In einem Netz aus Täuschung und Überwachung, wo die Realität selbst zur Illusion wird, stürzt sich die Journalistin F. in einen Strudel philosophischer Abgründe, um das Rätsel um den mysteriösen Tod von Tina von Lambert zu lösen. Was als einfacher Mordfall in einem fiktiven nordafrikanischen Wüstenstaat beginnt, entpuppt sich als Spiegelbild einer Gesellschaft, in der jeder jeden beobachtet, in der Geheimdienste und Polizeichefs um die Macht ringen und die Grenzen zwischen Beobachter und Beobachtetem verschwimmen. Kierkegaards düstere Prophezeiung hallt wider, während F. tiefer in die Obsessionen der Beteiligten eindringt, von Lamberts Ehe mit allgegenwärtiger Überwachung bis hin zu einem Künstleratelier, das ein verstörendes Porträt der Toten birgt. Ihre Reise führt sie zu einem Kriegsschauplatz, in dem Waffen getestet und Menschenleben für das Spektakel geopfert werden. Dort begegnet sie dem rätselhaften "Polyphem", der die Fäden zieht, und Achilles, einem traumatisierten Piloten, der zum willenlosen Mörder wurde. Die Auflösung des Falles enthüllt eine erschütternde Wahrheit über die menschliche Natur, die Suche nach Freiheit in einer Welt der medialen Manipulation und die zerstörerische Kraft der Beobachtung selbst. Ist der Tod der letzte Ausweg, um der allgegenwärtigen Kontrolle zu entkommen, oder nur eine weitere Inszenierung in einem endlosen Spiel der Macht? Ein Kriminalroman, der die Grenzen der Wahrnehmung sprengt und den Leser mit unbequemen Fragen über die conditio humana zurücklässt. Tauchen Sie ein in eine Welt, in der nichts ist, wie es scheint, und die Wahrheit in den Schatten der Beobachtung verborgen liegt. Eine Geschichte über Verrat, Obsession und die Suche nach Identität in einer Welt der totalen Überwachung, die den Leser bis zur letzten Seite in Atem hält. Entdecken Sie die dunklen Geheimnisse einer Gesellschaft, die von Misstrauen und Kontrolle zerfressen ist, und stellen Sie sich der Frage, wie viel Freiheit in einer Welt der ständigen Beobachtung noch möglich ist. Ein Muss für Liebhaber philosophischer Thriller und psychologischer Spannung.
Friedrich Dürrenmatt (1921-1990)
Der Auftrag oder vom Beobachten des Beobachters der Beobachter
Philosophischer Kriminalroman
Der Roman spielt in der Gegenwart, unter anderem in einem fiktiven, nordafrikanischen Wüstenstaat.
Das Motto des Romans ist vom dänischen Philosophen und Theologen Kierkegaard (1813-1855): „Was wird kommen? Was wird die Zukunft bringen? Ich weiss es nicht, ich ahne nichts. Wenn eine Spinne von einem festen Punkt sich in ihre Konsequenzen hinabstürzt, so sieht sie stets einen leeren Raum vor sich, in dem sie nirgends Fuss fassen kann, wie sehr sie auch zappelt. So geht es mir: vor mir stets ein leerer Raum. Was mich vorwärtstreibt, ist eine Konsequenz, die hinter mir liegt. Dieses Leben ist verkehrt und grauenhaft, nicht auszuhalten.“
Tina, die Frau des Psychiaters Otto von Lambert, wird nach einem überstürzten Aufbruch von daheim bei der Ruine eines in einem afrikanischen Staat gelegenen islamischen Heiligtums tot aufgefunden; die Leiche, von Schakalen teilweise aufgefressen, ist kaum mehr zu identifizieren. Der Psychiater von Lambert beauftragt die Journalistin und Filmemacherin F. mit der Aufklärung des offensichtlichen Mordes. Dabei zeigt sich, dass sich das Ehepaar von Lambert gegenseitig bis ins Detail zu beobachten pflegte; jeder für sich fertigte ausführliche schriftliche Berichte über das Beobachtete an. Vielleicht war Tinas Abreise also eine Flucht aus der allgegenwärtigen Überwachung. Die F. begibt sich nach einer Beratung mit ihrem väterlichen Freund, dem Logiker D., in das Atelier eines verstorbenen Malers, dessen Adresse sie in Tinas Notizen gefunden hat. Dort sieht sie ein Porträt der Toten, das sich später jedoch nicht wiederfinden lässt. Dann bricht die F. mit ihrem Team in den wüsten Staat auf, wo der Polizei- und der Geheimdienstchef, beide von Putschabsichten getrieben, miteinander um Macht und Einfluss rivalisieren. Auch sie überwachen sich gegenseitig: überall sind, kaum getarnt, Wanzen, Horch- und Beobachtungsposten zu entdecken. Unter witzigen Umständen von der Polizei zur Ruine, dem Fundort der Leiche, begleitet, findet F. nur die Leichen einiger religiöser Fanatiker vor, die beim Warten auf das Erscheinen ihres Heiligen gestorben und vertrocknet sind. Nachdem man ihr die Exekution von Tinas angeblichem Mörder vorgeführt hat, schickt man ihr Team nach Hause. Es ist klar, dass man sie möglichst schnell aus dem Land haben will. Sie selbst bleibt jedoch noch und kauft in einem Basar den roten Pelzmantel der Toten. Danach steigt sie im selben Hotelzimmer ab, in dem diese gewohnt hat. Im Papierkorb findet sie das Kierkegaard-Zitat, unser bekanntes Romanmotto. Ferner begegnet sie dem dänischen Kameramann Björn Olsen, der sie zunächst mit einer Kollegin, Jyette Sörensen, verwechselt. Die Meldung einer Frauenzeitschrift, dass Tina von Lambert nach einem von Depressionen ausgelösten Fluchtversuch wohlbehalten zu ihrem Mann zurückgekehrt sei, gibt der Vermutung Anlass, dass es sich bei der Ermordeten um Jyette Sörensen gehandelt haben muss, die mit den Papieren und dem selben roten Pelzmantel Tina von Lamberts eingereist war. Noch aber bleibt ihr Motiv ebenso im Dunkeln wie das des Mörders. Es klärt sich allmählich auf, als Björn Olsen mit seinem VW -Bus in die Luft gesprengt und dabei von einem "Polyphem" genannten Kameramann gefilmt wird, der in einem hochtechnisierten unterirdischem Wüstenbunker haust, ( ähnlich wie der Zyklop in einer Höhle, den wir von Homer her kennen). In der Wüste findet, wiederum bis ins Detail in Film und Foto dokumentiert, seit Jahrzehnten ein sinnloser Krieg statt, der einzig dem Zweck dient, konventionelle Waffen aus verschiedenen Ländern zutesten. "Polyphem" macht F. auch mit dem - völlig motivlosem - Mörder Jyette Sörensens bekannt: Achilles, einem früheren amerikanischen Bomber-Piloten, den ein in Vietnam erlittenes Hirntrauma in ein reissendes Monster verwandelt hat. Seither vergewaltigt und erwürgt er wahllos Frauen. F. überkommt Lust, sich auf diesen Mann zu stürzen und vielleicht dabei ebenfalls zu sterben. Der Film, der Jyettes Ende genau festhält, zeigt, dass die Frau ihr Sterben regelrecht genossen haben muss, denn der Tod ist in einer Welt, in der Empfindungen nur aus zweiter Hand, durch die Medien, vermittelt werden, die einzige noch unmittelbare Erfahrung. In einer philosophischen Rede führt Polyphem aus, dass „ein Gott, der beobachtet werde, kein Gott mehr sei, und die Unfreiheit der Menschen, dass sie beobachtet würden“ (S. 113). Der Tod, dem Jyette nicht auswich, muss demnach als ein Wiederfinden der Freiheit betrachtet werden. Der sich anschliessenden finalen Panzer- und Raketenschlacht, bei der auch der Bunker zerstört wird, entkommen F. und Polyphem nur ganz knapp. Achilles wird niedergeschossen. In die Heimat zurückgekehrt, erfährt F. nicht nur, dass der Geheimdienst- und der Polizeichef hingerichtet worden sind, sondern auch, dass Tina von Lambert inzwischen Mutter geworden ist.
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in "Der Auftrag oder vom Beobachten des Beobachters der Beobachter"?
Der Roman handelt von der Journalistin und Filmemacherin F., die den Mord an Tina von Lambert aufklären soll. Tina wird in einem nordafrikanischen Wüstenstaat tot aufgefunden. Die Ermittlungen führen F. in ein Netz aus Überwachung, Machtspielen und philosophischen Fragen über die Bedeutung von Beobachtung und Freiheit.
Wer ist Tina von Lambert?
Tina ist die Frau des Psychiaters Otto von Lambert. Sie wird tot in einem afrikanischen Staat aufgefunden. Ihr Tod wirft viele Fragen auf, insbesondere in Bezug auf die gegenseitige Beobachtung, die sie und ihr Mann praktizierten.
Wer ist F.?
F. ist eine Journalistin und Filmemacherin, die von Otto von Lambert beauftragt wird, den Mord an seiner Frau Tina aufzuklären.
Wer ist Björn Olsen?
Björn Olsen ist ein dänischer Kameramann, der F. im nordafrikanischen Staat begegnet. Er wird später Opfer eines Anschlags.
Wer ist Achilles?
Achilles ist ein ehemaliger amerikanischer Bomberpilot, der durch ein Hirntrauma zum Mörder geworden ist. Er tötet Jyette Sörensen wahllos.
Wer ist Polyphem?
Polyphem ist ein Kameramann, der in einem unterirdischen Wüstenbunker lebt und einen sinnlosen Krieg dokumentiert. Er führt F. in die Welt der Überwachung und des sinnlosen Tötens ein und erklärt ihr philosophische Überlegungen zur Beobachtung.
Wer ist Jyette Sörensen?
Jyette Sörensen ist eine Kollegin von Björn Olsen, die mit Tina von Lambert verwechselt wird und ermordet wird.
Welche Rolle spielt das Kierkegaard-Zitat im Roman?
Das Zitat von Kierkegaard dient als Motto des Romans und thematisiert die Unsicherheit, die Konsequenz einer vergangenen Handlung und das Gefühl der Ausweglosigkeit, das die Charaktere empfinden. Es unterstreicht die existentielle Krise, in der sich die Figuren befinden.
Welche Bedeutung hat die Beobachtung im Roman?
Die Beobachtung ist ein zentrales Thema des Romans. Die Charaktere beobachten sich gegenseitig, werden beobachtet und hinterfragen die Bedeutung der Beobachtung für ihre Freiheit und Identität. Polyphem argumentiert, dass ein Gott, der beobachtet wird, kein Gott mehr sei, und dass die Unfreiheit der Menschen darin besteht, dass sie beobachtet werden.
Was ist das Motiv für den Mord an Jyette Sörensen?
Das Motiv für den Mord an Jyette Sörensen ist scheinbar nicht vorhanden. Achilles tötet wahllos Frauen aufgrund seines Hirntraumas.
Wie endet der Roman?
Nach einer finalen Schlacht entkommen F. und Polyphem knapp dem Tod. Achilles wird erschossen. Zurück in der Heimat erfährt F., dass Tina von Lambert inzwischen Mutter geworden ist. Das Schicksal vieler Charaktere bleibt ungewiss.
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- Urs Müller (Author), 1998, Dürrenmatt: Der Auftrag oder Vom Beobachten des Beobachters der Beobachter, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/102216