Stellen Sie sich vor, ein junger Theologe, konfrontiert mit dem Elend menschlicher Existenz, findet seine wahre Berufung nicht in prunkvollen Kirchen, sondern in der stillen Hingabe an die Vergessenen der Gesellschaft. Friedrich Christian von Bodelschwingh, geboren in eine Zeit des Umbruchs, wählt einen Pfad, der ihn von den Hörsälen Basels und Berlins direkt zu den Betten der Kranken und Ausgestoßenen führt. Diese Biografie enthüllt das außergewöhnliche Leben eines Mannes, der nicht nur als Geistlicher, sondern als wahrer Menschenfreund in die Geschichte einging. Von seinen frühen Jahren, geprägt von landwirtschaftlicher Arbeit und einer tiefen spirituellen Suche, bis hin zur Gründung und Leitung der Anstalten Bethel, zeichnet dieses Buch ein fesselndes Porträt eines Pioniers der Inneren Mission. Erleben Sie, wie Bodelschwingh, konfrontiert mit erschütterndem Leid, eine revolutionäre Idee verwirklicht: die Würde und den Wert jedes einzelnen Menschen zu erkennen, unabhängig von Krankheit oder sozialer Stellung. Begleiten Sie ihn auf seinem Weg, auf dem er Arbeitslosenkolonien gründet, sich im Landtag für die Schwächsten einsetzt und mit unermüdlichem Einsatz das größte Hilfswerk seiner Zeit schafft. Entdecken Sie die tiefe Menschlichkeit und den unerschütterlichen Glauben, die Bodelschwingh antrieben, und lassen Sie sich von seinem Vermächtnis inspirieren – einem Vermächtnis der Nächstenliebe, das bis heute nachwirkt. Eine Geschichte von Mitgefühl, sozialem Engagement und dem unbedingten Glauben an die Kraft der Menschlichkeit, die Leser aller Generationen bewegen wird. Tauchen Sie ein in das Leben eines Mannes, der nicht nur die soziale Landschaft seiner Zeit veränderte, sondern auch ein zeitloses Beispiel für Nächstenliebe und Hingabe setzte. Diese Biografie ist mehr als nur die Erzählung eines Lebens; sie ist eine Hommage an die Menschlichkeit und eine Inspiration für jeden, der die Welt ein Stück besser machen möchte. Erfahren Sie, wie Bodelschwingh durch seine Arbeit mit Epileptikern, Jugendlichen mit sozialen Problemen und Arbeitslosen ein Netzwerk der Hilfe und Hoffnung schuf, das bis heute Bestand hat.
RECHERCHE AUFSATZ
Ü BER
FRIEDRICH CHRISTIAN VON
BODELSCHWINGH
Friedrich Christian Carl von Bodelschwingh wurde 1831 am 06.03. in Tecklenburg bei Osnabrück geboren. Er war ein Geistlich des evangelischen Glaubens.
Nach einem Semesterstudium der Botanik erlernte Bodelschwingh die Landwirtschaft auf praktischer und theoretischer Basis, und zwar im Alter von achtzehn bis zwanzig Jahre.
Mit einundzwanzig Jahren übernahm er dann eine Verwaltungsstelle auf dem Gut Grämenz im Hinterpommern. Aus einer Lebenskrise heraus kam nun im Sommer 1854 der Entschluss, ein Missionar zu werden. So besuchte Bodelschwingh das Missionshaus in Basel. Der Direk- tor dieses Missionshauses jedoch verwies ihn an die Universität. So studierte Bodelschwingh nun in Basel, Berlin und Erlangen evangelische Theologie. Im Alter von achtundzwanzig Jahren ging er dann an die deutsche Gemeinde in Paris. Vier Jahre später wurde Bo- delschwingh Pfarrer. Mit einundvierzig Jahren wurde er Leiter bzw. Vorsteher der Kranken-, Heil-, Pflege- und Fürsorgeanstalt für Anfallskranke (Epileptiker) und milieugeschädigte Ju- gendliche, die 1867 gegründet wurde, und des Diakonissenmutterhauses in Bethel bei Biele- feld. Unter Bodelschwinghs Leitung wurde jene unter anderem um eine Theologie-Schule erweitert und zu dem größten Hilfswerk der deutschen Inneren Mission. Dies alles gilt auch als sein Lebenswerk, das er sich hier erbaut hatte.
In einem Tagebuch hält er unter anderem fest, wie er sich bei seiner ersten Begegnung mit einem Kranken gefühlt hat, was ich nachfolgend zitieren möchte:
Als Kandidat "mit der blauen Schürze" wurde ich nach Neu-Ebenezer versetzt und betrat zum ersten Mal in einem Leben um 6.00 Uhr morgens die Station .sieben. Ein Stationsbruder schlug die Decke vom ersten Bett an der Tür zurück und sagte: "Sie können gleich damit an- fangen, unseren Friz zu baden! " Was ich sah, hätte mich fasst hinaus gejagt; ein verblödeter zwanzig Jahre junger Mann, ein wundgelegenes Bündel von haut und Knochen, dessen Knie andauernd im Krampf bis an die Achselhöhle gezogen waren, wo sie mit Watte gegen weite- res Untreiben umwickelt waren, ohne Fähigkeit, ein Fort zu sprechen „ der gefüttert und vom Kot gereinigt werden mul3te - er lag in einem Torfbett, das eins für diese unsauberen Kran- ken erfunden wurde. Kurz: Ich sah zum ersten M al in meinem Leben diesen Nullpunkt menschlicher Existenz.
Als ich dieses Bündel nackt in die arme gelegt bekam, um es im Badezimmer zu baden, hät- te ich es beinahe auf die Erde geworfen. Als nach einer viertel Stunde das Unwesen gewickelt und verbunden unter der Decke lag, dacht ich: Hier bleibst du keinen Tag!... Dann aber ge- schah es, dass dieses schreckliche Bündel sich bewegte und einen Arm in die Höhe streckte. Erschrocken sah ich mich nach dem Bruder um: "Was gibt es jetzt?" Der Bruder hatte mei- nen Umgang mit den Kränksten der Station, vielleicht von ganz Bethel, nur still beobachtet und nichts gesagt, weil er dachte, ich müsste am besten allein den Weg zu den kranken Jun- gen finden. Aber jetzt musste er doch nachhelfen. Noch heute höre ich den Ton in seiner Stimme, in dem sich Mitleid mit mir und Erstaunenüber soviel Unverstand eines akademisch gebildeten Theologen verbanden. "Herr Kandidat, merken sie es noch nicht, Fritz will Ihnen danken.", aber ich, ich hatte diesen Fritz gar nicht für einen Menschen gehalten. Wie muss der Kranke darunter gelitten haben, mir abspüren zu müssen, dass ich ihnüberhaupt nicht als Mensch, sondern als einen ekligen Gegenstand betrachtete. Aber er ließmich das nicht entgelten, sondern suchte mir meine Not mit dieser ersten Begegnung mit dieser seiner Men- schenrülne zu' nehmen, indem er mir dankte. Er, der Kranke und Blöde, war gemeinschafts- fähig. Ich, der Gesunde, war es nicht, sondern musste es durch ihn werden. Wir sind schnell gute Freunde geworden.
Die Eigenart Bodelschwinghs, jedem kranken Menschen seine Krankheit als seinen Bereich der eigensten Verantwortung zu zeigen und ihn die in ihm vorhandenen guten Möglichkeiten als persönlichen Auftrag Gottes erkennen zu lassen, hob die Kranken zum Bewusstsein vollen Menschentums empor. Unlöslich verbunden mit diesen ja - Wert jeden menschlichen Lebens - war die volle Eingliederung in die Zionsgemeinde, in die gemeindemäßig verwirklichte Gleichheit aller Menschen vor Gott. Die Not jedes einzelnen fügte sich bei Bodelschwingh sofort in größere Zusammenhänge ein und um allen helfen zu können, bekam Bodelschwingh reichlich Gaben, um die er in aller Welt gebeten hatte.
Die oben schon genannte Theologie-Schule, mit der Bodelschwingh die von ihm geleitete Anstalt erweiterte, war sein Lieblingsgedanke, den er 1905 verwirklichte, und die als eine innere und äußere Ergänzung der Fakultäten gedacht war.
Bodelschwingh gründete auch Arbeitslosenkolonien unter anderen bei Berlin, die ihm auch bei der Resozialisierung der "Brüder von der Landstraße". Im Jahre 1906 kam es jedoch dazu, dass Bodelschwingh den Zusammenbruch der von ihm gegründeten Arbeitslosenkolonie "Hoffnungstal", aufgrund schlechter Kollektorenarbeit, bekannt geben musste. Das Werk wuchs: zu den eigentlichen Häusern für Kranke gehörten die Hauptwerksbetriebe, aber auch neue Arbeitszweige. während seiner Tätigkeit im Landtag von 1903 bis 1908 bekam er noch das Wanderarbeitsgesetz durch.
Der evangelische Geistliche starb nun am 02.04.1910 im Alter von neunundsiebzig Jahren in Bethel bei Bielefeld. Seine 1872 gegründete Wohlfahrts- und Missionsanstalt in Bethel übernahm sein Sohn (Friedrich von Bodelschwingh, *14.08.1877 in Bethel, +04.01.1946 ebenfalls in Bethel), der die Anstalten seines Vaters auch noch erweiterte.
Häufig gestellte Fragen
Wer war Friedrich Christian von Bodelschwingh?
Friedrich Christian Carl von Bodelschwingh wurde am 6. März 1831 in Tecklenburg bei Osnabrück geboren und starb am 2. April 1910 in Bethel bei Bielefeld. Er war ein evangelischer Geistlicher und gilt als eine bedeutende Persönlichkeit der evangelischen Kirche.
Was hat Friedrich von Bodelschwingh studiert?
Bodelschwingh studierte zunächst ein Semester Botanik. Später studierte er evangelische Theologie in Basel, Berlin und Erlangen.
Was war Bodelschwinghs Lebenswerk?
Sein Lebenswerk war die Leitung und Erweiterung der Kranken-, Heil-, Pflege- und Fürsorgeanstalt für Anfallskranke (Epileptiker) und milieugeschädigte Jugendliche in Bethel bei Bielefeld. Er baute diese Anstalt, die auch ein Diakonissenmutterhaus beinhaltete, zu einem der größten Hilfswerke der deutschen Inneren Mission aus.
Welche Rolle spielte die Theologie-Schule in Bodelschwinghs Arbeit?
Bodelschwingh erweiterte die Anstalt um eine Theologie-Schule, die 1905 gegründet wurde. Diese Schule betrachtete er als eine innere und äußere Ergänzung der Fakultäten.
Was tat Bodelschwingh für Arbeitslose?
Bodelschwingh gründete Arbeitslosenkolonien, unter anderem bei Berlin, um bei der Resozialisierung von Arbeitslosen zu helfen. Eine seiner Arbeitslosenkolonien, "Hoffnungstal", brach jedoch im Jahr 1906 aufgrund schlechter Kollektorenarbeit zusammen.
War Bodelschwingh politisch tätig?
Ja, Bodelschwingh war von 1903 bis 1908 im Landtag tätig und setzte sich dort unter anderem für das Wanderarbeitsgesetz ein.
Wer übernahm Bodelschwinghs Werk nach seinem Tod?
Sein Sohn, Friedrich von Bodelschwingh (geb. 14.08.1877, gest. 04.01.1946), übernahm die Leitung der Wohlfahrts- und Missionsanstalt in Bethel und erweiterte die Anstalten seines Vaters.
Was war Bodelschwinghs Einstellung gegenüber kranken Menschen?
Bodelschwingh war der Überzeugung, dass jeder kranke Mensch seinen Bereich der Krankheit als seine eigenste Verantwortung ansehen und die in ihm vorhandenen guten Möglichkeiten als persönlichen Auftrag Gottes erkennen sollte. Dies trug dazu bei, das Bewusstsein vollen Menschentums bei den Kranken zu fördern.
- Quote paper
- Thomas Schrowe (Author), 1998, Bodelschwingh, Friedrich Christian Carl von, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/102713