Prüfungsprojekt „Die Propheten“
Meine gewählte Figur: Mahatma Gandhi
Einleitung
Bei diesem Projekt geht es darum, eine Person anhand der Frage „Kann meine gewählte Figur als Prophet bezeichnet werden?“, zu analysieren.
Ich habe Mahatma Gandhi für meine Arbeit gewählt, weil er mich sehr fasziniert. Er hat der ganzen Welt gezeigt, dass man sozusagen jedes Ziel ohne Gewalt erreichen kann. Aber nicht nur seine Taten haben mich fasziniert, auch er als Person, sein Charakter hat mich dazu gebracht, ihn für meine Arbeit auszuwählen.
Mahatma Gandhi (1869-1948)
Am 2.Oktober 1869 wurde Mohandas Karamchand Gandhi im Nordwesten Indiens in die zweithöchste Kaste hineingeboren. Der Sohn gläubiger Hindus heiratete mit drei- zehn, verlor seinen Vater mit mit vierzehn und wurde mit sechzehn selber Vater .Als er die Schule in Indien beendet hatte, ist er nach London gegangen, um dort an einer Uni- versität Jura zu studieren. Nach dem Studium hat er eine Stelle bei einer indischen Fir- ma in Südafrika angenommen. Zu dieser Zeit waren viele Inder in Südafrika, sie wurden für den Abbau in Bergwerken geholt. Ein prägendes Erlebnis in Gandhis Leben hat in einem Zug in Südafrika stattgefunden: Er fuhr im Erste-Klasse Abteil und ein weisser Südafrikaner kam herein und sagte ihm, er solle das Abteil verlassen, da er nicht mit einem Inder im Abteil sitzen wolle. Gandhi hat sich geweigert zu gehen, und als der Kon- trolleur kam, zeigte er ihm sein Ticket und er sagte ihm, dass er in London studiert hatte. Dem Kontrolleur war das allerdings egal und er warf Mahatma Gandhi bei der nächsten Haltestelle aus dem Zug. Nach diesem Erlebnis hatte er sich zu entscheiden, ob er die- se Unterdrückung dulden will oder ob er gegen Unterdrückung und Fremdenhass an- kämpft. er hat sich für das letztere entschieden und ausserdem zwei Regeln für sich auf- gestellt, nach denen er sein ganzes Leben lang leben sollte. Erstens, dass er nie wieder dulden wird, unterdrückt zu werden und zweitens, dass er in seinen Kämpfen niemals Gewalt anwenden wird, selbst wenn andere Gewalt gegen ihn anwenden.
Schon recht bald hatte er die Inder in Südafrika gegen Unterdrückung und für ihre Rech- te als Arbeiter geführt. Er hatte den Kampf ganz gewaltlos gewonnen. Das hat ihm Schlagzeilen und die Sympathien vieler Menschen eingebracht. Danach ist Gandhi nach Indien zurückgekehrt, wo er mit dem Zug durch das Land fuhr und versuchte, möglichst viel von dem Land und den Menschen kennenzulernen und zu verstehen. Er hat sein ganzes Leben als einfacher Mensch auf dem Land verbracht, wie die meisten Men- schen in Indien. Er hat immer versucht, wie die meisten Menschen in Indien zu sein. Auch das war ein Grund, warum die Massen ihn geliebt haben. Er ist sehr schnell Vor- sitzender der “campaign for home rule“ geworden und hat so die Massen der Inder hin- ter sich gehabt. Dadurch konnte er effektiv gegen die Herrschaft der Briten kämpfen. Die Politiker und Journalisten in England versuchten, ihn und seine Gewaltlosigkeit lä- cherlich zu machen, ihn als verrückten Heiligen darzustellen. Das Gelächter verging ih- nen allerdings, als von Gandhi geführte Massenbewegungen die britische Herrschaft in Indien 1922 und 1930 an den Rand des Abgrunds brachten. Immer wieder wurden Gan- dhi und Zehntausende seiner Anhänger inhaftiert. Vergeblich. 1947 musste Grossbri- tannien Indien die Freiheit gewähren. Doch dieser Entkolonialisierung folgten blutige Kriege zwischen Hindus und Moslems. Nun wuchs der inzwischen zum Greis geworde- ne Gandhi über sich hinaus. Mit übermenschlichen Anstrengungen stemmte er sich ge- gen die Woge von Gewalt. Im Januar 1948 gelang es ihm noch einmal, den blutigen Auf- ruhr in Delhi zu stoppen. Aber er konnte nicht überall sein und starb schliesslich am 30. Januar 1948 während des Gebets durch die Kugeln eines fanatischen Hindu.
Analyse
Erklärung
Bei der folgenden Analyse wird Mahatma Gandhi anhand 10 Merkmalen eines ersttestamentlichen Propheten analysiert. Genau genommen wird er mit einem ersttestamentlichen Propheten verglichen.
Vorwegnahme beim Schlussbericht: Alle Punkte, die ich negativ oder Positiv werte, beziehen sich auf die Situation im Zeitraum vor Gandhis Tod, nicht am Anfang seines Kampfes. Beispiel: Gandhi war am Anfang seines Kampfes einsam, am Schluss allerdings nicht. Bewertung = Gandhi war nicht einsam.
Er nimmt keinen Lohn.
Ich kann eigentlich sagen, dass Mahatma Gandhi keinen Lohn genommen hat. Klar kann man es nicht eindeutig sagen, denn was versteht man unter Lohn? Natürlich muss- te auch Gandhi von etwas leben, er bediente sich deswegen den Spenden, die ihm vie- le Leute zukommen liessen. Aber das verstehe ich nicht unter „Lohn nehmen“. Klar hat auch Gandhi im Leben schon mal Lohn genommen, nämlich bis zu diesem Zeitpunkt, wo aus ihm ein Kämpfer gegen die Unterdrückung der Inder durch die Engländer ge- worden ist. Auch er träumte in jungen Jahren vom grossen Geld. Als er das Jurastudium begann, hatte er wie die meisten Studenten grosses vor. Er wollte reich und berühmt werden, und die Kanzlei, bei der er in Südafrika arbeitete, bezahlte ihn auch gut. Aber das alles ist nicht so wichtig. Das Wichtigste ist, dass er bei seinem Kampf für Indiens Freiheit nie Lohn genommen hat. Er wollte keinen Lohn für seinen Kampf, und er benutz- te auch nur so viel von den Spenden, wie er gerade zum Leben brauchte. Den Rest gab er zurück oder schenkte ihn den Armen und Bedürftigen. Darum finde ich, dass das Merkmal „Er nimmt keinen Lohn“ auf Mahatma Gandhi zutrifft.
Er ist einsam, wird verspottet, verfolgt und oft getötet.
Am Anfang seines Kampfes für die Unabhängigkeit Indiens trafen sicher viele dieser Punkte auf Mahatma Gandhi zu. Am Anfang war er einsam. Er musste die Aufmerk- samkeit der Leute irgendwie auf sich lenken. Aber für Gandhi war das kein Problem. Je mehr Erfolge er gegen die Engländer feierte, desto mehr Aufmerksamkeit schenkten ihm die Menschen und die Medien. Dadurch , dass er die Probleme gewaltlos zu lösen versuchte, gewann er ebenfalls viele Anhänger. Als er schliesslich Indien in die Unab- hängigkeit geführt hatte, war er endgültig zum Nationalhelden aufgestiegen und war ü- berhaupt nicht mehr einsam. Er hatte jetzt die ganze indische Bevölkerung hinter sich. Am Beginn seines Kampfes wurde er natürlich verspottet. Seine ersten Aktionen wur- den in der englischen Regierung überhaupt nicht beachtet. Als er dann etwas mehr An- hänger hatte, wurde er in der englischen Presse als verrückter Heiliger und nicht ernst- zunehmender Revolutionär abgestempelt. Die britische Regierung in Indien allerdings beäugte seine Aktionen jetzt ganz genau, denn falls er gefährlich werden sollte, wollten sie schnell eingreifen können. Allerdings hatten sie ihn gehörig unterschätzt, denn schon bald mauserte sich Gandhi zu einem ernstzunehmenden Gegner. Als er dann Indien auch noch in die Unabhängigkeit führte, wurde er überhaupt nicht mehr verspottet. Alle. Sogar seine Gegner, traten ihm mit Respekt gegenüber. Mahatma Gandhi wurde auch sehr oft verfolgt, und zwar von der britischen Regierung. Sobald sie die Gefahr erkannt hatten, die von Gandhi ausging, versuchten sie, ihn einzuschüchtern. Er und seine An- hänger wurden oft gefangengenommen und inhaftiert. Vergeblich. Allerdings wagten sie nicht, Gandhi auszuschalten, zu ermorden, denn sie wussten, würden sie Gandhi etwas antun, und die Inder würden herausfinden, wer ihn umgebracht hat, so würde sich der Zorn der gesamten indischen Bevölkerung gegen sie richten. Und dann würde der Kampf um die Freiheit Indiens sicher nicht mehr gewaltlos verlaufen. Die Engländer konnten ohnehin froh sein, dass es bisher kein grosses Blutvergiessen gegeben hatte. Denn sie wussten, wenn sie den Indern im Kampf gegenübertreten müssten, so hätten sie keine Chance, auch wenn ihre Armee viel besser ausgebildet war. Leider trifft der letzte Punkt „wird oft getötet“ auf Gandhi zu. Allerdings wurde er nicht von den Englän- dern getötet, sondern von einem “Freund“. Allerdings muss man dazu sagen, dass Gan- dhi so gestorben ist, wie er es sich immer gewünscht hat, nämlich beim Gebet, bei sei- nem Gott.
Er hat ein Gegenüber, das er hart kritisiert.
Das trifft auf Gandhi nicht zu. Mahatma Gandhi kritisierte seine gegenüber nicht. Das wäre schon mal der erste Punkt. Er hat kein direktes Gegenüber. Er hat niemanden als seinen Feind angesehen. Ein Beispiel: Als ihn in Südafrika ein paar Männer brutal ver- prügeln, wurde ihnen der Prozess gemacht. Sie wären sicher zu einer hohen Strafe ver- donnert worden, wäre Gandhi nicht eingeschritten und verlangt hätte, dass man sie frei- liess. Er begründete dies so:„Ich denke, dass sie es nicht auf mich persönlich, sonder auf alle Inder abgesehen haben, und dass sie es nicht aus eigenem Interesse zu dieser Tat getrieben hat, sondern dass sie durch de Gruppendruck beeinflusst worden waren.
In jedem Mensch steckt etwas gutes“! Er sah auch das „Britisch Empire“ nicht als sein Feind. Er sah sich sogar, solange Indien nicht unabhängig war, und obwohl er ein Inder war, als treuer Bürger des Britischen Imperiums. Als die Briten 1899 in den Burenstaat Transvaal einfielen, meldete sich Gandhi und viele seiner Anhänger spontan zum Sani- tätsdienst bei der Armee. Am Anfang lehnte die Regierung zwar ab, sei sahen sich aber schon bald gezwungen, das Angebot Gandhis anzunehmen. Gandhi und seine Anhän- ger mussten Aufträge an vorderster Front erledigen, manchmal mussten sei verwundete Soldaten bis zu 50 Meilen weit tragen. Durch diese Aktion wollte er den Briten zeigen, dass er das britische Imperium nicht verabscheute, sondern dass er sich als treuer Un- tertan des Imperiums sah. Seien Gegner zu kritisieren, dass kam ihm nie in den Sinn. Er redete mit seinen Gegnern, er versuchte, Kompromisse einzugehen. Bevor er neue Ak- tionen ausführte, ging er immer zum Gouverneur, in dessen Gebiet er sich gerade be- fand, und versuchte, mit ihm zu reden, und ihm zu sagen, dass alles gewaltlos verlaufen würde. Gandhi war von niemandem der Feind, sonder höchstens ein Gegner.
Er ist unabhängig von menschlichen Interessensgruppen und von Erwartun-gen der Menschen.
Bei diesem Punkt konnte ich mir keine eindeutige Meinung bilden. Zum einen war er wirklich unabhängig von den Erwartungen der Menschen. Er hat nicht das getan was die Menschen wollten, sondern das, was ihm sein Herz befohlen hat. Natürlich hat er sich die Probleme und die Forderungen der Menschen angehört, aber wenn ihm etwas nicht Unrecht erschien oder wenn jemand etwas forderte, was unmöglich zu machen oder was etwas war, was den Indern den Erfolg zu Kopf stiegen liess, so hatte er stets abge- lehnt, etwas dagegen zu tun. Allerdings war er eben gleichzeitig doch wieder abhängig von den Erwartungen der Menschen und den Interessensgruppen, denn wenn er die Er- wartungen der Menschen nicht erfüllt hätte, so hätte er keine oder nur wenige Anhänger gehabt und so seine grossen Protestaktionen und Streiks nicht durchführen können. Al- lerdings war er nicht abhängig von den Interessengrupppen. Er liess sich nicht durch andere beeinflussen, er blieb seinen Prinzipien treu. Er richtete sich nicht nach der In- teressensgruppe, die am Grössten war, nur damit er mehr Anhänger hätte. Er half allen, auch den kleine Interessensgruppen. Darum bin ich bei diesem Punkt nicht zu einer ein- deutigen Meinung gekommen, da er auf eine Art doch abhängig war, auf die andere Art dann aber doch wieder nicht. Darum lasse ich diese Eigenschaft als “Unentschieden“ gelten, ich werte ihn nicht für, aber auch nicht gegen Mahatma Gandhi.
Er ruft in Erinnerung, sich an nichts anderes zu orientieren als an Gott, der Quelle des lebendigen.
Eigentlich trifft dieses Merkmal auf Gandhi nicht zu. Ich sage “eigentlich“, weil es doch ein paar Punkte gibt, die bei dieser Eigenschaft so halb auf Gandhi zutreffen. Zum einen orientierte sich Gandhi zwar nicht an Gott, aber auch er orientierte sich an etwas, näm- lich an der Gewaltlosigkeit und der absoluten Keuschheit. Darum hatte er am Anfang seines Kampfes für sich auch die Regel aufgestellt, in seinem Kampf nie Gewalt anzu- wenden, auch wenn andere gegen ihn Gewalt anwenden. Und später hatte er auch noch die Regel für sich aufgestellt, den Rest seines Lebens absolut keusch zu bleiben. Als seine Frau Kasturbai starb, lebte er mit seinen zwei verwaisten Grossnichten Abha und Manu zusammen. Um seine Keuschheit auf die Probe zu stellen, verlangte er von seiner Grossnichte Manu, dass sie sein Lager teile. Sie tut es, aber Gandhi widersteht der Versuchung und berührt sie nicht. Allerdings spielte die Religion in Gandhis Leben eine sehr grosse Rolle. Zum einen spielt die Religion in Indien allgemein eine groose Rolle und zum anderen wurde er von seinen Eltern sehr religiös erzogen. Die Gewaltlosigkeit hatte er sich auch von einem Gott abgeschaut, der nie Gewalt benutzte, sondern immer das Gespräch suchte. Trotz all dem werte ich diesen Punkt negativ( im Sinne von kein Prophet) für Gandhi, weil er sich zwar an etwas orientiert und er auch sehr religiös war, er sich aber trotzdem nicht nur an Gott, der Quelle des Lebendigen orientiert.
Er ist mutig, kompromisslos, ohne Angst, glaubwürdig und achtet nicht auf ei-genen Vorteil.
Hier treffen einige Punkte auf Gandhi zu, andere nicht. Gandhi war sicher sehr mutig und Angst hatte er sowieso nie. Er hatte ein Ziel vor Augen, die Unabhängigkeit Indiens, und er war immer bereit, für dieses Ziel hinter Gitter zu gehen, ja sogar zu sterben. Als er in Südafrika die Inder aufforderte, ihre Ausgangserlaubnisse zu verbrennen, kamen ein paar Polizisten auf sie zu und forderten die auf, das zu unterlassen. Als sie dann schliesslich auf ein paar Inder losgingen, stellte sich Gandhi ihnen in den Weg und liess sich einfach so niederschlagen, ohne sich zu wehren. Das fand ich ziemlich mutig von ihm, und nicht nur ich, sondern auch seine Anhänger taten das, denn sie taten es ihm gleich und sie liessen sich ohne zu wehren niederschlagen. Sobald einer niederge- schlagen wurde und es eine Lücke in der dichten Reihe gab, so kam von hinten ein neuer Inder und schloss die Lücke sofort. Schon bald sahen die Polizisten, dass es sinnlos war und ritten weg. Die Gewaltlosigkeit hatte gesiegt. Angst kannte Gandhi nicht. Wenn seine Bitten nicht erhört wurde, begann er manchmal tagelang zu fasten und er drohte damit, erst wieder aufzuhören, wenn seine Forderungen erfüllt wurde. Seine Forderungen wurden so immer erfüllt. Aber diese Methode setzte er nur ein, wenn er etwas von seinen Landsleuten forderte, zum Beispiel als er wollte, dass die blutigen Kriege zwischen Hindus und Moslems sofort gestoppt werden. Ich glaube aber, dass wenn seine Forderungen einmal nicht erfüllt worden wären, so wäre er ohne zu zögern in den Tod gegangen. Er dachte nämlich wie viele Inder an die Wiedergeburt nach dem Tod. Jemand der keine Angst vor dem Tod hat, der hat, glaube ich, auch vor sonst nichts Angst. Und darum wage ich zu behaupten, dass Gandhi sehr mutig war und keine Angst hatte. Gandhi war der glaubwürdigste Mensch, den ich kenne. Er besass die Fä- higkeit, Menschen durch seine Reden in seinen Bann zu ziehen. Wenn er vor seine An- hänger stand und auf sei einredete, so glaubten sie ihm alles und sie kamen gar nicht auf die Gedanken, Gandhis Worte anzuzweifeln. Das war wohl Gandhis grösste Stärke. Er achtete nie auf seinen eigenen Vorteil. Er war nicht geldgierig, sondern eher das ge- naue Gegenteil, denn er verabscheute es, denn es konnte aus einem guten Menschen einen schlechten Menschen machen. Er wollte so sein wie die meisten Menschen in Indien, nicht reich. Wenn er nicht durch Indien reiste, so lebte er auf einer kleinen Farm in der Nähe von Ashram. Und dass er nicht auf seinen eigenen Vorteil geachtet hat, sah man auch am Besitz, den er bei seinem Tod besessen hat: Zwei Paar in Ashram her- gestellte Sandalen, eine Uhr aus Stahl, eines der heiligen Bücher, den Koran, die Bibel und drei kleine Äffchen aus Elfenbein. Ich finde, an diesem Beispiel sieht man ganz klar, dass Gandhi nicht auf seinen eigenen Vorteil geachtet hat. Allerdings war Gandhi ganz sicher nicht kompromisslos. Er ging sehr viele Kompromisse ein. Wenn ihm jemand einen annehmbaren Kompromiss vorschlug, so war er sofort bereit, ihn anzunehmen, denn er dachte, einen Teil der Forderungen erfüllt zu haben ist sicher besser, als unter Umständen gar nichts erfüllt zu haben. Bevor er grosse Protestaktionen und Streiks aus- führte, versuchte er immer mit dem jeweiligen Gouverneur zu reden und ihm einen Kom- promiss vorzuschlagen. Ohne Kompromisse hätte Gandhi Indien vielleicht gar nicht in die Freiheit führen können.
Als Botschafter Gottes verkündet er die Errichtung einer humanen Gesellschaft, die von Liebe, Gerechtigkeit, Frieden, Solidarität und Bewahrung der Schöpfung geprägt ist.
Mahatma Gandhi verkündet zwar die Errichtung einer humanen Gesellschaft, aber nicht im Namen Gottes, sondern im Namen seines Herzens. Er tat wie immer das, was ihm sein Herz geraten hat. Er verkündet die Errichtung einer solchen humanen Gesellschaft zwar nicht direkt, sondern dadurch, dass er die Abschaffung des Kastensystems fordert. Dieses System ist ihm schon lange ein Dorn im Auge, obwohl er zu den eher reicheren gehört, zu der Kaste der Kshatriya. Sein Vater war nämlich schon lange, wie seine Vor- fahren seit drei Generationen Premierminister des winzigen Fürstentums Rajkot. Gandhi findet dieses Kastensystem unmenschlich und ungerecht. Der Mensch wird bei diesem System nicht nach Leistung, sondern nach Geburt beurteilt. Vorallem gegen die Rechts- losigkeit der untersten Kaste, der Kaste der Parias, will er etwas unternehmen. Als in Indien festgelegt wird, dass es für die Unberührbaren einen speziellen Wahlmodus ge- ben soll, sieht sich Gandhi gezwungen, etwas zu unternehmen. Am 20. November be- ginnt Gandhi das tödliche fasten, dass er bis zum Tod durchziehen will, falls die Parias nicht mehr Recht bekommen. Am Tag, an dem Indien begreift, dass der “Bapu“, wie ihn viele nennen, wirklich sein Leben aufs Spiel setzt, breitet sich im ganzen Land eine grosse Unruhe aus. Die Hinduführer treffen sich in Bombay mit dem Abgesandten der Parias. Sie beraten sich. Am 23. September befindet sich Gandhi in akuter Lebensge- fahr, und noch immer wird über die Zahl der Mandate für die Unberührbaren verhandelt. Endlich, am 24. September wird ein Abkommen zwischen den Hindus und Parias ge- schlossen. Aber Gandhi will sein Fasten erst abbrechen, wenn die schriftliche Zustim- mung aus London vorliegt. Der Text trifft am heiligen Wochenende in London ein. Der Premierminister MacDonald studiert den Text bis Mitternacht. Gandhi hat Kasturbai be- reits seinen letzten Willen diktiert. Das Ende scheint gekommen. Am Morgen geben London und Delhi ihre Zustimmung bekannt. Um 17:15 reicht Kasturbai ihrem fast schon sterbenden Mann ein Glas Orangensaft. Das Fasten ist gebrochen. Durch dieses ge- schlossene Abkommen dürfen die Parias jetzt an den Messen in den Tempel teilneh- men. Ausserdem empfangen Frauen der anderen Kasten jetzt öffentlich die Nahrung aus den Händen der Parias. Gandhis Massnahmen zeigten Wirkung. Im Jahre 1997 wurde erstmals ein Mann aus der Kaste der Parias Präsident Indiens. Somit hat sich ein Lebenstraum von Gandhi erfüllt. Ich finde, dass Gandhi durch diesen Schritt doch sehr viel zu einer humanen Gesellschaft in Indien beigetragen hat. Ich habe diesen Punkt ge- gen Gandhi gewertet, obwohl er einen Grossteil des Punktes erfüllt. Ich finde einfach, dass das Merkmal „Verkündung im Namen Gottes“ etwas sehr wichtiges ist, ja ich wage gar zu behaupten, dass es das wichtigste Merkmal, das einen Propheten aus- macht.
Er will keinen Applaus der Menschen
Diese Eigenschaft trifft auf Gandhi sicher zu. Ihm war es gleichgültig, ob die Menschen ihn liebten. Er wusste, dass er das von ihnen nicht erwarten konnte. Er erwartete von ihnen nur eines, nämlich dass sie ihn so respektierten, wie er war, mit all seinen guten und schlechten Eigenschaften. Als er aus Südafrika zurückkehrte, wurde er wie ein Held empfangen und mit einer Limousine durch die Stadt zu einem Essen mit den hohen bri- tischen Beamten gefahren. Aber Gandhi fühlte sich nicht wohl in der Rolle des National- helden. Er wollte behandelt werden wie jeder andere Mensch auch. Das sah man auch daran, dass er, wenn er nicht durch Indien gereist ist, auf einer kleinen Farm gelebt hat und dass er alle körperlichen Arbeiten selbst verrichtete und er nur von den Erträgen der Farm lebte. Er wollte sich mit den meisten Menschen in Indien, mit den armen Dorfbe- wohner, identifizieren können. Durch diese Identifikation versuchte er besser zu verste- hen, was die Leute dachten und was in ihnen vorgeht. Das hat ihm bei seinem Kampf sehr geholfen. Einer seiner grössten Wünsche war es, von den Leuten als einfachen Mann, der ihnen völlig gleichgestellt ist, gesehen zu werden. Durch all diese Tatsachen werte ich diesen Punkt für Gandhi.
Er schwimmt gegen den Strom und kennt Alternativen zu dem, was die meisten denken und tun.
Am Anfang seines Kampfes ist Gandhi sicher gegen den Strom geschwommen. Mit der Meinung, gegen die Diskriminierung der Inder etwas zu unternehmen, stand er zuerst ganz alleine da. Als er an seiner ersten Versammlung den Vorschlag machte, dass man fordern sollte, dass Inder auch in der ersten Klasse fahren dürfen, wurde er nicht ernst genommen. Die meisten Inder hatten Angst, sich gegen ihre Herren, die Engländer wa- ren, aufzulehnen, da sie um ihren Job fürchteten. Aber dies war nur am Anfang der Fall, denn als man erste Erfolge von Gandhi sah, so kamen auch immer mehr Anhänger zu ihm und verkörperten so auch seine Meinung, bis er schliesslich einen Grossteil der in- dischen Bevölkerung hinter sich hatte. Dann schwamm er nicht mehr gegen den Strom, sondern mit dem Strom. Gandhi hatte eine Alternative zu der allgemeinen Meinung der Menschen. Seine Alternative zur Gewalt war die Gewaltlosigkeit. Die Allgemeine Mei- nung der Menschen war damals, dass man ein Ziel, vorallem wenn es um Streiks und Proteste oder Eroberungen ging, am besten durch Gewalt erreicht. Das ist schon weit zurückzuführen, schon in der Steinzeit wurden Probleme wahrscheinlich durch Gewalt gelöst. Aber auch die grossen Weltreiche, wie die Römer, Griechen und Ägypter sind vorallem durch Eroberungen an die Macht gekommen. Aber im Reich der Tiere gilt meistens das Recht des stärkeren. Gandhi allerdings verkörperte genau das Gegenteil. Er sagte, dass man alles am besten gewaltlos versucht zu erreichen. Gandhi besass zwar nur eine Alternative, aber an der hielt er sein Leben lang fest. Ich glaube, dass dieser Punkt auf Gandhi zutrifft, da es ja wichtig ist , dass er gegen den Strom geschwommen ist und nie seine Meinung geändert hat. Er konnte ja nicht viel dafür, dass die andern ihre Meinung geändert haben und seine Meinung angenommen haben. Auusserdem hat er ja auch eine Alternative gekannt.
Er besitzt einen wachen, offenen und geschärften Blick für das Geschehen der Zeit und blickt klar durch, wo Ungerechtigkeit geschieht.
Auch wenn Gandhi manchmal etwas naiv war und solche, die ihm etwas tun wollten, be- gnadigte, so war er doch immer aufmerksam und er nahm alles genau war, was um ihn geschah. Er nahm zum Beispiel war, dass immer mehr seiner Landsleute etwas gegen die Ungerechtigkeit im britischen Imperium unternehmen wollten. Er spürte, dass jetzt der richtige Zeitpunkt war, um Veränderungen anzustreben. Und prompt stellten sich viele Leute hinter ihn und er führte Indien in die Unabhängigkeit. Als Indien unabhängig war, spürte er auch, dass Gewalt in der Luft lag. Und siehe da, es kam zu einem Bür- gerkrieg zwischen Hindus und Moslems, da die Hindus nicht wollten, dass die Moslems einen eigenen Staat gründeten. Er setzte sich für die Moslems ein und durch ein erneu- tes Fasten gelang es ihm, dass die Moslems ausziehen durften und dass Indien einen Teil der Einnahmen aus dem Teiliungsvertrag, rund fünfhundertfünfzig Millionen Rupien, an Pakistan, dem neu entstandenen Staat der Moslems, zahlte. Ihm war ein Wunder gelungen. Und dieses Wunder wäre ihm kaum gelungen, wenn er nicht das Geschehen der Zeit um sich wahrgenommen hätte. Gandhi blickte auch immer klar durch, wo Unge- rechtigkeit geschah. Wenn ihm ein Bauer klagen kam, dass in seinem Dorf unmenschli- che Verhältnisse herrschten, so war Gandhi zur Stelle und versuchte, diese Verhältnisse zu verbessern. Aber natürlich sah Gandhi, wo wirklich Ungerechtigkeit geschah und wo die Menschen seine Hilfe nicht brauchten.
Schlussbericht
Zusammenfassung der Punktbewertung: positiv:
- Gandhi nahm keinen Lohn
- Gandhi wurde nicht verspottet, nicht verfolgt und war nicht einsam
- Er hatte kein Gegenüber, dass er hart kritisierte
- Gandhi war mutig, ohne Angst, glaubwürdig und er achtete nicht auf seinen eigenen Vorteil
- Er wollte keinen Applaus der Menschen
- Er schwamm gegen den Strom und kannte Alternativen zudem, was die meisten denken und tun.
- Er blickte klar durch, wo Ungerechtigkeit geschah und er besass einen wachen Blick für das Geschehen der Zeit
negativ:
- Er wurde getötet
- Er rief sich nicht in Erinnerung, sich an nichts anderes zu orientieren als an Gott
- Er war nicht kompromisslos
- Er verkündete nicht als Botschafter Gottes die Errichtung einer humanen Gesell- schaft, die von Liebe, Frieden, Solidarität und Bewahrung der Schöpfung geprägt ist.
Unentschieden:
- Ein Prophet ist unabhängig von menschlichen Interessensgruppen und von Erwartun- gen der Menschen.
Wie man sieht, ist das Ergebnis sehr ausgeglichen, das Ergebnis lautet 6:4 für positiv und ein Unentschieden. Man kann eigentlich nicht eindeutig sagen, ob Gandhi ein Pro- phet war oder nicht. Wenn ich mich allerdings festlegen müsste, so würde ich sagen, dass Gandhi zum Teil ein Prophet war, da er zwar viele Erwartungen an einen Prophe- ten erfüllt, aber ein paar wichtige Eigenschaften fehlen ihm einfach zu einem Propheten. Also kann man nicht genau sagen, ob er ein Prophet war oder nicht. Ich würde Gandhi eher als modernen Reformator bezeichnen. Modern deswegen, weil er die Gewaltlosig- keit benutzte, die zu der Zeit noch überhaupt nicht verbreitet war, und Reformator, weil er das ganze britische Imperium verändern wollte, indem er Indien in die Unabhängigkeit führte, Indien war schliesslich das Kronjuwel der britischen Regierung und hatte so eine recht grosse Bedeutung. Allerdings muss ich sagen dass man Gandhi eigentlich nicht vergleichen sollte, da er einzigartig ist. So einen wie Gandhi wird es wohl nie mehr ge- ben. Man kann Gandhi auch nicht gut vergleichen, weil es auch niemanden gegeben hat, der so war wie Gandhi.
Gandhi kann man nicht vergleichen, er ist einzigartig.
- Quote paper
- Pascal Müller (Author), 2000, Mahatma Gandhi, Prophet oder nicht?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/102811
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