Zähne
Bau und Leistungen des Gebisses
Vielen Menschen werden die Funktionen der Zähne erst bewusst, wenn ihre Zähne durch Zahnkrankheiten zerstört oder sogar verloren gegangen sind.
Zähne spielen eine maßgebende Rolle:
z.B.- Beim mechanischen Aufschluss der Nahrung.
Mit den Lippen und den Zähnen ergreifen wir die Nahrung, mit den Zähnen beißen wir Nahrung ab und kauen sie.
Zusammen mit Muskeln (z.B. Kau-, Wangenmuskeln, Zunge als Muskelorgan), Nerven, Speicheldrüsen, Knochen (Oberund Unterkiefer) und dem Kiefergelenk bilden unsere Zähne eine funktionelle Einheit, den sogenannten Kauapparat.
Der Kauapparat ist ein Teil der Mundhöhle. Sie ist der Anfang des Verdauungstraktes.
Nahrung wird aufgenommen, zerkleinert, durchgespeichelt und so die Verdauung eingeleitet.
-bei der Lautbildung.
An der Bildung der S- und T-Laute sind z.B. Zähne beteiligt. Das gilt auch für das bekannte ''th'' der englischen Sprache.
-in Bezug auf Form und Ausdruck des Gesichts
Unsere Einstellungen zu anderen Menschen können u.a. auch durch deren Mundpartie mit dem Gebiss bestimmt werden. Wie stark ein fehlendes Gebiss den Gesichtsausdruck verändert, wird bei Vollprothesenträgern deutlich, wenn sie ihr Gebiss aus dem Mund nehmen
Mangelhaft gepflegte Zähne, durch Karies oder durch Erkrankungen des Zahnhalteapparats zerstörte Gebisse oder Gebisse mit Zahnlücken wirken unästhetisch. Andererseits kann ein gepflegtes Gebiss die Schönheit eines Gesichts betonen.
Unterschiedliche Zahnformen des Menschen:
Der Mensch ist ein ''Alles-Esser'', d.h., er nimmt Nahrung tierischer und pflanzlicher Herkunft auf. Mit Hilfe des Gebisses ergreift und zerkleinert er feste Nahrung im Unterschied z.B. zu den Delphinen, bei denen die Zähne Beutefische ergreifen, die dann als Ganzes unzerkaut heruntergeschluckt werden.
Delphinzähne sind gleich gestaltet. Hingegen lassen sich beim Menschen bestimmte Zahnformen unterscheiden, die unterschiedliche Funktionen haben und auch äußerlich verschieden gestaltet sind.
Zahnarten Funktionen
- Schneidezähne Nahrungsbrocken werden abgebissen (Wirkungsweise Vergleichbar einer Schere)
- Eckzähne Nahrung wird in kleinere Stücke gespalten (Wirkungsweise vergleichbar mit einem Keil) Kleine Nahrung wird zwischen den Höckern zerteilt
- Backenzähne (Wirkungsweise vergleichbar einem Nussknacker)
- Große Nahrung wird zerquetscht (Wirkungsweise wie bei Backenzähne Mühlsteinen oder bei der Handkaffeemühle)
Die verschiedenen Zahnarten mit ihren unterschiedlichen Funktionen sind in den beiden Zahnreihen in sinnvollster Weise zueinander angeordnet. Die Zahnreihe des Oberkiefers greift beim Zubeißen leicht über den Zahnbogen des Unterkiefers.
Milch-, Wechsel- und Dauergebiss
Der Mensch erlebt im Laufe seiner Kindheit einen Zahnwechsel. Das Milchgebiss mit 20 Zähnen wird nach und nach durch das Dauergebiss mit mindestens 28, höchstens 32 Zähnen ersetzt bzw. erweitert.
Von einem Wechselgebiss spricht man, wenn einige Milchzähne bereits durch bleibende Zähne ersetzt, andere aber noch gleichzeitig im Gebiss vorhanden sind.
Im Unterschied zu den Dauerzähnen sind die Milchzähne kleiner. Die Zahnzwischenräume im oberen Zahnbogen des Milchgebisses sind im allgemeinen breiter als die im Dauergebiss. Bei den Schneidezähnen sind die Kanten gezackt. Die Form der Zahnbogen differiert bei Milch- und Dauergebiss (Abb. 2a und 2b)
Bau der Zähne
Der Bau der Zähne entspricht ihren erheblichen Beiß- und Kauleistungen.
Zähne bestehen zum größten Teil aus mineralisierten Hartsubstanzen. Der weißliche Zahnschmelz bildet die äußere Schicht der Zahnkrone.
Er muß starken Belastungen standhalten und ist aus der härtesten Substanz gebildet, die der menschliche Körper erzeugt: aus Apatitkristallen. Apatit ist härter als Stahl. Die Qualität des Zahnschmelzes hängt von der Menge des in ihm vorhandenen Fluorids ab. Je mehr Fluorid enthalten ist, desto widerstandsfähiger ist der Zahnschmelz.
Das Zahnbein ist nicht ganz so hart wie der Zahnschmelz. Es ist von feinsten Kanälchen durchzogen. In diese Kanälchen reichen Fortsätze von Nervenzellen der Markhöhle. Sie reagieren auf Temperaturunterschiede und können Schmerzempfindungen signalisieren. Die Markhöhle enthält das Zahnmark; dieses besteht aus Bindegewebe, kleinsten Blutgefäßen und Nervenfasern. Das Zahnmark heißt in der Umgangssprache ''Nerv''.
Wo die Zahnkrone an das Zahnfleisch grenzt, liegt das Gebiet des Zahnhalses. Ihm schließt sich unsichtbar für uns die Zahnwurzel an. In jeder Zahnwurzelspitze befindet sich eine Öffnung (bei einwurzeligen Zähnen oft auch zwei Öffnungen) für den Durchtritt der Blutgefäße und Nervenfasern. Unsere Zähne sind nicht fest im Kiefer verkeilt.
Der Zahnhalteapparat sorgt für ihre elastische Verankerung.
Zu ihm gehören:
das Zahnfleisch, das kragenförmig den Zahnhals umgibt
das Zahnzement, eine knochenartige Schicht, die im Wurzelbereich das Zahnbein umgibt die Wurzelhaut,
ein Bindegewebe mit federnd gespannten Fasern (vergleichbar Gummizügen), die zwischen Zahnzement und Knochenfach angeordnet die elastische Verankerung bedingen und den Kaudruck auffangen (Nachweis der
geringen Eigenbeweglichkeit gesunder Zähne: Ein mittlerer Schneidezahn wird mit Daumen und Zeigefinger gepackt und leicht vor und zurück bewegt)
das Knochenfach
Gebisserkrankungen
Karies: Karies (Zahnfäule) ist die am weitesten verbreitete Zahnkrankheit.
Bei uns werden von dieser Zivilisationskrankheit nahezu alle Menschen Befallen.
Wodurch entsteht Karies ?
Die Faktoren die zur kariösen Zerstörung der Zähne führen, haben viel gemeinsam mit den Problemen, die wir aus dem Umweltschutz kennen: Die natürlichen Regulationskräfte in einem biologischen System sind aus dem Gleichgewicht geraten; Aufgabe beim Umweltschutz wie beim Schutz der Zähne vor Krankheit ist, das Gleichgewicht wiederherzustellen.
Die natürliche Umgebung der Zähne ist der Speichel. Er ist mehr als ein gewöhnlicher Schutzfilm auf schwer
beanspruchtem und korrosionsgefährdetem Gerät. Der Speichel fließt ständig. Er ist zugleich Schutz- und Reparaturflüssigkeit für die Zahnhartsubstanzen. Sie sind das härteste, was der menschliche Organismus hervorbringt, aber als Gefüge aus Calciumphosphaten (Apatit) doch nicht ganz unlöslich gegenüber dem Einfluß von Säuren. Das ist ein wichtiger Punkt, denn zur natürlichen Umgebung der Mundoberflächen (wie aller Körperflächen) gehören auch Bakterien. In dünner Lage sind sie normal und unschädlich, obwohl sie aus Zucker Säuren produzieren. Der Speichel kann die Säuren naturalisieren, er kann sie wegspülen und eine eventuelle Mikroentkalkung wieder aus seinem eigenen Calcium- und Phosphatgehalt auffüllen (Abb. 13).
Ganz anders sieht das in einer Mundhöhle aus, in der das natürliche Gleichgewicht gestört ist: Zu häufige zuckerhaltige Nahrung lässt den dünnen Bakterienfilm zu einem dicken Zahnbelag (Plaque) anwachsen.
Ist die Nahrung auch noch weich, fällt jede Selbstreinigung (wie beim Kauen harter Nahrung) weg, und die Säuren, im Bakterienbelag gebildet, können nicht ausgewaschen werden, sondern entkalken den Zahn (Abb. 13). Nur wenn die Plaque regelmäßig mit der Zahnbürste entfernt wird, geht der Bakterienwildwuchs wieder zurück, und die Zahnoberflächen werden für den schützenden Speichel wieder zugänglich.
Zahnbelege finden sich häufig: - in den Grübchen von Zahnkronen
- dort, wo die Zähne eng stehen oder sich berühren
Wie verläuft Karies ?
Bei der Zerstörung eines Zahnes durch bakterielle Säuren kann man vier Phasen unterscheiden:
1.Phase:
Durch Säureangriffe kommt es zur Anlösung von Schmelzkristallen unter der Zahnschmelz-Oberfläche (Entkalkung). Dieser Zustand ist bald äußerlich erkennbar an einem kreidig-weißen Fleck im Zahnschmelz. Die Entkalkung kann zum Stehen gebracht werden, wenn z.B. die Aufnahme von Süßigkeiten zwischen den Mahlzeiten unterbleibt und das Gebiss belagfrei gehalten wird. Durch Calcium- Phosphationen aus dem Speichel, unterstützt durch Fluoride aus der Zahnpasta kann die porös gewordene Stelle wieder remineralisiert werden. Der Kreidefleck kann danach übrigens wie eine Narbe weiter sichtbar bleiben. Zahnärztliche Kontrolle ist notwendig.
2. Phase
Wenn die häufige Aufnahme von Süßigkeiten nicht unterbleibt und Plaque nicht entfernt wird, führen ständige Säureangriffe schließlich zu einem kleinen ''Loch im Zahn'' (Kavität). Von diesem Stadium ab kann sich der Zahn nicht mehr selbst regenerieren. Zahnärztliche Kontrolle und eventuelle Behandlung ist notwendig. Damit u.a. Karies möglichst schon in diesem Stadium entdeckt wird, ist die halbjährliche Inspektion des Gebisses durch den Zahnarzt so wichtig.
3.Phase:
In die entstandene Kavität gelangt Plaque mit den Mundbakterien, die aus dem angebotenen Zucker laufend Säure
erzeugen: Das Loch vergrößert sich. Durch Zähneputzen können Kavitäten nicht gereinigt werden. Erreichen die Säuren das Zahnbein, dehnt sich die Karies hier schneller aus, weil die Substanz des Zahnbeins weicher ist als der Zahnschmelz. Kurz andauernde Zahnschmerzen treten in diesem Stadium bereits auf, wenn z.B. heiße oder sehr kalte Nahrungsmittel (Eis) aufgenommen werden. Soll die Vitalität des Zahnes erhalten bleiben, muss spät. Hier die zahnärztliche Behandlung stattfinden.
4.Phase:
Durch die ständigen Säureangriffe bedingt, erreicht die Karies endlich das Zahnmark. Bakterien können eine Entzündung des Zahnmarks verursachen. Schließlich wird das Zahnmark zerstört. Die im toten Zahnmark lebenden Bakterien können einen Wurzelspitzen-Abszeß hervorrufen (Abb. 15). Wenn die Krankheitserreger von hier durch den Kieferknochen und die Knochenhaut unter die Haut des Gesichts gelangen, entsteht die sogenannte dicke Backe. Ist keine konservierende Behandlung in dieser 4.Phase der kariösen Zerstörung mehr möglich, muss der Zahn vom Zahnarzt entfernt werden (Extraktion).
Die Individualprophylaxe
Karies und Parodontopathien (Zahnfleischerkrankungen) sind überwiegend verhaltensbedingte, und meist selbst zu verantwortende Krankheiten. Sie können durch systematische häusliche Mundhygiene und unterstützend durch professionelle Prophylaxe Maßnahmen in der Zahnarztpraxis vermieden werden.
Zur zahnärztlichen Individualprophylaxe gehören:
Regelmäßige Kontrolluntersuchungen;
Mundhygienestatus;
Speicheltest;
Professionelle Zahnreinigung; Lokale Fluoridierung;
Häufig gestellte Fragen
Was sind die Hauptfunktionen der Zähne, laut des Textes "Zähne: Bau und Leistungen des Gebisses"?
Die Zähne spielen eine maßgebende Rolle beim mechanischen Aufschluss der Nahrung, bei der Lautbildung und in Bezug auf Form und Ausdruck des Gesichts.
Welche verschiedenen Zahnarten werden im Text beschrieben und welche Funktionen haben sie?
Der Text beschreibt Schneidezähne (zum Abbeißen), Eckzähne (zum Spalten), Backenzähne (zum Zermahlen) und große Backenzähne (zum Zerquetschen).
Was sind Milchgebiss, Wechselgebiss und Dauergebiss?
Das Milchgebiss besteht aus 20 Zähnen, die im Kindesalter vorhanden sind. Das Wechselgebiss beschreibt den Zustand, in dem sowohl Milchzähne als auch bleibende Zähne vorhanden sind. Das Dauergebiss besteht aus 28 bis 32 Zähnen, die die Milchzähne ersetzen.
Wie ist ein Zahn aufgebaut?
Ein Zahn besteht aus Zahnschmelz (äußere Schicht), Zahnbein, Markhöhle (mit Zahnmark, Blutgefäßen und Nervenfasern), Zahnhals und Zahnwurzel. Der Zahnhalteapparat sorgt für die Verankerung.
Was ist Karies und wie entsteht sie?
Karies (Zahnfäule) entsteht durch Säuren, die von Bakterien im Zahnbelag (Plaque) produziert werden. Diese Säuren entkalken den Zahnschmelz und führen zur Zerstörung des Zahnes.
Welche Phasen der Karieszerstörung werden beschrieben?
Die Karieszerstörung wird in vier Phasen unterteilt: 1. Entkalkung des Zahnschmelzes, 2. Entstehung eines kleinen Lochs (Kavität), 3. Ausdehnung der Karies ins Zahnbein, 4. Erreichen des Zahnmarks und mögliche Entzündung.
Was ist Individualprophylaxe?
Individualprophylaxe umfasst regelmäßige Kontrolluntersuchungen, Mundhygienestatus, Speicheltest, professionelle Zahnreinigung, lokale Fluoridierung und Fissurenversiegelung, um Karies und Zahnfleischerkrankungen vorzubeugen.
Welche Rolle spielt der Speichel beim Schutz der Zähne?
Der Speichel neutralisiert Säuren, spült sie weg und kann eine Mikroentkalkung wieder auffüllen. Er ist eine Schutz- und Reparaturflüssigkeit für die Zahnhartsubstanzen.
Was sind Zahnbelege (Plaque) und wo finden sie sich häufig?
Zahnbelege sind dicke Bakterienfilme, die sich auf den Zähnen bilden. Sie finden sich häufig in den Grübchen von Zahnkronen und dort, wo die Zähne eng stehen oder sich berühren.
Was passiert, wenn die Karies das Zahnmark erreicht?
Wenn die Karies das Zahnmark erreicht, kann es zu einer Entzündung des Zahnmarks kommen. Schließlich wird das Zahnmark zerstört, und es kann ein Wurzelspitzen-Abszess entstehen.
- Quote paper
- Maria Glinka (Author), 2001, Zähne. Bau und Leistungen des Gebisses, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/103057