Das Werk befasst sich zunächst allgemein mit dem Begriff der Privatisierung von Strafverfolgung. Schwerpunktmäßig wird sodann auf den Entwurf eines Verbandssanktionengesetzes und die damit einhergehende Privatisierung von Strafverfolgung eingegangen. Im Fokus steht hierbei die Vorschrift des § 17 VerSanG-E, die der Autor als im Wesentlichen "misslungen" ansieht. Im Verlauf der Arbeit werden deshalb Vorschläge erarbeitet, die nach Auffassung des Autors zielführender erscheinen.
"Den hochgemuten, voreiligen Griff nach der Wahrheit hemmen will der Kritizismus des Verteidigers". So formulierte es Max Alsberg, der berühmteste deutsche Strafverteidiger in der Zeit der Weimarer Republik, im Jahr 1930. Seine Maxime, dass für die Wahrheitsfindung eine Dialektik von Strafverfolgung und Verteidigung unerlässlich ist, gilt damals wie heute. Die Grundlage dieser Maxime ergibt sich unmittelbar aus dem dem Strafrecht zugrundliegenden Legalitätsprinzip, wonach die Strafverfolgung zuvörderst Aufgabe der staatlichen Strafverfolgungsbehörden ist.
In letzter Zeit scheint diese Maxime jedoch immer mehr aufgeweicht zu werden, indem Private vermehrt Einzug in die Strafverfolgung erhalten. Beispielsweise erfreuen sich interne Untersuchungen, d.h. strukturierte Maßnahmen von Unternehmen, zur Aufklärung von Verdachtsmomenten, die auf in oder aus dem Unternehmen heraus begangene Straftaten hindeuten, immer größerer Beliebtheit. Im Zuge dieser Entwicklung beschloss die Bundesregierung im Juni 2020 einen Regierungsentwurf zu einem neuen Verbandssanktionengesetz. In diesem Entwurf wird zwar klargestellt, dass das Legalitätsprinzip grundsätzlich unangetastet bleiben soll. Allerdings birgt insbesondere die Vorschrift des § 17 VerSanG-E die Gefahr der Einführung einer Privatisierung von Strafverfolgung "durch die Hintertür".
Inhaltsverzeichnis
Literaturverzeichnis
A. Dialektik von Strafverfolgung und Verteidigung
B. Privatisierung von Strafverfolgung: Definition und Probleme
I. Begriffsbestimmung
II. Das Legalitätsprinzip
III. Formen der Privatisierung von Strafverfolgung und deren Zulässigkeit
1. Private Ermittlungen auf Veranlassung des Staates
2. Eigenverantwortliches Ermitteln durch Private
IV. Schranken der Privatisierung von Strafverfolgung
1. Materiell-rechtliche Schranken
2. Schranken in Form staatlicher Gegeninteressen
3. Verfassungsrechtliche Schranken
V. Zwischenergebnis
C. Der Entwurf eines neuen Verbandssanktionengesetzes
I. Das Einfallstor für die Privatisierung von Strafverfolgung
1. Die Voraussetzungen des § 17 Abs. 1
a) Das Erfordernis eines wesentlichen Beitrags zur Sachverhaltsaufklärung
b) Das Trennungsprinzip
c) Das Kooperationsgebot
d) Zurverfügungstellung des Untersuchungsergebnisses
e) Grundsätze eines fairen Verfahrens
2. Rechtsfolgen
II. Sonstige Kritik
D. Fazit
- Quote paper
- Ralf Schröder (Author), 2020, Privatisierung von Strafverfolgung am Beispiel des Entwurfs eines Verbandssanktionengesetzes, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1012580
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