Gliederung:
A ) Abriss des Handlungsverlaufs im Drama
B) Nathan der Weise - ein Drama der Aufklärungszeit.
I. Nathan steht für eine aufgeklärte Person
1) mit Toleranz
2) mit Menschlichkeit und Vernuftdenken
II. Nathans aufklärerische Erziehungskunst zu Toleranz
1) am Tempelherr
2) an Sultan Saladin
III. Aussageabsichten des Dramas
1) Belehrung zu Vernunft
2) Kritik an der Kirche
3) Erziehung als zentraler Punkt der Aufklärung
4) Toleranz
IV. Bezug zur Aufklärung
C) Aktualität des Dramas
Um Gotthold Ephraim Lessings Drama „Nathan der Weise” und dessen aufklärerische Aussage besser verstehen zu können ist es sinnvoll den Handlungsverlauf zu Beginn in kurzer Form wiederzugeben.
Nathan ,ein reicher Jude, der gerade von einer Geschäftsreise zu seiner Familie zurückgekehrt war erhält von seiner christlichen Dienerin Daja die Nachricht, dass seine Adoptivtochter Recha, die eigentlich Christin ist, fast in seinem brennenden Haus ums Leben gekommen wäre. Ein Tempelherr hatte ihr das Leben gerettet. Als dieser Tempelherr endlich dazu überredet werden kann, zu Recha zu kommen, um ihren Dank entgegenzunehmen, verliebt er sich in sie. Er erfährt jedoch von Daja, dass Recha eigentlich eine Christin ist, und erzählt dies dem Patriarchen jedoch ohne einen Namen zu nennen. Nathan ist inzwischen beim Sultan Saladin, der eigentlich Geld von ihm will, jedoch Nathan frägt, welcher Glaube der richtige ist, und Nathan antwortet daraufhin mit der Ringparabel, mit der es ihm anhand seines rhetorischen Geschicks gelingt diese Frage zu beantworten woraufhin der Sultan erkennt das er nicht über die drei Weltreligionen, nämlich das Christentum das Judentum und den Islam richten darf, da ja alle im Prinzip gleich sind. Saladin ist daraufhin so beeindruckt von der Weisheit Nathans, dass er diesem die Freundschaft anbietet. Der Patriarch schickt den Klosterbruder, der Nathan vor langer Zeit Recha übergeben hat, zu ihm, um ihn mit einer Intrige zu Fall zu bringen, da er es nicht ertragen kann, dass ein Jude eine Christin als Tochter erzogen hat. Der Klosterbruder gibt Nathan ein kleines Büchlein, das bei Recha war, in dem steht, wer sie wirklich ist und wer ihre Eltern, bzw. ihr Bruder, sind. Daraufhin treffen sich Sultan Saladin, dessen Schwester Sittah, Nathan, der Tempelherr und Recha im Palast des Sultans und Nathan bringt endlich die wahre Identität Rechas und die des Tempelherrn ans Licht. In dem Buch steht, dass Recha die Schwester des Tempelherrn ist und beide die Kinder des Bruders Assad von Sultan Saladin sind. Am Schluss erkennt Recha Nathan trotzdem als ihren Vater an, auch wenn sie nicht verwandt sind und einem verschiedenen Glauben angehören.
Im Folgenden möchte ich zeigen, dass Nathan der Weise unter den Gesichtspunkten der Vernunft und Toleranz ein Drama der Aufklärung ist.
Die Hauptrolle im Drama nimmt, wie der Titel schon andeutet, Nathan ein. Man kann sagen, dass Nathan ein Idealbild des Menschen verkörpert und zweifellos nach den Vorstellungen der Aufklärung handelt und lebt. Schon zu Beginn erfährt man, dass Nathan ein sehr aufgeschlossener und toleranter Mensch ist. Wie er erfährt, dass seine Adoptivtochter Recha von einem Tempelherrn gerettet worden ist, will er diesen edlen Mann (I/1 V.92),wie er ihn bezeichnet, aufzusuchen um ihn zu beschenken, obwohl er christlichen Glaubens ist. Insbesondere zeigt sich hier die Toleranz gegenüber den anderen Religionen die sich im Verlauf des ganzen Dramas erkennen lässt. Zwei weitere Charaktereigenschaften Nathans, im Sinne der Aufklärung, wären die Menschlichkeit und sein Vernunftdenken. Nachdem Nathan seine gesamte Familie durch die Morde der Christen verloren hat, hat er der Christentum den unversöhnlichsten Hass zugeschworen ( IV/7 V.3050 f ). Hier stellt Nathan erstmals seine Vernunft unter Beweis: „Doch nun kam die Vernunft allmählich wieder...Doch war auch Gottes Ratschlußdas!...Ich stand! und rief zu Gott: ich will!” (IV/7 V.3052-58). So entschließt er sich ,da ja alles Gottes Wille ist, ein Christenkind wie seine eigene Tochter großzuziehen. In Nathan sitzt nicht länger Hass, sondern der Wille etwas für einen anderen Menschen zu tun auch wenn es nicht seiner Religion angehört. Somit kann man über die Person Nathans aussagen, dass er die wichtigsten Forderungen der Aufklärung erfüllt und folglich ein Argument für das Drama der Aufklärungszeit darstellt.
Eine entscheidende Forderung der Aufklärung war auch die Erziehung der Menschen zu selbstständigem Denken und Toleranz gegenüber allen Andersgläubigen und Andersdenkenden (siehe Geschichtsbuch S.216f). Nathan erfüllt auch diese Forderung da er den Tempelherr von der bloßen Pflichtethik zu Toleranz und Menschlichkeit umerzieht. Der Tempelherr stellt im Drama ebenfalls eine wichtige Figur dar . Dieser ist zu Beginn äußerst stolz, überheblich und antisemitisch gesinnt. Beispiele wie,,... Auch laßt den Vater mir vom Hals. Jud` ist Jude." (I/6 V. 776) und ,, ... und wenn's auch nur das Leben einer Jüdin war" (II/5 V. 1218/19) zeigen sehr gut die Intoleranz des Tempelherrn auf. Jedoch findet man beim Tempelherrn auch Ansätze aufgeklärten Denkens da er nicht immer seine Aufträge erfüllt. Er lehnt es persönlich ab Saladin auf Befehl vom Patriarchen zu töten : ,,Was wäre da Wohl leichter, als des Saladins sich zu Bemächtigen? den Garaus ihm zu machen? (...) Gott aber und der Orden... Ändern nichts! Gebieten mir kein Bubenstück!" (I/5 V.670-685) Ein weiteres Beispiel hierfür wäre, dass der Tempelherr bei seinem Treffen mit dem Patriarch, als dieser sagt :„ Tut nichts! der Jude wird verbrannt!" ( IV/2 V. 2553), die Verlogenheit des Patriarchen erkennt, sich besinnt und den Namen Nathans verschweigt. Im Gespräch mit Nathan wird der Tempelherr immer mehr zum Nachdenken gebracht bis er überraschend einsieht, wie recht Nathan hat: ,,Bald aber fängt der Jud` an mich zu verwirren" (II/5 V. 1254/5).Die Meinung des Tempelherrn von Nathan hat sich plötzlich ins positive gewandelt: ,,Nathan, ja; Wir müssen, müssen Freunde werden" (II/5 V.1318f). So gelingt es Nathan Christentum und Judentum zu vereinen, und bestehende Vorurteile im Tempelherr zu vernichten: „Mit Unterschied (...) Jawohl; An Farb´, an Kleidung, an Gestalt verschieden (II/5 V.1275ff).
Nicht nur der Tempelherr, sondern auch Sultan Saladin erfährt durch Nathan eine gewisse Aufklärung. Das wesentlichste der Erziehung ist die Ringparabel mit der Nathan die Frage des Sultans: ,,Was für ein Glaube, was für ein Gesetz hat dir am meisten eingeleuchtet?" (III/5 V. 1840f) beantwortet. Diese genial erzählte Geschichte Nathans zeigt an einem einfachen Beispiel auf, dass es eine „wahre” Religion nicht gibt. Saladin ist fasziniert ,,Bei dem Lebendigen! Der Mann hat recht. Ich muss verstummen." (III/7 V.1991f),,Herrlich ! herrlich !" (III/7 V.2028). Auf die Frage, ob er sich für den Richter über die drei Religionen halte, verneint der Sultan heftig (III/7;S.76). Damit wird klar, dass Saladin zu der Einsicht gelangt ist, nicht über andere Religionen richten zu dürfen und Menschen nicht wegen ihrem anderen Glauben zu verachten. Somit war die Erziehung durch Nathan ein voller Erfolg, und man kann den Sultan nun als aufgeklärten Herrscher bezeichnen, der Vernunft und Toleranz an den Tag legt. Folglich kann man schließen, dass Nathan, der Tempelherr und auch Saladin das Drama „Nathan der Weise” zu einem Drama der Aufklärungszeit machen, da alle entweder schon aufgeklärt sind, oder die Aufklärung noch erfahren haben.
Ein weiterer, sehr wichtiger Punkt, „Nathan der Weise” als ein Drama Aufklärung zu betrachten ist, dass Lessing ,der als ein führender Vertreter der Aufklärung gilt ,die Leser mit seinem Drama belehren will, denn dieses Ziel verfolgte die Aufklärung ebenfalls. (siehe Lexikon MS Encarta Artikel: Lessing) Der Leser soll sich mit den einzelnen Personen auseinandersetzen ,Toleranz erlernen und vor allem seinen eigenen Verstand benutzen. Ein weiteres Indiz, Nathan der Weise als aufgeklärtes Erziehungsdrama zu bezeichnen hat mit G.E. Lessing selbst zu tun. Bereits in seiner Studienzeit kam er mit den Gedanken der Aufklärung in Berührung. Er veröffentlichte diverse religionskritische Texte, darunter auch „Nathan der Weise”.(siehe Lexikon MS Encarta Artikel: Lessing) Im Drama wird der Patriarch als „Bösewicht” dargestellt und mit seinem Ausspruch: ,,Tut nichts! Der Jude wird verbrannt!" ( IV/2 V. 2553) von Lessings als geistlicher Herrscher und Vertreter der Kirche scharf kritisiert . Lessing fordert seine Mitmenschen auf, nicht alles einfach so hinzunehmen, wie sie es von den geistlichen Herrschern vorgesetzt bekommen. Die Loslösung der absoluten Autorität der Kirche und den Glaubensdogmen war zudem eines der Hauptanliegen der Aufklärung. (siehe Geschichtsbuch S.216) Lessing möchte, dass seine Leser sich die Selbsterziehung Nathans als Vorbild nehmen und hofft somit das eigenständige Denken zu fördern. Lessing will den Menschen durch die Erziehung zu menschlichem und tolerantem Verhalten helfen ein besseres Zusammenleben zu schaffen in dem Religionszugehörigkeit keine Rolle spielt.
Folglich ist das Hauptanliegen des Autors ,sowie der Aufklärung, die Toleranz Ohne Toleranz ist das Nebeneinanderleben der verschiedenen Religionen nicht vorstellbar, wie man es an den zahllosen Religionskriegen, die geführt werden, sehen kann. Schließlich soll das Drama Nathan der Weise als Appell nach Akzeptanz anderer Sitten und Gebräuche, und einem toleranteren Zusammenleben in freiem Denken aller Menschen dienen, um ein friedlichere Zukunft zu gewährleisten. Einer der bedeutendsten Leitsätze der Aufklärung besagt :„Der Mensch ist das Maßaller Dinge”(siehe Geschichtsbuch S.218) Dieser Leitsatz kann nun auf unser Drama bezogen werden, denn das Ergebnis des Dramas ist, dass die Religionszugehörigkeit eines Menschen nicht entscheidend ist ,,Sind Christ und Jude eher Christ und Jude, Als Mensch? (II/5 V.1310f)
Am Ende stellt sich noch die Frage ob das Drama nur für die Aufklärungszeit Gültigkeit besitzt oder auch auf die Gegenwart angewandt werden kann. Ich denke das man zum einen Menschlichkeit ,die von Nathan vermittelt wird, für ein ordentliches Zusammenleben unbedingt benötigt, und zum zweiten man sich die Erziehung zu religiöser Toleranz als Vorbild nehmen sollte, denn es gibt bis heute unzählige religiöse Auseinandersetzungen und Kriege auf der Welt.
- Quote paper
- Florian Ramsauer (Author), 2001, Lessing, G. E. - Nathan der Weise - Ein Drama der Aufklärung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/102761
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