Ist die hohe Position der visuellen Wahrnehmung innerhalb der Sinneshierarchie des modernen Menschen tatsächlich auf eine verstärkte Masse medialer Vermittlungsprozesse zurückzuführen, oder ist der Mensch von Natur aus im Rahmen seiner empirischen Wahrnehmung auf visuelle Dominanz angewiesen? Und wenn dies der Fall ist, wie lässt sich gerade wegen dieser Entwicklung das Bildungspotential von Bildern trotz allem zutage führen? Diesen Fragen geht die vorliegende Arbeit nach.
Den Thesen, unter anderem von Postman, wurden im Seminar zunächst drei unterschiedliche Theorien zum kognitiven Bildbegriff aus der Semiotik (Ferdinand de Saussurre), der Philosophie (Platon) und der Psychologie bzw. Erziehungswissenschaft (Dehn) gegenübergestellt, um sich schließlich in einem zweiten Teil der Sitzung anhand von Beispielen dem tatsächlichen Bildungspotential von Bildern im Vergleich zum Text zu widmen.
Die Wahrnehmung jüngerer Generationen ist zwangsläufig aufgrund von Werbung, Filmen, Fotoapparaten zunehmend visuell geprägt. Daran kann es keine Zweifel geben. Dadurch stellt sich im Allgemeinen jedoch bekanntermaßen die Frage, ob durch die zunehmend visuelle Wahrnehmung nicht verlernt wird, sich die Welt (im Sinne des klassischen Bildungsbegriffs) sinnlich, durch eigene Erfahrungen, die nicht mittels Bildschirm als Medium übermittelt sind, anzueignen. Die eben genannten Aussagen gipfeln letztlich sogar in der Auffassung, dass der Mensch heutzutage sogar quasi Geißel seiner eigenen Mediennutzung und somit vollkommen unfähig zur direkten Erfahrung der Welt geworden ist bzw. werden wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Darstellung verschiedener Theorien zum kognitiven Bildbegriff
- Das kognitive Bild in der Semiotik
- Das kognitive Bild in der Philosophie
- Der psychologisch-erziehungswissenschaftliche Bildbegriff
- Überlegungen zum Bildungsgehalt von Bildern
- Das Konzept der Visual literacy
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht das Verhältnis zwischen visueller Wahrnehmung und sprachlicher Determinierung des Menschen, insbesondere im Kontext der „Sprache-Bild-Relation“. Ziel ist es, verschiedene Theorien zum kognitiven Bildbegriff aus der Semiotik, Philosophie und Psychologie zu analysieren und deren Implikationen für das Bildungspotenzial von Bildern zu beleuchten.
- Das kognitive Bild als Grundlage für sprachliche Zeichen und die Bedeutung von visueller Wahrnehmung.
- Die Rolle von Bildern in der Bildung und deren Einfluss auf die Entwicklung von Wissen und Verständnis.
- Die Kritik an der Dominanz von „Infotainment“ und der Frage, ob Bilder zur Verdummung oder zur Bildung beitragen.
- Die Bedeutung der Visual literacy im Kontext der zunehmenden visuellen Kultur.
- Das Potential von Bildern zur Förderung von Bildungsprozessen.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema „Sprache-Bild-Relation“ ein und stellt die zentrale Fragestellung dar, inwieweit visuelle Wahrnehmung und sprachliche Determinierung des Menschen in Beziehung stehen. Das Kapitel beleuchtet die weit verbreitete Meinung, dass junge Generationen durch den verstärkten Konsum von Bildern und Medien ihre Fähigkeit zur direkten Erfahrung der Welt verlieren.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Darstellung verschiedener Theorien zum kognitiven Bildbegriff. Im ersten Abschnitt wird der semiotische Ansatz von Ferdinand de Saussure erläutert, der die Entstehung sprachlicher Zeichen aus der Verbindung von Vorstellung (signifié) und Lautbild (signifiant) beschreibt. Im zweiten Abschnitt wird Platons Höhlengleichnis als analoger Ansatz zur Darstellung des kognitiven Bildes in der Philosophie analysiert. Der dritte Abschnitt widmet sich dem psychologisch-erziehungswissenschaftlichen Bildbegriff.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter der Arbeit sind: Sprache-Bild-Relation, kognitives Bild, visuelle Wahrnehmung, sprachliche Determinierung, Bildung, Semiotik, Philosophie, Psychologie, Visual literacy, Infotainment.
- Quote paper
- Christian Appel (Author), 2013, Sprache-Bild-Relation. Zum Verhältnis von visueller Wahrnehmung und sprachlicher Determinierung des Menschen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1027096