Was geschieht, wenn die Stille der Nacht durch ein verräterisches Geräusch zerrissen wird? In Wolfgang Borcherts ergreifender Kurzgeschichte "Das Brot" entfaltet sich ein stilles Drama um Vertrauen, Liebe und die kleinen Lügen des Alltags. Ein Ehepaar, verbunden durch Jahrzehnte, wird durch einen nächtlichen Vorfall in der Küche auf eine harte Probe gestellt. Die Frau erwacht und bemerkt, dass ihr Mann heimlich Brot isst, ein Diebstahl der Intimität, der tiefergehende Fragen aufwirft. Warum diese Heimlichkeit? Was verbirgt sich hinter dieser kleinen Notlüge? Borchert zeichnet mit wenigen Worten ein präzises Bild einer von Entbehrungen geprägten Nachkriegszeit, in der Brot mehr als nur Nahrung bedeutet. Es ist ein Symbol für Sicherheit, Überleben und die brüchige Fassade einer Beziehung, die von den Narben des Krieges gezeichnet ist. Die Geschichte ist ein Meisterwerk der Andeutung, das den Leser zwingt, zwischen den Zeilen zu lesen und die unausgesprochenen Ängste und Sehnsüchte des Ehepaares zu ergründen. "Das Brot" ist nicht nur eine Erzählung über Hunger und Mangel, sondern auch eine subtile Studie über die menschliche Natur, die Fähigkeit zur Vergebung und die fragile Balance des Zusammenlebens. Eine Geschichte, die lange nach dem Lesen nachhallt und zum Nachdenken über die Bedeutung von Ehrlichkeit und Empathie in unseren Beziehungen anregt. Entdecken Sie die subtile Psychologie einer Ehe im Nachkriegsdeutschland, die mit den täglichen Herausforderungen des Überlebens und den emotionalen Belastungen des Lebens kämpft. Tauchen Sie ein in eine Welt der kleinen Gesten und großen Gefühle, in der ein Stück Brot zum Spiegelbild einer ganzen Existenz wird. "Das Brot" ist ein literarisches Juwel, das die Essenz der menschlichen Erfahrung in einer Zeit der Not und des Wiederaufbaus einfängt.
Borchert Wolfgang "Das Brot " (Interpretation)
Wolfgang Borchert, der von 1921 bis 1947 lebte, gilt als Dichter der entwurzelten und bindungslosen, durch den Zweiten Weltkrieg um die Jugend betrogenen Generation, die zu den Ruinen heimkehrt. Er war selbst vom Krieg betroffen, da er als Soldat an der Front schwer verwundet worden war. Als sein wichtigstes gilt das Heimkehrerdrama „Draußen vor der Tür“. Daneben schrieb er noch Kurzgeschichten, wie z. B. „Die Hundeblume“, „Die Küchenuhr“, „Die drei dunklen Könige“ und „Nachts schlafen die Ratten“.
Die Kurzgeschichte „Das Brot“ wurde von Wolfgang Borchert geschrieben und handelt von einem älteren Mann, der nachts heimlich ein Stück Brot isst und seine Frau anlügt indem er ihr nicht sagt, dass er Brot gegessen hat. Diese merkt dies aber und ist enttäuscht. Eine Frau wird nachts wach, weil sie Geräusche in der Küche hört. In der Küche hat jemand einen Stuhl umgestoßen. Sie merkt, dass ihr Mann nicht neben ihr liegt. Sie geht in die Küche und sieht auf dem Küchentisch einen Brotteller und ein Messer liegen und sieht, dass Brotkrümel auf der Decke liegen. Sie macht aber jeden Abend das Tischtuch sauber. Ihr Mann ist in der Küche und sagt ihr, dass er gedacht habe, dass etwas in der Küche wäre. Die Frau guckt ihn nicht an, weil sie weiß, dass er sie anlügt. Der Mann ist sich unsicher bei seiner Lüge. Im Bett hört die Frau, wie ihr Mann leise kaut. Am nächsten Tag bekommt er vier statt drei Scheiben Brot. Sie lügt ihren Mann an, indem sie zu ihm sagt, dass sie das Brot abends nicht so gut verträgt, da sie möchte, dass er noch eine Scheibe ist. Er möchte, dass seine Frau seine vierte Scheibe isst, aber er leistet nur kurz Widerspruch.
Bei diesem Text handelt es sich um eine Kurzgeschichte. Der Beginn ohne einführende Einleitung „Plötzlich wachte sie auf“ (Zeile 1), der geringe Umfang, die niedrige Personenzahl und der offene Schluss „Erst nach einer Weile setzte sie sich unter die Lampe an den Tisch“ (Zeile 58), der noch Fragen offen lässt, lassen darauf deuten. In der Handlung ist keine Steigerung bis zu einem Höhepunkt erkennbar. Die Thematik ist typisch für eine Kurzgeschichte. Die Geschichte behandelt nur einen kurzen Ausschnitt aus dem Leben des alten Ehepaares, nämlich die Lüge des Mannes gegenüber seiner Frau und die Reaktion der Frau auf diese Lüge.
Im äußeren Aufbau erkennt man, dass die Kurzgeschichte stark strukturiert ist. Sie ist in kleinere Absätze gegliedert. Wendet man sich dem inneren Aufbau zu, so erkennt man, dass man die Sinnesabschnitte folgendermaßen zusammenfassen kann: Der 1.Teil schildert die Begegnung des Ehepaares um halb drei nachts in der Küche. Der 2.Teil beinhaltet die Lüge des Mannes gegenüber seiner Frau und die Ausreden des Paares. Im dritten Teil merkt man, dass die Frau ihrem Mann die Lüge nicht allzu übel nimmt und ihm ihr Brot anbietet, damit er keinen Hunger mehr hat. (Zeile 50-57).
Diese Geschichte hat keine Wende.
Bei dem Satzbau fällt auf, dass keine Ausrufe- oder Fragezeichen in dem Text vorhanden sind und dass W. Borchert sehr viele Wiederholungen wie „Ich dachte, hier wäre was“ (Zeile 15, 25, 32) in den Text eingebaut hat, was die Situation genauso eintönig und langweilig wiedergibt, wie sie ist. Diese Wiederholungen dienen auch zur Hervorhebung bestimmter Sätze. Der Autor verwendet vorwiegend kurze Sätze wie „Komm man. Das war wohl draußen.“ (Zeile 30), was für den Leser leicht aufnehmbar und einprägsam ist, sowie viel Umgangssprache wie „Iss man“ (Zeile 53, 57). Dies entspricht der alltäglichen Gesprächssituation.
W. Borchert verwendet viele blasse Verben wie „dachte“ und „sagte“, sowie viele umgangssprachliche Ausdrücke wie „Iss man“ (Zeile 53, 57) „ , ..., echote er unsicher (Zeile 28/29). Durch den Einsatz von Umgangssprache möchte der Autor den Alltag realitätsgetreu wiedergeben.
Als Leitmotiv kann man das Drängen der Frau ins Bett zu gehen ansehen. Sie möchte damit flüchten und nicht mehr über die Lüge ihres Mannes nachdenken.
Der Autor setzt wenige Stilmittel ein, z. B. die Wiederholung: „Ich dachte es wäre was“ (Zeile15, 25, 32), dies soll verdeutlichen, dass der Mann von dem Brot ablenken will. Zusammenfassend kann man sagen, dass der Text in der Umgangssprache geschrieben ist. Die Wortwahl und der Satzbau weisen darauf hin. Dadurch will der W. Borchert die Identifikation des Lesers mit der Erzählung und deren Problematik erreichen.
Der Autor möchte mit dieser Geschichte ausdrücken, dass wenn man jemanden liebt ihm auch eine Lüge verzeihen kann und bereit ist für ihn auch, in diesem Fall, sein Brot zu opfern und selber Hunger zu haben, weil man vielleicht auch Angst hat seinen Partner zu verlieren. W. Borchert zeigt uns mit seiner Geschichte auch, dass manche Menschen Angst vor der Wahrheit und deren Konsequenzen haben. Der Mann hätte seiner Frau die Wahrheit sagen können und sie hätte vielleicht mit ihm darüber gestritten. Vielleicht wollte er ihr deswegen nicht die Wahrheit sagen. Die Handlungsmotive der Frau könnten Mitleid, Sorge, Liebe und Angst gewesen sein. Vielleicht hat sie deshalb so gehandelt.
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in der Kurzgeschichte "Das Brot" von Wolfgang Borchert?
Die Kurzgeschichte handelt von einem älteren Ehepaar, bei dem der Mann nachts heimlich ein Stück Brot isst und seine Frau anlügt. Die Frau bemerkt die Lüge und ist enttäuscht, bietet ihm aber am nächsten Tag trotzdem eine zusätzliche Scheibe Brot an.
Wer war Wolfgang Borchert?
Wolfgang Borchert (1921-1947) war ein deutscher Schriftsteller der Nachkriegszeit, der als Dichter der entwurzelten Generation gilt, die vom Zweiten Weltkrieg traumatisiert wurde. Sein bekanntestes Werk ist das Heimkehrerdrama "Draußen vor der Tür".
Was sind typische Merkmale der Kurzgeschichte "Das Brot"?
Die Kurzgeschichte beginnt ohne Einleitung, hat eine geringe Personenzahl, einen offenen Schluss und behandelt einen kurzen Ausschnitt aus dem Leben des Ehepaares. Die Thematik ist typisch für eine Kurzgeschichte.
Wie ist die Kurzgeschichte "Das Brot" aufgebaut?
Die Kurzgeschichte ist stark strukturiert und in kleinere Absätze gegliedert. Der erste Teil schildert die Begegnung des Ehepaares in der Küche, der zweite Teil beinhaltet die Lüge des Mannes und die Ausreden des Paares, und der dritte Teil zeigt, dass die Frau die Lüge nicht allzu übel nimmt und ihm ihr Brot anbietet.
Welche sprachlichen Mittel verwendet Borchert in "Das Brot"?
Borchert verwendet viele Wiederholungen, kurze Sätze und Umgangssprache, um die Situation realistisch und alltäglich darzustellen. Er benutzt blasse Verben und umgangssprachliche Ausdrücke.
Welches Leitmotiv findet sich in der Kurzgeschichte "Das Brot"?
Als Leitmotiv kann das Drängen der Frau ins Bett zu gehen angesehen werden, um der Situation und der Lüge des Mannes zu entfliehen.
Was möchte der Autor mit der Geschichte "Das Brot" aussagen?
Der Autor möchte ausdrücken, dass Liebe Vergebung ermöglicht und dass man bereit ist, für den Partner Opfer zu bringen. Er zeigt auch, dass Menschen Angst vor der Wahrheit und deren Konsequenzen haben können.
Wie wird die Lüge des Mannes in der Geschichte dargestellt?
Die Lüge des Mannes wird als unsicher und offensichtlich dargestellt, was die Enttäuschung der Frau verstärkt. Die Wiederholungen seiner Ausreden unterstreichen seine Unsicherheit.
Welche Rolle spielt das Brot in der Kurzgeschichte?
Das Brot symbolisiert nicht nur die materielle Notlage, sondern auch die emotionale Distanz und die kleinen Lügen, die sich in eine Beziehung einschleichen können.
Wie ist die persönliche Meinung des Autors zur Geschichte "Das Brot"?
Der Autor findet es schwer nachvollziehbar, dass man seinen Partner nach so langer Ehe anlügen kann und dass die Frau die Lüge einfach so hinnimmt. Er glaubt, dass man nach neununddreißig Jahren Ehe die Wahrheit sagen und seine Meinung äußern darf.
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- Nadine Vorbrodt (Author), 2001, Borchert, Wolfgang - Das Brot #, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/102504