Das Interesse der Arbeit besteht in der Frage, ob es sich beim Gefangenenlager Guantánamo Bay um die Simulation eines Gefängnisses handelt. Ziel dabei ist die Beweisführung, dass sich das Gefangenenlager in relevanten Aspekten von einem gewöhnlichen Disziplinierungssystem unterscheidet und schlussfolgernd nicht als Gefängnis aufzufassen ist.
Da Michel Foucaults Werk "Überwachen und Strafen" als theoretischer Rahmen dient, wird dieses zu Beginn der Arbeit in Hinblick auf die Entstehung des Gefängnisses und der damit verbundenen Haftstrafe präsentiert. In diesem Zusammenhang werden zugleich die Grenzen der Anwendung seiner Theorie angesprochen. In Anschluss daran setzt die zentrale Analyse des Gefangenenlagers an. Dabei wird zuerst geschildert, welche Zweckverfolgung mit der Entstehung der Institution einhergegangen ist. Anknüpfend folgt die Vorstellung der ehemaligen Insassen, wobei diese in Zusammenhang mit ihrem Verfahren sowie ihrer Rechtslage charakterisiert werden. Zuletzt wird aufgedeckt, was die Prinzipien des Gefangenenlagers
auszeichnete, wobei der Schwerpunkt auf physische Gewalt liegt. Gleichwohl finden Rückblicke von ehemaligen Gefangenen sowie Berichte sämtlicher Organisationen Berücksichtigung, da auch diese einen Beitrag zur Beweisführung leisten.
"Wir haben dieses Lager für Leute errichtet, die für alle Zeiten hier sein werden. Ihr solltet nicht davon ausgehen, je wieder nach Hause zu kommen. Ihr werdet den Rest eures Lebens hier verbringen[…] Keine Sorge. Wir werden euch am Leben halten,
damit ihr weiter leiden könnt". An dieser Äußerung spiegelt sich die Situation ehemaliger Insassen des Gefangenenlagers Guantánamo Bay wider: Obgleich sie sich in einer totalen Institution befanden, die aus der Perspektive von Foucault (1994) Humanität und Disziplin hätte repräsentieren müssen, wurden den Insassen dieses Gefängnisses "Leid" zugefügt. Doch nicht nur Schmerzzufügung in Form von Folter prägten den Alltag der Insassen. Vielmehr nahm man ihnen im Rahmen der Politik der Ausnahme jegliche Rechte, die ihnen hätten Schutz vor Terror bieten können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Entstehung des Disziplinierungssystems „Gefängnis“
- Welcher Zweck kommt einer Gefängnisstrafe zuvor?
- Besserung von Individuen
- Gefangenenlager Guantánamo Bay
- Wahl eines rechtlosen Ortes
- Uneingeschränkte Informationsbeschaffung
- Wer wird von einem Gefängnis repräsentiert?
- Insassen mit einer vorherigen Gerichtsverhandlung
- Insassen mit einer verifizierten Schuld
- Gefangenenlager Guantánamo Bay
- Unrechtmäßig inhaftierte Insassen
- Gewaltsam transportierte Insassen
- Gefolterte Insassen
- Welche Prinzipien werden von einem Gefängnis eingehalten?
- Prinzip der Klassifikation
- Prinzip der technischen Kontrolle sowie der Anschlussinstitutionen
- Gefangenenlager Guantánamo Bay
- Körperliche Züchtigung hinter Gittern
- Verweigerung von Kontroll- und Fürsorgemaßnahmen
- Anwendung von Tiger-Teams
- Abschließende Bemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, ob das Gefangenenlager Guantánamo Bay als Simulation eines Gefängnisses betrachtet werden kann. Die zentrale These ist, dass sich Guantánamo in relevanten Aspekten von einem herkömmlichen Gefängnissystem unterscheidet und daher nicht als solches qualifiziert. Die Analyse stützt sich auf Michel Foucaults Theorie des Disziplinierungssystems und untersucht die Grenzen ihrer Anwendbarkeit auf den Kontext von Guantánamo.
- Entstehung und Zweck des Gefängnisses nach Foucault
- Vergleich der Zwecksetzung zwischen traditionellen Gefängnissen und Guantánamo Bay
- Charakterisierung der Insassen von Guantánamo Bay und deren Rechtslage
- Analyse der Prinzipien und Praktiken im Gefangenenlager Guantánamo Bay, insbesondere die Anwendung von physischer Gewalt
- Grenzen der Anwendbarkeit von Foucaults Theorie auf den Ausnahmefall Guantánamo
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung präsentiert die Ausgangssituation anhand eines Zitats, welches die Leidenszustände ehemaliger Insassen von Guantánamo Bay verdeutlicht. Sie thematisiert den Widerspruch zwischen der Idee des Gefängnisses als humaner und disziplinierender Institution (Foucault) und der Realität in Guantánamo, wo den Insassen grundlegende Rechte verweigert wurden. Die Arbeit untersucht, ob Guantánamo als Simulation eines Gefängnisses betrachtet werden kann, indem sie dessen Abweichungen von einem gewöhnlichen Disziplinierungssystem aufzeigt.
1. Entstehung des Disziplinierungssystems „Gefängnis“: Dieses Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung des Gefängnisses als Disziplinierungssystem nach Foucault. Es wird gezeigt, dass das moderne Gefängnis eine relativ neue Entwicklung ist, die mit tiefgreifenden Veränderungen in der Strafjustiz und der Ausübung von Staatsgewalt einhergeht. Foucaults Konzept der Disziplinartechniken und deren Ziel der Erziehung und Besserung von Insassen wird eingeführt, wobei die Grenzen der Anwendbarkeit dieser Theorie auf Guantánamo Bay bereits angedeutet werden.
2. Welcher Zweck kommt einer Gefängnisstrafe zuvor?: Dieses Kapitel vergleicht den Zweck einer Gefängnisstrafe nach Foucault (Besserung und Umformung von Individuen) mit der Realität in Guantánamo Bay. Es wird herausgestellt, dass die Inhaftierung in Guantánamo nicht den Zielen der Besserung und der Reintegration in die Gesellschaft diente, sondern vielmehr von anderen Zielen, wie der Informationsgewinnung und der langfristigen Inhaftierung ohne rechtliche Grundlage, geprägt war.
3. Wer wird von einem Gefängnis repräsentiert?: Dieses Kapitel analysiert die Insassen von traditionellen Gefängnissen im Vergleich zu denen von Guantánamo. Es werden Unterschiede in Bezug auf Gerichtsverfahren, Schuldverurteilung und die Art der Inhaftierung (rechtswidrig, gewaltsam, unter Folter) hervorgehoben. Guantánamo zeigt eine deutliche Abweichung von den Prinzipien eines regulären Gefängnissystems, in dem rechtliche Verfahren und die Anerkennung von Rechten eine zentrale Rolle spielen.
4. Welche Prinzipien werden von einem Gefängnis eingehalten?: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Prinzipien, die in herkömmlichen Gefängnissen Anwendung finden (Klassifizierung, technische Kontrolle) und deren Fehlen oder Umkehrung in Guantánamo Bay. Die systematische Anwendung von physischer Gewalt, die Verweigerung von Fürsorgemaßnahmen und der Einsatz von „Tiger-Teams“ werden als zentrale Beispiele für die gravierenden Abweichungen von den Prinzipien eines regulären Gefängnisses aufgeführt und mit Foucaults Theorie kontrastiert.
Schlüsselwörter
Guantánamo Bay, Gefängnis, Michel Foucault, Disziplinierungssystem, Überwachen und Strafen, Macht, Gewalt, Haftstrafe, Menschenrechte, Folter, Ausnahmepolitik, Rechtlosigkeit, Total Institution.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Analyse des Gefangenenlagers Guantánamo Bay
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht, ob das Gefangenenlager Guantánamo Bay als Simulation eines Gefängnisses im Sinne Michel Foucaults betrachtet werden kann. Die zentrale These ist, dass Guantánamo sich in relevanten Aspekten von einem herkömmlichen Gefängnissystem unterscheidet und daher nicht als solches qualifiziert.
Welche Methode wird angewendet?
Die Analyse stützt sich auf Michel Foucaults Theorie des Disziplinierungssystems und untersucht die Grenzen ihrer Anwendbarkeit auf den Kontext von Guantánamo. Es werden Vergleiche zwischen traditionellen Gefängnissen und Guantánamo Bay in Bezug auf Entstehung, Zweck, Insassen, Prinzipien und Praktiken angestellt.
Welche Aspekte von Guantánamo Bay werden im Detail untersucht?
Die Arbeit untersucht die Entstehung und den Zweck des Gefängnisses nach Foucault, vergleicht die Zwecksetzung zwischen traditionellen Gefängnissen und Guantánamo Bay, charakterisiert die Insassen von Guantánamo Bay und deren Rechtslage, analysiert die Prinzipien und Praktiken im Gefangenenlager Guantánamo Bay (insbesondere die Anwendung von physischer Gewalt) und beleuchtet die Grenzen der Anwendbarkeit von Foucaults Theorie auf den Ausnahmefall Guantánamo.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in jedem Kapitel?
Die Arbeit beinhaltet eine Einleitung, die die Ausgangssituation und die Forschungsfrage präsentiert. Kapitel 1 beleuchtet die historische Entwicklung des Gefängnisses nach Foucault. Kapitel 2 vergleicht den Zweck einer Gefängnisstrafe mit der Realität in Guantánamo. Kapitel 3 analysiert die Insassen von traditionellen Gefängnissen im Vergleich zu denen von Guantánamo. Kapitel 4 konzentriert sich auf die Prinzipien in herkömmlichen Gefängnissen und deren Fehlen/Umkehrung in Guantánamo. Die Arbeit schließt mit einer abschließenden Bemerkung.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Guantánamo Bay, Gefängnis, Michel Foucault, Disziplinierungssystem, Überwachen und Strafen, Macht, Gewalt, Haftstrafe, Menschenrechte, Folter, Ausnahmepolitik, Rechtlosigkeit, Total Institution.
Welche zentrale These wird vertreten?
Die zentrale These besagt, dass Guantánamo Bay sich in relevanten Aspekten von einem herkömmlichen Gefängnissystem unterscheidet und daher nicht als Simulation eines solchen betrachtet werden kann.
Wie wird Foucaults Theorie in der Analyse eingesetzt?
Foucaults Theorie des Disziplinierungssystems dient als analytisches Werkzeug, um die Praktiken und Prinzipien in Guantánamo Bay zu untersuchen und die Abweichungen von einem herkömmlichen Gefängnissystem aufzuzeigen. Die Grenzen der Anwendbarkeit dieser Theorie auf den Ausnahmefall Guantánamo werden dabei explizit thematisiert.
Welche Schlussfolgerung zieht die Arbeit?
(Die genaue Schlussfolgerung ist nicht explizit in den bereitgestellten Kapitelzusammenfassungen genannt, aber implizit wird deutlich, dass Guantánamo sich stark von einem herkömmlichen Gefängnis unterscheidet und Foucaults Theorie nur bedingt anwendbar ist.)
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- Emina Jasarovic (Autor), 2020, Guantanamo Bay. Die Simulation eines Gefängnisses? Eine Analyse unter Anwendung der Theorie des Strafsystems von Michel Foucault, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1012762