Im Verlauf dieser Arbeit werden die Ursachen für das Zustandekommen eigener Vorstellungen zum christlichen Weltuntergangsdenken in der frühen orthodoxen Kirche als zentrales Element der byzantinischen Gesellschaft untersucht und die Gründe für die unterschiedlichen Weltuntergangsszenarien herausgearbeitet.
Betrachtet man die christlichen Kirchengemeinden des frühen Mittelalters, also die römisch-katholische und die griechisch-orthodoxe, so lassen sich verbindende Elemente, etwa in der Unterteilung der Weltzeit in 6 Zeitalter von je 1000 Jahren und in dem Denken, dass nicht christliche Gebiete als Reich des Antichristen durch die Macht Roms im Gleichgewicht gehalten werden, noch klar erschließen.
Der erste wesentliche Schritt zur Auseinanderentwicklung beider Richtungen wird aber klar in den Zeitraum von 425-600 n.Chr. eingeordnet, welcher als Entstehungszeitraum des griechisch-orthodoxen Glaubens als eigene religiöse Gruppierung gilt. Gerade in diesem Zeitraum sind für Osteuropa bzw. Gebiete des späteren byzantinischen Reiches akute Weltuntergangsängste in breiteren Schichten der Bevölkerung, etwa durch gleichzeitige, militärische Bedrohungen aus dem Balkanraum und dem arabischen Raum, klar ersichtlich. In westeuropäischen, christlichen Gebieten sind derartige Ängste zu dieser Zeit aber fast gar nicht ersichtlich.
Ab diesem Zeitraum werden zudem nicht-orthodoxe Regionen, also auch römisch-katholische Gebiete, verstärkt in das Reich des Antichristen eingeordnet. Des Weiteren bildete sich vermehrt ein eigenes Weltuntergangsdenken heraus, nach dem sich das byzantinische Reich bereits als idealtypische Staatsform im Sinne des nachapokalyptischen Gottesreiches begriff und damit vor allem auf den Erhalt seiner bestehenden Einheit gegen äußere Bedrohungsfaktoren abzielte. Eine Abgrenzung vom antiken Römerreich mit Rom als Zentrum ist damit deutlich erkennbar.
GLIEDERUNG
I. Die Einfuhrung des Christentums als Staatsreligion im romischen Reich
a) Die Einfuhrung des Christentums durch Kaiser Konstantin
b) Die Bedeutung des Christentums als Herrschaftsinstrument
II. Unmittelbare Folgen der Teilung des romischen Reiches in West- und Ostrom
a) Unterschiedliche Vorraussetzungen von Ost und Westrom
b) Erste eigene Entwicklungen des ostromischen Reiches
III. Der Untergang des westromsichen Reiches
a) Die Entwicklung des westromischen Reiches bis zur Eroberung Roms 410 n.Chr.
b) Die Wahrnehmung der Eroberung Roms 410 n. Chr.
IV. Eschatologie in der romischen Geschichtsschreibung des 5. und 6. Jahrhunderts
a) Die Wahrnehmung von Zeit und Geschichte nach Vorstellung des fruhen Christentums
b) Christlich-eschatologisches Denken in der spaten romischen Geschichtsschreibung
aa) Grundsatzliche Charakteristiken der christlichen Geschichtsschreibung im spaten romischen Reich
bb) Weitergehende Gedanken zur Berechnung der Weltzeit
cc) Bedeutung eschatologischer Vorstellungen in der romischen Geschichtsschreibung fur die Gebiete des ostromischen und des westromischen Reiches
V. Gesamtergebnis
Anhang
Literaturverzeichnis
Quellen
Sekundarliteratur
- Quote paper
- Gunnar Maier (Author), 2012, Eschatologie im west- und oströmischen Reich. Unterschiedliche Entwicklungen und ihre Ursachen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1029954
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