Was, wenn die rationale Welt, in der wir uns so sicher fühlen, plötzlich Risse bekommt? Max Frischs "Homo Faber" ist weit mehr als nur die Geschichte eines Ingenieurs; es ist eine tiefgründige Auseinandersetzung mit der menschlichen Natur, der Entfremdung und der brüchigen Fassade unserer modernen Existenz. Walter Faber, ein Mann der Technik und Logik, klammert sich an die messbare Welt, um sich vor den vermeintlichen Unwägbarkeiten des Schicksals und der Emotionen zu schützen. Doch eine Flugzeugnotlandung in der guatemaltekischen Wüste katapultiert ihn aus seiner berechenbaren Routine und zwingt ihn, sich den verborgenen Winkeln seiner Vergangenheit und den schmerzhaften Wahrheiten seiner Gegenwart zu stellen. Auf seiner Reise durch Europa und Amerika kreuzen sich Fabers Wege auf tragische Weise mit seiner eigenen Familie, was ihn zwingt, seine starren Überzeugungen über Technik, Fortschritt und die Rolle der Frau in Frage zu stellen. Die Begegnung mit der jungen Sabeth, die eine unerwartete Vertrautheit in ihm weckt, konfrontiert ihn schonungslos mit seiner emotionalen Blindheit und führt ihn auf einen Pfad der Erkenntnis, der von tragischen Ereignissen und schmerzhaften Enthüllungen gesäumt ist. Frisch entwirft ein beklemmendes Porträt eines Mannes, der erst durch den Zusammenbruch seiner rationalen Weltordnung beginnt, die Bedeutung von Liebe, Verlust und der unberechenbaren Kraft des Lebens zu begreifen. "Homo Faber" ist ein zeitloser Roman über die Suche nach Identität, die Konfrontation mit dem eigenen Selbst und die Erkenntnis, dass das wahre Leben nicht in Formeln und Statistiken, sondern in den unvorhersehbaren Tiefen der menschlichen Beziehungen zu finden ist. Ein Meisterwerk der Nachkriegsliteratur, das den Leser noch lange nach der letzten Seite beschäftigt und zum Nachdenken über die eigene Lebensweise anregt. Entdecken Sie eine Geschichte von Verdrängung, Inzest, verlorener Liebe und der erschütternden Erkenntnis, dass das Schicksal unberechenbarer ist, als jede technische Berechnung es je sein könnte. Tauchen Sie ein in die Welt eines Mannes, der erst am Rande des Abgrunds lernt, was es bedeutet, wirklich Mensch zu sein. Lassen Sie sich von Frischs präziser Sprache und der psychologischen Tiefe seiner Charaktere fesseln und erleben Sie eine literarische Reise, die Ihr Weltbild nachhaltig verändern wird. "Homo Faber" ist nicht nur ein Roman, sondern ein Spiegel unserer eigenen Suche nach Sinn und Bedeutung in einer zunehmend technisierten Welt.
A :kurze Zusammenfassung Max Frischs Leben. Beschreibung des Romans “homo faber“, und Charakterisierung der Hauptperson.
Max Frisch stammte aus Zürich und war Sohn eines Architekten. Nachdem er das kantonale Realgymnasium in Zürich besuchte, studierte er 1930-33 Germanistik an der Universität Zürich. Aus finanziellen Gründen brach er dieses Studium jedoch ab. Später studierte er Architektur in Zürich. Ab 1931 war Max Frisch als freier Journalist tätig und verfaßte vor allem für die "Neue Züricher Zeitung" Berichte über seine Reisen. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte Frisch, der an einem schmerzhaften Krebsleiden erkrankt war, zurückgezogen in Berzona im Tessin. Am 4. April 1991 starb er "ruhig in seiner Wohnung" in Zürich, wie sein Sohn Peter mitteilte.
1957 verfaßte er das Buch "Homo faber". Schon der Titel des Werkes ,,Homo faber, ein Bericht" zeigt, daß die Themen, Technik und Natur in diesem Werk eine wichtige Rolle spielen: "homo", der lateinische Ausdruck für "Mensch", welcher vor allem in historischen und naturwissenschaftlichen Bereichen zur Verwendung kommt, bezeichnet den Aspekt der Natur. "faber" kommt vom griechischen und bedeutet, "Verfertiger", "Künstler" aber auch "Handwerker", Sinnbild also für den Techniker, welcher durch Walter Faber, der Hauptperson des Romans, verkörpert wird. Außerdem handelt es sich um einen Bericht und keine Beschreibung oder Interpretation.
Walter Faber, ist Ingenieur und eine sehr technisch veranlagte Person. Er verläßt sich nicht auf Zufälle oder das Schicksal sondern vertraut auf Statistiken und auf die moderne Technik. Mit dieser Weltanschauung stößt er nicht bei allen Menschen auf Zustimmung, besonders Frauen können seine Meinung oft nicht teilen. Er hat Probleme mit dem andere Geschlecht zurecht zu kommen und entwickelt eine regelrechte Abneigung ihm gegenüber. So lacht er laut über die Worte eines Freundes, der sagt: "Tu sais que la mort est femme et que la terre est femme!" ( H.F. S.69 Z. 26f.). Sein ganzes Leben hat Walter Faber Probleme mit Beziehungen, welche meißt nicht lange andauern. Diese Erlebnisse verunsichern den Techniker und bewegen ihn dazu eine geradezu feindseliges Haltung gegenüber Frauen einzunehmen.
B :
I) Walter Fabers rationales Weltbild
"Ich habe mich schon oft gefragt, was Leute eigentlich meinen, wenn sie von Erlebnis reden. Ich bin Techniker und gewohnt, die Dinge so zu sehen, wie sie sind. Ich sehe alles, wovon sie reden, sehr genau; ich bin ja nicht blind. [...] Ich sehe die gezackten Felsen, schwarz vor dem Schein des Mondes; sie sehen aus wie die gezackten Rücken von urweltlichen Tieren, aber ich weiß: Es sind Felsen, Gestein, wahrscheinlich vulkanisch, das müßte man nachsehen und feststellen. Wozu soll ich mich fürchten ?" (H.F. S.24 Z.15ff.). Die Lebenseinstellung Walter Fabers basiert auf technischen Tatsachen. So läßt er sich nicht von Gefühlen beeinflussen sondern bezeichnet sie als unnötige Komplikationen im menschlichen Denkapparat. Um Schicksalsschlägen ihre Wirkung zu nehmen, flüchtet er sich in Statistiken und rationelle Gedanken. Er versucht durch sein rationales Denken nicht den Gefühlen zu verfallen, im Gegensatz zu anderen Menschen, von denen er glaubt den Gefühlen nicht stand halten zu können. Das sind seiner Meinung nach die Frauen, die alle,,[...] einen Hang zum Aberglaube" haben (H.F. S.142 Z. 3).
Für Faber sind Gefühle "Ermüdungserscheinungen! Wie beim Stahl, Gefühle, so habe ich festgestellt , nichts weiter, jedenfalls bei mir."(H.F. S.92 Z.19ff.).
So versucht er alles zu verdrängen was sich nicht mathematisch oder technisch nachweisen läßt.
II) Sein Verhältnis gegenüber Frauen
Auch sexuelle Erfahrungen mit Frauen prägen seine Einstellung maßgeblich.
a. Eine große Rolle spielt in dieser Hinsicht seine Beziehung zur Frau seines Mathematik Lehrers in seiner Jugendzeit. Durch den Altersunterschied erscheint ihm heute der eigentlich natürliche Sexualakt als absurd oder gar pervers.
"Sie war die Gattin meines Lehrers, [...] . Seine Gattin war natürlich, von meinem damaligen Alter aus gesehen, eine gesetzte Dame, vierzig, glaube ich, lungenkrank, und wenn sie meinen Bubenkörper küßte, kam sie mir wie eine Irre vor oder wie eine Hündin; [...] . Das war absurd." H.F.: S.99 Z.15ff.). Walter Faber wußte damals noch nicht, wie er mit der Situation umzugehen sollte. Er versucht dieses Ereignis zu verdrängen und will sich nicht mehr daran erinnern. "Meine erste Erfahrung mit einer Frau, die allererste, habe ich eigentlich vergessen, das heißt, ich erinnere mich überhaupt nicht daran, wenn ich nicht will"( H.F.: S.99 Z.13ff.).
b. Diese Tatsache bewirkt, daß Gedanken an Sex in ihm ein Ekelgefühl hervorrufen. ,,Wieso eigentlich mit dem Unterleib ? Man hält es, wenn man so sitzt und die Tanzenden sieht und es sich in aller Sachlichkeit vorstellt, nicht für menschenmöglich. Warum gerade so ? Es ist absurd, wenn man nicht selber durch den Trieb dazu genötigt ist, man kommt sich verrückt vor, auch nur eine solche Idee zu haben, geradezu pervers."( H.F. S.93Z. 22f.).
c. Beziehungen zu Frauen stellen für Walter Faber ein fast unüberwindbares Problem dar, da er in seinen Gefühlen so eingeschränkt ist, daß er keine Beziehung über einen längeren Zeitraum aufbauen kann. Er müßte seiner Partnerin seine Gefühle preisgeben, und dazu ist er nicht im Stande. Aber eine Beziehung basiert nunmal auf gegenseitigen Gefühlen, Zuneigung und Zärtlichkeit, doch Walter Faber sind solche Gefühle fremd. ,,Zärtlichkeiten am Abend, ja, aber Zärtlichkeiten am Morgen sind mir unerträglich, und mehr als drei oder vier Tage zusammen mit einer Frau waren für mich, offen gestanden, stets der Anfang der Heulerei, Gefühle am Morgen, das erträgt kein Mann. [...] Frühstücken mit Frauen, ja, ausnahmsweise in den Ferien, Frühstück auf einem Balkon, aber länger als drei Wochen habe ich es nie ertragen, [...], aber nach drei Wochen (spätestens) sehne ich mich nach Turbinen; die Muße der Frauen am Morgen, [...], dazu Gespräche über Liebe und Ehe, das erträgt kein Mann, glaub ich, oder er heuchelt." (H.F.; S.91 Z.13). Walter Fabers Einstellung zu Frauen erscheint für die heutige Zeit diskriminierend. Er sieht sie als schwaches Geschlecht an und behandelt sie oft wie Objekte.
III) Ivy, eine Frau, die genau in sein frauenfeindliches Weltbild paßt
Ivy, eine von Walter Fabers Frauen , ist 26 Jahre alt und kommt aus Amerika. Sie paßt genau in sein frauenfeindliches Weltbild.
a. Er empfindet keinerlei Gefühle für sie und die Beziehung zu ihr basiert nur auf sexueller Basis. ,,Wenn ich Ivy umarme und dabei denke: Ich sollte meine Filme entwickeln lassen, Williams anrufen!" (H.F. S.94 Z.1). Er hat kein Interesse an Ivy, und nicht die Absicht sie näher kennen zu lernen, noch irgend etwas für sie zu empfinden. Sie ist für ihn nur wie ein Objekt, daß ihm Nichts bedeutet. Er fühlt sich eher noch von ihr eingeengt, ihr Verhalten ihm gegenüber ekelt ihn an. ,,Ich hatte Hunger, aber der Hummer ekelte mich. Ivy fand ihn himmlisch, und es ekelt mich ihre Zärtlichkeit, ihre Hand auf meinem Knie, ihre Hand auf meiner Hand, ihr Arm auf meiner Schulter, ihre Schulter an meiner Brust, ihr Kuß, wenn ich Wein einschenkte, es war unerträglich - ich sagte rundheraus, daß ich sie hasse." (H.F.; S.62 Z.12f.). Er fühlt sich von ihr unterdrückt und nimmt so eine für ihn nachteilhafte, unterwürfige Position gegenüber einer Frau ein.
b. Das engt ihn in seiner Lebensweise ein und er weiß keinen Ausweg mehr. Darum beschließt er kurzfristig von New York nach Paris zu fahren.
Er vergleicht Ivy mit dem "American way of life", mit dem er auch nichts anfangen kann. (,,The American Way of Life: Schon was sie essen und trinken, diese Bleichlinge, die nicht wissen, was Wein ist, diese Vitamin Fresser, die kalten Tee trinken und Watte kauen und nicht wissen, was Brot ist, dieses Coca-Cola-Volk, das ich nicht mehr ausstehen kann -" (H.F.; S.175 Z.14ff.) Er fühlt sich von ihr bedroht; so übersetzt er ihren Namen ,,Ivy" mit ,,Efeu", ,,meint damit eine Existenz, angewiesen auf etwas Festes, an dem es emporrangeln kann, als auch in der Bedeutung des Umschlingenden."1. Er trennt sich von Ivy um ein neues Leben anzufangen.
IV) Hanna, erste Frau, die nicht in Walter Fabers Frauenbild paßt
Hanna Lansberg hingegen scheint ihm als erste Frau in seinem Leben nicht in sein Weltbild zu passen. Sie ist Halbjüdin und studierte mit Walter Faber in Zürich.
a. Im Vergleich zu Ivy und allen anderen Frauen davor begegnete er einer Beziehung, die anders war als alles zuvor. Er fand den Gedanken an sexuelle Akte mit anderen Frauen immer als absurd, doch ,,Nur mit Hanna war es nie absurd gewesen" (H.F; S.100 Z.7.). Bei ihr mußte er seine Gefühle nicht verstecken.
b. Doch leider scheiterte ihre Beziehung, da einerseits der Druck einer drohenden Ausbürgerung groß wurde, und eine Heirat der letzte Ausweg war diese zu verhindern. Doch Hanna weigert sich vor den Traualtar zu kommen, da sie Walter vorwirft, er würde sie nicht aus Liebe heiraten, sondern "bloß, um zu beweisen, daß [er] kein Antisemit sei." (H.F.:S.57 Z.7). Er sieht bei sich selber keine Schuld am scheitern der Beziehung zu Hanna. "Im Grunde war es Hanna selbst, die damals nicht heiraten wollte."( H.F.: S.33 Z.8f.), da er ihre Entscheidung nie richtig verstand.
Doch der eigentliche Grund lag daran, daß Walter Faber ihr gemeinsames Kind nicht richtig akzeptierte. Sie trennten sich und verloren sich für 20 Jahre aus den Augen. Als sie sich nach dieser Zeit wieder in Athen treffen, erzählt ihm Hanna ihre wirklichen Beweggründe für das Scheitern der Beziehung. Allein die Antwort die sie von Walter bekam, nachdem sie ihm erzählte, daß sie schwanger sei: ,,Wenn du dein Kind haben willst, dann müssen wir natürlich heiraten."(H.F.: S.48 Z.16), waren für sie ausreichend um die Beziehung zu beenden, da er ihr gemeinsames Kind als “ihr Kind“, also Hannas Kind bezeichnete. Er war mit dieser Situation der Schwangerschaft in diesem Moment überfordert, "Ich tanzte nicht vor Vaterfreude, das ist wahr, dazu war die politische Situation zu ernst."
( H.F.:S.48 Z.3), da er zur gleichen Zeit eine sehr gut bezahlte Arbeitsstelle in Bagdad angeboten bekam."...und dann berichtete ich ihr von Escher - Wyss, von der Stelle in Bagdad, von den beruflichen Möglichkeiten eines Ingenieurs überhaupt. Das war keineswegs gegen ihr Kind gerichtet. Ich sagte sogar, wie viel ich in Bagdad verdienen würde."(H.F.:S.48 Z.12f.). Er spricht wieder von ihrem Kind, und man kann klar das rationale Weltbild des Technikers erkennen.
V) Sabeth, seine Tochter und gleichzeitig seine Geliebte
Auf seiner Schiffsreise von New York nach Paris fällt ihm an Bord ein junges Mädchen auf, das ihn an Hanna erinnert. Er weiß noch nicht, daß es seine eigene Tochter ist. Sie hat gerade ihre Schule abgeschlossen und fährt nun mit dem Schiff nach Europa. Nach und nach lernen sie sich kennen und es entwickelt sich eine Freundschaft. Walter Faber findet das Mädchen sympathisch, leugnet aber jegliche Gefühle zu ihr." Sie gefiel mir, aber ich flirtete in keiner Weise." (H.F.: S.74 Z.23). Aber Walter Faber kann seine Zuneigung zu ihr nicht verbergen.
a. Er findet sie hübsch und beschreibt sie ganz ausführlich, was auf seine Zuneigung zu ihr hinweist. "[...] - vor mir: ein junges Mädchen in schwarzer Cowboy-Hose, kaum kleiner als ich, Engländerin oder Skandinavierin, ich konnte ihr Gesicht nicht sehen, nur ihren blonden oder rötlichen Roßschwanz, der bei jeder Bewegung ihres Kopfes baumelte. [...] . Sie trug (ich erinnere mich genau) einen schwarzen Pullover mit Rollkragen, existenzialistsich, dazu Halskette aus gewöhnlichem Holz, Espadrilles, alles ziemlich billig. Sie rauchte, ein dickes Buch unter dem Arm, und in der hinteren Tasche ihrer Cowboy- Hose steckte ein grüner Kamm." (H.F.: S.70 Z.5ff.).Auch ihre Jugendlichkeit faszinierte Walter Faber. “ sie mußte sehr jung sein: ihr Flaum auf dem Hals, ihre Bewegungen, ihre kleinen Ohren, die erröteten, als der Steward einen Spaß machte - [...] ." (H.F.: S.70 Z.23). Aber der ausschlaggebende Grund für sein Interesse an ihr stellt ihre Ähnlichkeit mit Hanna dar. So berichtet er fasziniert von ihrem "Hanna-Mädchen-Gesicht!" (H.F.: S.94 Z.34) oder daß ,,Sabeth jung sei, wie Hanna damals jung gewesen [war], und zudem rede[t] sie das gleiche Hochdeutsch, [...] ." (H.F.: S.79 Z.1).
b. Nach näherem Kennenlernen zeigt Walter Faber ihr das Schiff und muß feststellen, daß Sabeth, so nennt er das Mädchen, daß eigentlich Elisabeth heißt, intelligenter ist als er anfangs von Frauen erwartete.
"Sie war alles andere als dumm. Nicht viele Leute, denen ich den sogenannten Maxwell´schen Dämon erläuterte, begriffen so flink wie dieses junge Mädchen, [...]" (H.F.: S.74 Z.19). Doch andererseits war sie doch wie alle anderen Frauen aus Sicht von Walter Faber: Nicht an der Technik interessiert, sondern unentwegt am träumen und in Gedanken. "Hinweise auf den beträchtlichen Wasserdruck, den diese Konstruktion auszuhalten hat, war schon wieder zuviel - ihre kindliche Phantasie schon draußen bei den Fischen, während ich auf die Konstruktion zeigte." (H.F.: S.87 Z.27). Und doch war sie anders als andere Frauen, und Walter Faber konnte seine Liebe zu ihr nicht leugnen. So fragte er sie am letzten Abend an Bord, "ob sie [ihn] denn heiraten würde." (H.F.: S.95 Z.1). Ihre Wege trennen sich in Paris, doch Walter Faber will sie unbedingt wieder sehen.
c. Er trifft sie im Louvre, und als sie ihm sagt, sie wolle via Autostopp nach Athen kommen macht er ihr das Angebot sie zu fahren. Auf der Fahrt werden sie ein Paar und er begeht Inzest "[...] und zum ersten Mal hatte ich den verwirrenden Eindruck, daß das Mädchen, das ich bisher für ein Kind hielt, in mich verliebt war. Jedenfalls war es das Mädchen, das in jener Nacht nachdem wir bis zum schlottern draußen gestanden hatten, in mein Zimmer kam - " (H.F.: S.125 Z.5ff.).
d. Er hat die Vermutung, daß Sabeth seine Tochter ist, doch sein Bewußtsein wehrt sich gegen diesen Gedanken. Er fragt sie nach ihrem Geburtsdatum. Er will errechnen wer ihr Vater ist, rechnet aber absichtlich falsch, um sich nicht des Inzests schuldig zu machen. "Ich rechnete im stillen (während ich redete, mehr als sonst, glaube ich) pausenlos, bis die Rechnung aufging, wie ich sie wollte: Sie konnte nur das Kind von Joachim sein! Wie ich's rechnete, weiß ich nicht; ich legte mir die Daten zurecht, bis die Rechnung wirklich stimmte, die Rechnung als solche." (H.F.: S.121 Z.31).
Auf ihrem Weg nach Athen bestätigt sich aber Walter Fabers Vermutung: Sabeth ist seine Tochter.
VI) Treffen mit Hanna nach 20 Jahren Trennung
Im Krankenhaus von Athen trifft Walter Faber seine Geliebte Hanna wieder.
Beide sind sie bei ihrer gemeinsamen Tochter Elisabeth, die durch einen Unfall schwer verletzt wurde. Sie stellen fest, daß sie 20 Jahre aneinander vorbei lebten. Bis sich beide an Elisabeth klammerten hatte keiner von Beiden einen Partner, der ihre Meinung teilen konnte. Doch aus Hanna wurde eine Selbständige Frau. ,,Dabei hat Hanna immer getan, was ihr das Richtige schien, und das ist für eine Frau, finde ich, schon allerhand." (H.F.: S.139 Z.30). Walter Faber bewundert diese Frau, da sie es schaffte sich in der Männerwelt zu etablieren, sie war nicht mehr die ,,Schwärmerin und Kunstfee" (H.F.: S.47 Z.6), wie sie Faber früher nannte. Er bekommt einen neuen Eindruck von sich und der Frauenwelt, der er Anfangs mißtraute. Sein rationales Weltbild veränderte sich, weg von der Theorie, vom mathematischen, hin zur Natur. Walter Faber hat nun nach 20 Jahren wieder einen Menschen gefunden, dem er seine Gefühle anvertrauen kann. (,,Aber ich bin nicht allein, Hanna ist mein Freund, und ich bin nicht allein." H.F.; S.198 Z.25). Hanna ist somit die Einzige Person in Walter Fabers Leben, die ihn jetzt noch versteht. Dieses Zitat verfaßt Faber einen Tag vor seiner Operation, die und das weiß er, für ihn tödlich enden wird.
C :
"Das gesamte Werk ist an sich streng chronologisch gegliedert. Nur die zweite Station besteht aus zwei parallelen -jeweils abschnittsweise aufeinander folgenden - ineinander geschlossenen Erzählsträngen: der Zeit vor der Einlieferung ins Krankenhaus und der Zeit im Krankenhaus. Die Reflexionen Fabers sind geprägt von einem "Tagebuchcharakter", in dem - passend zur Persönlichkeit Fabers - eine technische, klinisch trockene Sprache vorherrscht, die kaum durch Metaphern aufgefrischt wird."2. Walter Faber durchschreitet in diesem Roman also den Wandel vom Individuum "homo faber", als Ingenieur, mit streng rationalem Weltbild, bis hin zu einem Menschen, der seine Gefühle für sich und andere um ihn herum entdeckt und zum Schluß auslebt. Diesen Wandel hat er auch der Frauenwelt zu verdanken. Vor allem Hanna und Sabeth tragen einen Großteil zu seinem Wandel bei, da er seine Gefühle zeigen kann und sie nicht verdrängen muß.
Literaturnachweis:
Primärliteratur: Max Frisch
Homo faber - ein Bericht
Suhrkamp taschenbuch 354
Sekundärliteratur:
Reclam: Max Frisch homo faber Klaus Müller Salget
Philipp Reclam jun. Stuttgart Universal Bibliothek Nr. 8179
© 1997 Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart Printed in Germany 1999
ISBN 3-15-008179
Internet:
http://www.brodo.de/german/pub/abi/hf.html
[...]
1 Reclam Sekudärliteratur S.50 Z.23
Häufig gestellte Fragen
Was ist eine kurze Zusammenfassung von Max Frischs Leben?
Max Frisch wurde in Zürich geboren und war der Sohn eines Architekten. Er studierte Germanistik an der Universität Zürich, brach das Studium aber aus finanziellen Gründen ab. Später studierte er Architektur. Ab 1931 arbeitete er als freier Journalist, vor allem für die "Neue Züricher Zeitung". Er starb am 4. April 1991 in Zürich an Krebs.
Was ist eine Beschreibung des Romans "Homo Faber"?
"Homo Faber" ist ein Roman von Max Frisch, der 1957 veröffentlicht wurde. Der Titel verweist auf die zentralen Themen Technik und Natur. "Homo" bezeichnet den Menschen als Teil der Natur, während "faber" (vom griechischen "Handwerker") den Techniker symbolisiert, verkörpert durch die Hauptperson Walter Faber. Es ist ein Bericht, keine Beschreibung oder Interpretation.
Wie ist Walter Faber, die Hauptperson, charakterisiert?
Walter Faber ist Ingenieur und eine technisch orientierte Person. Er verlässt sich auf Statistiken und moderne Technik, nicht auf Zufälle oder Schicksal. Er hat Probleme mit Beziehungen, besonders zu Frauen, denen er mit Abneigung begegnet. Er kann keine Beziehungen aufbauen, und vertritt frauenfeindliche Meinungen.
Was ist Walter Fabers rationales Weltbild?
Walter Fabers Lebenseinstellung basiert auf technischen Fakten. Er lässt sich nicht von Gefühlen beeinflussen, die er als unnötige Komplikationen betrachtet. Er flüchtet sich in Statistiken und rationales Denken, um Schicksalsschlägen zu begegnen. Er glaubt, dass Frauen einen Hang zum Aberglauben haben.
Wie ist Walter Fabers Verhältnis zu Frauen?
Walter Faber hat Probleme mit Beziehungen zu Frauen. Seine Beziehung zur Frau seines Mathematiklehrers in der Jugend prägt ihn. Sexuelle Erfahrungen lösen Ekel aus. Beziehungen sind kurzlebig, da er seine Gefühle nicht zeigen kann. Er sieht Frauen als das schwache Geschlecht.
Wer ist Ivy und welche Rolle spielt sie im Roman?
Ivy ist eine von Walter Fabers Frauen, 26 Jahre alt und Amerikanerin. Sie passt in sein frauenfeindliches Weltbild. Er empfindet keine Gefühle für sie, die Beziehung basiert auf sexueller Basis. Sie ist ein Objekt für ihn. Er vergleicht Ivy mit dem "American way of life", mit dem er nichts anfangen kann. Er trennt sich von ihr, um ein neues Leben zu beginnen.
Wer ist Hanna Lansberg und warum ist sie wichtig für Walter Faber?
Hanna Lansberg ist Halbjüdin und studierte mit Walter Faber in Zürich. Sie scheint als erste Frau nicht in sein Weltbild zu passen. Er findet sexuelle Akte mit ihr nicht absurd. Ihre Beziehung scheitert, da er ihr gemeinsames Kind nicht richtig akzeptiert. Nach 20 Jahren treffen sie sich wieder in Athen, und Hanna erklärt ihm ihre Beweggründe für das Scheitern der Beziehung.
Wer ist Sabeth und welche Rolle spielt sie in Fabers Leben?
Sabeth ist Walter Fabers Tochter und gleichzeitig seine Geliebte (ohne es zu wissen). Er trifft sie auf einer Schiffsreise und findet sie sympathisch. Sie erinnert ihn an Hanna. Er findet sie intelligent, aber auch verträumt. Sie werden ein Paar, und er begeht Inzest. Er vermutet, dass sie seine Tochter ist, rechnet aber absichtlich falsch, um sich nicht schuldig zu fühlen. Später bestätigt sich die Vermutung.
Was passiert nach dem Treffen mit Hanna nach 20 Jahren Trennung?
Im Krankenhaus von Athen treffen Walter Faber und Hanna sich wieder. Ihre gemeinsame Tochter Elisabeth wurde durch einen Unfall verletzt. Sie stellen fest, dass sie 20 Jahre aneinander vorbei gelebt haben. Faber erkennt Hannas Selbstständigkeit und bewundert sie. Sein rationales Weltbild verändert sich hin zur Natur. Hanna ist die Einzige, die ihn jetzt noch versteht.
Wie verändert sich Walter Faber im Laufe des Romans?
Walter Faber durchläuft einen Wandel vom "homo faber" mit rationalem Weltbild zu einem Menschen, der seine Gefühle entdeckt und auslebt. Die Frauen in seinem Leben, besonders Hanna und Sabeth, tragen zu dieser Veränderung bei.
- Quote paper
- Markus H. (Author), 2001, Frisch, Max - Homo Faber - Rolle der Frau, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/102768