und mal weniger über den Sinn des Lebens nach, aber deswegen hat man ja nicht sofort Suizidgedanken oder versucht sich das Leben zu nehmen. Wir beschränken uns mal nur auf Menschen in unserem Alter, Jugendliche, junge Erwachsene. In Deutschland ist Suizid die zweit-dritt häufigste Todesursache bei Jugendlichen. In Deutschland starben beispielsweise 1996 12225 Menschen durch Suizid; 795 waren jünger als 25 Jahre. Ein Jugendlicher, der daran denkt sich das Leben zu nehmen, befindet sich häufig in einer tiefen Lebenskrise, die mit inneren oder äußeren Konflikten verbunden ist und die man nicht selten auf Beziehungsstörungen in der Familie zurückführen kann. Nach außen, zu uns, gelangen häufig nur verschlüsselte, widersprüchliche und nicht ohne weiteres verständliche Signale. Zum Beispiel ziehen sich die jungen Menschen in sich zurück, brechen Freundschaften ab, gehen nicht mehr zur Schule, werden eß-oder magersüchtig. Auf diese Signale reagieren wir oft mit Unverständnis, fühlen uns vielleicht auch überfordert und wissen nicht, was wir tun sollen oder wie wir reagieren können. Häufig sehen unsere Reaktionen dann zum Beispiel so aus: “Reiß dich doch zusammen“ oder „Nicht nur dir geht es schlecht, andere Leute haben auch Probleme und jammern nicht so rum.“ Durch dieses Unverständnis, die zurückweisenden Reaktionen und die in uns vorhandene Angst über dieses Thema zu sprechen, fühlt sich der Jugendliche immer weniger in seinen Ängsten und Nöten ernstgenommem und verschließt sich immer weiter. Der Jugendliche schweigt lieber aus Angst, seine Umwelt noch mehr zu schockieren, wenn er über seine Angst und Verzweiflung spricht. Wir als Mitmenschen nehmen diese Signale vielleicht sogar sehr deutlich wahr, aber entweder trauen wir uns nicht offen darüber zu sprechen begründet in unserer eigenen Angst vor dem Tod oder wir glauben durch unser Schweigen am Besten helfen zu können. Der Selbstmordversuch ist dann scheinbar der letzte Weg um zuzeigen, daß man so nicht mehr weiter leben will oder kann. Der Selbstmordversuch ist für den Jugendlichen dann der letzte Weg, um auf sich aufmerksam zu machen und Hilfe zu bekommen. Diese jungen Menschen brauchen professionelle Hilfe. Aber was können wir als Freunde, Bekannte oder Mitmenschen tun?
Wichtig ist, dass über dieses Thema gesprochen wird. Das Dinge wie Suizid, Selbstmordversuch , selbstverletzendes Verhalten oder Eßstörungen offen auf den Tisch kommen und wir uns nicht schämen darüber zu sprechen. Wir können helfen, indem wir zuhören und Mut machen, den Schritt zur professionellen Hilfe zu gehen und Mut machen, diese in Anspruch zu nehmen.
Über dieses in unserer Gesellschaft viel zu taburisierte Thema gibt es viele wissenschaftliche, psychologische, häufig sehr komplizierte und schwer verständliche Sachbücher. Einen Roman jedoch, der wirklich anspricht und auch zum nachdenken anregt ist nur schwer zu finden. Häufig handeln diese Büchern dann von Personen mit denen sich Jugendliche nur selten identifizieren können oder es sind Aneinanderreihungen von autobiographischen, kurzen Lebensdarstellungen.
Kitty, die Hauptperson indem Buch „Rote Linien“ von Brigitte Blobel, war eigentlich immer eine gute Schülerin. Der Schulstoff viel ihr nur so zu, alle haben sie bewundert und Kitty war der Liebling der Klasse. Aber seit einigen Monaten ist das anders. Kitty fühlt sich in ihrer Haut nicht mehr wohl. Sie wird schlecht in der Schule und zieht sich zurück. Ihre ziemlich konservativen Eltern reagieren darauf mit Unverständnis und setzten sie mit Bestrafungen unter Druck. Doch dadurch wird alles nur noch schlimmer. Ihre Freunde wenden sich von ihr ab und niemand will mehr so richtig etwas mit ihr zu tun haben. Kitty geht nicht mehr zur Schule und versucht so ihrem inneren Druck auszuweichen. Dann lernt sie Sven kennen, dieser spricht Kitty vor der Schule an ,nachdem er sie bei Mc Donalds beobachtete hat, wo sie scheinbar bewegungslos vor sich hinstarrte , ohne sich durch irgendetwas beeinflussen zu lassen. Auch auf der Schulmauer saß Kitty wieder bewegungslos, vor sich hinstarrend und Sven wollte unbedingt herausbekommen, was mit ihr los sei. Mit diesem Gespräch beginnt für Kitty seit langen mal wieder eine Freundschaft und sie fühlt sich von Sven verstanden. Mit ihren Eltern kann Kitty schon lange nicht mehr reden und sie hat das Gefühl, als wenn ihr zu Hause die Decke auf den Kopf fallen würde. Mit Hilfe von Sven packt sie eines Abends ihre Sachen und verlässt ihr Elternhaus fürs erste, um bei Sven zu wohnen. Dieser beginnt sich nachdem er die dünnen roten Linien auf ihrem Arm entdeckt hat und nachts bemerkt, wie sie sich die Arme aufkratzt, ernsthafte Sorgen zu machen und fühlt sich mit der Situation überfordert. Trotz ihres Versprechens Sven gegenüber, die Schule wieder regelmäßiger zu besuchen, verlässt Kitty diese am nächsten Tag schon nach wenigen Minuten, weil sie sich diesem Druck nicht gewachsen fühlt. Für Sven läuft an diesem Tag alles schief. In der Schule kann er sich nicht konzentrieren und als er sich mit einem Freund über Kitty unterhält, wächst seine Angst immer mehr und ihm wird immer mehr bewusst, das Kitty dringend professionelle Hilfe braucht. Doch woher bekommt sie diese? Wer kann Kitty wirklich helfen? Nachdem Sven erfahren hat, dass Kitty wieder nicht in der Schule war macht er sich sofort auf den Weg um sie zu suchen. Doch je länger er sucht, desto größer wird seine Wut. Als er schließlich völlig erschöpft zu Hause ankommt, will er erstmal nichts mehr von Kitty wissen und ist ziemlich enttäuscht von ihr.
Genau diese Situation in der Kitty sich befindet ist so eine Situation, wo junge Menschen nicht mehr weiter wissen, mit Schulverweigerung und selbstverletzendem Verhalten reagieren, unter einem enormen Druck stehen und möglicherweise versuchen sich das Leben zu nehmen. Häufig ist der Druck so groß, dass sie es allein nicht schaffen den Schritt zur professionellen Hilfe zu gehen. Freunde fühlen sich mit diesen Situationen völlig überfordert und wenden sich nicht selten völlig von dem Jugendlichen ab, aus Angst etwas falsch zu machen.
Auch Kitty versucht ihr Leben zu beenden und als Sven nach Hause kommt, liegt sie vor seiner Tür und bewegt sich nicht mehr. In Sven wächst die Panik, noch nie hat er einen Menschen gesehen der so aussah, wie Kitty jetzt. Dann sieht er das Kittys Arme völlig voller Blut sind, ohne wirklich zu wissen, was er tut, ruft er nach Hilfe. Ein Nachbar benachrichtigt den Notarztwagen und versucht zu helfen, während Sven völlig neben sich steht. Kitty wird ins Krankenhaus gebracht und nachdem man ihr das Leben gerettet hat, in die Kinder- und Jugendpsychiatrie verlegt. Als sie dort aufwacht, weiß sie zuerst gar nicht mehr, was überhaupt passiert ist. Nur langsam gewöhnt sie sich an ihr momentanes „Zuhause“ und an den Gedanken, dass sie wohl eine ganze Weile im Krankenhaus bleiben muss. Nur langsam verheilen ihre Wunden, die sie sich immer wieder blutig kratzt. Nur langsam kann sich Kitty an den Gedanken gewöhnen, dass sie hier über ihre Ängste und Probleme reden darf und das man ihr hier zuhört und versucht ihr zu helfen. Am Ende des Buches kann Kitty wieder ein wenig den Sinn in ihrem Leben sehen. Sicher wird es noch eine Weile dauern, bis sie wieder ganz gesund ist, aber hier bekommt sie die professionelle Hilfe, die sie braucht.
Häufig gestellte Fragen zu "Rote Linien" von Brigitte Blobel
Worum geht es in dem Buch "Rote Linien"?
Das Buch "Rote Linien" von Brigitte Blobel handelt von Kitty, einer jungen Frau, die unter innerem Druck leidet, Schulprobleme hat und sich zurückzieht. Sie ritzt sich und unternimmt Suizidversuche. Die Geschichte beleuchtet ihre Krise, ihre Beziehung zu ihrem Freund Sven, der ihr helfen will, und ihren Weg in die Kinder- und Jugendpsychiatrie, wo sie professionelle Hilfe erhält.
Was sind die Hauptthemen des Buches?
Die Hauptthemen des Buches sind Suizidgedanken, Selbstverletzung, psychische Gesundheit, Freundschaft, familiäre Probleme, der Umgang mit Krisen und die Bedeutung professioneller Hilfe.
Wer ist Kitty?
Kitty ist die Hauptfigur des Buches. Sie war früher eine gute Schülerin, gerät aber in eine Krise, zieht sich zurück, ritzt sich und versucht, sich das Leben zu nehmen.
Wer ist Sven und welche Rolle spielt er?
Sven ist Kittys Freund. Er versucht, ihr zu helfen, erkennt ihre Probleme und ermutigt sie, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Er fühlt sich jedoch mit der Situation oft überfordert.
Was passiert, nachdem Kitty einen Suizidversuch unternimmt?
Nach ihrem Suizidversuch wird Kitty ins Krankenhaus gebracht und anschließend in die Kinder- und Jugendpsychiatrie verlegt. Dort erhält sie die professionelle Hilfe, die sie benötigt, um ihre Probleme zu bearbeiten und einen neuen Sinn in ihrem Leben zu finden.
Warum ist das Buch wichtig?
Das Buch ist wichtig, weil es ein ernstes und tabuisiertes Thema wie Suizid und Selbstverletzung anspricht. Es ist leicht verständlich und regt zum Nachdenken an. Es kann dazu beitragen, das Bewusstsein für psychische Probleme zu schärfen und zu einem offeneren Umgang mit diesen Themen anzuregen.
Welche Signale können auf Suizidgefährdung hinweisen?
Mögliche Signale sind Rückzug, Abbruch von Freundschaften, Schulverweigerung, Essstörungen, selbstverletzendes Verhalten und verschlüsselte Botschaften über Verzweiflung.
Was kann man tun, wenn man den Verdacht hat, dass jemand suizidgefährdet ist?
Es ist wichtig, das Gespräch zu suchen, zuzuhören, Mut zu machen, professionelle Hilfe zu suchen und selbst keine Angst vor dem Thema zu haben. Man sollte die Person ernst nehmen und ihr zeigen, dass man für sie da ist.
An wen kann man sich wenden, wenn man Hilfe benötigt?
Es gibt verschiedene Anlaufstellen für Menschen in Krisensituationen, wie z.B. Beratungsstellen, Therapeuten, Ärzte oder die Telefonseelsorge.
Wie wird das Thema Psychiatrie in dem Buch dargestellt?
Die Darstellung der Kinder- und Jugendpsychiatrie wird als etwas naiv beschrieben, dennoch wird die Bedeutung professioneller Hilfe hervorgehoben.
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- Iris Bartenstein (Author), 2001, Blobel, Brigitte - Rote Linien oder Suizid bei Kindern und Jugendlichen #, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/103155