Fachbericht
Das gestiegene Umweltbewußtsein beim Beschaffungsverhalten einer Industrieunternehmung - Vorgaben, Maßnahmen, Schwierigkeiten
Der Umweltschutz nimmt aufgrund der immer größer werdenden Umweltbelastung- und
Schädigung immer mehr an Bedeutung zu. Während vor einigen Jahren in Unternehmen der Umweltschutz kein Thema war, rückt er nun immer mehr in den Vordergrund und zwingt sämtliche Abteilungen einer Industrieunternehmung sich in ihrer alltäglichen Arbeit Gedanken über die Vermeidung von Umweltbelastungen zu machen.
Die Vorgaben, die dazu führen, dass das Umweltbewußtsein einer Unternehmung gestiegen ist und weiter steigt, kommen von verschiedenen Gruppen.
Zum einen wäre hier die Industrieunternehmung selber zu nennen, die sich umweltpolitsche Ziele setzt, wie z.B. Reduzierung/ Vermeidung/ Weiterverwertung des Abfalls, Anwendung umweltfreundlicher Fertigungsverfahren, Herstellung umweltfreundlicher Produkte usw. Nicht nur der Verantwortung zukünftiger Generationen wegen, sondern auch wegen der Verbesserung des Images in der Öffentlichkeit wird eine Unternehmung solche Ziele anstreben. Desweiteren können Unternehmungen an freiwilligen Betriebsprüfungen, sogenannten Ökoaudits teilnehmen, in denen umweltpolitsche Defizite von amtlichen, unabhängigen Prüfern festgestellt werden. Nachdem die Unternehmung diese Defizite beseitigt hat, bekommt sie ein Zertifikat ausgestellt, dass sie zur Unternehmenswerbung einsetzten darf.
Eine weitere, bedeutende Gruppe, die die Industrieunternehmung zum Umweltschutz veranlasst, sind die Kunden. Da es ein Ziel jeder Unternehmung ist, den Wünschen der Kunden gerecht zu werden, um sie langfristig an sich zu binden, hat der immer lauter werdende Wunsch nach umweltfreundlichen und umweltfreundlich produzierten Produkten großen Einfluß auf die Unternehmungen.
Die dritte Gruppe, die maßgeblichen Einfluß auf das umweltpolitische Verhalten von Unternehmungen ausübt ist der Staat, der Gesetze und Verordnungen zum Umweltschutz erlässt. Das bedeutendste Gesetz in diesem Zusammenhang ist das Kreislaufwirtschaftsgesetz. Der Zweck dieses Gesetzes ist die Förderung der Kreislaufwirtschaft zur Schonung der natürlichen Ressourcen und die Sicherung der umweltverträglichen Beseitigung von Abfällen. Dies bedeutet für Unternehmungen, dass sie mit geringem und umweltschonendem Werkstoffeinsatz produzieren sollen und im Produktionsprozess geringe und wenig umweltbelastende Abfälle und Emissionen anfallen sollen. Die produzierten Erzeugnisse sollen außerdem eine lange Lebensdauer haben.
Schließlich wäre das Verursacherprinzip zu nennen, dass besagt, dass derjenige die Kosten der Beseitigung des Umweltschadens tragen muß, der ihn verursacht hat. Hier zeigt sich eine umweltpolitische Änderung, da die Kosten dieser Schadenbereinigung früher von den Anwendern oder Verbrauchern getragen werden mußte und nicht von den eigentlichen Verursachern des Schadens, also den Produzenten..
Auch die Verpackungsverordnung verpflichtet, ähnlich wie beim Verursacherprinzip, die
Unternehmungen und nicht die Kunden für den Umweltschutz Sorge zu tragen. Alle Betriebe sind verpflichtet, die Produktverpackungen zurücknehmen und zu entsorgen. Die Unternehmungen werden vom Staat aber nicht nur durch Gesetze und Strafen bei Verstößen dazu gebracht Umweltschutz zu betreiben, sondern er vergibt auch Subventionen für umweltverträgliche Investitionen, um das Umweltbewußtsein der Unternehmungen zu stärken und fördern.
Maßnahmen, die das gestiegene und immernoch steigende Umweltbewußtsein in der
Beschaffung aufzeigen, sind folgende. Während der Einkauf in früheren Zeiten stur die Einsatzstoffe und Produkte bestellte, die angefordert wurden, ohne sie auf deren Umweltverträglichkeit hin zu überprüfen, findet heutzutage eine Absprache mit den anfordernden Abteilungen statt, ob nicht auc h weniger umweltbeeinflussende Einsatzstoffe verwendbar wären. Den größten Einfluß auf die Umwelt hat die Produktion einer Unternehmung. Deshalb arbeitet der Beschaffungsbereich eng mit der Konstruktion und Fertigung zusammen. Schon während ein neues Produkt geplant wird, überlegen die Abteilungen gemeinsam, ob eine ressourcenschonendere Produktion möglich wäre, ob nicht auch umweltverträglichere Alternativen zu umweltschädlichen Einsatzstoffen denkbar wären usw. Natürlich wird auch bei der Beschaffung von nicht in der Produktion verwendeten Materialien, wie z.B. Büromaterialien auf Umweltschutz geachtet. So werden in Unternehmungen heutzutage z.B. meist wieder auffüllbare Druckerpatronen verwendet, anstelle der Wegwerfpatronen.
Durch das gestiegene Umweltbewußtsein haben sich auch die Kriterien des Einkaufs bei der Lieferantenbewertung verändert. Während es im Rahmen der „ABC-Analyse“ noch vor einigen Jahren beispielsweise für einen „A-Lieferanten“ genügte, dass der Lieferant preisgünstig war und die von ihm bezogenen Produkte der gewünschten Qualität entsprachen, so sind heutzutage weitere wichtige Kriterien, ob die Produkte wiederverwertbar, abbaubar, Einzelteile austauschbar sind, bedeutsam geworden. Weitere in den Vordergrund gerückte Kriterien sind die Verpackung der Produkte und ob der Lieferant in der Nähe des Unternehmens ansässig ist. Der Einkauf bemüht sich Produkte zu beziehen, deren Verpackung wiederverwendbar ist. Auch leihweise Verpackungen, die also an den Lieferer zurückgegeben und von diesem erneut genutzt werden , werden von Lieferanten immer häufiger angeboten. Ist der Lieferant in der Nähe des Unternehmens ansässig, so ist der Weg der Anlieferung nur kurz und der Transport verursacht keine Umweltbelastung. Auch das Transportmittel, mit dem die zu beschaffenen Güter transportiert werden, spielen bei der Beschaffung eine Rolle. So ist ein Transport per Bahn umweltschonender als per LKW. Mittlerweile ist es auch üblich, dass Einkaufsabteilungen umweltbezogene Lieferantenumfragen machen. Bei diesen Umfragen, müssen die Lieferanten beispielsweise angeben, ob und in welchem Umfang sie in ihrem Unternehmen Umweltmanagement betreiben. Es wird erforscht, ob sie auf die Auswahl ihrer Einsatzstoffe und auf umweltschonende Fertigungsverfahren achten. Aufgrund dieser Umfragen werden die Lieferanten bewertet und das Kriterium des Umweltbewußtseins der Lieferanten fliesst wiederum in die bereits erwähnte „ABC-Analyse“ der allgemeinen Lieferantenbewertung als Kriterium mit hoher Gewichtung ein.
Durch das gestiegene Umweltbewußtsein beim Beschaffungsverhalten treten natürlich auch Schwierigkeiten auf. So ist es beispielsweise sehr aufwendig einen Bewertungsfragebogen für Lieferanten zu entwerfen und diese anschließend auszuwerten. Auch fordert das Umweltbewußtsein oft einen höheren Preis. So sind umweltfreundliche Produkte oft teurer als die Umwelt belastende. Wird das Kriterium Umweltschutz bei der Lieferantenbewertung zu einer Priorität, so müssen z.B. höhere Preise in Kauf genommen werden, wenn z.B. ein Lieferant in unmittelbarer Nähe des Unternehmens ansässig ist, was aufgrund des kurzen Transportweges positiv zu bewerten ist, der Preis des benötigten Produktes aber wesentlich höher ist, als von einem Lieferanten der seinen Geschäftssitz beispielsweise einige hundert Kilometer entfernt hat. Hier zeigt sich, dass das gestiegene Umweltbewußtsein im Zielkonflikt mit anderen Zielsetzungen der Unternehmung, wie Kostenminimierung, steht. Außerdem müssen umweltverträgliche Einsatzstoffe die gleiche Qualität haben, wie die zuvor eingesetzten, schädlicheren. Denn wird hier zugunsten des Umweltbewußtseins die Qualität vernachlässigt, so wird die Unternehmung dies anhand von Beschwerden von Kunden zu spüren bekommen. Durch den Einsatz teurerer, umweltfreundlicher Produkte ist die Unternehmung des weiteren gezwungen, diese Kosten an ihre Kunden weiterzugeben, gerade hier zeigt sich, dass eine Preiserhöhung aber nur bei gleichbleibender oder besserer Qualität der umweltverträglichen Produkte vertretbar ist.
Die beschriebenen Schwierigkeiten und Zielkonflikte machen deutlich, dass sich die
Gewohnheiten sowohl in der Beschaffung als auch in der gesamten Unternehmung geändert haben oder noch ändern müssen. Zum Umweltmanagement und gegebenenfalls auch zur Inkaufnahme von Gewinneinbußen zugunsten des Umweltschutzes werden Industrieunternehmungen also verpflichtet, wenn sie weiterhin wettbewerbsfähig bleiben wollen.
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in dem Fachbericht "Das gestiegene Umweltbewußtsein beim Beschaffungsverhalten einer Industrieunternehmung - Vorgaben, Maßnahmen, Schwierigkeiten"?
Der Fachbericht untersucht, wie das gestiegene Umweltbewusstsein das Beschaffungsverhalten von Industrieunternehmen beeinflusst. Er beleuchtet die Vorgaben, Maßnahmen und Schwierigkeiten, die mit der Integration von Umweltaspekten in den Beschaffungsprozess verbunden sind.
Welche Gruppen geben Vorgaben für ein gestiegenes Umweltbewusstsein in Industrieunternehmen?
Der Fachbericht nennt mehrere Gruppen: Das Unternehmen selbst, das sich Umweltziele setzt; die Kunden, die umweltfreundliche Produkte fordern; der Staat, der Gesetze und Verordnungen erlässt; und das Verursacherprinzip, das die Kosten der Umweltschadensbeseitigung dem Verursacher auferlegt.
Welche Maßnahmen werden ergriffen, um das Umweltbewusstsein in der Beschaffung zu berücksichtigen?
Zu den Maßnahmen gehören die Abstimmung mit anderen Abteilungen zur Auswahl umweltfreundlicherer Einsatzstoffe, die Zusammenarbeit mit Konstruktion und Fertigung zur ressourcenschonenden Produktion, die Beschaffung von umweltfreundlichen Büromaterialien und die Berücksichtigung der Umweltverträglichkeit bei der Lieferantenbewertung.
Wie hat sich die Lieferantenbewertung durch das gestiegene Umweltbewusstsein verändert?
Früher genügten Preis und Qualität, um ein "A-Lieferant" zu sein. Heute sind Wiederverwertbarkeit, Abbaubarkeit, Austauschbarkeit von Einzelteilen, Verpackung und die Nähe des Lieferanten zum Unternehmen wichtige Kriterien. Es werden auch umweltbezogene Lieferantenumfragen durchgeführt.
Welche Schwierigkeiten treten durch das gestiegene Umweltbewusstsein in der Beschaffung auf?
Die Erstellung und Auswertung von Bewertungsfragebögen für Lieferanten ist aufwendig. Umweltfreundliche Produkte sind oft teurer. Das Umweltbewusstsein steht im Zielkonflikt mit anderen Unternehmenszielen wie Kostenminimierung. Umweltverträgliche Einsatzstoffe müssen die gleiche Qualität haben wie die zuvor eingesetzten, schädlicheren.
Inwiefern beeinflusst das Kreislaufwirtschaftsgesetz Industrieunternehmen?
Das Kreislaufwirtschaftsgesetz verpflichtet Unternehmen, mit geringem und umweltschonendem Werkstoffeinsatz zu produzieren, geringe und wenig umweltbelastende Abfälle und Emissionen zu verursachen und Erzeugnisse mit langer Lebensdauer herzustellen.
Was bedeutet das Verursacherprinzip im Zusammenhang mit dem Umweltschutz?
Das Verursacherprinzip besagt, dass derjenige die Kosten der Beseitigung des Umweltschadens tragen muss, der ihn verursacht hat. Früher wurden diese Kosten oft von Anwendern oder Verbrauchern getragen, jetzt von den Produzenten.
Welche Rolle spielt die Verpackungsverordnung für Industrieunternehmen?
Die Verpackungsverordnung verpflichtet Unternehmen, die Produktverpackungen zurückzunehmen und zu entsorgen. Dies überträgt die Verantwortung für die Entsorgung auf die Unternehmen und nicht auf die Kunden.
Welche Schlussfolgerung zieht der Fachbericht?
Der Fachbericht kommt zu dem Schluss, dass sich die Gewohnheiten in der Beschaffung und im gesamten Unternehmen ändern müssen. Industrieunternehmen werden zum Umweltmanagement und gegebenenfalls zur Inkaufnahme von Gewinneinbußen zugunsten des Umweltschutzes verpflichtet, wenn sie weiterhin wettbewerbsfähig bleiben wollen.
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- Anna M. Wösthoff (Author), 2001, Das gestiegene Umweltbewußtsein beim Beschaffungsverhalten einer Industrieunternehmung - Vorgaben, Maßnahmen, Schwierigkeiten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/102938