Was berechtigt eine anständige Gesellschaft, eine Gruppe als moralisch legitim zu bezeichnen? Dieser Frage geht der vorliegende Essay nach. Als Referenzpunkt wird dabei besonders das Werk Avishai Margalits herangezogen.
Avishai Margalit untersucht in seinem Werk „Politik der Würde – Über Achtung und Verachtung“ verschiedene Gesellschaftsformen und versucht dabei diese, in Beziehung zu den menschlichen Gefühlen Schuld und Scham sowie zu den Begriffen Anerkennung und Demütigung eine Rangfolge hin zur gerechten Gesellschaft festzulegen. Deshalb unterscheidet er zunächst in „Scham- und Schuldgesellschaften“.
Zunächst mag es positiv erscheinen, dass in einer Schamgesellschaft das Sanktionsinstrument funktioniert und die Menschen schlechte Handlungen unterlassen. Das Motiv ist allerdings ein egozentrisch falsches, weil es sich ausschließlich auf die eigene Person bezieht und in keiner Weise die Sicht des Opfers reflektiert wird. In Schuldgesellschaften hat der Täter, unabhängig davon, ob er sanktioniert wurde oder nicht, Mitgefühl mit dem Opfer, kann sich dabei in seine Lage versetzen und verspürt dabei Reue. Deshalb setzt Margalit „Schuldgesellschaften“ mit „anständigen Gesellschaften gleich. Auf den ersten Blick scheint es, als seien die Begriffe „Scham“ und „Schuld“ recht einfach voneinander trennbar. Diese Abgrenzung wird in der weitergehenden Betrachtung wesentlich schwieriger.
Inhaltsverzeichnis
- Was berechtigt eine anständige Gesellschaft, eine Gruppe als moralisch legitim zu bezeichnen?
- Schuld- und Schamgesellschaften
- Demütigung
- Identitätsstiftende Gruppen
- Moralisch legitime und illegitime Gruppen
- Satanismus: Ein verzerrtes Bild
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Essay analysiert Avishai Margalits Werk „Politik der Würde – Über Achtung und Verachtung\" und untersucht, wie er die Unterscheidung zwischen Schuld- und Schamgesellschaften in Bezug auf moralische Legitimität von Gruppen verwendet. Der Text beleuchtet die Rolle der Demütigung in Margalits Theorie und diskutiert die Kriterien für die moralische Legitimität von identitätsstiftenden Gruppen.
- Die Unterscheidung zwischen Schuld- und Schamgesellschaften nach Margalit
- Die Rolle der Demütigung in der moralischen Legitimität von Gruppen
- Die Kriterien für die moralische Legitimität von identitätsstiftenden Gruppen
- Das Problem der moralischen Legitimität von Gruppen im Fall von Satanismus
- Die Verzerrung des Bildes von Satanismus durch Massenmedien
Zusammenfassung der Kapitel
- Das Essay beginnt mit einer Einführung in Margalits Konzept der „Schuld- und Schamgesellschaften", die durch unterschiedliche Motivationen für Handeln und Moralität gekennzeichnet sind.
- Der Autor analysiert die Beziehung zwischen Scham und Demütigung und argumentiert, dass Demütigung, im Gegensatz zu Scham, nicht auf Leistung basiert und zur Exklusion aus der menschlichen Gemeinschaft führt.
- Die Merkmale identitätsstiftender Gruppen werden beleuchtet, wobei die Bedeutung einer erkennbaren Eigenkultur und der internalisierten Kulturübertragung hervorgehoben wird.
- Der Essay stellt Margalits Argument vor, dass anständige Gesellschaften moralisch legitime Gruppen nicht demütigen sollten. Es wird jedoch kritisiert, dass Margalit das Kriterium der moralischen Legitimität unzureichend definiert.
- Der Autor untersucht die öffentliche Wahrnehmung von Satanismus und argumentiert, dass das Bild dieser Gruppe stark verzerrt ist und durch Medienmanipulation geprägt wird.
Schlüsselwörter
Schuldgesellschaft, Schamgesellschaft, Demütigung, moralische Legitimität, Identitätsstiftende Gruppe, Satanismus, Massenmedien, Verzerrung, Diskursstrategie.
- Quote paper
- Max Feltin (Author), 2016, Anständige Gesellschaften und moralisch legitime Gruppen. Avishai Margalits "Politik der Würde", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1012441