Was, wenn die Ablehnung Gottes nicht das Ende des Glaubens, sondern der Beginn einer tieferen, authentischeren Spiritualität sein könnte? Dieses Buch taucht ein in die spannungsgeladene Auseinandersetzung zwischen Gottesglaube und Atheismus, inspiriert von Marx' Religionskritik und seiner Vision einer humanistischen Gesellschaft. Es beleuchtet, wie Marx' Kritik am "Opium fürs Volk" – der Religion als Mittel zur Betäubung und Aufrechterhaltung sozialer Ungleichheit – bis heute nachwirkt. Dabei wird die Frage aufgeworfen, ob ein Glaube an Gott und das Streben nach einer gerechten, sozialen Utopie unvereinbar sind. Die Analyse geht über bloße Kritik hinaus und untersucht, inwiefern die marxistische Ablehnung eines idealisierten Gottesbildes eine notwendige Voraussetzung für eine zeitgemäße, individuelle Glaubensvorstellung sein kann. Entdecken Sie, wie die Entfremdung des Menschen im kapitalistischen System und die daraus resultierende Suche nach Sinn im Religiösen zusammenhängen. Das Buch ergründet die Wurzeln der Religionskritik, analysiert die Rolle der Kirche in der Gesellschaft und plädiert für eine Versöhnung von Glauben und sozialem Engagement. Es fordert dazu auf, über traditionelle Denkmuster hinauszugehen und den Atheismus als Chance zur Entwicklung eines neuen, vom Individuum ausgehenden Verständnisses von Spiritualität und sozialer Verantwortung zu begreifen. Lassen Sie sich von den provokativen Thesen dieses Buches inspirieren und hinterfragen Sie Ihre eigenen Überzeugungen über Glaube, Gesellschaft und die Suche nach einer besseren Welt. Eine tiefgründige Auseinandersetzung mit Atheismus, Marxismus, Religionskritik, sozialer Gerechtigkeit, Humanismus, Spiritualität, Entfremdung, Kapitalismus, Gottesglaube und der Zukunft des Glaubens in einer modernen Gesellschaft erwartet Sie. Dieses Werk ist nicht nur eine Analyse, sondern auch ein Aufruf zu einer neuen Art des Denkens und Handelns, die Glaube und Vernunft, Individualität und Solidarität in Einklang bringt.
Gottesglaube und Atheismus
Basierend auf dem folgenden Text :
,,Zeitbedingte Gründe für den Marx`schen Atheismus" von Wieland Zademach Ganz allgemein kann gesagt werde, dass der Gottesbegriff des Idealismus - und einen anderen kannte Marx nicht - Marx zum Protest herausfordern mußte:
Dieser Gott mußte im Namen des Menschen bekämpft werden. Wenn die empirische Realität nicht ständig im Schatten der Idee stehen, sonder endlich zu ihrem Recht kommen sollte und wenn die Menschen nicht mehr bloße Prädikate, sondern wirkliche Subjekte sein sollen, dann kann dieser Gott nicht sein, weil der Mensch dann zum bloßen Moment der Idee verflüchtigt wird. ,,Die intellektuelle Schwierigkeit, bei einem idealistisch gefaßten Gottesbegriff der menschlichen Wirklichkeit ihre Eigenheit, ihren Charakter als eigene Wirklichkeit zu lassen, wurde zur intellektuellen Rechtfertigung der Leugnung Gottesüberhaupt als einer mit Würde des Menschen unverträglichen Größe."
Weit schwerer noch dürfte für die atheistischen Ausprägung des marxistischen Humanismus das sozialethische Versagen der verbürgerlichten Kirche des 19. Jahrhunderts wiegen. Hier prägt Marx vor allem den individualistischen Charakter der Religion, insbesondere ihrer Konzeption der Liebe an. Indem sie den Menschen auf Gott hin orientiert und ihn in dieser individuellen Beziehung förmlich einschließt, lenkt sie ihn von seinen gesellschaftlichen und gemeinschaftlichen Verpflichtungen ab und setzt so eine Scheinbeziehung an die Stelle der realen Beziehung, sie entzieht dem Menschen sein Wesen, das eben das ,,Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse" ist. Diese Entfremdung durch die Religion lehnt Marx ab im Namen der gesellschaftlichen Berufung des Menschen, letztlich also im Namen der Liebe. Den deutlichen Beweis für den individualistischen, ja egoistischen Charakter jeder Religion, speziell aber des Christentums sowie des Judentums, sieht Marx in der Unterstützung des kapitalistischen Wirtschaftssystems, das für ihn nicht anderes ist als der institutionalisierte Egoismus. Mit der Verteidigung dieses Systems durch das Bündnis von Altar und Kapital entlarvt nach Marx die Religion ihren zutiefst deshumanisierenden Charakter.
Nach all dem mußman Giulio Girardi wohl recht geben, wenn er zu dem Urteil gelangt, ,,dass die Verneinung Gottes für den Marxisten nicht den gleichen ,Sinn´hat wie für dieGläubigen, ja, dass sie vielleicht viele Dinge bedeutet, die für den Christen gerade in der Bejahung Gottes enthalten sind."
1. Aufgabe:
Stelle Marx` Vorstellung einer sozialen u. humanen Gesellschaft dar sowie seineReligionskritik.
In Marx Idee des historischen Materialismus versucht Marx seine Vorstellung einer sozialen und humanistischen Gesellschaft zu verwirklichen. Für Marx lebt der Arbeiter in einem menschenunwürdigen Arbeitsverhältnis, wenn er in ein kapitalistisches Wirtschaftssystem eingebunden ist und somit seine individuelle menschliche Freiheit verliert. Ein Fließbandarbeiter, der nicht einmal den gesamten Prozess überblicken kann, indem er nur ein kleiner Teil ist, gelangt in den Prozess der Entfremdung. Er besitzt keine Rechte am, von ihm mit erworbenen, Gesamteigentum und bekommt keine Möglichkeit seinen Anteil der Arbeit in einem Gesamtzusammenhang zu erkennen.
Marx fordert demnach, um die Entfremdung aufzuheben, die Übereignung des Privateigentums an den Staat um so dieses Kapital für alle nutzbar zu machen. Er will die Menschen so aus ihrem unterdrückten Verhältnis befreien.
In diesem Zusammenhang entwickelt er ebenfalls seine Religionskritik. Von Marx stammt der Satz ,,Religion ist Opium fürs Volk" und dieser Satz charakterisiert seine Kritik sehr präzise. Er glaubt, es sei mit der Würde des Menschen nicht vereinbar an einen Gott zu glauben. Der glaubende Mensch flüchtet in ein illusorisches Glück, welches er im Himmel sucht. Für Marx besteht dieses Glück aber nur darin, dass es den Menschen betäubt und ihn unfähig macht sich gegen dieses, von der Kirche und den Privateigentümern, aufgebaute System aufzulehnen.
Diese Tatsache sieht er als den betäubenden Charakter der Religion an. Der Mensch sieht Gott als sein Abbild im Himmel und flüchtet in die Illusion der Religion um mit dem momentanen irdischen Leben zurecht zu kommen, in dem er sich bereits von sich selbst entfernt hat. Wie schon im Text dargestellt hat die Religion für Marx einen individuellen Charakter, der den Menschen völlig in seine vorgegebene Beziehung zu Gott einbindet und ihn seine irdischen (gesellschaftlichen und gemeinschaftlichen) Verpflichtungen vergessen läßt. Er hält die Beziehung eines einzelnen Menschen zu Gott für eine Scheinbeziehung, die für die gemeinschaftliche Rolle des einzelnen keinen Platz zu lassen scheint.
Nicht nur dieses spricht laut Marx gegen eine humanistische Gesellschaft, sondern auch die Verbindung von Wirtschaft und Kirche. Somit wird auch sie zu einem Privateigentümer, der zusätzlich zu der ideologischen Macht, auch noch finanzielle Macht verleihen bekommt. Für Marx liegt der Hauptkritikpunkt jedoch in der Tatsache, dass es in dieser Gesellschaft eine Situation gibt, die der Religion bedarf. Somit ist das gesellschaftliche System, in dem das Privateigentum die Macht besitzt und der Mensch zur bloßen Maschine wird, der Auslöser für die illusorische Form von Religion.
Es gibt somit zunächst die Entfremdung durch den Arbeitsprozess und dann die Entfremdung durch die Religion, die erst entsteht, wenn die Situation der Arbeit ein solches ,,Opium" verlangt.
Ein weiterer Satz Marx` ist ,,Das Sein bestimmt das Bewußtsein", in dem auch sein Ansatz der Lösung des Problems der Entfremdung liegt. Um die Entfremdung aufzuheben muß, wie bereits erwähnt, das Eigentum umstrukturiert werden. Um diese Umstrukturierung jedoch in Gang zu bringen und durchzusetzen bleibt für Marx nur die Lösung einer Revolution. Wenn das Sein das Bewußtsein bestimmt, so kann sich das Bewußtsein hin zu einem selbstbestimmten freien irdischen Leben nur durchsetzen, wenn das Sein, also die Situation, in der die Menschen leben, verändert wird. Dieses ist nach Marx nur mit Hilfe einer Revolution durchsetzbar. Wenn die gesellschaftliche Situation und somit auch die Arbeitssituation geändert und hin zum Würdigen und Sozialen geführt wurde, befinden sich die Menschen in einem neuen Sein und brauchen somit die betäubende Wirkung der Religion nicht mehr. Jetzt kann sich auch erst das Bewußtsein der Menschen ändern und sie erkennen ihre unterdrückte Situation und beginnen ihre Scheinbeziehung gegen eine Reale zu ersetzen und ihre Verpflichtungen wieder aufzunehmen.
2. Aufgabe:
Erörtere die Frage inwieweit sich ein Glaube an Gott mit der Utopie einer sozialen u.humanen Gesellschaft verbinden läßt.
Marx Darstellung und die Darstellung des Textes von Religion ist jedoch nicht die eines wirklichen Glaubens an Gott, sonder der Religion, die von den Oberhäupter des Judentums und des Christentums und der Kirche, ihren Oberhäuptern und ihren Kapitalgebern der Gesellschaft vorgegeben wird. Dies ist auch die Aussage des Zitates von Girardi. Ein Marxist sieht den Zusammenhang von Religion und Mensch gesellschaftlich und nicht freiheitlich und individuell orientiert wie der Christ. Ein Kritikpunkt der Christen an der Religionskritik der Marxisten liegt sicher darin, dass sie die Religion zu sehr abhängig von der Kirche und vom kapitalistischen Wirtschaftssystem sehen. Aus Marx Sicht und in seiner Zeit mag das so der Fall gewesen sein, jedoch sehe ich in seiner Beschreibung von Religion und ihrem entfremdenden Charakter lediglich die von ihm beschriebenen wirtschaftlichen Aspekte und die Kirche als staatliche Institution.
Er fasst dies im Begriff der Religion zusammen und schließt somit die individuelle Seite von religiösem Glauben mit ein ohne sie zu berücksichtigen oder den Begriff zu definieren. Ein Grund für die einseitige Sicht könnte der für Marx nicht umkehrbare Satz über das Bewußtsein sein. Würde der Satz umgedreht und im religiösen Sinne interpretiert werden, würde das heißen, dass erst das Bewußtsein von Gott den Menschen religiös mache und somit wäre eine von oben bestimmte Religion nicht möglich und überflüssig. Aber auch durch nicht religionsbezogene Dinge kann das Sein und das Bewußtsein so verändert werden, dass eine Utopie einer sozialen und humanen Gesellschaft auch ohne Verneinung Gottes möglich ist. Ein Beispiel dafür wäre die Vorstellung Joseph Beuys über den Menschen als Künstler. Die individuell erlebte Kunst bringt nach seiner Vorstellung den Menschen zu einem neuen Bewußtsein der Kunst, sich selbst und seiner Rolle in der Gesellschaft näher und kann somit, in seiner Utopie von einer allgegenwärtigen Kunst, Kunst und Gesellschaft wieder miteinander verbinden auch mit kapitalistischen Vorstellungen.
Dieses Beispiel läßt sich fast lückenlos auf die Beziehung zwischen Religion und Gesellschaft übertragen. Beide Seiten sind durch die geschichtliche Entwicklung entzweit und gegenüber dem anderen verhärtet. Aus gesellschaftlicher Sicht ist eine vollkommene Annäherung nicht möglich. Weit verbreitet ist die Ansicht des Atheismus, dass nur ein Ablassen von Gott und Religion die Gesellschaft, die Wirtschaft und die Wissenschaft weiterbringt. Anders sieht dies die Seite der Religion. Wie schon von Girardi angesprochen ist für religiöse Personen all das, was laut Marx nur durch der atheistischen Humanismus zu erreichen ist, bereits in einem Glauben an Gott vorhanden. Von der religiösen Seite aus gibt es eine Verbindung von Gottesglaube und Gesellschaft, was jedoch von der Gegenseite kritischer gesehen wird.
Ebenso verhält sich das im Beispiel der Kunst. Auch hier kommt die Annäherung von Seiten der positiv denkenden Künstler, die den Glauben an die Menschheit und die Zusammengehörigkeit von Kunst und sozialer Gesellschaft nicht verloren haben. Vielleicht läßt sich dies mit der Historie begründen und die noch nicht stattgefundene Annäherung mit dem falschen Zeitpunkt erfassen.
Beuys und andere Künstler mit seiner Auffassung, sowie religiöse Menschen, die ihren Glauben mit der sozialen und humanen Utopie verbinden, sind somit sicherlich ihrer Zeit weit voraus.
Die Menschen scheinen für dieses neue Bewußtsein noch nicht bereit zu sein und vielleicht hatte Marx doch recht, wenn er gesagt hat, dass zuerst die Änderung der Situation die neue Gesellschaft formt.
Die Verbindung von Glaube und sozialem Engagement oder künstlerischer Tätigkeit und gesellschaftlichen Leben ist für diese Menschen schwer im Alltag umsetzbar. Hierbei sollten zusätzlich Überlegungen über Liebe, Individualität und Freiheit mit einbezogen werden. Liebe und Verantwortung der Gesellschaft gegenüber ist schwierig, wenn die Individualität und die persönliche Freiheit angegriffen werden durch die Infragestellung und Verneinung Gottes.
Häufig gestellte Fragen
Was ist die Hauptaussage des Textes "Gottesglaube und Atheismus"?
Der Text analysiert die marxistische Kritik an Religion und die Frage, inwieweit sich Gottesglaube mit dem Ideal einer sozialen und humanen Gesellschaft vereinbaren lässt. Er untersucht Marx' Religionskritik als Folge der Entfremdung des Menschen im kapitalistischen System und argumentiert, dass die von Marx kritisierte Religion nicht den eigentlichen Glauben an Gott, sondern die von Kirche und Kapitalgebern vorgegebene Religion darstellt.
Wie stellt Marx die soziale und humane Gesellschaft dar?
Marx sieht den Arbeiter in einem kapitalistischen System als entfremdet, da er seine individuelle Freiheit verliert und keinen Anteil am Gesamteigentum hat. Er fordert die Übereignung des Privateigentums an den Staat, um dieses Kapital für alle nutzbar zu machen und die Menschen aus ihrem unterdrückten Verhältnis zu befreien.
Was ist Marx' Religionskritik?
Marx' Religionskritik basiert auf der Aussage "Religion ist Opium fürs Volk". Er glaubt, dass der Mensch in ein illusorisches Glück flüchtet und durch die Religion betäubt wird, was ihn unfähig macht, sich gegen das kapitalistische System aufzulehnen. Er kritisiert den individualistischen Charakter der Religion, die den Menschen in seine Beziehung zu Gott einschließt und ihn von seinen gesellschaftlichen Verpflichtungen ablenkt.
Was bedeutet Entfremdung bei Marx?
Entfremdung bezieht sich auf den Zustand des Arbeiters im kapitalistischen System, der seine Freiheit verliert und keinen Bezug zu seiner Arbeit und dem erzeugten Produkt hat. Diese Entfremdung führt laut Marx zur Notwendigkeit der Religion als "Opium", um mit dieser Situation fertigzuwerden.
Wie kann man die Entfremdung laut Marx aufheben?
Um die Entfremdung aufzuheben, fordert Marx eine Umstrukturierung des Eigentums durch eine Revolution. Er glaubt, dass eine Änderung der gesellschaftlichen Situation (des "Seins") notwendig ist, um das Bewusstsein der Menschen zu verändern und sie von der Notwendigkeit der Religion zu befreien.
Inwieweit lässt sich der Glaube an Gott mit einer sozialen und humanen Gesellschaft vereinbaren?
Der Text argumentiert, dass Marx' Religionskritik sich auf die von Kirche und Kapitalgebern vorgegebene Religion bezieht und nicht auf den individuellen Glauben an Gott. Es wird die Frage aufgeworfen, ob eine Utopie einer sozialen und humanen Gesellschaft auch ohne die Verneinung Gottes möglich ist, beispielsweise durch individuelle Erfahrungen wie Kunst oder eine persönliche Beziehung zu Religion, die nicht durch gesellschaftliche Institutionen vorgegeben ist.
Was ist die Bedeutung des Satzes "Das Sein bestimmt das Bewusstsein"?
Dieser Satz von Marx besagt, dass die Lebensumstände eines Menschen (sein "Sein") sein Bewusstsein prägen. Um also das Bewusstsein der Menschen zu verändern und sie von der Entfremdung zu befreien, muss zuerst ihre gesellschaftliche und wirtschaftliche Situation verändert werden.
Was ist die Rolle des Atheismus in Bezug auf Gottesglaube und Gesellschaft?
Der Text argumentiert, dass der Atheismus gezeigt hat, dass die Verneinung eines von der Gesellschaft abhängigen Gottesbildes notwendig ist. Allerdings wird vorgeschlagen, dass der nächste Schritt darin bestehen sollte, sich von einem verhärteten Atheismus hin zu einem neuen, vom Individuum ausgehenden, religiösen Denken zu bewegen, das soziale und humanistische Werte einschließt.
- Quote paper
- Kathrin Koslowski (Author), 2001, Gottesglaube und Atheismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/101950