Bevor auf die Raumbeispiele Ungarn, Thailand und Lindau am Bodensee (mit der dortigen Schönheitsklinik) detailliert eingegangen werden kann, werden zu Beginn grundlegende Informationen erläutert. Diese sind für das Verständnis des Phänomens Medizintourismus notwendig, hierzu zählen eine Definition des Begriffs Medizintourismus, inklusive der Abgrenzung von anderen Arten des Gesundheitstourismus, der historische Hintergrund und heute gängige Strukturen und Marketing-Strategien und Beweggründe der Medizintouristen. Es folgt die Analyse der oben genannten Raumbeispiele jeweils aus sozialer und ökonomischer Perspektive. Außerdem wird über die Erwähnung der günstigsten Standortfaktoren verdeutlicht, warum sich der Medizintourismus gerade hier so stark entwickelt hat. Im darauffolgenden Kapitel wird auf die Auswirkungen auf die Herkunftsländer der Touristen eingegangen. Im letzten Kapitel wird exemplarisch am Beispiel von Ägypten aufgezeigt, wie weitreichend die Folgen von Medizintourismus sein können, wenn "alles schiefläuft". Hier hat der Medizintourismus zu einer verstärkten Nachfrage nach Organen geführt. Die Folge sind Menschenhandel und ein Schwarzmarkt für menschliche Organe von unvorstellbarer Unmenschlichkeit. Hierauf folgt ein abschließendes Fazit.
Inhalt
1 Medizintourismus - „Boom-Business“?
2 Grundlegendes
2.1 Definition
2.2 Struktur und Marketing
2.3 Fragestellung und Methodik
3 Beweggründe der Medizintouristen
4 Auswirkungen des Medizintourismus
4.1 Auswirkungen auf Zielregionen
4.1.1 Ungarn
4.1.2 Thailand
4.1.3 BodenseeKLINIK
4.2 Auswirkungen auf die Herkunftsländer von Medizintouristen
5 Ethische Probleme -am Beispiel von Ägypten
6 Fazit
Verwendete Literatur
Anhang
1 Medizintourismus - „Boom-Business“?
„Medizintourismus boomt“1 mit diesen Worten beschrieb eine Journalistin die Situation in Deutschland vor acht Jahren. Nach den Terroranschlägen am 11.09.2001 verschärften die USA die Einreisebestimmungen für Reisende aus dem arabischen Raum drastisch. Auch diejenigen, die sich für medizinische Behandlungen auf den Weg ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten gemacht haben, waren nun auf der Suche nach neuen Destinationen - eine davon ist Deutschland.2
2017 ließen sich rund 247.000 Patienten aus 177 Ländern in Deutschland behandeln, allein für die deutschen Krankenhäuser bedeutet das einen Profit von 1,2 Mrd. Euro.3 In den letzten Jahren hat sich bei manchen Zielgruppen in Deutschland ein Negativtrend abgezeichnet4, doch in Ungarn werden weiter Zähne implantiert, bei Weltmarktführer Thailand nach wie vor Augen gelasert, in Brasilien sprießen Angebote für Fettabsaugungen für Auslandspatienten aus dem Boden, und in der Türkei floriert die plastische Chi- rurgie.5 Deutsche Kliniken fürchten teilweise um ihre Teilhabe am lukrativen Geschäft, das CAGR6 für den weltweiten Markt beträgt zwischen 2018 und 2024 satte 8,8 %.7 Kreditkartenanbieter VISA bilanziert derzeit einen jährlichen Umsatz von 400 Mrd. US- Dollar.8 Anlass genug, sich den „Megatrend“9 genauer anzuschauen.
2 Grundlegendes
Gesundheitstourismus ist kein neues Phänomen, schon im Alten Rom wusste man um die heilende Wirkung des Toten Meers. Im 18. Jahrhundert entstanden an der englischen Küste Seebäder, das deutsche Bad Ems wurde im 19. Jahrhundert zum Treffpunkt der europäischen Eliten. Neben dem deutschen Kaiserhaus oder dem russischen Zaren verweilten hier auch Richard Wagner oder Fjodor Dostojewski.10 Bismarcks Sozialreformen machten den Bädertourismus zum Massenphänomen, die Globalisierung schuf nach dem Ersten Weltkrieg durch schnellere und billigere Reisemöglichkeiten aus dem Kur- und Bädertouristen schleichend eine neue Spezies: den Medizintouristen. Seit den 1990-er Jahren erlebt diese Art von Gesundheitstourismus ihren größten Aufschwung, verantwortlich hierfür ist hauptsächlich ein gesteigertes Interesse an einer gesunden Lebensweise. Aber auch die preisliche Differenz zwischen westlichen Industrieländern und Entwicklungs- oder Schwellenländern leistete ihren Beitrag zu noch nie da gewesenen, weltumspannenden Patientenströmen.11
2.1 Definition
Der Medizintourismus bildet, genau wie beispielsweise der Wellness- oder Bädertourismus, eine Untergruppe des Gesundheitstourismus, es ist jedoch wichtig diese Begriffe nicht synonym zu verwenden. Dadurch, dass sich der Medizintourismus langsam entwickelte, sind die Übergänge zu anderen Formen des Gesundheitstourismus jedoch nach wie vor fließend. Ellen Quast definiert den Begriff Medizintourismus wie folgt: „Medizintourismus ist ein Synonym für die Begriffe Patienten-, Klinik- und Operationstourismus und beschreibt die Bewegung von Patienten, die [...] medizinische Dienstleistungen an Orten außerhalb ihres gewöhnlichen Umfeldes in Anspruch nehmen, wobei der Aufenthalt die Dauer eines Urlaubes nicht überschreitet und vielfach mit der Nachfrage touristischer Aktivitäten kombiniert wird.“12 Medizintourismus an sich kann grob auf zwei Arten weiter unterteilt werden. Man unterscheidet „Incoming-“ und „Outgoing-“ Patienten- ströme13, also Patienten, die ihre Heimat verlassen, um sich in einem anderen Land behandeln zu lassen (Outgoing). Das macht sie im Zielland zu einem Teil des IncomingTourismus. Diese Einteilung ist wichtig, um kenntlich zu machen, in welche Richtung sich die Patientenströme bewegen. Beispielsweise liefert die Aussage „ Der Medizintourismus ist in Indien stark ausgeprägt “ keinerlei Informationen darüber, ob Inder ihre Heimat verlassen oder ob sich Ausländer in Indien behandeln lassen, was einen erheblichen Unterschied macht. In einem Land können folglich Incoming- und Outgoing-Bewegun- gen gleichzeitig auftreten. Beispielsweise suchen Araber auf der Hoffnung nach besserem Know-how deutsche Kliniken auf, während sich deutsche Patienten aufgrund von billigeren Behandlungskosten nach Ungarn begeben, um dort ihre Zähne richten zu lassen. An diesem Beispiel lässt sich auch die zweite Art der Unterteilung anwenden, nämlich in kosten- und qualitätsorientierten Medizintourismus14. Diese Begriffe sind selbsterklärend und bedürfen keiner weiteren Erklärung.
2.2 Struktur und Marketing
Früher haben Vermittlerfirmen den Kontakt zwischen Patient und Klinik hergestellt, für Kliniken und Vermittler ein lukratives und verlässliches Geschäft. Doch das Internet gibt den Patienten die Möglichkeit, die provisionshungrigen Mittelsmänner zu umgehen. Zahlreiche neue Marketingstrategien wurden entwickelt. Neben „Einzelkämpfern“ wie zum Beispiel der Uniklinik Heidelberg, schließen sich vermehrt ganze Regionen zusammen, um ihre Vorzüge gebündelt präsentieren zu können. Bei Städten übernehmen dieses Citymarketing DMOs15, in ländlichen Räumen Tourismusverbände, kurz TVB16. Die Region Berlin/Brandenburg wird hier exemplarisch herangezogen. 2014 wurde für die „Gesundheitsregion“17 ein Masterplan entwickelt, der sich auch mit dem Gesundheitstourismus auseinandersetzt.18 Geworben wird auf internationalen Fachmessen, mit Broschüren und online, so konnte ein jährlicher Zuwachs von 12 % an Medizintouristen in Berlin erreicht werden.19 Mit dem Slogan „Let Berlin take care of you“20 wirbt die Hauptstadt im Ausland um Patienten. Dass die Seite auf Deutsch, Englisch, Russisch, Arabisch und Chinesisch verfügbar ist, lässt Schlüsse über die Herkunftsländer potenzieller Patienten zu. Betont wird die Symbiose der pulsierenden Großstadt Berlin, die „Standort der Spitzenmedizin mit einer Vielzahl an international renommierten Kliniken mit innovativen Behandlungsansätzen“21 sei, und der umgebenden Natur mit seinen zahlreichen Kurorten und Heilbädern22.
2.3 Fragestellung und Methodik
Die folgenden Seiten werden sich mit der Frage beschäftigen, wer letzten Endes unter welchen Umständen vom Medizintourismus profitiert. Dazu wurde bereits Grundlegendes erläutert, was zum Verständnis des Phänomens Medizintourismus notwendig ist. Nun soll der Medizintourismus in Bezug auf diese Fragestellung aufgeschlüsselt werden, was das Fundament für das abschließende Fazit bildet. Weiter befasst sich die Arbeit mit der „BodenseeKLINIK“ und dem Raum Ägypten, welche mit ihren Besonderheiten vorgestellt werden. Der Fokus liegt also nicht auf anderen Unterarten des Gesundheitstourismus oder anderen vom Medizintourismus betroffenen Räumen als: Ungarn, Thailand, Lindau, Ägypten. Auch der Punkt „Tourismus-Marketing“ wird nicht weiter behandelt, als dies schon unter Punkt 2.2 passiert ist.
3 Beweggründe der Medizintouristen
Da die Medizintouristen mit ihrem Entschluss, sich auf eine solche Reise zu begeben, den Medizintourismus erst ermöglichen, verdienen sie besondere Aufmerksamkeit. Man sollte meinen, wer ins Ausland fährt und seine Gesundheit in die Hände eines fremden Arztes legt, hat gute Gründe hierfür und gehört selbstredend auch zu den „Gewinnern“ des Medizintourismus. Inwiefern das wirklich der Fall ist und was häufige Gründe für Patiententourismus sind, soll unter diesem Punkt beantwortet werden.
Die Motive für Patientenreisen sind vielfältig. Ein Argument vor allem für Reisende aus schlecht entwickelten Ländern ist, dass gewisse Behandlungen im Herkunftsland technisch nicht möglich sind oder aufgrund juristischer oder religiöser Bedenken nicht durchgeführt werden (dürfen).23 Ein Beispiel hierfür sind Patienten aus Europa, die sich einer in Thailand als „Routineeingriff“ angepriesenen Stammzellentherapie unterziehen, um ein europaweites Verbot zu umgehen.24 Die Unterteilung in qualitäts- und kostenorientierten Medizintourismus zeigt gleichzeitig auch zwei weitere Beweggründe auf. Für über die Hälfte aller Deutschen ist die Kostenersparnis ein Grund, sich im Ausland behandeln zu lassen.25 Eine Brustvergrößerung in Deutschland kostet etwa 5.900 €, für den gleichen Eingriff werden in Tschechien knapp 2.300 € veranschlagt.26 Dies fällt vor allem ins Gewicht, wenn der Eingriff nicht von den Krankenkassen gedeckt ist, wie beispielsweise bei Schönheitsoperationen üblich. Aufgrund des hohen technischen Standards an deutschen Kliniken ist der qualitätsorientierte Medizintourismus in Deutschland größtenteils als Incoming-Tourismus vertreten. Doch auch das deutsche Gesundheitssystem ist bei weitem immer nicht das Nonplusultra. Erhebliche Investitionen in Technik und Personal in Kliniken anderer Ländern haben zur Folge, dass die dort angebotenen Behandlungen durchaus „deutlich über dem deutschen Standard“27 liegen können. Bei Organtransplantationen oder aggressiven Krebsarten, die ein rasches Handeln erfordern, können auch kürzere Wartezeiten im Ausland ausschlaggebend für die Wahl des Behandlungsortes sein.28
Warum gaben also bei einer deutschlandweiten Umfrage 2015 48 % der Befragten an: „Ich würde niemals für eine medizinische Behandlung ins Ausland reisen“?29 Neben einer Grundskepsis gegenüber Unbekanntem gibt es durchaus weitere Gründe, die gegen eine medizinische Behandlung im Ausland sprechen können. Oft wird die Qualität von Behandlungen im Ausland infrage gestellt, den Grund hierfür liefern unter anderem abschreckende Studien über Auslandsbehandlungen. „[B]ei Laser-Behandlungen am Auge [im Ausland] ist die Komplikationsrate angeblich 10-mal so hoch wie in Deutschland.“30 Diese Studien tendieren allerdings oft zur Dramatisierung, zudem ist die Belastbarkeit der Zahlen äußerst schwer zu prüfen. Man sollte immer bedenken, dass solche Studien unter anderem von deutschen Medizinern aufgestellt werden, die im Medizintourismus Konkurrenz sehen und nicht an einer Darstellung der Vorzüge interessiert sind. Auch den Patienten schreibt Quast bei Komplikationen eine Teilschuld zu, da eine verfrühte Abreise aus Zeit- oder Geldmangel den Heilungsprozess erheblich beeinträchtigen kann31 ; ein weiterer Aspekt, der in solchen Studien nur selten in Betracht gezogen wird. Vorsicht ist geboten bei Berichten von Patienten in Onlineportalen. Oft werden Emotionen und Sachlage vermischt, auch sind Einzelschicksale - im Positiven wie im Negativen - nicht zu verallgemeinern.32 An verlässliche Informationen zu kommen, kann für die Patienten eine Hürde sein. Um mehr Transparenz zu gewährleisten, wurden zahlreiche internationale Zertifikate etabliert,33 die die Auswahl des richtigen Ziels erheblich erleichtern. Zu beachten ist für Reisewillige auch die Sprachbarriere im Ausland, da eine uneingeschränkte Kommunikation zwischen Arzt und Patient für Diagnose und Therapie jedoch unbedingt notwendig ist.
Die Entscheidung, sich an einen Patientenvermittler zu wenden, birgt ebenfalls ein Risiko. Unseriöse Vermittler, die selbst Profit mit dem Geld der Patienten machen wollen, sind ein Problem, von dem Deutschland genauso betroffen ist wie andere Länder. Das zeigt der Skandal am Uniklinikum Stuttgart, bei dem von Klinikmitarbeitern zusätzliche Provisionszahlungen an die Vermittler abgetreten wurden. Getarnt wurden diese Gelder als nicht erbrachte, medizinische Leistungen.34 Weitere Artikel zeigen Einzelschicksale wie das russischer Eltern, die erst nach jahrelangem Rechtsstreit mit einer Vermittlerfirma zuviel gezahlte Gelder für Leistungen an ihrer krebskranken Tochter durch das Uniklinikum Düsseldorf 2008 zurückerhalten haben.35
Abschließend kann aber festgehalten werden, dass „sich der potentielle Medizinreisende von den vielen negativen Meldungen nicht abschrecken lassen sollte, medizinische Dienstleistungen im Ausland nachzufragen“36 Die angesprochenen Zertifikate haben die Übersichtlichkeit deutlich erhöht, das Personal ist inzwischen besser ausgebildet als noch vor einigen Jahren; auch in Bezug auf Fremdsprachenkenntnisse. Für den, der sich im Voraus ausreichend informiert - und diese Möglichkeit bietet das Internet - stellt eine Behandlung im Ausland durchaus eine Möglichkeit dar, Kosten zu sparen, auf höherem Niveau behandelt zu werden, lange Wartezeiten oder gesetzliche Verbote in der Heimat zu umgehen. Das zeigen steigende Patientenzahlen.
4 Auswirkungen des Medizintourismus
4.1 Auswirkungen auf Zielregionen
Doch auch die Folgen für die Zielregionen sind nicht zu vernachlässigen. Medizintourismus wirkt sich wie jede Form von Tourismus auf die Zielregionen aus. Touristen konsumieren, Einheimische profitieren. Der Medizintourismus schafft Arbeitsplätze, doch er stellt die betroffenen Regionen auch vor Herausforderungen. „Nach Angaben der Organisation Toxic Links sind etwa 20 % des von Patienten verursachten Mülls infektiös oder anderweitig gesundheitsgefährdend. Bis zu 2 Mio. Tonnen Abfall pro Jahr produziert eine größere Privatklinik.“37 Mit den Raumbeispielen Ungarn und Thailand sollen einmal die positiven und einmal die negativen Folgen exemplarisch aufgezeigt werden.
4.1.1 Ungarn
Ein Großteil des Medizintourismus nach Ungarn ist Dentaltourismus, die Rahmenbedingungen sind günstig. Seit der Öffnung der österreichisch-ungarischen Grenze 1989 und einer EU-Gesetzgebung im Jahr 2004, nach der Patienten ihren Behandlungsstandort innerhalb der EU frei wählen dürfen, ohne dass der Anspruch auf den Festzuschuss der Krankenkassen gefährdet wird38, entschließen sich immer mehr Deutsche und Österreicher zu kurzen Pauschalreisen nach Ungarn. „Kurztrip nach Budapest zum Zahncheck für 179 Euro. Im Preis inbegriffen: Flug und Transfer zum Hotel, eine Übernachtung mit Frühstück und eine Sightseeingtour.“39 Ähnliche Angebote lassen sich in großer Zahl finden, dieses stammt aus dem Videotext eines privaten deutschen Fernsehsenders. Die Behandlungskosten liegen um 40-70 % unter denen in Deutschland40, was vor allem durch billigere Löhne in Labor und Praxis ermöglicht wird. Für Ungarn entsteht eine Reihe von Vorteilen, allen voran die Schaffung von Arbeitsplätzen. Neben den Praxisangestellten werden Fahrer benötigt, bei längeren Aufenthalten kommen Fremdenführer und Stellen in Hotellerie und Gastronomie hinzu.41 Dem Abwandern von qualifizierten Ärzten wirkt die große Zahl an zahlungskräftigen Auslandspatienten entgegen. Denen, die in der Heimat keinen Medizinstudienplatz bekommen haben und die aus dem Ausland für ein Medizinstudium nach Ungarn gekommen sind, bietet der Medizintourismus eine langfristige Alternative zur Rückkehr in die Heimat. Durch den höheren Bedarf an Ärzten gelingt es Ungarn, Studenten auch nach dem Universitätsabschluss als Ärzte für Medizintouristen im Land zu halten. Gründe hierfür sind vor allem das überdurchschnittliche Gehalt und die sprachliche Qualifikation aufgrund ihrer Herkunft.
Es gibt in Ungarn drei Typen von Dentaltouristen: Die einen verbinden eine zahnärztliche Behandlung mit einer Kur. Wer für eine Zahnbehandlung nach Budapest reist, der kombiniert den Aufenthalt häufig mit der Nachfrage nach touristischen Angeboten. Solche Reisen sind folglich länger. Dentaltourismus in seiner „reinsten“ Form lässt sich in grenznahen Regionen finden; die zahnärztliche Behandlung ist Auslöser der Reise, die Dauer des Aufenthalts geht nicht über das hinaus, was für die Behandlung notwendig ist.42 In Mosonmagyarovar, einer Stadt nahe der österreichischen Grenze treffen auf knapp 32.500 Einwohner 150 Zahnarztpraxen, ihre Dichte ist damit mehr als 10-mal höher als die in Österreich.43 Doch in letzterem Fall entstehen weniger Vorteile für die Region. Der „Standard“ berichtet von Shuttlebusreisen aus Österreich mit einem insgesamt nur 3-stündigen Aufenthalt,44 folglich bleibt den Reisenden kaum Zeit außerhalb der Arztpraxen Geld auszugeben, etwa für Übernachtungen, Sightseeing oder in Restaurants. Wo eine starke Spezialisierung stattfindet, ist immer auch die Frage nach einer ausreichenden Diversifizierung zu stellen. Der Dentaltourismus ist nie die einzige Einnahmequelle, teilweise aber sehr wohl eine wichtige Stütze des regionalen Wohlstandes. Teile von Ungarn sind in der Tat auf den konstanten Nachstrom von Auslandspatienten angewiesen. Kurz- und mittelfristig ist dieser gegeben oder wird sich sogar weiter verstärken, denn ein Großteil des Dentaltourismus nach Ungarn entsteht durch das Preisgefälle zwischen Ost und West.45 Langfristig werden sich die Preise in Ungarn aber denen in Ländern wie Deutschland oder Österreich angleichen, gut für Ungarn, aber nicht für die dort ansässigen Zahnmediziner, denn das Hauptmotiv ihrer Auslandspatienten geht so verloren.
[...]
1 Merkel nach (Cassens, 2013, S. 57)
2 Vgl. (Vogt, 2009)
3 Vgl. Juszczak, nach (Wallenfels M. , 2019)
4 (Kucera, 2019, S. 14)
5 (Quast, 2009, S. 17)
6 CAGR (=Compound Annual Growth Rate), die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate in einem bestimmten Zeitraum
7 (John, 2018)
8 (Müller, 2019)
9 (Quast, 2009, S. 14)
10 Vgl. (Touristik Bad Ems-Nassau e.V., 2019)
11 (Quast, 2009, S. 14ff.)
12 (Quast, 2009, S. 6)
13 Vgl. (Buchberger, 2016)
14 Vgl. (Cassens, 2013, S. 57)
15 Destinationsmanagmentorganisationen aus (Cassens, 2013, S. 171)
16 Vgl. (Cassens, 2013, S. 171)
17 (GEMEINSAM INNOVATIONEN GESTALTEN - Masterplan Gesundheitsregion Berlin Brandenburg, 2014, S. 1)
18 (Deutscher Bundestag - Wissenschaftliche Dienste, 2018, S. 6)
19 Vgl. (GEMEINSAM INNOVATIONEN GESTALTEN - Masterplan Gesundheitsregion Berlin Brandenburg, 2014, S. 33)
20 (BERLIN HEALTH EXCELLENCE, kein Datum)
21 (GEMEINSAM INNOVATIONEN GESTALTEN - Masterplan Gesundheitsregion Berlin Brandenburg, 2014, S. 33)
22 Ebd.
23 Vgl. (Kagelmann & Kiefl, 2016, S. 170)
24 Vgl. (Weiss, 2009)
25 Siehe Anhang Abb. 1
26 Siehe Anhang Tab. 1
27 (Quast, 2009, S. 52)
28 Vgl. (Quast, 2009, S. 51)
29 Siehe Anhang Abb. 2
30 (Quast, 2009, S. 36)
31 Vgl. (Quast, 2009, S. 36)
32 Vgl. (Heuwinkel, 2011, S. 27)
33 Vgl. (Heuwinkel, 2011, S. 29f.)
34 Vgl. (Nauke, 2017)
35 Vgl. (Woj, 2015); Vgl. (Hawranek & Maurer, 2013)
36 (Quast, 2009, S. 36)
37 (Cassens, 2013, S. 58)
38 Vgl. (Kagelmann & Kiefl, 2016, S. 77)
39 (Romberg, 2011)
40 Vgl. (Kagelmann & Kiefl, 2016, S. 77)
41 Vgl. (Usslar, 2014)
42 Vgl. (Bünten, 2006, S. 136ff.) siehe auch Anhang Tab. 2
43 Vgl. (Usslar, 2014)
44 Vgl. (Usslar, 2014)
45 Vgl. (Bünten, 2006, S. 140)
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