Gliederung
1. Carl Rogers – eine kurze Biographie
2. Kurzer Abriss der klientenzentrierten Persönlichkeitstheorie
2.1 Die Selbstverwirklichung
2.2 Das Selbst
3. Der Klient
4. Der Therapieprozess
5. Der Therapeut
5.1 Echtheit und Kongruenz
5.2 Emotionale Zuwendung und bedingungsfreies Akzeptieren
5.3 Empathie
6. Ein Plädoyer für eine humanistische Psychologie
7. Literaturverzeichnis
1. Carl Rogers – eine kurze Biographie
Welche Rolle darf der Therapeut in einer Theorie einnehmen, in der der Klient im Mittelpunkt steht? Carl Rogers, der Begründer der klientenzentrierten Persönlichkeitstherapie, versuchte diese Frage zu beantworten. Er wurde am
08. Januar 1902 in Oak Park, Illinois als Sohn eines Farmers geboren. Er begann zuerst ein Studium der Agrarwissenschaften, später der Theologie. Auch dieses Studium brach er frühzeitig ab und widmete sich der Erziehungsberatung und der klinischen Psychologie. Seinen Abschluss erreichte er 1931 nach seinem Studium am Teachers College der Columbia Universität. Hier lernte er das Spannungsfeld zwischen Subjektivität und klinischer Objektivität kennen. Mit anderen Mitarbeitern gründete er 1968 das humanistische „Center for Studies of the Person“ mit dem Ziel, Kranke als Menschen und nicht nur als Objekte zu behandeln . Und das mit Erfolg, auch in Fachkreisen: Rogers wurde Präsident der American Psychological Association und bekam mehrere Auszeichnungen. Carl Rogers starb 1987, seine Theorie ist heute allgemein anerkannt und lebt in vielen Projekten und Verbänden weiter. (Pervin, 1993, S.193f.).
2. Kurzer Abriss der klientenzentrierten Persönlichkeitstheorie
2.1 Die Selbstverwirklichung
„Der Organismus hat eine grundlegende Tendenz, den Erfahrungen machenden Organismus zu aktualisieren, zu erhalten und zu erhöhen.“ (Rogers, 1959 aus: Pervin, 1993, S.204). Die Selbstverwirklichung, oder auch Aktualisierungstendenz (Pfeiffer, 1977, S.1019) genannt, ist bei Rogers der Initiator allen Verhaltens, im Gegensatz zu Persönlichkeitsmodellen, bei denen der Mensch nur auf Umwelteinflüsse reagiert. Andere sogenannte Triebe wie Hunger oder Sexualitätstrieb besitzen keine Autonomie, sie sind nur Manifestationen der Aktualisierungstendenz. Selbstverwirklichung nach Rogers bedeutet „...eine Tendenz, seine Anlagen zu entwickeln, im Sinne einer Differenzierung von Organen und Funktionen, einer Expansion (Wachstum, Vermehrung, Steigerung der Effizienz), aber auch eine Tendenz zu gestalthafter Integration und Eigengesetzlichkeit (Autonomie)“ (Pfeiffer, 1977, S.1019).
2.2 Das Selbst
Grundlage für Rogers Theorie ist die phänomenologische Position, d.h. jedes Individuum hat eine einzigartige Wahrnehmung seiner Umwelt. Die Summe aller Wahrnehmungen wird Wahrnehmungsfeld (Pervin, 1993, S.196) oder
„phänomenales Feld“ (Pfeiffer, 1977, S.1019) genannt.
Ein Teil des phänomenalen Feldes wird als sein eigenes Sein oder Funktionieren bewusst (Pfeiffer, 1977, S.1021). Aus dieser bewussten Wahrnehmung ergibt sich das Selbst. Es stellt ein organisiertes und beständiges Muster von Wahrnehmungen dar(Pervin, 1993, S.198).
Dem Selbst gegenübergestellt existiert das Ideal-Selbst, das Selbst-Konzept, das ein Individuum gern von sich hätte (Pervin, 1993, S.198).
Der Organismus strebt nach einer Kongruenz, d.h. einer Übereinstimmung von seinen Wahrnehmungen vom Selbst und seinen Erfahrungen, er sucht eine Abwesenheit von Konflikten, eine Konsistenz zwischen den Selbstwahrnehmungen (Pervin, 1993, S.206). „Die vom Organismus angenommenen Verhaltensweisen sind meistens die, die mit dem Konzept vom Selbst übereinstimmen“(Rogers, 1951, aus: Pervin, 1993, S. 207).
3. Der Klient
Inkongruenz ist definiert als eine Differenz zwischen der aktuellen Erfahrung und der eigenen Selbstwahrnehmung. Es resultieren innere Spannung, Konfusion und letztendlich Angst. Angst vor einer unbewussten Wahrnehmung, die, bewusst wahrgenommen, das Selbst-Konzept ändern würde. Entsprechende Impulse werden von der Bewusstwerdung ausgeschlossen oder nur verzerrt wahrgenommen. „Das hat zur Folge, dass das Verhalten nur zum Teil von der bewussten Selbststruktur her gesteuert wird, zum anderen Teil aber von Bereichen des Organismus, die nicht dem Selbst zugeordnet sind. Es wird dann als ichfremd erfahren...“ (Pfeiffer, 1977, S.1021). Dies kann zu einem hohen Leidensdruck und zu psychoreaktiven Störungen der Persönlichkeit führen (Pervin, 1993, S.207f.; Pfeiffer, 1977, S.1021). Patienten können als Folge an starre psychische Konstrukte gebunden sein, suchen weder Veränderung noch Wachstum, nehmen Gefühle nicht wahr und sind fern von gegenwärtigen Erleben (Stalmann, 1989, S.143ff.).
4. Der Therapieprozess
Je nach den Problemen des Klienten werden vor allem sechs Aspekte im therapeutischen Prozess verfolgt. Die unterste Stufe ist vor allem gekennzeichnet durch einen Mangel an Gefühlen, rigiden psychischen Strukturen und undifferenzierten Reaktionen. Die oberste Stufe, das eigentliche Ziel der Therapie ist der sich voll entfaltende Mensch, der im Fluss des gegenwärtigen Erlebens steht und frei von Widersprüchen bzw. Abwehrreaktionen ist. Dieses Leitbild ist kein statistisch fixiertes Ziel der Therapie, nach Rogers soll sich der Mensch nach seinen eigenen Vorstellungen entwickeln, nicht nach den Wünschen des Therapeuten (Pfeiffer, 1977, S.1030). Die einzelnen Aspekte des Prozesses, auf die kontinuierlich im Verlauf der Therapie geachtet wird, sind im folgenden( aus: Pfeiffer, 1977, S. 1029):
1. Beziehung zu Gefühlen: Der Klient nimmt seine Gefühle nicht wahr bzw. erkennt sie nicht als seine eigenen an. Ziel ist die Bewusstwerdung und die Beschreibung von Emotionen.
2. Das Erleben (experiencing): Der Patient ist von seinem Erleben weit entfernt und kann eigentlich nur der Vergangenheit bewusst werden; eigentlich sollte er dem Erleben der Gegenwart gewahr werden.
3. Strukturierung des Erlebnisfeldes: Im sicheren Raum der Therapie kann er die starren Strukturen seines Erlebnisfeldes, die für ihn Objektivität bedeuten, in Frage stellen und somit Stück für Stück abbauen, bis er schließlich mit neuen Erfahrungen ohne vorgegebene Konstrukte umgehen kann.
4. Mitteilungen über das Selbst: Auf niederer Stufe des Therapieprozesses scheut sich der Patient, über sein Selbst zu sprechen. Später erforscht er es, und lernt es als Objekt kennen, während am Ende der Therapie das Selbst den statische Charakter verliert und mit dem Erleben wandlungsfähig wird.
5. Beziehung zu Problemen: Der Klient nimmt seine Probleme nicht wahr oder rechnet sie nicht zu seinem Erlebnisfeld. Im Lauf der Therapie lernt er, seine Probleme bewusst wahrzunehmen, Verantwortung zu tragen und sich schließlich konstruktiv mit ihnen auseinanderzusetzen.
6. Beziehung zu Personen: Inkongruente Menschen können nur schwer persönliche Beziehungen aufbauen und flüchten sich dabei oft in Rollen.
- Arbeit zitieren
- Michael Spannbauer (Autor:in), 2001, Die Rolle des Therapeuten in der klientenzentrierten Gesprächstherapie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/102862
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