Die vorliegende Arbeit möchte insbesondere zwei Fragen beantworten: Zum einen erforscht sie, ob Unternehmen das nach § 115 Abs. 5 Satz 1 gewährte Wahlrecht aus üben und eine freiwillige prüferische Durchsicht ihrer Halbjahresfinanzberichte veranlassen. Zum anderen fragt sie, wo Ziele und Grenzen der Zwischenberichterstattung liegen und welchen Beitrag eine prüferische Durchsicht zur Erreichung dieser Ziele leisten kann.
Mit der stetig voranschreitenden Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit sowie der Globalisierung der Kapitalmärkte in den vergangenen Jahrzehnten hat auch ein tief-greifender Wandel im Bereich der Wirtschaftsprüfung stattgefunden. In Folge struktureller Veränderungen und gestiegener Informationsbedürfnisse der Stakeholder wurde der Bedarf an neuen Bestätigungsleistungen – neben der klassischen Jahresabschlussprüfung – immer größer. Ein Resultat dieser Entwicklungen ist die freiwillige prüferische Durchsicht des Halbjahresfinanzberichts. Während insbesondere in anglo-amerikanischen Ländern bereits seit vielen Jahren die prüferische Durchsicht ein fester Bestandteil der Wirtschaftsprüfung ist, müssen sich börsennotierte Unternehmen in Deutschland erst seit 2007 gezielt mit der Frage der Durchführung einer prüferischen Durchsicht beschäftigen.
Mit der Neugestaltung der Zwischenberichterstattung durch das Transparenzrichtlinie-Umsetzungsgesetz (TUG), welches auf die Stärkung des Vertrauens der Anleger durch eine frühzeitige Bekanntmachung von zuverlässigen und umfassenden Informationen abzielte, wurden die bis dahin im Börsengesetz (BörsG), der Börsenzulassungsverordnung (BörsZulV) und der jeweiligen Börsenordnung festgelegten Regelungen zur Zwischenberichterstattung börsennotierter Unternehmen außer Kraft gesetzt und im Wertpapierhandelsgesetz (WpHG) verankert. Während die Möglichkeit zur Durchführung einer freiwilligen prüferischen Durchsicht schon vor der Einführung des TUG bestand, wurde mit der Umgliederung der Regelungen zur Zwischenberichterstattung in das WpHG eine wichtige Neuerung eingeführt. Diese Neuerung schreibt kapitalmarktorientierten Unternehmen seit 2007 vor, im Halbjahresfinanzbericht eine explizite Angabe zu machen, sofern dieser keiner prüferischen Durchsicht unterzogen wurde (sog. Negativvermerk).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Grundlagen der Zwischenberichterstattung
- Rechtliche Grundlagen der Zwischenberichterstattung
- Ziele und Funktionen der Zwischenberichterstattung
- Anlegerschutz
- Funktionenschutz
- Informationsfunktion
- Empirische Analyse der Halbjahresfinanzberichte
- Festlegung der analysierten Grundgesamtheit
- Grundlagen der Datenerhebung und Gang der Untersuchung
- Ergebnisse der empirischen Analyse
- Veranlassung einer freiwilligen prüferischen Durchsicht
- Bezeichnung der Halbjahresfinanzberichte
- Umfang der Halbjahresfinanzberichte
- Beauftragte Wirtschaftsprüfungsgesellschaften
- Branchenzusammenhänge
- Abschließende kritische Reflexion
- Zusammenfassung der zentralen Ergebnisse
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die prüferische Durchsicht von Halbjahresabschlüssen bei DAX-Segmentunternehmen. Sie untersucht die Gründe für die Durchführung einer solchen Durchsicht, die Form und den Umfang der Halbjahresfinanzberichte sowie die beteiligten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. Ziel ist es, einen Einblick in die Praxis der Zwischenberichterstattung im deutschen Kontext zu gewinnen und die Rolle der prüferischen Durchsicht im Anlegerschutz und in der Funktionsfähigkeit des Kapitalmarktes zu beleuchten.
- Prüferische Durchsicht von Halbjahresabschlüssen
- Ziele und Funktionen der Zwischenberichterstattung
- Empirische Analyse der Halbjahresfinanzberichte von DAX-Segmentunternehmen
- Rolle der Wirtschaftsprüfungsgesellschaften
- Anlegerschutz und Funktionsfähigkeit des Kapitalmarktes
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit widmet sich der Einleitung und stellt den Kontext der prüferischen Durchsicht von Halbjahresabschlüssen vor. Es werden die wichtigsten rechtlichen Grundlagen der Zwischenberichterstattung in Deutschland erläutert, insbesondere die Rolle des Transparenzrichtlinie-Umsetzungsgesetzes (TUG) und des Wertpapierhandelsgesetzes (WpHG). Das zweite Kapitel behandelt die Ziele und Funktionen der Zwischenberichterstattung, wobei die Schwerpunkte auf dem Anlegerschutz, dem Funktionsschutz und der Informationsfunktion liegen. Das dritte Kapitel präsentiert die empirische Analyse der Halbjahresfinanzberichte von DAX-Segmentunternehmen. Es untersucht die Gründe für die Durchführung einer freiwilligen prüferischen Durchsicht, die Form und den Umfang der Halbjahresfinanzberichte sowie die beteiligten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. Das vierte Kapitel bietet eine abschließende kritische Reflexion der gewonnenen Erkenntnisse und gibt einen Ausblick auf mögliche zukünftige Entwicklungen im Bereich der Zwischenberichterstattung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themenfeldern Zwischenberichterstattung, prüferische Durchsicht, Halbjahresfinanzbericht, DAX-Segmentunternehmen, Anlegerschutz, Funktionsfähigkeit des Kapitalmarktes, Transparenzrichtlinie-Umsetzungsgesetz (TUG), Wertpapierhandelsgesetz (WpHG), Wirtschaftsprüfungsgesellschaften und Branchenzusammenhänge. Die empirische Analyse beleuchtet die Praxis der freiwilligen prüferischen Durchsicht von Halbjahresabschlüssen und liefert wertvolle Einblicke in die aktuellen Entwicklungen im Bereich der Finanzberichterstattung.
- Quote paper
- Marvin Kohr (Author), 2021, Empirische Analyse der DAX-Segmentunternehmen. Prüferische Durchsicht von Halbjahresabschlüssen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1031138