Das Mittelalter
Das Mittelalter ging von 400 bis 1400 n. Chr.. Es lag zwischen der Antike und Renaissance. Die gesamte Philosophie des Mittelalters drehte sich um die Frage, ob die christliche Lehre im Gegensatz zur griechischen Philosophie oder der Vernunft stand.
Die Kirche hatte einen ständig wachsenden Einfluss auf die Gesellschaft. Da die Kirche sich von der griechischen Philosophie bedroht fühlte durfte keine öffentliche Kritik an der Kirche ausgesprochen werden. Die Philosophen mussten sich also genau überlegen, zu welchen Themen sie sich wie äußerten. Die meisten Philosophen versuchten die Missverständnisse unter den Gläubigen (nicht nur Christen) über die antike Philosophie aufzuklären und die beiden Weltanschauungen miteinander zu verbinden.
Außerdem entstanden im Mittelalter die verschiedenen Nationen. Das Römische Reich wurde bereits 395 n. Chr. In das Weströmische Reich (Hauptstadt Rom) und in das Oströmische Reich (Hauptstadt Konstantinopel, heutiges Istanbul) geteilt. Dadurch entstanden verschiedene Kulturräume.
- Im Westeuropäischen Teil entstand eine lateinischsprachige christliche Kultur. Der Neoplatonismus war hier besonders ausgeprägt.
- In Osteuropa herrschte eine griechischsprachige, ebenfalls christliche Kultur. Hier beschäftigte man sich besonders mit Platons Werken .
- In Nordafrika, dem mittleren Osten und Spanien entwickelte sich die arabischsprachige moslemische Kultur. Die Araber sahen Aristoteles als den Philosophen an.
Die Philosophie im Mittelalter beschäftigte sich hauptsächlich mit der Frage, ob man an die christliche Wahrheit glauben oder sich ihrer mit Vernunft nähern konnte, wie das Verhältnis zwischen griechischen Philosophen und der Bibel aussah, also ob ein Wiederspruch zwischen Bibel und Vernunft, zwischen Glauben und Wissen bestand. Mit dieser Frage setzten sich auch die zwei wichtigsten Philosophen des Mittelalters auseinander, Augustinus und Thomas von Aquin.
Augustinus (354-430 n. Chr.)
Augustinus lebte in der Spätantike und im Frühmittelalter. Er wurde zwar in Nordafrika geboren, ging aber bereits mit sechszehn Jahren nach Karthago, wo er auch die letzten Jahre seines Lebens verbrachte. Augustinus nahm an verschiedenen religiösen und philosophischen Strömen teil. So gehörte er zum Beispiel eine Zeit lang zu den Manichäern und später zu den Stoikern. Augustinus führte ein Leben, bei dem der Übergang von der Spätantike zum Mittelalter sehr deutlich wird. Er nannte sich selber Christ, doch er hatte auch andere Glaubensrichtungen in seinem Leben eingeschlagen. Er probierte sich in vielen philosophischen und religiösen Richtungen, bis er letztendlich doch zum Christen wurde. Er beschäftigte sich viel mit Platon, ja sogar so viel, dass man sagt, er habe ihn christianisiert. Augustinus sah kaum Widerspruch zwischen dem Christentum und der platonischen Philosophie. So behauptete er, dass die „Idee“ schon in Gottes Gedanken existierte, bevor er
die Welt erschuf. Damit kombinierte er sowohl den biblischen Gedanken, dass Gott die Welt aus dem nichts erschaffen habe, als auch griechische Gedanken, es habe die Welt schon immer gegeben, sowie Platons Gedanken von den ewigen Ideen (Ideenlehre). Augustinus bezog jedoch auch die Geschichte mit ein. Er meinte, dass Gott die Geschichte bräuchte, um die Menschen zu erziehen und um das Böse zu bekämpfen. Er verglich die Geschichte der Menschheit von Adam an mit der Geschichte eines einzelnen Menschen, von der Geburt an bis zum Alter.
Thomas von Aquin (1225-1274 n. Chr.)
Thomas von Aquin lebte im Hochmittelalter. Er kam aus Aquino, einem kleinen Städtchen zwischen Rom und Neapel. Später lebte er in Paris. Er war sowohl Dozent und Philosoph als auch Theologe und Dominikanermönch. Verglichen mit Augustinus konnte man sagen, dass Thomas Aristoteles christianisierte, so wie es auch schon Augustinus bei Platon getan hatte. Er war der Meinung, das es zwei Wege gab, um die selben Wahrheiten zu ergründen, da die Bibel und die Philosophie das selbe erzählten. Eine dieser Wahrheiten war seiner Meinung nach, dass es einen Gott gibt. Bei Aristoteles jedoch wird Gott nur als Ursache, die alle Naturprozesse in Gang bringt, beschrieben. Um Gott jedoch näher zu ergründen muss man sich an die Bibel halten. Thomas stimmte z.B. Aristoteles zu, dass es eine aufsteigende Skala des Lebens gab. In dieser Skala stehen die Pflanzen an unterster Stelle, gefolgt von den Tieren, den Menschen und den Engeln. An oberster Stelle steht Gott.
Leider übernahm Thomas einen negativen Gedanken von Aristoteles, nämlich dessen negatives Frauenbild. Er stimmte Aristoteles zu, dass der Körper der Frau wie der eines unvollkommenen Mannes sei und diesem dadurch untergeordnet. Die Seele der Frau hielt er aber für gleichberechtigt.
Neben diesen beiden wichtigsten Philosophen des Mittelalters gab es natürlich noch viele Andere, die sich bemüht haben Religion und griechische Philosophie zu kombinieren:
- Avicenna war ein arabischer Arzt der neuplatonische und aristotelische Ideen gegenüber der muslimischen Religion christianisierte.
-Salomon Ben Jehudea Iben Gabirol war ein jüdischer Dichter der griechische Philosophie mit Judaismus kombinierte.
- Der heilige Anselm von Canterbury verschmolz den Platonismus mit christlicher Theologie. Anselm war außerdem Begründer des logischen Realismus. Das heißt er beruft sich auf Platons Ideenlehre.
- Roscelin vertrat den entgegengesetzten Standpunkt, den Nominalismus. Er glaubte, dass alle Formen und Ideen nur Namen und Kennzeichen sind. 1092 wurde er jedoch gezwungen, seine Ansichten zu berufen.
- Peter Abälard war französischer Theologe. Er versuchte einen Kompromiss zwischen Realismus und Nominalismus zu erschaffen, der Konzeptualismus genannt wurde. Abälard war der Meinung, das die Formen und Ideen sowohl als Eigenschaften als auch als Begriffe des Geistes existierten. Er war außerdem der Meinung, dass die Offenbarungsreligion vor der Vernunft gerechtfertigt werden musste. Er war Protestant.
- Averroes war ein spanisch- arabischer Jurist und Arzt. Er gilt als einer der bemerkenswertesten muslimischen Philosophen und als „der Kommentator“ von Aristoteles. Um den Unterschied zwischen der aristotelischen Philosophie und der Offenbarungsreligion zu überwinden in dem er getrennte Wirklichkeitssysteme schuf, nämlich dem wissenschaftlichen System von Wahrheiten, das auf der Vernunft basiert, und dem religiösen System von Wahrheiten, das auf der Offenbarungsreligion basiert. Er gab der Vernunft jedoch den Vorrang. Dieser Gedanke war eine wichtige Streitfrage der mittelalterliche Philosophie, den Viele ablehnten, der aber auch Viele beeinflusste.
- Roger Bacon war ein englischer Mönch, der jedoch großes Interesse an der Wissenschaft hatte. Er kritisierte viele seiner Zeitgenossen, da sie sich nicht wie er auf die Forschungsmethode, die sich auf kontrollierte Beobachtung stützt, stützten.
Man sieht das Mittelalter wurde von vielen Glaubensrichtungen geprägt. Einmal die Kirche, die mit aller Kraft versuchte die Bildung des Volkes zu unterdrücken, damit niemand an ihr zweifle. Es gab auch viele verschiede Sekten, die teilweise die Lehre der christlichen Kirche mit aufgriffen, aber auch sehr viele andere Ideen wurden verändert.
Begriffserläuterung
Christianisieren
Christianisieren bedeutet, dass ein Philosoph oder eine philosophische Strömung so dargestellt wurde, dass die kirchliche Lehre sich weder angegriffen noch ihr widersprochen fühlte.
Neoplatonismus
Der Neoplatonismus ist schon in der Antike entstanden und baute im Gegensatz zu vielen anderen Strömungen auf Platons Ideenlehre auf. Der wichtigste Neoplatoniker war Platin. Die Neoplatoniker teilten die Welt zwischen Licht und absoluter Finsternis.
Platons Ideenlehre
Platons Meinung nach existierte eine eigene Wirklichkeit, die er die Welt der Ideen nannte. Hier leben die Urbilder (die ewigen und unveränderlichen Musterbilder). Unsere Wirklichkeit ist nach dieser Auffassung nur ein Spiegelbild der Urbilder.
Manichäer
Die Manichäer waren ein typische Sekte der Spätantike- sie nahmen eine halb religiöse und eine halb philosophische Heilslehre für sich in Anspruch. Sie teilten die Welt in Gut und Böse, in Geist und Stoff und in Licht und Schatten ein. Durch den menschlichen Geist ist es für den Menschen möglich, sich über die Stoffe zu erheben und darauf hin eine Erlösung für ihre Seele zu finden.
Stoiker
Die Stoiker waren ein philosophischer Strom der bereits um das Jahr 300 v. Chr. entstanden war. Sie glaubten das jeder Mensch ein Mikrokosmos, also eine Welt in Miniaturformat war, der den Makrokosmos widerspiegelt. Der Unterschied zwischen Gut und Böse wurde von ihnen abgestritten, ebenso wie der Gegensatz zwischen Geist und Stoff, da es ihrer Meinung nach nur eine Natur gab.
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- Janine Bigot (Author), 2001, Das Mittelalter, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/102304
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