In einer Welt, die von unsichtbaren Fäden der Beeinflussung und Kontrolle durchzogen ist, enthüllt diese tiefgreifende Analyse die zeitlose Relevanz von Max Webers Theorien über Macht und Herrschaft. Jenseits staubiger akademischer Zirkel erweist sich Webers Werk als Schlüssel zum Verständnis der komplexen Dynamiken, die unsere Gesellschaft bis heute prägen. Von der subtilen persönlichen Macht, die auf Wissensvorsprüngen basiert, bis zur rohen politischen Macht, die sich in Abhängigkeitsverhältnissen manifestiert, seziert diese Untersuchung die vielfältigen Facetten der Machtausübung. Doch wie unterscheiden sich legitime und illegitime Macht in der modernen Welt? Und welche Rolle spielen Gewalt und Einflussnahme in diesem Kräftespiel? Die Auseinandersetzung mit Webers Herrschaftsbegriffen – legale, traditionelle und charismatische Herrschaft – eröffnet eine neue Perspektive auf die Mechanismen, die Autorität begründen und aufrechterhalten. Anhand aktueller Beispiele, von bürokratischen Institutionen bis hin zu charismatischen Führungspersönlichkeiten, wird die anhaltende Gültigkeit von Webers Thesen demonstriert. Doch die Analyse geht noch weiter: Sie beleuchtet die Gefahren, die entstehen, wenn Macht missbraucht wird und in Erpressung oder gar Gewalt umschlägt. Diese kritische Auseinandersetzung mit Webers Werk regt dazu an, die eigenen Machtverhältnisse zu reflektieren und die subtilen Formen der Beeinflussung zu erkennen, die unseren Alltag bestimmen. Ein unverzichtbarer Leitfaden für alle, die die verborgenen Strukturen unserer Gesellschaft entschlüsseln und die Mechanismen von Macht und Herrschaft verstehen wollen, um informierte Entscheidungen treffen und sich selbstbestimmt in einer komplexen Welt bewegen zu können. Tauchen Sie ein in die Welt der Soziologie, der Politikwissenschaft und der Geschichte, um die Wurzeln unserer heutigen Gesellschaft zu verstehen. Entdecken Sie die zeitlosen Weisheiten eines der größten Denker des 20. Jahrhunderts und erfahren Sie, wie seine Erkenntnisse auch heute noch unser Leben beeinflussen.
Gliederung:
1. Einleitung und Fragestellung
2. Machtbegriff nach Weber
2.1 Definition
2.1.1 legitime Macht
2.1.2 illegitime Macht
2.2 Machtbegriffe
2.2.1 persönliche Macht
2.2.2 politische Macht
2.2.3 militärische Macht
2.3 Macht und Abhängigkeit
3. Herrschaftsbegriff nach Weber
3.1 Definition
3.2 Formen von Herrschaft
3.2.1 legale Herrschaft
3.2.2 traditionelle Herrschaft
3.2.3 charismatische Herrschaft
4. Schlussbemerkung
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung und Fragestellung
Als posthum die Ansichten des gelernten Juristen Max Weber1über die Begriffe Macht und Herrschaft veröffentlicht wurden, ahnte man nicht, wie selbstverständlich diese Definitionen noch heute, über 80 Jahre nach seinem Tod, als allgemeingültig angenommen werden. Zu Untersuchen wäre aber, ob Webers Theorien über Macht- und Herrschaftsbegriffe heute noch auf aktuelle Strukturen anwendbar sind, bzw. ob sich Beispiele für seine Macht- und Herrschaftsformen finden lassen.
2. Machtbegriff nach Weber
2.1 Definition von Macht
Wenn man von Macht spricht, meint man nicht irgendein Ding, sondern ein Beziehungsgeflecht zwischen zwei oder mehreren Personen, Gruppen o.ä.2.
Macht besitzt demnach jeder, dem sich die Möglichkeit bietet, einen Willen oder eine Interesse innerhalb einer sozialen Beziehung durchzusetzen. Dabei ist es unerheblich, wie groß diese Möglichkeit ist und ob man auf Widerstand stößt.
Diese sehr allgemein gefaßte Definition wird im Folgenden weiter differenziert.
2.1.1 Legitime Macht
Man unterscheidet zum einen zwischen legitimer und illegitimer Macht. Legitime Macht ist gleichzusetzen mit einer Herrschaft, denn sie beruht auf einem System aus Befehl (in der Definition ist dies der Wille, den es durchzusetzen gilt) und Annahme bzw. Gehorsam (d.h., der Wille wird befolgt).3Diese Macht wird innerhalb einer sozialen Beziehung anerkannt.
2.1.2 Illegitime Macht
Man spricht von illegitimer Macht, wenn diese Macht innerhalb einer sozialen Beziehung nicht anerkannt wird. Die Durchsetzung des Willens geschieht dann durch Gewalt und/oder Einflußnahme.4
2.2 Machtbegriffe
Zur weiteren Differenzierung von Macht wird dieser abstrakte Begriff nun in drei weitere Kategorien unterteilt, die die verschiedenen Aspekte von Macht verdeutlichen sollen.
2.2.1 Persönliche Macht
Wenn jemand persönliche Macht über jemanden besitzt, heißt das, dass er eher die Möglichkeit besitzt, seine Meinung durchzusetzen, als andersherum. Dieser Vorteil begründet sich z.B. aus einem Wissensvorsprung (Expertentum), mit dem man nachhaltiger argumentieren und den anderen beeinflussen kann.5
2.2.2 Politische Macht
Politische Macht ist vielfältiger anwendbar. Zum einen, wenn man einen Vorteil an Rohstoffen bzw. Ressourcen gegenüber einem Benachteiligten hat und auf Grund dessen Forderungen stellen kann. Zum anderen, wenn man in einer höheren Position in einer Firma o.ä. Druck auf Tiefergestellte ausüben kann. Politische Macht hat oft etwas mit Erpressung zu tun. Politische Macht heißt aber auch, in bestimmten Sachverhalten die Entscheidungsgewalt zu besitzen.
2.2.3 Militärische Macht
Auch bei militärischer Macht ist derjenige im Vorteil, der die besseren Waffen zur Verfügung hat und so „physische Gewalt“6und Druck ausüben kann. Hier wird besonders deutlich, dass Macht sich oft nicht sonderlich von Gewalt unterscheidet, sei es nun physische oder psychische.
2.3 Macht und Abhängigkeit
Ein Machtsystem zwischen einem Überlegenen und einem Unterlegenen steht auch in einem Verhältnis von Abhängigkeit. Sobald jemand in irgendeiner Weise abhängig von jemandem ist, hat dieser Macht über ihn.
„Außerdem scheinen Umfang und Reichweite der Macht generell nicht nur von den zugelassenen oder von den tatsächlich verfügbaren Machtmitteln auf der einen Seite abhängig zu sein, sondern auch von Grad der Abhängigkeit, von den verfügbaren Alternativen oder von den Möglichkeiten zur Begrenzung der Macht (z.B. durch Moral, Recht oder Gegenmacht) auf der anderen Seite.“7
Auch bei den oben genannten Machtbegriffen lä ßt sich dies aufzeigen. Bei der politischen Macht kann z.B. ein Land davon abhängig sein, im Falle einer Hungersnot Lebensmittel zu erlangen. Das Land, welches diese liefern kann, hat somit politische Macht, denn es kann nun seinerseits Forderungen stellen. Je größer das Verhältnis der Abhängigkeit, desto größer ist auch die Macht. Sinkt der Grad der Abhängigkeit, schwindet ebenso die Macht.
3. Herrschaftsbegriff nach Weber
3.1 Definition nach Weber
Herrschaft bedeutet nach Max Weber, dass man die Möglichkeit bekommt, einen Willen (Befehl) zu äußern, der auch befolgt wird. Herrschaft ist also ein „System von Befehl und Gehorsam“8.
Das Verhältnis der Herrschaft zur Macht sieht folgendermaßen aus: Macht, die „legitimiert, [...] dauerhaft anerkannt und institutionalisiert ist“9, wird als Herrschaft bezeichnet. Max Weber hat drei Grundtypen von Herrschaft spezialisiert, die jedoch nur als Modelle zu verstehen sind.
3.2 Formen von Herrschaft
3.2.1 Legale Herrschaft
Eine legale Herrschaft wird durch eine Satzung, Ordnung oder Recht legitimiert. Ihre reinste Form ist die Bürokratie, der „Herrschende“ ist der jeweilige Vorgesetzte. Man findet diese Art von Herrschaft z.B. in einer Behörde, in der Beamte in einem hierarchischen Verhältnis zueinander stehen. Die Legitimation der Vorgesetzten sollte in aller Regel die Kompetenz des jeweiligen sein, aber auch er muß sich an bestehende Regeln halten, bzw. er darf nur im Rahmen dieser Regeln Befehle erteilen.
3.2.2 Traditionelle Herrschaft
Die traditionelle Herrschaft begründet sich auf den Glauben an die Autorität („Heiligkeit“10) , die es in einer vorhandenen Ordnung gibt. Mögliche Beispiele sind hier ein Dorfältester, ein Priester oder ein Patriarch. Beim Beispiel des Dorfältesten in einem afrikanischen Dorf ist er der Befehlende, dem die anderen Dorfbewohner in Funktion von Untertanen gehorchen. Der Dorfälteste kommt hierbei nicht durch Kompetenz, sondern durch Tradition an die legitimierte und angenommene Macht, also Herrschaft. Ähnlich ist es bei ständischen Strukturen, z.B. im Adel, wo Titel und somit auch Privilegien vererbt werden.
3.2.3 Charismatische Herrschaft
Eine charismatische Herrschaft kann eine Person erlangen, die sich durch besondere Eigenschaften auszeichnet und dadurch als „Herrscher“ anerkannt wird. Denkbare Eigenschaften sind z.B. heldenhaft, heilig, vorbildlich oder mitreißend11. Mögliche charismatische Herrscher sind z.B. Kriegshelden (heldenhaft), Propheten (heilig) oder Demagogen (mitreißend). Als Beispiele sind De Gaulle („Kriegsheld“)oder Hitler (Demagoge) anzuführen (wobei Hitlers Herrschaft wohl kaum als legitimiert bezeichnet werden kann).
Diese Herrschaftsform legitimiert sich lediglich durch das Vertrauen der Gehorchenden auf die Fähigkeiten des Herrschers. Die Legitimität geht verloren, sollte das Charisma schwinden.12
Ein Problem dieser Herrschaft ist die Regelung einer Nachfolge, da sich nur selten eine Person findet, die durch ihr Charisma das Vertrauen der Menschen ebenfalls gewinnen kann.
4. Schlussbemerkung
Die bearbeiteten Theorien, Definitionen und Modelle über Macht und Herrschaft von Max Weber sind über 80 Jahre alt. Um so überraschender ist es deshalb, wenn man sie auf ihren Aktualitätsgehalt überprüft und feststellt, dass sie auch noch auf die heutige Zeit anwendbar sind. Die verschiedenen Machtbegriffe sind sogar noch vielfältiger und differenzierter geworden, vor allem auf politischer und militärischer Ebene. Aktueller denn je ist auch das Verhältnis von Macht und Abhängigkeit, eine Gegebenheit, die heutzutage von mächtigen Personen, Institutionen und sogar Staaten ausgenutzt wird, um Profit zu machen. Schnell wird Macht hier zu Gewalt, oft in Form von Erpressung.
Auch zu den gegebenen Typen von Herrschaft lassen sich aktuelle Beispiele anführen.
Jegliche Behörde ist eine Form von legaler Herrschaft, und v.a. in vielen nichturbanisierten Gebieten tritt eine traditionelle Herrschaftsform auf, sei es als Dorfältester eines Stammes oder als Adliger, der seinen Titel vererbt bekommen hat.
Viel verbreiteter jedoch ist die Form der charismatischen Herrschaft , die sich auf beinahe alle Gebiete übertragen läßt. In dem Moment, in dem jemand durch seine Erscheinung oder Erfahrung imponieren und überzeugen kann und somit an einer Herrschaft partizipiert, ist diese auf sein Charisma begründet. Das kann sowohl in einer kleinen Gruppe passieren, aber auch in einer Partei oder sogar in einem Staat. Hier wäre als bestes Beispiel wohl erneut der Werdegang Adolf Hitlers anzuführen.
Durch diese Beispiele aus der heutigen Gesellschaft läßt sich also veranschaulichen, dass die Thesen Webers zumindest bis zum jetzigen Zeitpunkt zeitlos erscheinen, immerhin haben sie schon über 80 Jahre lang überdauert und scheinen noch einen längeren Zeitraum lang als allgemeingültig gelten zu können.
5. Literaturverzeichnis
Bango, Jenö: Soziologie für soziale Berufe. Grundbegriffe und Grundzüge. Stuttgart. 1994
Eitzinger, Isabel: Internet: http://www.club-der-toten-soziologen.de. 3.1.2001.
Krauss, Winfried: Internet: http://home.t-online.de/home/Winfried.Krauss/maxweber.htm. 3.1.2001.
Mogge-Grotjahn, Hildgard: Soziologie. Eine Einführung für soziale Berufe. Freiburg im Breisgau. 1996.
Schäfers, Bernhard (Hrsg.): Grundbegriffe der Soziologie. 6. Auflage. Opladen. 2000.
[...]
1Anmerkung: Max Weber wurde am 21.4.1864 in Erfurt geboren und gilt heute als Begründer der deutschen Soziologie. Er studierte zunächst Jura in Heidelberg und Berlin, veröffentlichte wirtschaftspolitische und sozialwissenschaftliche Schriften. 1909 ist er Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. Öffentlich kritisiert er die deutsche Kriegspolitik im 1. Weltkrieg, weil er einen Machtverlust Deutschlands befürchtet. 1919 reist Weber mit der deutschen Delegation zu den Friedensverhandlungen nach Versailles, die er jedoch bald wieder verläßt, da er die Haltung der Sieger missbilligt, die weniger auf Frieden, als auf Ausbeutung aus sind. Aber mit seinen Ansichten beweist er Weitblick, indem er indirekt die spätere Machtergreifung Hitlers und das Kräftemessen zwischen Russland und den USA voraussagt. Am 14.6.1920 stirbt Max Weber in München an einer Lungenentzündung.
2vgl. Mogge-Grotjahn, Hildgard: Soziologie. Eine Einführung für soziale Berufe. Freiburg im Breisgau. 1996. S. 81.
3Vgl. Bango, Jenö: Soziologie für soziale Berufe. Grundbegriffe und Grundzüge. Stuttgart. 1994. S. 77.
4Vgl. Bango, 1994, S. 77.
5Vgl. Mogge-Grotjahn, 1996, S. 81.
6Mogge-Grotjahn, 1996, S. 82.
7Gukenbiehl, Hermann L.: Herrschaft. In: Schäfers, Bernhard (Hrsg.): Grundbegriffe der Soziologie. 6. Auflage. Opladen. 2000. S. 128.
8Bango, 1994, S. 77.
9Mogge-Grotjahn, 1996, S. 82.
10Gukenbiehl, 2000. S. 128.
11Vgl. Mogge-Grotjahn, 1996, S. 82.
Häufig gestellte Fragen
Was ist das Thema dieser Arbeit?
Diese Arbeit behandelt die Macht- und Herrschaftsbegriffe nach Max Weber. Es wird untersucht, ob seine Theorien noch auf aktuelle Strukturen anwendbar sind und ob Beispiele für seine Macht- und Herrschaftsformen in der heutigen Zeit gefunden werden können.
Wie definiert Weber Macht?
Weber definiert Macht als die Möglichkeit, den eigenen Willen oder ein Interesse innerhalb einer sozialen Beziehung durchzusetzen, unabhängig von Widerstand.
Welche Arten von Macht unterscheidet Weber?
Weber unterscheidet zwischen legitimer und illegitimer Macht. Zudem unterteilt er Macht in persönliche, politische und militärische Macht.
Was ist der Unterschied zwischen legitimer und illegitimer Macht?
Legitime Macht wird innerhalb einer sozialen Beziehung anerkannt und beruht auf einem System aus Befehl und Gehorsam. Illegitime Macht wird nicht anerkannt und wird durch Gewalt oder Einflussnahme durchgesetzt.
Was versteht Weber unter Herrschaft?
Herrschaft bedeutet nach Weber, dass man die Möglichkeit hat, einen Willen (Befehl) zu äußern, der auch befolgt wird. Es ist ein System von Befehl und Gehorsam, das legitimiert, dauerhaft anerkannt und institutionalisiert ist.
Welche Formen von Herrschaft unterscheidet Weber?
Weber unterscheidet drei Grundtypen von Herrschaft: legale, traditionelle und charismatische Herrschaft.
Was ist legale Herrschaft?
Legale Herrschaft wird durch eine Satzung, Ordnung oder Recht legitimiert. Ein Beispiel ist die Bürokratie, in der Beamte in einem hierarchischen Verhältnis zueinander stehen.
Was ist traditionelle Herrschaft?
Traditionelle Herrschaft begründet sich auf den Glauben an die Autorität und Heiligkeit einer bestehenden Ordnung. Beispiele sind ein Dorfältester oder ein Priester.
Was ist charismatische Herrschaft?
Charismatische Herrschaft kann eine Person erlangen, die sich durch besondere Eigenschaften auszeichnet und dadurch als Herrscher anerkannt wird. Beispiele sind Kriegshelden, Propheten oder Demagogen.
Wie aktuell sind Webers Theorien über Macht und Herrschaft?
Die Arbeit kommt zu dem Schluss, dass Webers Theorien über Macht und Herrschaft auch über 80 Jahre nach ihrer Veröffentlichung noch auf die heutige Zeit anwendbar sind. Die verschiedenen Machtbegriffe sind sogar noch vielfältiger und differenzierter geworden, vor allem auf politischer und militärischer Ebene.
Welche Beispiele für die verschiedenen Herrschaftsformen gibt es heute?
Legale Herrschaft findet sich in Behörden, traditionelle Herrschaft in nichturbanisierten Gebieten (z.B. Dorfältester), und charismatische Herrschaft bei Personen, die durch ihre Erscheinung oder Erfahrung überzeugen können (z.B. Politiker).
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- Paul Arns (Author), 2001, Macht und Herrschaft nach Max Weber, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/101583