Basale Stimulation in der Pflege
BASAL: bedeutete, dass das Kind keinerlei Vorleistungen zu erbringen hat (z.B.: nicht sprechen, keine gezielten Bewegungen ausführen, ...)
STIMULATION: meinte damals vor allem, dass den Kindern von außen, durch Pädagogen und Therapeuten Angebote gemacht werden
Geschichte der Basalen Stimulation:
Basale Stimulation in der Pflege ist ein Konzept, das ursprünglich von dem Sonder- pädagogen und Psychologen Prof. Dr. Andreas Fröhlich zur Früh- und Wahr- nehmungsförderung bei geistig und körperlich behinderten Kindern entwickelt wurde. Gemeinsam mit der Krankenschwester und Diplompädagogin Christel Bienstein wurde dieses Konzept in den 80er Jahren in die Erwachsenenpflege übertragen und bewährt sich mittlerweile in vielen Bereichen der Pflege.
Welche Gedanken liegen zugrunde ?
Fröhlich hat in den 70er Jahren ein neues Konzept zur Förderung schwerst bzw. mehrfach behinderter Kinder entwickelt, da die damalige Versorgung dieser Kinder sehr unbefriedigend war. Er war der Überzeugung, dass auch schwerstbehinderte Kinder Erlebnis- und Wahrnehmungsfähig sind, auch wenn Außenstehende dies kaum registrieren können. Gleichzeitig verspüren diese Kinder ein elementares (grundlegendes) Bedürfnis nach Wahrnehmung, Bewegung und Kommunikation, können dieses Bedürfnis aber nur schwer selbständig erfüllen. Die Konsequenzen dieser sensorischen Deprivation (die Sinne betreffender Entzug von Liebe und Zuwendung) können für die Betroffenen zusätzliche Wahrnehmungsstörungen und eine psychosoziale Isolation mit allen Formen des Hospitalismus bedeuten.
Wenn diese Kinder aber tatsächlich etwas wahrnehmen können, so sind sie auch kommunikationsfähig.
Es gibt verschiedene Wahrnehmungsbereiche:
- Somatische (körperliche) Wahrnehmung
- Vestibuläre Wahrnehmung (den Gleichgewichtssinn betreffend)
- Orale Wahrnehmung (den Mund betreffend)
- Olfaktorische Wahrnehmung (den Geschmackssinn betreffend)
- Visuelle Wahrnehmung (den Sehsinn betreffend)
- Auditive Wahrnehmung (den Gehörsinn betreffend)
- Taktile Wahrnehmung (den Tast- und Spürsinn betreffend)
Mit einem entwicklungsorientierten Ansatz hat Fröhlich den Kindern voraussetzungslose Wahrnehmungserfahrungen angeboten:
- ein Spüren der Körpergrenzen
- ein Sich-in-Bewegung-erleben
- eine Lageveränderung im Raum
- das Entdecken des Inneren durch Vibrationen (somatische = körperliche , vestibuläre = Gleichgewichtssinn, vibratorische Erfahrungen)
Fröhlich hat erfolgreich entdeckt, dass die Kinder in ihren Möglichkeiten darauf reagiert haben und konnte so eine grundlegende Kommunikation entwickeln, die Kinder in ihrem Erleben begleitet und ihre Fähigkeiten fördert.
Was ist das Ziel dieser Pflege ?
Ziel der Basalen Stimulation in der Pflege ist die Begleitung und Förderung in der Fähigkeit zur Wahrnehmung, Bewegung und Kommunikation.
Welche Menschen brauchen basal stimulierende Pflege ?
Alle Menschen, die in ihrer Fähigkeit zur Wahrnehmung, Bewegung und Kommunikation eingeschränkt oder gestört sind z.B.:
- Bewußtlose
- Beatmete
- Desorientierte
- Schädel-Hirn-Traumatisierte
- Sterbende
- Menschen mit Alzheimer
- stark in ihrer Beweglichkeit eingeschränkte Patienten
- Behinderte
- Frühgeborene Kinder
-
Wann ist Pflege basal stimulierend ?
Basal stimulierende Pflege entwickelt sich aus der Beziehung zwischen Patient und Pflegendem, sie ist hoch individualisiert (d.h.: auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt) und bietet dem Patienten gezielt aktivierende und fördernde Wahrnehmungsmöglichkeiten an.
Fröhlich: „Der Mensch wird auf seinem Weg begleitet.“
Es werden ebenso keine Maßnahmen am Patienten durchgeführt, sondern die
- Pflege wird mit ihm gemeinsam entwickelt.
- Pflege wird hier als ein Angebot verstanden, über dessen Annahme der Patient entscheidet.
- Pflege ist Basis zur Kommunikation.
Es wird dabei eine Kommunikationsform gewählt, die der Patient wahrnehmen und verarbeiten kann, zum Beispiel eine basal stimulierende Ganzkörper-waschung oder eine bestimmte Geschmacksrichtung.
Die Erlebnisebene des Patienten ist dabei vor allem entscheidend. Eine Kommunikation wird ihm dabei vermittelt, die sich bei schwer wahrnehmungs-gestörten Patienten auf elementare Inhalte bezieht:
- sich selbst erleben
- die Grenzen des Körpers erspüren
- eine Welt außerhalb des Körpers wahrnehmen
- die Gegenwart eines anderen, interessierten Menschen fühlen.
„Basal stimulierende Pflege ist strukturiert, sie vermittelt eine Körper- und Umwelterfahrung, berücksichtigt die individuelle Normalität des Patienten, ist sinngebend und immer ein in Beziehung treten, sie begleitet und unterstützt den Patienten auf seinem Weg. Dies bedeutet nicht zwangsläufig einen zeitlichen Mehraufwand, es geht vielmehr darum, die bisherige Pflege anders zu organisieren.“ Zitat von A. Montague
Literatur:
Basale Stimulation in der Pflege
Bienstein, C.; Fröhlich, A., Verlag Selbstbestimmtes Leben, Düsseldorf 1997 Eine vollständig überarbeitete Auflage erscheint diesen Sommer!
Bewußtlos
Bienstein; Fröhlich (Hrsg.), Verlag Selbstbestimmtes Leben , Düsselorf 1994
Basale Stimulation - das Konzept
Fröhlich, A., Verlag Selbsbestimmtes Leben, Düsseldorf 1998
Fördern - Pflegen - Begleiten
Bienstein, C.; Fröhlich, A.; Haupt, (Hrsg.), Verlag Selbstbestimmtes Leben, Düsseldorf 1997
Basale Stimulation - Neue Wege in der Intensivpflege
Nydahl, P.; Bartoszek, G. (Hrsg.), Urban Fischer, München 2000 Ab Juni gibt es die dritte überarbeitete Auflage!
Basale Stimulation - Neurowissenschaftliche Grundlagen
Prof. Dr. L. Pickenhain. Verlag selbstbestimmtes leben, Düsseldorf 8/98