Diese Arbeit konzentriert sich konkret auf den Voyeurismus als eigenes und nicht als unterstützendes Phänomen bei E.T.A. Hoffmann. Dazu wird auf Wissenschaftlicher wie Ulrich Stadler, Peter Springer, aber auch Sigmund Freud und Jaques Lacan, die sich mit diesen Themen auseinandergesetzt haben, verwiesen, um eine möglichst differenzierte Definition des Begriffes Voyeurismus zu erhalten. Es zeigt sich, dass dieser in der Regel als sehr einseitig angesehen wird und daher eine differenziertere Betrachtung benötigt.
Dazu konzentriert sich die vorliegende Masterarbeit auf vier Novellen Hoffmanns, welche verglichen werden sollen. Zunächst wurde "Des Vetters Eckfenster" analysiert, da dieses als klassisches Beispiel Hoffmanns für Voyeurismus gilt. Weiterhin wurden "Der Sandmann" und "Das öde Haus", zwei Novellen der Nachtstücke, ausgewählt, da beide unterschiedliche Methoden des Voyeurismus sowie unterschiedliche Endresultate ihrer Beobachtungen zeigen. Schlussendlich wurde "Der Magnetiseur" untersucht.
Der Voyeurismus gehört zu besagten Themen, denen gesellschaftlich traditionell Ablehnung zugesprochen wird. Aufgrund der Bekanntheit des Phänomens ist jedoch abzuleiten, dass es nicht wenige Beobachtende in der Gesellschaft gibt. Bei der Lektüre der Texte Hoffmanns fiel auf, dass die Figuren bei ihren Beobachtungen in der Regel Hilfsmittel verwendeten. Dies ist vor allem von Interesse, da scheinbar keine einzige Beobachtung ohne Instrument stattfand. Primär beschäftigt sich diese Arbeit daher damit, was diese Instrumente für den Voyeur bedeuten, da sie so bedeutungsvoll sind, dass sie einer separaten Untersuchung bedürfen. Zwar wurde die Verwendung dieser einzelnen Instrumente in Hoffmans Dichtung bereits identifiziert und ausführlich bearbeitet, jedoch nicht primär im Kontext des Voyeurismus. Dieses thematische Feld der Optik und des Visuellen lässt Hoffmann vor allem die Grenzen der Wahrnehmung und damit seines eigenen Kunstverständnisses, des serapiontischen Prinzips, ausloten. Das Wissen dieser Forschungen soll hier daher im Optimalfall dazu genutzt werden, einen neuen oder erweiterten Bedeutungskontext zu erschließen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Voyeurismus
- Das serapiontische Prinzip
- Instrumente des Beobachtens
- Das Fenster
- Das Fernrohr
- Spiegel
- Träume und hypnagoge Bilder
- Der animalische Magnetismus
- Analyse: Voyeurismus in ausgewählten Novellen E. T. A. Hoffmanns
- Des Vetters Eckfenster
- Der Sandmann
- Das öde Haus
- Der Magnetiseur
- Vergleich
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit analysiert den Voyeurismus in ausgewählten Novellen von E. T. A. Hoffmann. Sie untersucht die Bedeutung von Beobachtungsinstrumenten wie Fenster, Fernrohr und Spiegel, sowie Träumen und dem animalischen Magnetismus. Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse des Voyeurismus als eigenständiges Phänomen, im Gegensatz zu seiner Verwendung als unterstützendes Element in der Literatur.
- Die Bedeutung von Beobachtungsinstrumenten für den Voyeurismus in Hoffmanns Novellen
- Die Auslotung der Grenzen von Wahrnehmung und Kunstverständnis im serapiontischen Prinzip
- Die Rolle von Voyeurismus als eigenständiges und nicht nur unterstützendes Phänomen in der Literatur
- Die vergleichende Analyse von vier Novellen: "Des Vetters Eckfenster", "Der Sandmann", "Das öde Haus" und "Der Magnetiseur"
- Die These, dass die Suche nach individuellem Begehren durch die vielfältigen Beobachtungsinstrumente nie ganz befriedigt werden kann, da diese auf den Dualismus zwischen voyeuristischem Schauen und äußerer Wahrnehmung hinweisen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Thematik des Voyeurismus in Hoffmanns Novellen vor und erläutert die Bedeutung der Beobachtungsinstrumente in diesem Kontext. Sie legt den Fokus auf die Analyse von Voyeurismus als eigenständiges Phänomen und das serapiontische Prinzip als relevante Forschungsfelder.
Kapitel 2 definiert Voyeurismus als einseitige, oft negativ konnotiertes Phänomen, das mit Neugier und dem Verfolgen eines bestimmten Sachverhalts in Verbindung gebracht wird. Es analysiert die unterschiedlichen Aspekte von Voyeurismus und die historische Entwicklung des Begriffs.
Kapitel 3 beschreibt das serapiontische Prinzip als ein Kunstverständnis, welches die Grenzen der Wahrnehmung und die Bedeutung des Visuellen erforscht. Es beleuchtet den Einfluss dieses Prinzips auf die Kunst und Literatur der Romantik.
Kapitel 4 analysiert die einzelnen Instrumente des Beobachtens: Fenster, Fernrohre, Spiegel, Träume und hypnagoge Bilder sowie der animalische Magnetismus. Es beschreibt die symbolische Bedeutung und Funktion dieser Instrumente in Bezug auf Voyeurismus.
Kapitel 5 präsentiert die Analyse von vier ausgewählten Novellen E. T. A. Hoffmanns: "Des Vetters Eckfenster", "Der Sandmann", "Das öde Haus" und "Der Magnetiseur". Es untersucht die Arten des Voyeurismus, die voyeuristischen Verhaltensweisen und die Instrumente, die zum Beobachten verwendet werden.
Kapitel 6 stellt einen Vergleich der analysierten Novellen dar, um Parallelen zwischen den verschiedenen voyeuristischen Blickarrangements und ein differenziertes Bild des Voyeurs zu erarbeiten.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Masterarbeit sind Voyeurismus, Beobachtungsinstrumente, serapiontisches Prinzip, E. T. A. Hoffmann, "Des Vetters Eckfenster", "Der Sandmann", "Das öde Haus", "Der Magnetiseur", Wahrnehmung, Kunstverständnis, Dualismus, Neugier, Wissensdurst, Grenzerfahrung, Tabubruch. Diese Begriffe verdeutlichen das Forschungsfeld der Arbeit und ihre zentrale These, dass der Voyeurismus als ein durch Beobachtungsinstrumente geprägtes Phänomen, die Grenzen von Wahrnehmung und Kunstverständnis auslotet.
- Quote paper
- Hannah Koch (Author), 2021, Voyeurismus bei E. T. A. Hoffmann, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1027147