Theodor Fontane
Lebenslauf
- * 30. Dezember 1819 in der brandenburgischen Kleinstadt Neu Ruppin; hugenottische Refugiés
- Sohn eines Apothekers
- 1827 Übersiedlung nach Swinemünde, da: Vater - selbstständig werden
- besuchte Stadtschule, wechselte zum Gymnasium - Vater wollte, dass er auch Apotheker wird
- Lehrlings- und Gehilfenjahre in Berlin, Leipzig, Dresden - begann mit Dichten
( ein Epos, einen Roman, Gedichte ), Ausdrücke erhielt er in Vereinen und Klubs (hier: andere berühmte Dichter)
- Ostern 1844 trat als einjährig-Freiwilliger ins Kaiser-Franz-Regiment ein; Reise nach England - Verlobung mit Emilie Kummer
- Hochzeit nach fünfjähriger Verlobungszeit
- Angstellter im „Literarischen Bureau des Ministerium des Innern“, zuvor zwei Jahre in einem Berliner Krankenhaus gearbeitet
- Revolution 1848 - empfing Fontane ungerührt
- Auflösung des Bureaus - arbeitslos - nicht wieder Apotheker, sondern freier Schriftsteller werden · gesamte Kraft aufwenden, um sich über Wasser zu halten
- mehrere Reisen nach England ( 50er Jahre ) - altenglische Balladen · Rückkehr nach Berlin
- bis 1870 Redakteur der Kreuzzeitung
- besuchte Schsauplätze der Kriege von 1864, 1866 - Berichte - „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ · 70er Jahre - von den Franzosen als Kriegsberichterstatter gefangen genommen
- fast erschossen - einflussreiche Personen setzten sich für ihn ein
- nach dem Krieg - fast bis ans Lebensende Theaterrezensent der Vossischen Zeitung, Entstehen des Naturalismus erlebt
- Tod am 20.September 1898 in Berlin, auf dem Friedhof der Französischen Reformierten Gemeinde begraben
poetischer Realismus:
- tritt als Stilmerkmal oder Periodenteilung auf
- kritische Darstellung der zeitgenöss. gesellschaftl. Wirklichkeit
- überzeitl.,epochenüberschreitende Erscheinung
- Ausdruck des Konflikts mit den bestehenden Verhältnissen, in diesem Sinn kann ein realist. Literaturwerk als
Fiktion bezeichnet werden, die alle Merkmale der Wirklichkeit aufweist; als Fiktion, die als Wirklichkeit
gedacht werden kann
- viele Modifikationen und Übergangsstufen zw. Realismus und Naturalismus und dem Symbolismus
- Träger - große Zeit- und Gesellschaftsroman bzw. die Erzählliteratur, Dt: Novelle
- keine Erfindung des 19. Jh.; schon im 15. und 16. Jh. realistische Züge in der Dichtung
- erst im 19. Jh. Stilprogramm einer Generation
- Hauptvertreter: Theodor Storm, Wilhelm Busch, Gottfried Keller, Theodor Fontane
- Realisten wandten sich gegen die KLassik und Romantik
- das Erfahrbare und Überprüfbare darstellen, Phantasie geächtet
- Gefühle und Meinungen des Dichters sollten außerhalb der Darstellung bleiben
- Menschen in seinem alltäglichen Leben darstellen
- illusionsloser Beobachter, aber: nur kleiner Teil der Wirklichkeit wahrgenommen
- Handlung der Werke: oft in kleinen Orten oder Dörfern am Lande
- Figuren: häufig Handwerker, Kaufleute, Bauern
- nicht die große Politik, sondern die kleine Welt des Privaten bildete den Hintergrund
- Rahmentechnik: Erzähler erinnert sich an Begebenheit aus dem Leben oder an eine alte Chronik; Erzählung =
Bericht über reales vergangenes Geschehen
- bevorzugte Gattungsform: Novelle ( Höhepunkt im Realismus )
- Entwicklungsroman, historischer Roman, Zeitroman, Gesellschafts- oder Familienroman
- auf Drama weitgehend verzichtet
- meist konkreter Bezug auf die Gegenwart, die Realität ihrer Zeit
- Thema: meist einfaches Bürgertum
-
Politische Zeit Fontanes:
- 1848 Scheitern der liberalen Revolution - konservative Kräfte gestärkt
- Machtkampf Österreich - Preußen um Vorherrschaft in Dt.
- 1866 dt.-dt. Krieg; Preußen siegt; Ö. aus Dt. ausgegliedert
- 1870/71 dt.-franz. Krieg; D. siegt; franz. und innerdt. Widerstand beseitigt
- Preußen erlangt Kaiserwürde, wird führender Staat im Dt. Reich ( 1871 Reichsgründung )
- Dt. Reich konservativ-preußisch geprägt; Junkertum gewinnt unrealistisch hoh Bedeutung
- Ministerpräsident Otto von Bismarck regelt die Politik, die durcj Milität und Diplomatie bestimmt ist (bis 1890)
Literarische Situation:
- 19. Jh. noch stark von der Literatur der Klassik und Romantik beherrscht - kaum neue Entwicklung
- zu starke Orientierung an Goethes „ Wilhelm Meister“
- Metropolen fehlen, in denen sich das Zeitgeschehen geballt beobachten ließ
- ab 1830 Politisierung der Literatur
Fontane zum Realismus:
- „nicht das nackte Wiedergeben alltäglichen Lebens, am wenigsten seines Elends und seiner Schattensseiten“, „
- „lange genug Misere mit Realismus verwechselt
- Motto des Realismus der Goethe´sche Zuruf: „Greif nur hinein ins volle Menschenleben, Wo du es packst, da
ist´s interessant“
- „Widerspiegelung alles wirklichen Lebens, aller wahren Kräfte und Interessen im Element der Kunst
- nicht die bloße Sinnenwelt, das Handgreifliche; will das Wahre
- „schließt nichts aus als die Lüge, das Forcierte, das Nebelhafte, das Abgestorbene - vier Dinge, mit denen wir
glauben, eine ganze Literaturepoche bezeichnet zu haben“
Werke Fontanes
- eigentlich interessante Arbeit ensteht zwischen 1878 und 1898
- entdeckt das Medium Roman als gültigbleibendes Dokument einer Gesellschaft, das soziale Kenntnisse vermitteln und bewahren kann
- bedeutendster Romancier des 19. Jh. und einziger dt. Literat von gesellschaftsanalytischen Zeitromanen mit europ. Niveau
weisen individuelle Züge auf:
1. Thema:Aristokratie v.a. außerhalb ihrer beruflichen Tätigkeit im gesellschaftl. Umgang miteinander; durch Sitte und Anstand streng reguliert, in klar gegliederte Gesellschaftsstruktur eingebettet; meist Frauen, die eine Konflikt mit der etablierten Ordnung haben 2. Absicht: kritisches Durchbringen der gesellschaftlichen Konstellationen, welche das Individuum beeinflussen
3. Ort: meist Reichshauptstadt Berlin; ist mindestens Bezugpunkt ( z.B. Effi Briest ); Provinz meist spießbürgerlich und zurückgeblieben geschildert
- Objektivitätsbegriff: Objektivität nicht die sachlich-nüchterne Darstellung ohne das Einmischen des Autors, sondern die Lebensechtheit ( „Leben ist immer erlebtes Leben. Die Welt ist das Gesamt relativer individueller Welten )
- bloße Naturbeschreibungen zu langweilig; Natur als Umwelt ( Milieu ), die den Menschen prägt, wichtig
- Symbolik: benutzt viele Symbole, die nur wie Details aussehen, welche jedoch die geistigen Hintergründe, die psychologischen, sozialen, politischen und kulturellen Tiefschichten der Handlung enthüllen; auch Leitmotivcharakter; liefert kaum direkte seelische Analysen, sondern erklärt die seelische Verfassung über Symbole
Inhalt der Romane:
brandenburgisch-preußische Geschichte; Frage nach der politischen und sozialen Bedeutung des preußischen Adels; Materialismus und die Kulturfeindlichkeit des Bügertums; das Milieuverhalten; Kriminalerzählungen
Hauptwerke:
Grete Minde ( 1880 ), Schach von Wuthenow ( 1883 ), Irrungen, Wirrungen ( 1888 ),Effi Briest ( 1895 ), Der Stechlin ( postum 1899 )
Schaffen im Realismus:
1. von den Erzählern des poetischen Realismus der bedeutendste; z.B. für Thomas und Heinrich Mann, aber auch für Autoren nach ´45 wichtiger Darsteller der dt. Gesellschaft
2. führte die deutsche Literatur an weltliterarischs Niveau heran von seinen 14 Romanen ist Effi Briest das kunstreiche Meiterwerk Fontanes
3. Kritiker seiner Zeit; Bestandsaufnahme der Verhältnisse aus bürgerlicher Sicht, d.h. in seinen Werken spielen Arbeiter und ihre Situationen keine wirkliche Rolle
4. freier Autor auf der Suche nach Einkommen; deshalb Vorabdruck „Irrungen, Wirrungen“ in der „Vossischen Zeitung, daher auch Kapitelgliederung
5. stellte den Zwang dar, den die gesellschaftlichen Verhältnisse auf das Indviduum ausübten; privates Glück war nur möglich, wenn es sich den sozialen Zwängen beugte; Individuum geprägt, verformt, unterdrückt, verurteilt 6. ironisiert die ideologische Beengtheit des Kleinbürgertums; vieles indirekt gesagt, Stilmittel Fontanes: Ironie 7. Darstellung des adeligen Lebens und Sehnsucht nach bürgerlicher „Natürlichkeit“, nach Leben jenseits der schichtspezifischen Verhältnisse - gegen die Klassifizierung der Gesellschaft - Ausdruck in den Werken 8. forderte gesellschaftlichen Wandel
9. oft kritische Aufnahme der Werke durch das Bürgertum; Ablehnung durch den Adel; gleichzeitig Beifall für die
literarische Leistung ( professionelle Literaturkritiker und Rezensenten ); z.B. Kriminalgeschichte „Unterm
Birnbaum“: zeitgenössiche Resonanz sehr bescheiden, ohne Interesse, wenige lobende Kritiken; noch heute im Schatten der späteren und bekannteren Romane
10. psychologisierende Art der Erzählung, Darstellung der Personen, Analyse der Folgen von Taten ( unterm Birnbaum )
11. Schreiben für Zeitungen und Zeitschrifetn = herausragende Bedeutung für F.; begeisterter, ausdauernder Zeitungsleser
12. „Karriere“ im Journalismus: Korrespondenzen, Feuilletonarbeiten, Theaterkritiken
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- Astrid Becker (Autor:in), 2001, Fontane, Theodor, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/101346