Was macht Intelligenz wirklich aus? Jenseits von Schulnoten und IQ-Tests enthüllt dieses Buch eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit der Natur der Intelligenz, von ihren historischen Wurzeln bis zu den neuesten Forschungsergebnissen. Tauchen Sie ein in die faszinierende Welt der Intelligenzforschung, beginnend mit den bahnbrechenden Arbeiten von Binet und seinen Skalen zur Messung von Lernschwierigkeiten bei Schülern. Entdecken Sie, wie sich der IQ als vermeintliches Maß für ein Persönlichkeitsmerkmal etablierte und welche Kritik an dieser reduktionistischen Sichtweise aufkam. Erfahren Sie, wie alternative Intelligenzkonzepte entstanden, die den Fokus auf praktische Intelligenz und die Bewältigung alltäglicher Probleme legen. Die Umwelt spielt eine entscheidende Rolle bei der Entfaltung intelligenten Verhaltens. Erkunden Sie, wie genetische Voraussetzungen und die Anpassung an spezifische Umwelten zusammenwirken, um individuelle Stärken zu formen. Das Buch beleuchtet die vielfältigen Wege der Intelligenzforschung, von der Analyse von Testergebnissen als Produkt bis hin zur Untersuchung der kognitiven Prozesse, die intelligentes Handeln ermöglichen. Anhand von Beispielen wie Analogie-Aufgaben wird veranschaulicht, wie Problemlösungsstrategien entschlüsselt werden können. Es werden alternative Intelligenztheorien vorgestellt, darunter die personale Intelligenz mit ihren interpersonalen und intrapersonalen Facetten. Es wird aufgezeigt, wie Menschen ihre Emotionen kontrollieren und die Intentionen anderer verstehen. Dieses Buch ist eine unverzichtbare Lektüre für alle, die sich für die Psychologie der Intelligenz interessieren, sei es aus wissenschaftlicher Neugier oder dem Wunsch, das eigene Denkvermögen besser zu verstehen und zu fördern. Es bietet eine umfassende und kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Intelligenz, die zum Nachdenken anregt und neue Perspektiven eröffnet. Es werden Fragen aufgeworfen wie: Inwieweit sind Intelligenztests wirklich aussagekräftig? Welche Rolle spielt die Umwelt bei der Entwicklung von Intelligenz? Und wie können wir unsere praktische Intelligenz im Alltag verbessern? Lassen Sie sich von diesem Buch auf eine spannende Reise in die Welt der Intelligenz entführen und entdecken Sie die unendlichen Möglichkeiten des menschlichen Geistes.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Problemlösungsverhalten als Ausdruck der Intelligenz
3. Suche nach Methoden zur Messung der Intelligenz
3.1. Vorläufer der Binet - Skala
3.2. Binet - Skala zur Ermittlung von Schülern mit Lernschwierigkeiten
3.3. IQ als Meßwert eines Persönlichkeitemerkmals
3.3.1 Intellektuelles Verhalten als Ergebnis zugrundeliegender Fähigkeiten
4. Bewältigung alltäglicher Probleme durch praktische Intelligenz
5. Die Umweltbedingtheit intelligenten Verhaltens
6. Wege der Intelligenzforschung
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
In meiner Hausarbeit möchte ich mich mit dem Thema Intelligenz auseinandersetzen. Ich werde auf die Entwicklung des Intelligenztests eingehen.
Erst einmal möchte ich auf den Begriff "Intelligenztest" eingehen, er wird in der Literatur folgendermaßen definiert: "Aus mehreren Aufgaben bestehender psychologischer Test zur Messung der Intelligenz."1
Der Intelligenztest hat auch einige Nachteile, denn er sagt nichts darüber aus, ob die Person unter Prüfungsangst leidet und dadurch vielleicht in dem Test versagt. Er sagt in diesem Fall nur aus, daß die Person im Test versagt hat und gibt keine Auskunft darüber, aus welchen Gründen diese versagt hat. Diese Art von Test nimmt auf solche Probleme keine Rücksicht.
1. Problemlösungsverhalten als Ausdruck der Intelligenz
Ausgehend von William Sterns (1912) Arbeit zu Beginn dieses Jahrhunderts wird die Intelligenz häufig als eine allgemeine Fähigkeit definiert, Probleme in neuartigen Situationen lösen zu können. Dies ist für die meisten Psychologen eine Aussage, der sie uneingeschränkt zustimmen können. Strittig ist, jedoch die Frage, welche Probleme den Einsatz intellektueller Fähigkeiten erfordern. Eine Frage, die sich an dieses Problem anschließt, ist, ob sich das Problem nicht durch ein Studium von Intelligenztests, die nach dem Vorbild der Binet - Skalen entwickelt worden sind, lösen läßt. Gegenwärtige Intelligenzforscher stehen den sogenannten Intelligenztests sehr kritisch gegenüber. " Tod, Steuern und schlechte Intelligenztests, so stellt Robert Sternberg (1991a) ironisch fest, sind zu Gegebenheiten dieser Welt geworden, denen sich niemand entziehen kann."2 Sternberg selbst mußte sich in seiner Grundschulzeit ebenso diesen Tests unterziehen, in denen er jedoch aufgrund seiner Prüfungsangst versagte und nur niedrige Ergebnisse erzielte. Diese Erfahrung legte wohl auch den Grundstein dafür, daß er in späteren Jahren zu einem entschiedenen Gegner der herkömmlichen Intelligenztests wurde. Sternberg und Wagner stellten fest, daß durch diese Art von Tests "zahlreiche unvorhergesehene und unglückliche Folgen"3 eingetreten sind, da sich mehr mit der Messung der Intelligenz beschäftigt wurde, als mit der dahinter stehenden Theorie.
2. Suche nach Methoden zur Messung der Intelligenz
Anna Anastasia (1982) stellte fest, daß Unterschiede im menschlichen Verhalten, die vorher nicht Gegenstand der Untersuchung / des Experimentes waren, das Ergebnis lästiger Fehlereinflüsse darstellten.
Während Wundt und seine Schüler nach Gesetzmäßigkeiten im menschlichen Verhalten suchten, bemühen sich vor allem Ärzte und Biologen um die Entwicklung von Messungen, die es ermöglichen sollten das Seelenvermögen oder auch geistigen Funktionen zu erfassen. Alfred Binet setzte sich Ende des letzten Jahrhunderts mit den bis dahin vorliegenden Meßverfahren kritisch auseinander, wobei er für sich herausfilterte, welche Schwäche er bei seinem eigenen Prüfverfahren vermeiden mußte. Binet wurde mit seiner Binet - Skala so erfolgreich, daß sie in andere Sprachen übersetzt wurde. Jedoch galt das vorliegende Interesse der Skala Binet´s und nicht dem theoretischem Hintergrund. Es fehlten somit die theoretischen Grundlagen.
2.1. Vorläufer der Binet - Skala
Franz Gall ( 1758 - 1828) hatte großes Interesse an der Gehirnforschung. Er beobachtete beispielsweise, daß ein Freund, der ein gutes Gedächtnis besaß, auffallend hervortretende Augenpartien besaß. Aufgrund dieser Beobachtung entwickelte Gall seine Theorie der Phrenologie. Er ging davon aus, daß bestimmte Eigenschaften eines Menschen, siehe Beispiel gutes Gedächtnis, oder auch Persönlichkeitsmerkmal durch Wölbungen am äußeren Schädel ablesbar sind.
Solche Vorstellungen fanden schnell ihre Anhänger. Auch Hirnspezialist Paul Broca war der gleichen Überzeugung wie Franz Gall. Mit dieser Theorie der Phrenologie schien es möglich zu sein, mit derart einfachen Messungen, den Betrachtungen des Schädels, Menschen mit höheren und niedrigeren kognitiven Fähigkeiten voneinander zu unterscheiden. Diese Aussichten weckten das Interesse des britischen Biologen Sir Francis Galten, der sich mit den Unterschieden im Leistungsverhalten beschäftigte. Er stellte sich die Frage, ob es nicht möglich wäre, menschliche Fähigkeiten zu messen und auf Grundlage dieser Ergebnisse höhere Rassen zu entwickeln. Seinen Vorstellungen entsprechend, entwickelte er seinen Gedankengang dahin gehend weiter, daß man nur den begabtesten Männern und Frauen Nachwuchs gestatten sollte, um die minderwertige Rasse auszurotten. Zur Auswahl dieser Personen suchte er ein geeignetes Meßverfahren. Jedoch mußte er nach über 9000 Schädelmessungen feststellen, daß zwischen der Schädelgröße und den geistigen Fähigkeiten kein Zusammenhang bestand. Aus dieser Misere fand er einen Ausweg. Weiterhin ging Galton davon aus, daß die Fähigkeiten der Sinnesorgane, die Grundlage für die Urteilsfähigkeit und Intelligenz bildete. Aufgrund dessen entschied er sich dafür, die geistigen Fähigkeiten mit Hilfe von Aufgaben zu messen, die eine schnelle Reaktion auf einen dargebotenen Reiz, sowie Unterscheidungen im Sinnes - und Wahrnehmungsbereich forderten. Die Schwierigkeit, die sich daraus jedoch ergab, bestand darin, daß die Meßwerte in keiner Beziehung zu dem standen, was unter geistigen Fähigkeiten verstanden wurde.
2.2. Binet - Skala zur Ermittlung von Schülern mit Lernschwierigkeiten
In Frankreich beschäftigten sich Ärzte mit der Frage, wo die Grenze zwischen normalen und geistig zurückgebliebenen Menschen liegt. Alfred Binet hatte sich bereits mit vielen psychologischen Problemen, beispielsweise mit Hypnose, abweichendem Verhalten und so weiter beschäftigt. Schließlich galt sein Interesse auch Kindern, die Lernschwierigkeiten aufwiesen. Binet entwickelte in Zusammenarbeit mit Theodore Simon ein aus 30 Aufgaben bestehendes Prüfsystem. Sein Leitgedanke bei der Entwicklung war, daß ein langsam lernendes Kind im Vergleich zu Gleichaltrigen über einen geringeren Kenntnisstand verfügt. Binet wollte somit herausfinden, wieviel Kinder der verschiedenen Altersstufen die Antworten auf seine Fragen wußten. Seine Aufgaben berücksichtigten viele Funktionen, unter anderem Urteilsfähigkeit, Verständnis und schlußfolgerndes Denken. Testaufgaben legte er dann Schülern zur Bearbeitung vor. Wurde eine Aufgabe von mehr als 70% Kinder gleichen Alters richtig beantwortet, wählte er diese für die betreffende Altersstufe aus. 1908 veröffentlichte Binet eine überarbeitete Fassung seines Intelligenztests. Erstmalig tauchte in diesem Bezug der Begriff "Intelligenzalter" (IA) auf.
Nachfolgend werde ich die dritte Fassung des Binet´s - Test, 1911 erschienen, darstellen:
" 3. Jahr:
1. Zeigt die Augen, die Nase den Mund
2. Wiederholt zwei vorgesagt Ziffern
3. Benennt Einzelheiten auf Bildern
4. Nennt den eigenen Familiennamen
5. Spricht sechsilbige Sätze nach
5. Jahr:
1. Vergleicht zwei Gewichte
2. Zeichnet ein vorgegebenes Quadrat ab
3. Spricht zehnsilbige Sätze nach
4. Zählt vier Pfennige
5. Legt die Hälften eines zerschnittenen Rechtecks zusammen
7. Jahr:
1. Zeigt die rechte Hand und das linke Ohr
2. Erklärt ein Bild
3. Kommt drei in einem Atemzug genannten Aufforderungen nach
4. Zählt den Wert von sechs Münzen zusammen
5. Benennt vier Grundfarben
9. Jahr:
1. Gibt auf 20 Pfennig Wechselgeld heraus
2. Definiert bekannte Begriffe. Definitionen sollten über die Benennung des Verwendungszwecks hinausgehen
3. Erkennt sämtliche von insgesamt neun vorgelegten Geldstücken
4. Zählt die Monate des Jahres der Reihe nach auf
5. beantwortet und versteht » einfache Fragen «
12. Jahr :
1. Weist falsche Behauptungen bezüglich der Länge zweier Linien zurück
2. Bildet aus drei vorgegebenen Wörtern einen Satz
3. Zählt in drei Minuten 60 Wörter auf
4. Bringt die Wörter eines durcheinandergebrachten Satzes in eine z.B. » verteidigt ein sinnvolle Reihenfolge ( seinen Herrn Hund guter tapfer «
15 Jahr :
1. Wiederholt sieben Ziffern
2. Finder drei Reime für ein Wort in einer Minute
3. Wiederholt einen Satz mit 26 Silben
4. Erklärt Bilder
5. Erklärt Zusammenhänge"4
Nach der Erscheinung dieses Tests kamen die ersten Kritiken auf. Binet´s Verfahren besitzt keinen echten Nullpunkt, wie er beispielsweise bei physikalischen Messungen auftaucht. Binet entgegnete daraufhin, daß es nicht die Intelligenz als absolute Menge erfassen will, sondern für ihn die Klassifizierung der intellektuellen Leistungsfähigkeiten im Vordergrund steht.
2.3. IQ als Meßwert eines Persönlichkeitsmerkmal
Lewis Terman brachte im Jahre 1916 eine amerikanische und von ihm überarbeitete Fassung der Binet - Simon - Skala heraus. Terman führte als erster Mensch den Intelligenz - Quotienten (IQ) ein, dessen Verwendung William Stern 1912 vorgeschlagen hatte. Der IQ bringt die Korrelation von Intelligenzalter (IA) und Lebensalter (LA) zum Ausdruck. Um Kommastellen zu vermeiden, wird das Ergebnis mit 100 multipliziert.
Formel:
Intelligenz - Quotient (IQ) = [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]
Sterns Absicht, im Gegensatz zu Binet, war es einen Wert zu finden, dessen Bedeutung sich nicht mit zunehmendem Alter verändert.
Unterschiede im Intelligenzalter finden im IQ ihren Niederschlag. Binet hoffte, daß Kinder, die als zurückgeblieben eingestuft wurden, durch zusätzliche Förderung beim nächsten Test besser eingestuft werden können. Für Binet stand fest, daß eine Übereinstimmung von IA und LA wiederhergestellt werden kann.
Insgesamt ist zu sagen, daß der IQ nur eine Auskunft über das Ergebnis eines Vergleiches ist und somit einen relativen und keinen absoluten Wert darstellt.
Terman, jedoch war weiterhin davon überzeugt, daß die Höhe der Intelligenz durch die Vererbung festgelegt wurde. Diese Annahme wurde ohne Überprüfung zum Konstruktmerkmal erhoben. Nach dem Test - Retest - Verfahren wurden die Versuchspersonen wiederholt gebeten, den Test nochmal zu wiederholen. Bei den Wiederholungen wurden Aufgaben, die keinen Beitrag zur Wiederholungsübereinstimmung der Antworten leisteten, ausgetauscht. Eine hohe Übereinstimmung war dahingehend erforderlich, da die Autoren von IQ - Tests mehr Interesse daran hatten, zukünftiges Leistungsverhalten vorherzusagen.
Binet´s Grundsatz, nämlich zurückgebliebene Schüler ausfindig zu machen, um ihnen zu helfen, ist dabei völlig in Vergessenheit geraten.
2.3.1. Intellektuelles Verhalten als Ergebnis zugrundeliegender Fähigkeiten
Der englische Psychologe Charles Spearman (1904) stellte fest, daß Menschen mit sehr guten Leistungen in einem Aufgabenbereich auch in anderen Bereichen gut abgeschnitten haben und umgekehrt. Spearman schloß resultierend aus dieser Beobachtung, daß es eine allgemeine intellektuelle Fähigkeit gibt, von der jede einzelne Leistung abhängt. Er nannte diese Fähigkeiten "g" (für general). Da Spearman auch bewußt war, daß es nie eine völlige Übereinstimmung geben wird, sondern Schüler beispielsweise in den Sprachen besser waren, als in Mathematik, ging er davon aus, daß jede Bewältigung einer Aufgabe nicht nur von "g" abhängt, sondern auch von einer spezifischen Fähigkeit, die er "s" (für specific) nannte. Spearman hoffte mit seinem Beitrag die Vorhersage von zukünftigen Leistungsverhalten zu verbessern. Denn, wenn alle Leistungen in den verschiedenen Aufgabenbereichen auf "g" basieren, ist es die beste Voraussetzung für die Vorhersage von "g". "s" bestimmt das Leistungsverhalten lediglich in den einzelnen Aktivitäten.
Zu einem anderen Ergebnis kam der Psychologe Louis Thurstone (1938), der ebenso Testergebnisse miteinander verglich. Er jedoch kam zu dem Schluß, daß die Leistungen in einem Intelligenz - Test von sieben grundlegenden Fähigkeiten abhängen (Primärfaktoren). Dazu zählt er, Sprachbeherrschung, Wortflüssigkeit, Rechengewandtheit, Raumvor- stellung, Auffassungsgeschwindigkeit, Gedächtnis und schlußfolgerndes Denken. Thurstone entwickelte Tests, bei denen in jedem Untertest jeweils nur eine Fähigkeit gemessen werden sollte.
Howard Gardener hingegen bezeichnete die Fähigkeit als personale Intelligenz. Nach seiner Vorstellung besteht sie aus zwei Teile, aus einer interpersonalen und aus einer intrapersonalen Intelligenz.
Die intrapersonale Intelligenz befähigt einen Menschen dazu, seine eigenen Gefühle zu kontrollieren. Sie ermöglicht es zwischen verschiedenen Gefühlserlebnissen zu unterscheiden, diese wahrzunehmen und in Ausdruck und Gestik umzuwandeln.
Die interpersonale Intelligenz befähigt einen Menschen dazu, die Wünsche und Absichten anderer Menschen zu verstehen und deren Stimmungen und Gefühle zu erkennen, um vorhersagen zu können, wie diese sich verhalten werden.
Der Umgang mit Problemen im Alltagsleben wird als praktische Intelligenz bezeichnet.
3. Bewältigung alltäglicher Probleme durch praktische Intelligenz
1973 berichtete David McChelland über Erfolge in Bezug auf Intelligenztests und ihre Vorhersageleistungen. McChelland meinte, schulische Leistungen vorhersagen zu können. Gleichzeitig mußte er jedoch feststellen, daß die, auf diese Tests gestützten vorhersagen, auf die beruflichen Erfolge sehr dürftig waren.
Nach Befund von Richard Wagner und Robert Sternberg (1986), haben beruflich erfolgreiche Menschen ihr Wissen stillschweigend, also impliziert, erworben. Beim impliziten Wissen handelt es sich um "Wissen, das normalerweise nicht offen zum Ausdruck kommt oder dargestellt wird und das auch von keinem Lehrplan berücksichtigt wird"5. Dieses Wissen erwirbt ein Mensch im Laufe der Zeit durch den Umgang mit Problemen, innerhalb eines bestimmten Tätigkeitsbereiches. Als Beispiel dafür, dienen die Trukesen, die mit ihren Booten ohne Kompaß oder Sextant Inseln ansteuerten. Fragt man sie, wie dies ohne technische Hilfe möglich sei, bekam man kaum eine Antwort. Sie wissen nicht, warum sie tun, was sie tun, sie handeln einfach. Sie beobachten den Sternenhimmel, hören auf die Geräusche der Wellen und achten darauf, wie diese die Seite des Bootes treffen. Jedoch können sie ihren jeweiligen Standort nicht angeben, wie gerade schon beschrieben, sie wissen nicht, was sie tun.
4. Die Umweltbedingtheit intelligenten Verhaltens
Die Intelligenzforscher haben sich lange Zeit von der Überzeugung leiten lassen, daß es vom Ausprägungsgrad eines allgemeinen Intelligenzmerkmals abhängt, wie gut einzelne Menschen Probleme verschiedenster Art lösen können. Jeder Mensch wird mit präzisen genetischen Voraussetzungen in eine Umwelt hineingeboren, in der bestimmte Probleme gehäufter auftreten als andere. Die Anpassung der Menschen besteht darin, die für sie günstigste Umwelt zu finden, für die er genetisch besonders empfänglich ist, um ihre spezifischen Probleme zu lösen. Eltern, die selber sehr musikalisch sind, werden ihren Kindern die Musik näher bringen, ebenso wie Eltern, die gerne lesen, ihren Kindern viel vorlesen, um sie für die Literatur empfänglicher zu machen. Menschen bringen dank ihrer genetischen Voraussetzungen somit die Intelligenz mit, um sich an verschiedene Umwelten ( Musik, Literatur und so weiter) anzupassen zu können.
5. Wege der Intelligenzforschung: Vom Produkt zum Prozeß
In der jüngeren Zeit der Psychologie setzten sich die Psychologen verstärkt mit der Frage auseinander "Warum erreichen einige Personen bei solchen Tests bessere Leistungen als andere?"6
Robert Sternberg (1988) untersuchte beispielsweise, welche Schritte bei sogenannten Analogie - Aufgaben, die Bestandteil vieler Tests sind, zu durchlaufen sind. Dies werde ich im Folgenden an einem Beispiel erläutern.
Aufgabe:
Rechtsanwalt verhält sich zu Klient wie Arzt zu
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Durchschnittlich benötigen Versuchspersonen 2,4 Sekunden um dieses Problem zu lösen. Die Problemlösung erfolgt in sechs Schritten:
1. Man entnimmt dem Gedächtnis, daß der Rechtsanwalt Klienten berät und ihnen vor Gericht beisteht, während Ärzte ebenfalls helfen und in Krankenhäusern und Arztpraxen tätig sind.
2. Die Art der Beziehung wird bestimmt, die zwischen den Begriffen besteht. Am Beispiel: Rechtsanwalt bekommt ein Entgelt für die Dienstleistung; Klient bekommt eine Dienstleistung für die Bezahlung.
3. Bei den zusammengehörigen Begriffen müssen gemeinsame Merkmal entdeckt werden. Am Beispiel: sowohl der Rechtsanwalt als auch der Arzt bieten eine Dienstleistung gegen ein Entgelt.
4. Dem Gedächtnis wird im Erfolgsfall entnommen, daß ein Patient die Dienstleistung eines Arztes in Anspruch nimmt.
5. Es werden beide Antwortmöglichkeiten ( Patient / Mediziner) miteinander verglichen.
6. Die Antwort wird mitgeteilt.
Sternberg verglich die einzelnen Schritte miteinander und kam zu dem Ergebnis, daß Menschen mit hoher Intelligenz für den ersten Schritt länger brauchten, als Menschen mit einer geringeren Intelligenz, dafür durchlaufen sie die folgenden Schritte schneller. So fand das Problemlösungsverhalten auch schon in der jüngsten Zeit Unterstützung durch die Intelligenzforscher
Literaturverzeichnis
Gerd Mietzel, Wege in die Psychologie; 1998 Schüler Duden, Die Psychologie; 1981
[...]
1 Schüler Duden Psychologie, S.163
2 Wege in die Psychologie, S. 223
3 Wege in die Psychologie, S.223
4 Wege in die Psychologie, S.227 / 228
5 Wege in die Psychologie, S. 236
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in der Hausarbeit zum Thema Intelligenz?
Die Hausarbeit setzt sich mit dem Thema Intelligenz auseinander, insbesondere mit der Entwicklung von Intelligenztests. Sie untersucht, wie Intelligenztests definiert werden und welche Nachteile sie haben können, beispielsweise, dass sie Prüfungsangst nicht berücksichtigen.
Wie wird Intelligenz im Kontext der Problemlösung definiert?
Intelligenz wird oft als die allgemeine Fähigkeit definiert, Probleme in neuartigen Situationen zu lösen. Es wird jedoch diskutiert, welche Art von Problemen intellektuelle Fähigkeiten erfordern und ob Intelligenztests wirklich geeignet sind, diese Fähigkeiten zu messen.
Was waren die Vorläufer der Binet-Skala?
Franz Gall entwickelte die Phrenologie, die besagte, dass bestimmte Eigenschaften durch Wölbungen am Schädel ablesbar sind. Sir Francis Galton versuchte, menschliche Fähigkeiten zu messen, um höhere Rassen zu entwickeln, scheiterte aber an der Messung der Schädelgröße. Später konzentrierte er sich auf die Messung der Sinnesorgane.
Wie wurde die Binet-Skala zur Ermittlung von Schülern mit Lernschwierigkeiten entwickelt?
Alfred Binet entwickelte in Zusammenarbeit mit Theodore Simon ein Prüfsystem, um Kinder mit Lernschwierigkeiten zu identifizieren. Der Test umfasste 30 Aufgaben und berücksichtigte Urteilsfähigkeit, Verständnis und schlußfolgerndes Denken. Aufgaben, die von mehr als 70% der Kinder gleichen Alters richtig beantwortet wurden, wurden für die entsprechende Altersstufe ausgewählt.
Was ist der Intelligenzquotient (IQ)?
Der IQ wurde von Lewis Terman eingeführt und bringt die Korrelation von Intelligenzalter (IA) und Lebensalter (LA) zum Ausdruck. Die Formel lautet: IQ = (IA / LA) * 100. Im Gegensatz zu Binet wollte Stern einen Wert finden, dessen Bedeutung sich mit zunehmendem Alter nicht verändert.
Wie definierte Charles Spearman intellektuelle Fähigkeiten?
Charles Spearman postulierte, dass es eine allgemeine intellektuelle Fähigkeit "g" gibt, von der jede einzelne Leistung abhängt. Zusätzlich gibt es spezifische Fähigkeiten "s", die das Leistungsverhalten in einzelnen Aktivitäten bestimmen.
Was sind die sieben Primärfaktoren der Intelligenz nach Louis Thurstone?
Louis Thurstone identifizierte sieben grundlegende Fähigkeiten (Primärfaktoren), die Leistungen in einem Intelligenztest beeinflussen: Sprachbeherrschung, Wortflüssigkeit, Rechengewandtheit, Raumvorstellung, Auffassungsgeschwindigkeit, Gedächtnis und schlußfolgerndes Denken.
Was ist personale Intelligenz nach Howard Gardner?
Howard Gardner unterscheidet zwischen interpersonaler und intrapersonaler Intelligenz. Intrapersonale Intelligenz befähigt dazu, eigene Gefühle zu kontrollieren, während interpersonale Intelligenz das Verständnis der Wünsche und Absichten anderer Menschen ermöglicht.
Was versteht man unter praktischer Intelligenz?
Der Umgang mit Problemen im Alltagsleben wird als praktische Intelligenz bezeichnet. Beruflich erfolgreiche Menschen erwerben oft stillschweigend (implizit) Wissen durch den Umgang mit Problemen in ihrem Tätigkeitsbereich.
Wie beeinflusst die Umwelt intelligentes Verhalten?
Menschen werden mit genetischen Voraussetzungen geboren, die sie für bestimmte Umwelten empfänglicher machen. Die Anpassung besteht darin, die günstigste Umwelt zu finden, für die sie genetisch besonders empfänglich sind. Eltern, die musikalisch sind, fördern beispielsweise die musikalischen Fähigkeiten ihrer Kinder.
Wie untersucht die Intelligenzforschung den Problemlösungsprozess?
Robert Sternberg untersuchte, welche Schritte bei Analogie-Aufgaben durchlaufen werden. Er fand heraus, dass Menschen mit hoher Intelligenz länger für den ersten Schritt brauchen, aber die folgenden Schritte schneller durchlaufen.
- Citar trabajo
- Tanja Mende (Autor), 2001, Problemlösungsverhalten als Ausdruck der Intelligenz, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/101730