Autor: Laura Niemann
Die Entstehung Roms
Seit dem 10. Jahrhundert vor Christus hatten sich Siedler aus dem latinischen Zweig der indogermanischen Italiker auf dem Palatin und anderen Hügeln Roms niedergelassen. Es waren Bauern, die Pferd, Rind und Schaf kannten. Ihr höchster Gott war Jupiter, der auf dem Kapitol verehrt wurde. Zu diesen Hütten der Latiner gesellten sich bald auch die Sabiner (Sage des Raubs der Sabinerinnen). Die Siedlung der Latiner auf dem Palatin lag besonders günstig, sie lag an einer alten Salzstraße von den Salzwiesen am unteren Tiber nach Osten ins Landesinnere, außerdem wurde der Tiber von dort an schiffbar, und eine Brücke führte über den Fluß. Trotzdem bestand diese Ansiedlung aber nur aus ein paar kleinen Dörfchen, erst von den Etruskern wurde sie zur Stadt erhoben, die ab etwa 600 die "Siebenhügelgemeinden" regierten.
Die Etrusker erschienen zu Beginn des ersten Jahrtausends vor Christus in Italien, man vermutet, daß sie über See aus Kleinasien gekommen waren. Sie gründeten viele Städte, setzten sich an der Küste der Toscana fest, und dehnten ihre Macht nach allen Richtungen aus. Die etruskischen Städte waren selbständig und wurden zuerst von Königen, später von Adelsgeschlechtern regiert. Da sich die etruskischen Stadtstaaten (die mächtigsten waren Tarquínii und Véji) nur selten verbündeten, war ihre Herrschaft nicht von Bestand.
Der Name Rom stammt wahrscheinlich vom etruskischen Adelsgeschlecht der Romulier. Die Römer erdachten sich später eine sagenhafte Gründungsgeschichte. Rom soll von den Urenkeln Romulus und Remus des aus Troja geflüchteten Äneas gegründet worden sein, die am Ufer des Tibers ausgesetzt, von einer Wölfin ernährt und schließlich von einem Hirten gefunden und aufgezogen worden sein sollten. An der Stelle, an der sie von der Wölfin gerettet wurden, sollen sie dann im Jahre 753 vor Christus Rom gegründet haben, dieses Datum markiert auch den Anfang der römischen Zeitrechnung ab urbe condita.
Die altrömische Adelsrepublik
Die Sage berichtet von vielen Gewalttaten des Etruskerkönigs Tarquinius und seiner Söhne in Rom. Um 500 v. chr. Vertrieben die römischen Adelsgeschlechter die Tarquinier aus ihrer Stadt. Nie mehr wollten sie einen König über sich dulden, und der Name König (rex) war in Rom für alle Zukunft verhasst. Trotz der Etruskerherrschaft war Rom eine lateinische Stadt geblieben. Die Römer nannten ihren kleinen Staat eine Republik, d.h. die Herrschaft war nun eine Angelegenheit des Volkes (res publica), nicht mehr eines einzelnen Königs. Von jetzt an regierten die adligen Geschlechter; nur sie betrachteten sich ursprünglich als die Vertreter der römischen Bürgergemeinde, des ,,populus romanus". Sie konnten ihre Abstammung auf edle Ahnen (patres) zurückführen, darum nannten sie sich stolz PATRIZIER. Sie betrachteten die kleinen Bauern auf dem Lande, die Kaufleute und die Handwerker, die in ihrer Stadt lebten als unedle Masse (plebs) und bezeichneten deren Angehörige als PLEBEJER. Diese besaßen zwar die politische Freiheit, hatten aber keine politischen Rechte. Streng hielten sich die Patrizier von den Plebejern getrennt. Sie duldeten keine Heirat zwischen beiden Ständen und behielten sich alle Staatsämter und Priesterwürden vor. Wollte ein Plebejer sicher leben, musste er sich unter den Schutz eines patrizischen Geschlechtsoberhauptes stellen. So sammelte jeder mächtige Patrizier als Schutzherr (patronus) eine zahlreiche Gefolgschaft von Schützlingen (clientes) um sich.
Die Amtsgewalt des Königs übernahmen in der Republik zwei gewählte Beamte, die KONSULN. Ihnen stand, wie einst den etruskischen Königen, ein prunkvoller Thronsessel zu; zwölf Amtsdiener, LIKTOREN, begleiteten sie, wenn sie als Richter oder Heerführer auftraten. Die Liktoren trugen Rutenbündel, aus denen ein doppelschneidiges Beil herausragte. Diese Zeichen deuteten an,dass die Konsuln das Recht hatten, zu strafen und zum Tode zu verurteilen. Doch durften sie nur ein Jahr im Amte bleiben und mussten darüber Rechenschaft ablegen. Auch konnte jeder Konsul durch seinen Widerspruch den Befehl des anderen aufheben. Dadurch sollte verhindert werden, dass ein einzelner seine Macht missbrauchte.
In schwerer Kriegsnot oder bei heftigem inneren Zwist konnte statt der Konsuln ein DIKTATOR ernannt werden. Seinen Befehlen mussten sich alle beugen, doch blieb er nur sechs Monate lang im Amt. Auch hier waren die Römer ängstlich, dass ein Diktator durch längere Herrschaft zu mächtig werden könnte.
Streng und unerbittlich wachte die Ratsversammlung, der SENAT, über die neue Ordnung. In der Kurie (curia:Rathaus) am Forum trat der Senat zu seinen Beratungen zusammen. Seine Mitglieder waren ehemalige hohe Beamte. Die Senatoren waren würdige Männer mit großer erfahrung, und als Patrizier hielten sie auch zäh an den Vorrechten ihres Standes fest. Der Senat besaß ein solches Ansehen, dass kein Konsul es wagte, sich über seinen Rat hinwegzusetzen. Auch verfügte der Senat über die Staatsgelder, und die Gesetzesbeschlüsse der Volksversammlung mussten von ihm bestätigt werden.
Die Standeskämpfe
Zu Beginn der römischen Republik hatten die Plebejer nur sehr wenig Rechte. Dies änderte sich allerdings, als sich Roms Einflußbereich vergrößerte und deshalb auch Plebejer Kriegsdienst leisten mußten. Da sie dafür ihre Felder oder ihr Handwerk in Stich lassen mußten, erkämpften sie sich immer größere politische Mitspracherechte. Um 494 vor Christus traten die Plebejer zu einer eigenen Versammlung zusammen und wählten ihre eigenen Beamten, die Volkstribunen. Sie konnten somit zwischen einen Magistraten und einen von der Bestrafung bedrohten Plebejer treten, und hatten ein Vetorecht gegenüber Senatsbeschlüssen. Um 450 wurde das bisher mündlich überlieferte Gewohnheitsrecht auf zwölf Tafeln geschrieben (Zwölftafelgesetz), so dass ein hohes Maß an Rechtssicherheit bestand. Weitere Zugeständnisse der Patrizier waren 445 die Gewährung des connubium (Ehe zwischen Partnern unterschiedlicher Stände), 367 die Zulassung der Plebejer zum Konsulat, 356 zur Diktatur, 351 zur Zensur und 300 zu den Priesterämtern. Schließlich wurden 287 die Ständekämpfe durch das lex Hortensia beendet, in dem bestimmt wurde, daß Beschlüsse der Plebejerversammlung zum Gesetz werden, so daß ab dieser Zeit die Gesetzgebung durch die Volksversammlung erfolgte.So wurde durch den Ständekampf die Geschlechterordnung überwunden und es entstand eine neue Führungsschicht aus der Vermischung von Patriziern und Plebejern, die sogenannte Nobilität (Amtsadel) (nobilis:vornehm).
Das harte Ringen um Mittelitalien
Im ersten Jahrhundert nach ihrer Gründung hatte die römische Republik gegen die Etrusker, gegen den Bund der lateinischen Städte und gegen kriegerische Stämme der anderen Italiker hart zu kämpfen. Erst nach 400 v. Chr. Konnten die Römer nördlich des Tibers festen Fuß fassen. Sie eroberten das etruskische Veji und gewannen dort neues Bürgerland.
Ihr weiteres Vordringen wurde durch den Einfall der Kelten jäh unterbrochen. Die Gallier bedrohten die Römischen Truppen, so dass sich diese auflösten und nur ein Teil von ihnen 387 v. Chr. über den Tiber fliehen konnte. Die Bevölkerung Roms flüchtete und die kampffähigen Männer besetzten das Kapitol. Mit Gold erkauften die Römer den Abzug der Gallier, doch die niederlage an der Allia blieb für alle Zukunft im Kalender der Römer als Unglückstag verzeichnet. Die Gallier setzten sich in der Poebene fest, die von den Römern seither ,,das Gallien diesseits der Alpen" (Gallia cisalpina) genannt wurde. Die Römer bauten die Stadt nach kurzer Zeit wieder auf und umgaben sie mit einer starken Mauer (Servanische Mauer). Allmählich wurde Rom wieder die erste der lateinischen Städte. 338 v. Chr. gelang es den Römern den Latinerbund aufzulösen, in dem sich die Städte Latiums gegen die Herrschaftsansprüche Roms geeint hatten.
Härter war der Kampf gegen das Bergvolk der Samniten, die aus den Abruzzen in die fruchtbare Ebene Campaniens vordrangen. Lange schwankte das Kriegsglück hin und her. Alle Völker Mittelitaliens und die Gallier standen im Bunde gegen Rom. Doch schließlich schlugen die Römer 295 v. Chr. die verbündeten Gegner, und nach wenigen Jahren beherrschten sie ganz Mittelitalien.
Roms Verstoß nach Süditalien
Die Griechenstadt Tarent sah mit Besorgnis, wie der römische Handel in ihrem Meere zu wachsen begann. Als eine römische Flotte vom Sturm in den Hafen von Tarent verschlagen wurde, wagten die Tarentiner einen Überfall auf sie. Mit Hohn und Spott wiesen sie die römischen Gesandten ab, die Genugtuung verlangten. Das bedeutete den Krieg um 282 bis 272 v. Chr.
Den Tarentinern kam der Diadochenkönig Pyrrhus von Epirus zu Hilfe und wollte im Westen ein großes hellenistisches Reich errichten. Mit seinen Kriegselefanten jagte er den Römern in den ersten Schlachten großen Schreckn ein und blieb Sieger. Doch waren auch seine Verluste schwer. Rom ließ sich jedoch auf keine Verhandlungen ein und als Phyrrhus später in seine Heimat zurückkehrte, musste sich Tarent 272 v. Chr. ergeben. Die Römer waren nun auch die Herren Süditaliens.
Mit jeder eroberten Stadt schloss Rom ein Abkommen: einige lateinische Städte bekamen die gleichen Bürgerrechte wie die Bürger in Rom selbst und andere Städte behielten zwar ihre Selbstverwaltung, blieben jedoch von den Bürgerrechten ganz oder teilweise ausgeschlossen. Sie galten als Bundesgenossen und verpflichteten sich, im Krieg Truppen zu stellen und dem Oberbefehl der römischen Konsuln zu gehorchen.
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in dem Text "Die Entstehung Roms"?
Der Text "Die Entstehung Roms" von Laura Niemann behandelt die frühe Geschichte Roms, von der Besiedlung durch latinische Stämme über die etruskische Herrschaft bis hin zur Gründung der Römischen Republik und der Expansion Roms in Italien.
Wer waren die ersten Siedler Roms?
Die ersten Siedler Roms waren latinische Stämme der indogermanischen Italiker, die sich ab dem 10. Jahrhundert v. Chr. auf dem Palatin und anderen Hügeln niederließen. Später gesellten sich auch Sabiner hinzu.
Wer waren die Etrusker und welche Rolle spielten sie in der frühen Geschichte Roms?
Die Etrusker waren ein Volk, das im ersten Jahrtausend v. Chr. in Italien erschien, vermutlich aus Kleinasien stammend. Sie gründeten viele Städte und regierten ab etwa 600 v. Chr. die "Siebenhügelgemeinden" des frühen Roms.
Wie lautet die legendäre Gründungsgeschichte Roms?
Laut der Sage wurde Rom von Romulus und Remus, den Urenkeln des aus Troja geflüchteten Äneas, gegründet. Sie wurden am Ufer des Tibers ausgesetzt, von einer Wölfin ernährt und von einem Hirten aufgezogen. Sie sollen Rom im Jahr 753 v. Chr. gegründet haben.
Was geschah um 500 v. Chr. in Rom?
Um 500 v. Chr. vertrieben die römischen Adelsgeschlechter die etruskischen Könige (Tarquinier) aus Rom und gründeten die Römische Republik.
Was bedeutet "res publica"?
"Res publica" bedeutet wörtlich "öffentliche Sache" oder "Angelegenheit des Volkes" und bezeichnet die Herrschaftsform der Römischen Republik, in der die Macht nicht mehr bei einem einzelnen König lag, sondern bei den Bürgern (zumindest theoretisch).
Wer waren Patrizier und Plebejer in der Römischen Republik?
Patrizier waren die Angehörigen der adligen Geschlechter, die sich als die ursprünglichen Vertreter der römischen Bürgergemeinde betrachteten. Plebejer waren die kleinen Bauern, Kaufleute und Handwerker, die in der Stadt lebten und anfangs keine politischen Rechte besaßen.
Was waren die Aufgaben der Konsuln in der Römischen Republik?
Die Konsuln waren die beiden höchsten Beamten der Republik, die die Amtsgewalt des Königs übernahmen. Sie hatten militärische und richterliche Befugnisse und wurden von zwölf Liktoren begleitet, die ihre Macht symbolisierten. Ihre Amtszeit war auf ein Jahr beschränkt.
Was war ein Diktator in der Römischen Republik?
In Krisenzeiten konnte ein Diktator ernannt werden, der unbeschränkte Macht besaß, aber nur für eine begrenzte Zeit (sechs Monate), um Missbrauch zu verhindern.
Welche Rolle spielte der Senat in der Römischen Republik?
Der Senat war die Ratsversammlung der Republik und bestand aus ehemaligen hohen Beamten. Er hatte großen Einfluss auf die Politik, verwaltete die Staatsgelder und musste Gesetzesbeschlüsse der Volksversammlung bestätigen.
Was waren die Ständekämpfe?
Die Ständekämpfe waren die Auseinandersetzungen zwischen Patriziern und Plebejern um politische Rechte. Die Plebejer erkämpften sich im Laufe der Zeit immer mehr Mitspracherechte, bis die Ständekämpfe im Jahr 287 v. Chr. mit dem lex Hortensia beendet wurden.
Was war das Zwölftafelgesetz?
Das Zwölftafelgesetz war eine Sammlung von Gesetzen, die um 450 v. Chr. auf zwölf Tafeln geschrieben wurden, um das bis dahin mündlich überlieferte Gewohnheitsrecht zu kodifizieren und Rechtssicherheit zu gewährleisten.
Was geschah im Jahr 387 v. Chr.?
Im Jahr 387 v. Chr. wurde Rom von den Kelten (Galliern) bedroht und besetzt. Die Römer erkauften den Abzug der Gallier mit Gold.
Wer war Pyrrhus von Epirus?
Pyrrhus von Epirus war ein Diadochenkönig, der den Tarentinern im Krieg gegen Rom zu Hilfe kam, aber schließlich besiegt wurde.
Wie sicherten die Römer ihren Besitz in Italien?
Die Römer schlossen Abkommen mit den eroberten Städten und legten an strategisch wichtigen Punkten Kolonien an, die als militärische Stützpunkte dienten und die lateinische Sprache verbreiteten.
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- Laura Niemann (Author), 2001, Von der Entstehung Roms bis zu dem Verstoß nach Süditalien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/102220