Die Masterarbeit beschäftigt sich mit dem Schriftsteller Adalbert Stifter und seinem Bezug zum Katholizismus. Stifter wird aufgrund der inhaltlichen Thematik und Motivik seiner Werke in der Literaturwissenschaft vorwiegend als Autor katholischer (Erbauungs-)Literatur betrachtet. Die eingehendere Beschäftigung mit den Widersprüchen einer ausschließlich "katholischen" Betrachtungsweise seiner literarischen Werke führt allerdings zur Frage, inwieweit Stifter tatsächlich zur Kategorie katholischer Autoren gezählt werden kann und ob sich ein explizit "katholisches" Kernmotiv in seinen Romanen und Erzählungen auffinden lässt.
Um dieser Frage nachzugehen soll zunächst der Begriff der "katholischen Literatur" erläutert werden. Anhand von prototypischen Autor*Innen des Genres und ihrer Werke, sollen sich paradigmatische Beispiele für "katholische Autorenschaft" aufweisen lassen, wobei die Auswahl auf die beiden österreichischen Autorinnen Enrica von Handel-Mazzetti und Gertrud Fussenegger beschränkt wurde. Im Anschluss an die Begriffs- und Genrebestimmung soll die Untersuchung des christlichen Welt- und Menschenbildes Stifters erste Hinweise auf dessen philosophische und ethische Weltanschauung und Geisteshaltung liefern. Ergänzt wird die Betrachtung von Adalbert Stifters moralischen sowie erzieherischen Leitvorstellungen durch die Analyse der Rolle der pädagogischen Strömung des Herbartianismus und der aus dieser Strömung entstammenden Formalästhetik.
Rekurrierend auf das Kernthema dieser Arbeit, der Rolle des Katholizismus in Stifters kleiner und großer Prosa, wird das Verhältnis zwischen Kunst und Religion und dessen Bedeutung für die Pädagogik beleuchtet. Danach erfolgt die Analyse der sechs Erzählungen in Stifters Erzählband "Bunte Steine" sowie die Untersuchung der Romane "Der Nachsommer" und "Witiko". Die Betrachtung der einzelnen Erzählungen aus "Bunte Steine" erfolgt dabei unter dem Gesichtspunkt der Bedeutung der katholischen Motivik in den literarischen Werken und ihrer Rolle für das Handlungsgeschehen.
Inhaltsverzeichnis
- 1.) Einführung in die Fragestellung.
- 2.) Was ist, Katholische Literatur'?
- 2.1) Katholische Autorenschaft am Beispiel von Enrica von Handel-Mazzetti und Gertrud Fussenegger.
- 2.2) Anthropologie und Christentum bei Adalbert Stifter.
- 3.) Der Herbartianismus als philosophisch-pädagogische Strömung in der k.-u.-K.-Monarchie und sein Einfluss auf Adalbert Stifters pädagogische und literarische Werke.
- 3.1) Zum Begriff des, Herbartianismus' und seine Bedeutung für die Pädagogik und katholische Reformbewegung im Österreich des 19.Jahrhunderts.
- 3.2) Die Rolle der Herbart'schen Reformbestrebungen in Stifters literarischem Werk.
- 4.) Zum Kunstbegriff Adalbert Stifters und seine Beziehung zur Religion.
- 5.) Über die christliche Motivik in Stifters Erzählband ,Bunte Steine‘.
- 6.) Zur,Achtsamkeitslehre' Adalbert Stifters und den Kategorien der göttlichen Vorsehung und der göttlichen Ordnung im Roman ,Der Nachsommer'.
- 6.1) Das teleologische Weltbild und das göttliche Ordnungsprinzip in Stifters Roman, Der Nachsommer'.
- 6.2) Über den Achtsamkeitsbegriff in Stifters ,sanftem Gesetz'.
- 7.) Die religiöse Erzählstruktur in Stifters Roman, Witiko‘.
- 8.) Fazit und Beantwortung der Fragestellung.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Masterarbeit analysiert die Werke Adalbert Stifters im Hinblick auf die Frage, ob er als "katholischer Autor" bezeichnet werden kann. Die Arbeit untersucht die Bedeutung des christlichen Weltbildes in seinen Werken und analysiert, inwiefern religiöse Motive und Themen seine Erzählstrukturen und Figuren prägen.
- Der Begriff der "Katholischen Literatur" und seine Anwendung auf Stifters Werke.
- Der Einfluss des Herbartianismus auf Stifters pädagogisches und literarisches Werk.
- Das Verhältnis von Kunst und Religion in Stifters Schaffen.
- Die Rolle christlicher Motive in Stifters Erzählungen und Romanen.
- Das teleologische Weltbild und die "Achtsamkeitslehre" in Stifters Werken.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Fragestellung und einer Definition des Begriffs "Katholische Literatur". Anhand von Beispielen aus der österreichischen Literatur wird die Bedeutung des Begriffs verdeutlicht. Anschließend wird Stifters christliches Welt- und Menschenbild untersucht, wobei der Einfluss des Herbartianismus auf seine Werke hervorgehoben wird. Die Analyse setzt sich fort mit einer Betrachtung des Verhältnisses von Kunst und Religion in Stifters Schaffen. Die Kapitel 5-7 beschäftigen sich mit der Untersuchung der christlichen Motivik in Stifters Werken, wobei die Erzählungen aus "Bunte Steine" sowie die Romane "Der Nachsommer" und "Witiko" im Fokus stehen. In "Der Nachsommer" wird insbesondere die Funktion der göttlichen Vorsehung und die "Achtsamkeitslehre" in Stifters "sanftem Gesetz" beleuchtet. Das Kapitel über "Witiko" analysiert die religiöse Erzählstruktur des Romans.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Themen wie dem Verhältnis von Kunst und Religion, der Rolle christlicher Motive in der Literatur, der Bedeutung des Herbartianismus für Stifters Werk, dem teleologischen Weltbild und der "Achtsamkeitslehre" in Stifters "sanftem Gesetz". Wichtige Schlüsselbegriffe sind "Katholische Literatur", "christliche Motivik", "Herbartianismus", "teleologisches Weltbild", "göttliche Vorsehung", "Achtsamkeitslehre", "sanftes Gesetz", "Bunte Steine", "Der Nachsommer", "Witiko".
- Quote paper
- Bianca Weihrauch (Author), 2021, Adalbert Stifter als katholischer Autor? Katholische Literatur am Beispiel von "Bunte Steine", "Der Nachsommer" und "Witiko", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1030994